Hamburgs Nein zu Olympia

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peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.206
1.025
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Mal ganz unabhängig von der Haltung in der Sache übersiehst du ME dabei, dass Deutschland ein Bundesstaat ist. Alle von dir genannten Beispiele müssten durch den Bund geregelt werden (bzw. wurden im Fall der Herdprämie durch den Bund geregelt), die Volksabstimmung müsste also bundesweit sein. Volksabstimmungen auf Bundesebene gibt es aber nicht (und ihr Einführung bedürfte - nach wohl immer noch überwiegender Auffassung - einer Verfassungsänderung). Hier hat Hamburg als Bundesland eine Abstimmung durchgeführt und gerade in HH gab es zu sehr strittigen Themen nun schon häufiger Abstimmungen, so zum Beispiel zum sehr umstrittenen Thema 6jährige Grundschule. Insofern kann man den "Trägern" der Volksabstimmung zu Olympia kaum vorwerfen, dass es zu den von dir genannten Themen keine Volksabstimmungen gibt.

Das GG sieht sie durchaus vor: "(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen", daher wäre keine Verfassungsänderung notwendig.
 
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oldfaithful

Erfahrenes Mitglied
11.05.2014
391
165
HAM
Schade! Das Ergebnis der Volksbefragung.
Ich, als Hamburger, muss konstatieren, dass knapp 52% meiner Mitbürger entweder Dörfler oder Spielverderber oder Hasenfüße sind.
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
7.804
2.312
CGN
Das GG sieht sie durchaus vor: "(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen", daher wäre keine Verfassungsänderung notwendig.

Der Wortlaut von Art. 20 Abs. 2 GG ist mir durchaus bekannt, aber vielen Dank. Nach der "Mehrheitsaufassung" (herrschende Meinung) verweist das Wort Abstimmungen ausschließlich auf die Abstimmungen nach Art. 29 GG (Neugliederung des Bundesgebietes), die die einzigen, vom GG ausdrücklich vorgesehenen sind. Danach wäre eine Verfassungsänderung nötig.
 

unn4m3d

Erfahrenes Mitglied
03.12.2011
280
54
Ich habe für Olympia in Hamburg gestimmt.

Ich denke es hat hauptsächlich zum einem an den Attentaten von Paris und an der Flüchtlingskrise gelegen. Der Otto-Normal-Bürger denkt halt nicht visionär, sondern sieht heute zum einen die Terrorgefahr die mit solch einem Großereignis einhergeht und andererseits die Flüchtlingskrise, die uns alle auch vor eine große Aufgabe stellt. Dazu kommen dann noch die immensen Kosten eines solchen Großereignisse unterfüttert mit gefährlichem Halbwissen über die Finanzierung. Hier muss man dem SPD Senat wohl auch anlasten, dass die Zusage vom Bund nicht rechtzeitig eingeholt wurde. Das war blauäugig. Als wenn Schäuble aus der Nummer rausgekommen wäre.. Aber genauso ist es blauäugig von den "Nein-Sagern" zu sagen, dass jenes Geld welches durch die Nichtbewerbung gespart wird jetzt in Kindergärten, Wohnungsbau oder Sportvereine gesteckt werden kann. Das Geld ist schließlich nicht da, sondern wäre nur für Olympia bereitgestellt worden, als Investition in die Zukunft der Stadt.

