Ja bitte.
Meine Frage ist ernst gemeint und im Grunde eine flehentliche Bitte an versierte Volkswirte: Ständig wird davon berichtet, daß es "systemrelevante" Banken gebe und ständig werden diese einem "Streßtest" unterzogen.
Nun ja, ein Großteil davon dient (mitterweile) lediglich der Beschäftigung und als Alibi-Veranstaltung für Wirtschaftsprüfer und Aufseher.
Wenn ich richtig informiert bin, hat ein amerikanisches Geldhaus die größte Finanzkrise aller Zeiten ausgelöst.
Zum Teil. Die Überreaktion bis hin zur Hysterie von Medien, Politikern und Aufsehern war daran nicht ganz unbeteiligt. Vieles von dem, was 2009 in den Bankbilanzen angeblich wertlos war, wurde in den Folge-Jahren zum vollen Nominalwert zurückgezahlt. Hätte man damals nicht alle Assets von Lehman zu fire-sale-Preisen bewertet, wer weiß, vielleicht wären sie gar nicht Pleite gewesen.
Wenn ich zudem richtig informiert bin, stellt die EZB den Banken jeden Monat gigantische Mengen an Liquidität zur Verfügung mit der Bitte, diese doch an private Unternehmen auszuleihen, was die privaten Banken jedoch nicht machen, sondern diese Liquidität wieder abends bei der EZB parken.
Was daran liegt, daß die EZB als Notenbank diese Liquidität zur Verfügung stellt, und anschließend als Bankenaufsicht kommt und sagt, man möge doch bitte nicht so viele Risiken eingehen und vor allem seine Eigenkapital-Puffer weiter aufstocken. So kann das nicht funktionieren.
Wenn wieder eine von diesen "systemrelevanten" Banken pleite geht, bricht das gesamte Zahlungssystem zusammen, weil die anderen Banken nicht mehr auszahlen (können).
Es wird bestimmt wieder irgendwann eine Krise geben, aber ich gehe jede Wette ein, daß die nächste Krise nicht der vorangegangenen entsprechen wird. Geschichte wiederholt sich nicht. Und genau das ist das Problem von Politikern und Regulierern: Man tut alles, was die vorangegangene Krise vermieden hätte, schafft dadurch nur neue Probleme. Das kennen wir Vielflieger doch auch. Jeder Terroranschlag löst neue Sicherheitsmaßnahmen aus, die auf der Annahme basieren, der nächste Anschlag wäre so wie der letzte.
Wäre das alles nicht zu vermeiden, wenn wir alle unser Konto bei ein und derselben Bank führen würden? D.h., wenn es keine Banken mehr gäbe, die gerettet werden müßten?
Klar, kann man machen. System "DDR 2.0". Man steht dann stundenlang am Schalter an, um sein Geld zu bekommen. Es gibt zwar weiterhin ATMs, die sind aber so schlecht gewartet oder schlicht leer, sodaß man dann doch wieder an den Schalter muß.
Ein Kreditantrag dauert so lange wie früher die Bestellung eines Trabis. Oder es gibt Kredite nur von Januar bis Mai, weil danach das Kontingent aufgebraucht ist.
Ich glaube, ich habe mich bei meiner Ausgangsfrage falsch ausgedrückt: Tatsächlich ist es egal, wem die von Dir genannten Banken gehören. Es sollte sie schlicht nicht geben!
Ich gebe Dir durchaus Recht, daß es keine "systemrelevanten" Banken geben sollte. Das vermeidet man aber nicht dadurch, daß es die Sozialistische Einheitsbank gibt, die dann Super-Systemrelevant wäre, sondern im Gegenteil dadurch, daß es möglichst viele kleine und möglichst wenig große und möglichst gar keine Super-Großen gibt.
Je mehr Banken, desto besser, denn desto mehr Wettbewerb gibt es.
Dummerweise macht die staatliche Regulierung derzeit genau das Gegenteil: Sie fördert noch den Konzentrationsprozeß, zum Einen, weil sie meint, daß wenige große Banken leichter zu beaufsichtigen sind als viele kleine, und zum anderen, weil dieser kafkaeske bürokratische Regulierungsaufwand mittlerweile nur noch von großen Einheiten zu bewältigen ist. Damit schafft die Regulierung erst die Probleme, die sie zu bekämpfen vorgibt.
Wenn es nur noch die EZB gibt, muß auch keine Privatbank mehr mit Steuermitteln gerettet werden.
Die EZB vergibt alle Kredite und die EZB verwaltet alle Guthaben - und alles ist gut, oder?
Aber dafür dann die Super-Systemrelevante Überbank.