moin und eine kleine Ergänzung anbei:
1. Ich habe bisher keine Airline in der Praxis erlebt, welche nicht Danke + (ein) Dankeschön an den Helfer gerichtet oder herausgegeben hat
2. Ich habe noch nie 10h +/- bei einem Patienten zwecks Betreuung sitzen müssen, sollte dieses der Fall bei jemanden (ich hab da mal was gehört von einem, der hatte mal ...) gewesen sein. Dann sollte man sich die Frage gefallen lassen, um welches lebensbedrohliches Krankheitsbild es sich gehandelt haben müsste, dass ein Arzt zwingend und permanent am Pat. sitzen musste. Solch ein Service, findet man eigentlich nur während der OP oder bei einer Reanimation!
Aber +10h halte ich persönlich für eine schöne Piratengeschichte und würde dringend empfehlen, die von LH geforderten 300€ in eine Fortbildung zu investieren.
3. Jeder der sich für einen aktiven medizinischen Beruf entschieden hat, sollte bereits in Erfahrung gebracht haben, dass dieser Berufszweig u.U. mehr von Dritten in Anspruch genommen werden kann, als andere Berufszweige.
So läuft die/der Airline-Angehörige FA oder FO welcher privat mitreist, auch die Gefahr, das bei einem Ausfall unter die Minimum Grenze bei der Crew, auch dieser kurzfristig Dienstverpflichtet werden könnte.
Ein Mitreisender Numismatiker wird eben weniger Gefahr laufen in Anspruch genommen zu werden, als ein Pilot (bei Ausfall im Cockpit) oder ein FA (bei Ausfällen in der Crew) oder ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden (bei einem Unrully) und eben ein Arzt bei einem evtl. med. Notfall an Board
4. Die Airline wird auch zwingend niemanden ausnutzen wollen, wie sich auch keiner "freiwillig" gegen seinen Willen bei - Doc-On-Board - anmelden muss. Die Airline nutzt hier einfach bei einem unerwarteten Eintritt eines Med. Notfall, die sich an Board zufälligerweise befindliche Fachkapazität (wenn vor Ort Ressourcen vorhanden sind, dann sollte man auch darauf zurückgreifen können). Kann die Airline auf niemanden zurückgreifen (weil niemand an Board helfen kann oder alle sich verstecken), dann arbeitet sie unter Mithilfe der vorhandenen Bodendienste, den Notfall entsprechend der Ausbildung der betreffenden Airline ab!
Es ist aber völliger Blödsinn, dass wenn kein Arzt an Board sei, die Crew sofort zu einer Zwischenlandung übergeht, es werden die selben Parameter herangezogen, wie bei einem Vollprofi an Board, nur in einer anderen zeitlichen Form.
5. Zum rechtlichen (wie bereits oben schon "teilweise" richtig geschildert): Die Airlines haben fast alle weltweit eine "Enthaftungsversicherung/erklärung" für den Helfer abgeschlossen, da dieser freiwillig hilft. Diese Versicherung schützt vor allen Regressansprüchen durch Dritte, die jemanden gegen den Helfer stellen könnte. Ab dem Moment, wo ich aber meine Hilfe nicht mehr freiwillig und kostenfrei anbiete, sondern für die erbrachte Hilfe eine Leistung an/einfordere. Wird diese Versicherung hinfällig, d.h. ich hafte zu 100% auch mit meinem Privatvermögen.
Der Gesetzgeber geht dann davon aus, das bei der Einforderung einer Gegenleistung, der Retter sein professionelles Können zu 110% zur Verfügung gestellt hat und daher für jeden Fehler auch in die Haftung genommen werden kann.
Etwas anderes ist aber der Fall, wenn dieses freiwillig erfolgt ist, dann kann dem Retter eigentlich nicht viel passieren, außer dieser hat seine fachliche Qualifikation mehr als überdehnt und fügt dem Pat. bewusst Schäden zu.
Es sollte daher jedem das Risiko einer Gegenleistung bewusst sein, eine Gegenleistung ist bereits ein Geschenk oder ein Bargeschenk durch den Pat. oder Angehörigen.
Das selbe gilt auch umgekehrt, wenn ich Hilfe ablehne oder verweigere, in den USA sind bereits mehrere Ärzte verklagt worden, einer sitzt immer noch in der JVA, weil sich dieser Taub gestellt hat, bei einem Notfall an Board. Eine Patienten, welche zufällig sich im selben Flieger befand, hat der Crew dann aber ihren Hausarzt gezeigt, welcher direkt neben dem am Boden zappelnden Patienten saß.
In der EU laufen aktuell ähnliche Prozesse und die Welt ist klein, auch an Board eines Flugzeuges oder dergleichen. Das eine ist ein unnötiger Prozess im Anschluss, das andere ein hoffentlich sauberes Gewissen - also, im Zweifel immer für den Patienten.
Was ich immer wieder feststelle, dass viele Angst oder Zweifel an der Notfallmedizin haben, anders lässt sich vieles hier, an den div. Kommentaren sonst nicht weiter erklären. Ich frag mich immer was der tolle Fachmann macht - welcher im Flugzeug schnell beim Ausruf in Trance verfällt - bei einem Reanimationspflichtigen Patienten, welcher einsam und alleine am Wegesrand liegt und man dort zufällig vorbeikommt - die Antwort macht mir irgendwie Angst!
Jeder der in Not ist, wird sich über Hilfe freuen, schließlich kann man auch einmal in solche eine Situation gelangen.
Und zu 99,5% absolvieren wohl alle Flugzeuge ihre Strecken exklusive eines medizinischen Notfalles während des Fluges und die einzige Strecke die einen Retter am Pat. über einige Stunden binden könnte, ist die Richtung Guam und dem kann ja jeder aus dem Weg "fliegen".
gruss insel