Ich bin ehrlich gesagt schon enttäuscht von dem Wahlergebnis. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass es derartig knapp wird und bin von einer großen Mehrheit ausgegangen. Aber es ist halt immer leichter "nein" zu sagen. Schließlich hatte der Mensch schon immer Angst vor Veränderungen. Es wurde eine große Chance für alle in Deutschland verpasst. Das Sommermärchen hat den Ruf Deutschlands in der Welt nachhaltig verändert, hier hätte man anknüpfen können. Davon hätte nicht nur Hamburg profitiert sondern ganz Deutschland. Schade.
 

bluesaturn

Erfahrenes Mitglied
27.05.2014
3.738
351
Es hatten die Menschen auch aus Schleswig-Holstein abstimmen sollen. Schliesslich waeren auch sie betroffen gewesen.
Ansonsten frage ich mich doch, wie die Finanzierung ausgesehen haette. Die war ja noch nicht mal klar.
Es ist doch durchaus fraglich, wem oder welcher Bevoelkerungsgruppe die Investitionen fuer Olympia zugute gekommen waeren.
 

unn4m3d

Erfahrenes Mitglied
03.12.2011
280
54
Die Kieler durften auch abstimmen, da dort die Segelwettbewerbe stattfinden sollten. Dort gab es eine >60% Mehrheit für Olympia. Aber da kommen wir dann zwangsläufig zum Thema "Stadtstaat Hamburg" vs. ein "Nordbundesland", bzw. Vor und Nachteile eines solchen.
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.779
7.307
irdisch
Meiner Meinung nach ist die Entscheidung nicht so sehr Zaudern und Kleingeistertum, wie man nachträglich unterstellt, sondern vor allem ein direktes Misstrauensvotum gegen sportliche Großveranstaltungen und wie sie heute laufen. Nein zu Olympia haben auch schon die Schweiz, England und Schweden (?) (glaub ich) gesagt. Alle informierten Gesellschaften machen diesen korrupten und überteuerten Mist in der heutigen Form nicht mehr mit. Ist ja auch verständlich.

Der Sport, vor allem seine Verbände, müssen sich grundlegend ändern. Sonst gibt es eben kein öffentliches Geld mehr dafür. Ich finde das Nein richtig und hätte auch so gestimmt. Und ich bin kein Nimby oder irgendeine Spaßbremse.
 

Weltreisender

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05.04.2009
3.173
495
LEJ
Ich persönlich finde das die Deutschen bei großen Events/Leistungen manchmal zu zögerlich sind. Hier kann ich es jedoch verstehen. Die großen Sportverbände sind undemokratisch und korrupt. Ob nun Fußball WM oder Olympia, es geht darum Milliarden zu verdienen. Durchaus zweifelhaft Staaten versuchen mit solchen Events ihr Ansehen zu verbessern. Gegen Zahlung eines entsprechenden Obolusses bekommen Sie diese zugesprochen. Ich finde nicht, dass wir Deutschland uns in die Reihe dieser Staaten einreihen müssen.
 

concordeuser

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01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Als Hamburger habe ich gegen Olympia gestimmt.

Spätestens seit der Olympiade in London, als der örtliche Bäcker keine Olympia Brötchen verkaufen durfte, und damals die Vermarktungskonzepte des IOC in einer Doku offengelegt wurden, sind die Veranstalter genauso wie die Fifa (!) in meinen Augen kriminelle Vereinigungen, die die berühmten Geschäfte zu Laste Dritter machen

Dazu das Doping
 

Vollzeiturlauber

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27.11.2012
9.400
2.260
Corona-Land
Seit Sonntag sind alle Norddeutschen Fernsehsender, Hörfunksender und Zeitungen pro Olympia.

Heute Abend war im Hamburg-Journal um 19:30h der erste Sportfunktionär, der eine Bewerbung für 2028 ins Spiel brachte!

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Das Land wird beherrscht von Neinsagern und Zauderern!
 
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unn4m3d

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03.12.2011
280
54
Seit Sonntag sind alle Norddeutschen Fernsehsender, Hörfunksender und Zeitungen pro Olympia.

Seit Sonntag?

Die Gruppierung um #nolympia hatte in der öffentlichen Berichterstattung so gut wie gar keine Lobby. Sämtliche Medien in Hamburg waren die ganze Zeit über pro Olympia. Das skurillste war sicherlich der 20 Seiten Einleger des Hamburger Abendblatts aus der Zukunft unter dem Motto "Das waren die Spiele 2024 in Hamburg" inkl. Interview mit Hillary Clinton zu den Spielen. :sick:

Das habe ich als Befürworter schon für echt harten Tobak gehalten.
 

