Das eine ist die Frage, was ich
persönlich tue (ich maximiere bzw. minimiere bei Zahlungs- und ÖPNV-Kosten).
Das zweite ist die
grundsätzlich-politische Frage, wer sich um ÖPNV kümmern soll. Da spricht schon einiges dafür, dass es eben nicht ein nationaler Zentralstaat macht, sondern lokale und regionale Funktionsträger.
Und zuguterletzt stellt sich die
ganz praktische Frage, ob ein System an sich einfach verständlich und in dem Sinne kundenfreundlich ist... daran zweifle ich oft.
Gestern hatte ich eine Nahverkehrsreise durch drei Verkehrsverbünde und das (quasi) innerhalb eines einzigen deutschen Bundeslands:
1) Einzeltickets bzw. Hin- und Rückfahrtickets zum DB-Tarif am
DB-Automaten oder im Internet: Nicht komplett buchbar, da die abschliessende Busstrecke nicht buchbar ist. DB-Tarif bis zum letzten Bahnhof plus Bus einzeln wäre auch deutlich mehr als doppelt so teuer wie die günstigste Variante gewesen.
2) Splitten in einzelne Verbundtickets: Zwischen Verbund 1 und Verbund 2 besteht für Einzeltickets
keine Zonen-/Waben-Übergangsregelung. D.h., für die ein- oder zweiminütige Bahnfahrt vom letzten Bahnhof in Verbundgebiet 1 bis zum ersten Bahnhof in Verbundgebiet wären zusätzlich ein Ticket zum DB-Tarif zu lösen.
3) Die Tickets für Verbund 2 und 3 sind
nicht an Automaten oder Schaltern ausserhalb des Verbundgebiets zu lösen. Und "natürlich" im Zug auch nicht. Ausnahme: funktionsfähige HandyTicket.de-App.
4) Für
Tagestickets dagegen
besteht eine Übergangsregelung von meinem Abfahrtsbahnhof in Verbundgebiet 1 zum Verbundgebiet 2. Diese
kundenfreundliche Übergangsregelung wird nicht beworben, sondern offensichtlich
den Kunden bewusst verheimlicht. Im Gegensatz zu früher: Denn vor einigen Jahren stand das explizit auf der Webseite von Verbund 2, inklusive eigener Gültigkeitskarte für die Tageskarten. Beides wurde in der Zwischenzeit von der Webseite getilgt. Sie steht aber aber durchaus noch irgendwo im Anhang zu den geltenden Beförderungsbedingungen in der Download-Sektion des Webseite, die sich kein Normalsterblicher anschaut.
5) Wie auch früher schon, ist für diese Übergangsregelung aber das Tagesticket von Verbund 2
nicht durch die Angabe von gültigem Abfahrts- und Zielbahnhof buchbar in der HandyTicket-App, da der Abfahrtsbahnhof in Verbundgebiet 1 zwar gefunden aber nicht für das Ticket akzeptiert wird. Stattdessen muss man halt den nächsten akzeptierten Bahnhof angeben. Diese Haltestellen-Angabe wiederum ist in der Benutzerführung der App verpflichtend ist, d.h., man kann sie nicht überspringen - obwohl preislich völlig irrelevant, da Tagestickets ausschliesslich zum Einheitspreis für das ganze Gültigkeitsgebiet ausgegeben werden.
6) Tagestickets für Verbund 3 kosten doppelt so viel wie entsprechende Einzeltickets, was durchaus einfach und intuitiv in der Preisgestaltung ist: "Hin- und Rückfahrt am gleichen Tag = Tagesticket". Einzeltickets gibt es neben lokaler Rabattkarte über Handyticket rabattiert. Dieser Rabatt ist jedoch für nicht Tagestickets verfügbar, die über Handyticket wieder mehr als doppelt so viel wie ein Einzelticket kosten wurden. Sprich: von den "gebräuchlichsten" Gelegenheitsnutzertickets werden also
nur einzelne Tickets über einzelne Vertriebskanäle rabattiert.
7) Länder-Ticket: Fast naheliegend, da meine Reise ja quasi innerhalb eines Bundeslandes stattfand? Werden gross a la "ganzen Tag fahren" beworben - sind aber
an Werktagen erst ab einer gewissen Uhrzeit gültig. In meinem Falle wäre das aber auch noch über 20% teurer gewesen als...
8) Grenzüberschreitendes regionales Angebot: In Deutschland nur im Regionalverkehr gültig, im angrenzenden Ausland "natürlich" in allen Zügen im Gültigkeitsbereich, damit es ja nicht zu einfach wird. Im Gegensatz zu anderen Angeboten gibt's darauf auch BahnCard-Rabatt. Dieses Ticket ist jedoch
nicht im Internet buchbar, sondern ausschliesslich an Automaten und Schaltern, und wird "natürlich" in der Fahrplanauskunft
am Automaten nicht als günstigste Option angezeigt. Ich weiss nicht, ob es überhaupt ausser über die alphabetische Suche am Automaten findbar ist.
Kurzum: Der ganz normale Wahnsinn.
Jeder kocht irgendwie sein eigenes Süppchen, es gibt unterschiedliche konkurrierende Angebote und Tarife, manches ist nur im Internet, manches eben gerade nicht dort lösbar. Ländertickets sind noch die unkomplizierteste Option - und ggf. überhaupt die einzige, bei der man die ganze Buche zusammenhängend als ein einzelnes Ticket buchen kann - aber das hört dann natürlich auf, wenn man ländergreifend unterwegs ist.