Hajo Schumacher, ein Mitautor der Autobiografie Wowereits, zeichnet heute anläßlich dessen bevorstehenden Rücktritts ein stimmiges Psychogramm der Person:
Abschiedsinterview: Klaus Wowereit – Und das ist auch schlecht so - Berlin - Berliner Morgenpost
Bei Wowereit verhält es sich, wie mit Matthias Sammer bei Bayern München: letzere wären auch ohne ihn Meister geworden.
Klaus W. hinterlässt der Stadt nach 13 Jahren eine gewaltige Hypothek. Er war der verantwortungsloseste Bürgermeister aller Zeiten, liebte das Champagner trinken aus den heels von Desiree Nick mehr, als marode Klos an Berliner Schulen zu sanieren, sparte den öffentlichen Dienst ("…bis es quietscht!") dermaßen zusammen, daß man sich für die Beantragung eines neuen Perso/Reisepaß mittlerweile einen Tag Urlaub nehmen oder mit einem Termin in 3 Monaten klar kommen muß. Wowereit verantwortet den nahezu völligen Rückzug aus dem öffentlichen Wohnungsbau, weswegen jetzt die Mietpreise explodieren, und die Leute bei Besichtigungen wieder Schlange stehen, wie in den 80ern. Als im sibirischen Berlin 2010 Bürgersteige über Wochen hinweg zu endlosen Eisbahnen wurden, bügelte er den Vorschlag der damaligen CDU-Opposition, das sich selbst dazu angebotene THW zur Räumung einzusetzen mit der misanthropen Bemerkung ab: "man sei schließlich nicht in Haiti". Ausgerechnet als Katholik wertete er den evangelisch initiierten Volksentscheid "Pro-Reli" Initiative medial frühzeitig ab und bezahlte lächelnd 1,4 Mio € aus Steuergeldern, um die Wahl an einem externen Termin, anstatt zusammen mit dem der Europawahl wenige Wochen später stattfinden zu lassen. Auch bezüglich des Volksbegehrens für die Offenhaltung des Flughafens Tempelhof verkündete er bereits im Vorfeld wörtlich, daß ihm das Wahlergebnis egal sei. Noch 1999 aktiv für die Privatisierung der Berliner Wasserbetrieb werbend stoppte erst ein Volksentscheid 2011 sein Begehr, zwang ihn zur Rekommunalisierung und der Offenlegung der damaligen Geheimverträge zum finanziellen Nachteil der Bürger, die sich schon lange über die höchsten Wasserpreise Deutschlands wunderten, obwohl Berlin eines im Überfluss besitzt: Wasser.
Womit wir bei seiner Paradedisziplin angelangt wären: das Sprüche klopfen. -
"Und nüscht dahinter!", wie der Berliner sagt.
Niemand kannte 2001 den Bezirkspoltiker aus Tempelhof, der mittels genialen Schachzugs der SPD zur Landtagswahl als unbefleckte Lichtgestalt präsentiert wurde, die CDU in der Bankenaffäre zur allein Schuldigen erklärte (obwohl die SPD-Senatorin Fugmann-Heesing im Aufsichtsrat der Bank saß und Verkehrssenator Strieder, SPD, sich stets weigerte, die hochlukrativen, garantieverzinsten Fonds zurück zu geben). Wowereits öffentliches Bekenntnis zur Homosexualität überdeckte lange Jahre seine Unfähigkeit. Er, der Lichtenrader Junge aus einfachsten Verhältnissen, war sozialisationsbedingt nie um einen Spruch verlegen, aber in der Sache nicht wirklich interessiert. Er genoß es, wenn die Journalisten über seine kessen Antworten lachten, seine Bühne waren Empfänge, Events und Eröffnungen, je schriller, desto besser für´s Image; er moderierte, "entertainte" und verzückte seine Zuhörer durch Patzigkeit und schnoddriger
"Mir kann keena" - Mentalität - tatsächlich regierendes Handeln ist nicht erinnerlich.
Oder vielleicht doch?
Ja, stimmt, THF ist zu, das Angebot des milliardenschweren Lauder-Imperiums zum Weiterbetrieb schneidig abgelehnt. Die Deutschlandhalle einfach abgerissen, trotz bestehenden Denkmalschutzes. Das öffentliche Schulsystem insuffizienter, denn je, die Straßen marode, wie früher, beim nächtlichen U-Bahnfahren kann man schon mal Hirnblutungen davon tragen, weil Wowi nicht nur die Polizei zusammensparte, sondern auch den Sicherheitsdienst in öffentlichen Verkehrsmitteln einstellte. Das ICC geschlossen, Zukunft ungewiß. Die Sanierung der Staatsoper mit dem Bund per Festbetrag ausgehandelt, Berlin zahlt 40, der Bund 200 Mio - blöd nur, wenn die Kosten neuerlich explodieren und derzeit bei knapp 400 Mio notieren, der Berliner Steuerzahler zahlt jetzt genausoviel Geld, wie der Bund, 180 Mio mehr, die Staatsoper als kleiner BER.
Womit wir abschließend zurück beim Thema wären:
Vermutlich würde es niemand der hier versammelten VFT-boardies, selbst die Juristen und diplomierten Bauexperten nicht, sich zutrauen, einen Großflughafen zu errichten, schon gar nicht als Einzelunternehmer. Den Berufspolitiker Wowereit haben diesebzügliche Bedenken nicht erreicht, schlimmer noch, er empfahl allen parlamentarischen Bedenkenträgern 2008, schon mal den Mantel von der Garderobe abzuholen, um bei der BER-Eröffnung 2010 rechtzeitig dabei zu sein.
Hochmut kommt vor dem Fall. Berlin funktioniert nicht wegen, sondern trotz Klaus Wowereit. Seine höchste Kunst war es, das Geld anderer Leute (Länder) auszugeben, die Touristen kamen und kommen schon immer, mit TXL und ohne BER!
Und jetzt Feuer frei für alle, die nicht in Berlin zur Schule gegangen sind!