Fabouleus

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19.08.2012
562
30
BRE
Seit Sonntag sind alle Norddeutschen Fernsehsender, Hörfunksender und Zeitungen pro Olympia.

Heute Abend war im Hamburg-Journal um 19:30h der erste Sportfunktionär, der eine Bewerbung für 2028 ins Spiel brachte!

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Das dürfte nur passieren, wenn 2024 die Spiele ausserhalb von Europa stattfinden, da zweimal hintereinander in Europa es nicht geben wird
 

rotanes

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01.06.2010
7.016
5
HAM
Das Land wird beherrscht von Neinsagern und Zauderern!

Ich möchte mal eine alternative Interpretation des Wahlergebnis geben:

Ca. 27% der Wahlberechtigten sind harte Olympia-Gegner.

Ca. 73% sind entweder dafür oder es ist ihnen gleichgültig.

Somit haben die 27% Neinsager es geschafft, die Durchführung der Spiele zu verhindern, obwohl eigentlich mehr als 70% beim Referendum keine Einwendungen dagegen hatten.

Ein grundsätzliches Dilemma bei allen Volksentscheiden.
 

concordeuser

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01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
"Ein grundsätzliches Dilemma bei allen Volksentscheiden."

Un noch viel mehr bei Wahlen durch die stetig sinkende Wahlbeteiligung


NOlympia hat mit 27 % immerhin noch eine breitere Basis als z B die SPD sie in der Bundesregierung hat. Bezieht man das Wahlergebnis richtigerweise auf die Gesamtheit aller Wahlberechtigten hat die SPD - als Beispiel - nur etwa 18-20 % wenn ich richtig erinnere
 
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concordeuser

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01.11.2011
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1.806
Hamburg
sorry aber es ist doch mehr als armselig, abenteuerlich und manipulativ zu unterstellen, bei Olympia und Wahlen sein "die Nichtwähler" ja eigentlich Befürworter von Olympia und CDU SPD etc. sie hätten ja nur nicht gewählt.

(Penguin Buch 1976 How to lie with statistics) - immer noch ein großartiges Buch
 

west-crushing

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03.08.2010
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2.312
CGN
Ich möchte mal eine alternative Interpretation des Wahlergebnis geben:

Ca. 27% der Wahlberechtigten sind harte Olympia-Gegner.

Ca. 73% sind entweder dafür oder es ist ihnen gleichgültig.

24% der Abstimmungsberichtigten sind begeisterte Olympia-Befürworter.

76% sind dagegen oder es ist ihnen gleichgültig.

Geht genauso. Die von dir vorgebrachte Argumentation ist unredlich, denn: Wer zu Hause bleibt enthält sich ("ist mir egal") und kann damit nicht argumentativ einfach einer Seite zugerechnet werden; insbesondere indem auf der nicht favorisierten Seite dann auch noch ein negativ konotiertes Adjektiv zugefügt wird ("harte" Gegner; ich habe mal versucht das durch "begeistert" nachzustellen.)
 

rotanes

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01.06.2010
7.016
5
HAM
24% der Abstimmungsberichtigten sind begeisterte Olympia-Befürworter.

76% sind dagegen oder es ist ihnen gleichgültig.

Geht genauso. Die von dir vorgebrachte Argumentation ist unredlich, denn: Wer zu Hause bleibt enthält sich ("ist mir egal") und kann damit nicht argumentativ einfach einer Seite zugerechnet werden; insbesondere indem auf der nicht favorisierten Seite dann auch noch ein negativ konotiertes Adjektiv zugefügt wird ("harte" Gegner; ich habe mal versucht das durch "begeistert" nachzustellen.)
.... Danke, womit bewiesen wäre, dass bei einer so geringen Beteiligung überhaupt keine politische / inhaltliche Aussage über die Stimmung der Bevölkerung möglich ist, sondern nur eine rechtliche.

