Ich finde die Diskussion teilweise seltsam.
1. Es ist doch eine unternehmerische Entscheidung, ob ich bestimmte Personengruppen FÖÖÖRST, Business oder Bahn 2. Klasse durch die Gegend schicke. Das gleiche bei Dienstwagen. Und als Mitarbeiter einer Airline sind vermutlich die Reiseregeln etwas vorteilhafter als als Mitarbeiter von einem Automobilhersteller. Dafür bekommt der Abteilungsleiter bei Mercedes vielleicht einen E350 hingestellt, den eben ein Lufthansa-Abteilungsleiter nicht bekommt. Nur hier ist niemand neidisch, obwohl die Produktion eines Autos tatsächlich richtig hohe Kosten verursacht und so ein E350 auch für 75.000 EUR auf dem Markt verkauft werden könnte. Der Platz in der F hingegen verursacht nur dan entgangene Einnahmen, wenn theoretisch alle F-Plätze gegen richtiges Geld (Meilenheinis mal außer acht gelassen) verkauft werden könnte. Selten der Fall. Wenn es heißt, LH FÖÖÖRST ist künftig mit TK/A3/UA/AV-Meilen nicht mehr buchbar, weil man gewisse Kundengruppen nicht benötigt, um das Produkt exklusiv zu halten, wäre hier ein Riesenaufstand. Wenn Airline-Mitarbeiter (die bei ID-Tickets mehr bezahlen, als für Award-Tickets bezahlt wird) in der FÖÖÖÖRST Platz nehmen, dann hingegen ist das ein Skandal.
2. Ich verstehe das Theater um "Führungskräfte" nicht. Fachkräfte ohne Personalverantwortung sind doch genauso wichtig für ein Unternehmen. Es gibt Vertriebler, die Riesenumsätze machen, die Kunden überzeugen etc. Die sind viel wichtiger für den Unternehmenserfolg als der Gruppenleiter in der Kreditorenbuchhaltung für Lieferanten mit Anfangsbuchstaben F-J. Oder eben Ingenieure, die tolle Produkte entwickeln, oder Ärzte,... oder eben Piloten, die eine Top-Ausbildung haben, hohen Belastungen ausgesetzt sind und in Notfallsituationen Ruhe bewhren müssen und die richtigen Entscheidungen treffen müssen. Anders eben als der Leiter irgendeines Call Centers, dass Kunden nach dem Werkstattbesuch abtelefoniert, wo man mit Schulnote 1-6 seine Zufriedenheit äußern soll. Der muss nur schauen, dass die Agenten nicht zu oft in die Pause gehen oder die Schulnote falsch eingeben.
Meine Meinung ist, dass es generell völlig in Ordnung ist, wenn ein Kapitän dienstlich in F zum Flug reist. Auf der anderen Seite haben die Kapitäne es in den letzten Jahren mit ihren Forderungen und ihrem fehlenden Willen für Veränderungen deutlich übertrieben und der Lufthansa einen hohen wirtschaftlichen Schaden (Streiks) zugeführt. Daher vermute ich, dass dies eben die Reaktion darauf ist: Jetzt ärgern wir Euch mal und nehmen Euch Priviligien weg, die nicht im Arbeitsvertrag stehen, befördern aktuell nicht mehr, stellen nicht mehr ein usw.Sicherlich nicht deeskalierend und die Frage bleibt, wer am Ende den längeren Atem hat und wer als Verlierer aus der Sache geht.
Der Spohr schafft zu viele Baustellen und macht sich m.E. zu viele Feinde: Die Piloten, die Reisebüros (Gebühren), die Reisenden (Kont C ohne Garderobe, immer mehr Sitze in die Kont-Flotte, Langstrecken C nicht wirklich ein Top-Produkt,...),... Sicher gibt es Dinge, die man aus LH.Sicht verändern muss, um erfolgreich zu sein, die nicht im Sinne der Mitarbeiter, Kunden, Partner etc sind. Ob es wirklich zum Erfolg führt, wenn man Mitarbeitern, Vertriebspartner und Kunden gleichzeitig "ans Bein pinkelt" wage ich zu bezweifeln.