Meine (subjektive) Meinung bleibt aber, dass ein Gegner vermutlich eine höhere Motivation verspürt abzustimmen, als ein Befürworter.
 
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peter42

Moderator
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09.03.2009
13.206
1.025
Der Wortlaut von Art. 20 Abs. 2 GG ist mir durchaus bekannt, aber vielen Dank. Nach der "Mehrheitsaufassung" (herrschende Meinung) verweist das Wort Abstimmungen ausschließlich auf die Abstimmungen nach Art. 29 GG (Neugliederung des Bundesgebietes), die die einzigen, vom GG ausdrücklich vorgesehenen sind. Danach wäre eine Verfassungsänderung nötig.

Ist mir so nicht bekannt, Quelle?
 

rotanes

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01.06.2010
7.016
5
HAM
.

. Die von dir vorgebrachte Argumentation ist unredlich.)

Manipulieren wollte ich nicht.

Unter den Enthaltungen gibt es ja neben potentiellen Ja- oder Neinsager auch noch die Gruppe der tatsächlich unentschiedenen oder entscheidungsschwachen, sowie Leute denen diese Frage schlichtweg schei**egal ist. Und dann auch noch die 10%, welche 2024 schon tot sein werden.

Da hätte ich es für vertretbar gehalten, wenn die Politik mit ihrer 90% Übereinstimmung diese genannte Gruppe gedanklich den Jasagern zugeschlagen hätte. Aber rechtlich geht das natürlich nicht.
 

west-crushing

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03.08.2010
7.804
2.312
CGN
Manipulieren wollte ich nicht.

Unter den Enthaltungen gibt es ja neben potentiellen Ja- oder Neinsager auch noch die Gruppe der tatsächlich unentschiedenen oder entscheidungsschwachen, sowie Leute denen diese Frage schlichtweg schei**egal ist. Und dann auch noch die 10%, welche 2024 schon tot sein werden.

Da hätte ich es für vertretbar gehalten, wenn die Politik mit ihrer 90% Übereinstimmung diese genannte Gruppe gedanklich den Jasagern zugeschlagen hätte. Aber rechtlich geht das natürlich nicht.

Ich wollte dir nicht unterstellen, dass du das für rechtlich zulässig oder wünschenswert hälst. Meine Aussage war nur, dass ich deine Argumentation auch für politisch unzulässig halte. Wir wissen schlichtweg nicht, was diejenigen die nicht zur Wahl gegangen sind, sich dabei gedacht haben, wie du das mE korrekt ja auch darstellst. Es gibt auch noch eine weitere Gruppe, die nicht abgestimmt hat, weil sie mit anderen politischen Themen nicht einverstanden ist. Du hast ja zum Beispiel vorgetragen, dich trotz Befürwortung enthalten zu haben, weil der Bund zu anderen Themen keine Volksabstimmungen abhält.

Daher kann diese Gruppe immer von beiden Seiten für sich in Anspruch genommen werden. Ich habe die Argumentationslinie "Die "Enthalter" haben keine Einwände, also auch kein Problem, wenn Olympia stattfindet" schon verstanden. Mein Punkt ist, dass man genauso sagen kann: "Die "Enthalter" haben kein Problem damit, wenn Olympia nicht in Hamburg stattfindet." Daher halte ich es auch politisch für unzulässig, diese Gruppe einer Seite zuzuschlagen.

Und dann bleibt es einfach bei dem was rausgekommen ist: Der Hälfte der Wahlberechtigten war dieses Thema wichtig genug, um an der Abstimmung teilzunehmen und davon ist die Mehrheit dagegen. Daher finde ich es auch "politisch" korrekt, dass sich nun die Mehrheit durchsetzt.