Bis zum geplatzten Eröffnungstermin im Sommer 2012 wurde einige Fehler gemacht,
die wesentlich zur Verzögerung der Eröffnung und zu explodierenden Kosten beigetragen haben.
Danach wurde es leider nicht besser, ganz
im Gegenteil, es wurde noch schlimmer. Bis 2012 gab es feste Vorgaben zur Fertigstellung mit Projektkosten und Strafen für die beteiligten Baufirmen bei Verzug.
Seit 2012 wurden mit den Baufirmen neue Verträge geschlossen,
die nicht mehr Festpreise vorsahen, sondern Entlohnung pro Stunde, ohne konkreten Fertigstellungstermin und damit auch ohne Vertragsstrafen bei Verzögerung, da es ja keine konkreten Fertigstellungstermine mehr gab.
"Die Baustelle ist ein gutes Geschäft. Siemens bekam 95.469.367,34 Euro – für einen kleinen Auftrag....
...Es begann damit, dass der Konzern am 22. 8. 2009 den Zuschlag für das Vergabepaket 7.5. – „Ausführungsleistungen Gebäudeautomatisation“ am „Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI)“ – erhalten hatte. Zweifache Ausfertigung, 42 Seiten. Der verantwortliche Siemens-Regionalmanager war Jörg Marks, der 2014 Technikchef am BER werden sollte. Der Siemens-Vertrag regelte alles penibel, die „Gesamtfertigstellung inkl. Technische Inbetriebnahme“ war für den 29. 4. 2011 vorgesehen, die Gesamtabnahme aller Gebäude für den 29. 10. 2011. Es waren „pönalisierte Zwischentermine“ verankert, also Strafen für Verzüge. Der BER-Auftrag hatte für Siemens ein Volumen von 9,862 Millionen Euro. Inklusive Marge. Damals.
...Aber das beiliegende Standardformular für das FBB-Controlling hat noch die Spalte „Auftragswerte“. Dort ist der ursprüngliche Siemens-Auftrag mit 9,7 Millionen Euro beziffert. Und dann folgt eine weitere Zeile, „Summe Nachträge (beauftragt)“. Und die haben sich, in grüner Handschrift, inzwischen auf 85.719.589, 00 Euro summiert. Der Gesamtauftrag für Siemens ist demnach bis 2017 auf 95.469.367,34 Millionen Euro gestiegen, hat sich im Volumen fast verzehnfacht. Vor allem nach der
geplatzten Eröffnung 2012. Dazu passt eine aktuelle interne Zahlungsliste der FBB: Danach kassierte der Konzern am BER 2015 rund 14 Millionen Euro, 2016 etwa 11,5 Millionen Euro und 2017 stolze 27,6 Millionen Euro.....
....Um Firmen wie Siemens auf der Baustelle zu halten, hatte der Flughafen seit 2012 viel ermöglicht.
Die „Ergänzungsvereinbarungen“, die seitdem geschlossen wurden, sahen keine Pauschalvergütungen, keine Terminsanktionen mehr vor. In der zweiten wurde Siemens am 18. 6. 2013 mit der Trassensanierung beauftragt, also der Beseitigung des Kabelsalates, konkret für die „Verlegung von Kabeln“, „Abklemmen, erneutes Anklemmen“, „Außerbetriebnehmen, erneutes Prüfen und erneutes Inbetriebnehmen von Anlage, Stromkreisen und/oder Betriebsmitteln“, die „Koordination der eigenen Leistungen“. Und: „Demontage und Wiederherstellen von Brandschutzmaßnahmen, welche vom AN bereits errichtet wurden“. Also von Siemens selbst. Aber noch mal bezahlt....."
"Es war ein guter Vertrag für den Konzern, der seitdem alles stundenweise abrechnen kann, zu einem Stundensatz von 90,31 Euro für jeden Arbeiter, mit Extra-Aufschlägen für Nachtschichten oder Wochenenden. Punkt 3 regelt die „Terminplanung“, Zitat: „Verbindliche Ausführungsfristen werden angesichts der noch nicht abzuschätzenden Art und des Umfangs der Umbaumaßnahmen nicht vereinbart.“ Stattdessen folgt nur eine allgemeine Absichtserklärung: „Ziel ist es, die Arbeiten innerhalb von sechs Monaten abzuschließen...."
2000 Tage Nichteröffnung: So verdienen die Firmen am BER-Desaster - Berlin - Tagesspiegel
Glaubte jeder bis 2012 es sei schlimm, was für ein Skandal, dachte man doch irgendwie jetzt wird es besser. Doch es ist genau das Gegenteil passiert. Mehr Fehler, mehr Geld, und weit und breit noch kein Eröffnungstermin in Aussicht. Im Sommer 2012 sagte Wowereit und Platzek auf der Pressekonferenz, an dem die geplatzte Eröffnung bekannt gegeben wurde, dass sich die Eröffnung um ein paar Monate verschieben würde.
Wie wir alle heute wissen wurden aus den paar Monaten ein paar Jahre geworden, und ein Eröffnungstermin ist immer noch nicht abzusehen. Mittlerweile zweifeln auch beteiligte Politiker daran, dass der Flughafen jemals eröffnen wird:
"Die Flughafengesellschaft hat gravierende Defizite bei der Fertigstellung des BER bestätigt.
In der SPD zweifelt man, dass der Airport je eröffnet wird....Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg hat bestätigt, dass es beim Baufortschritt des BER „
wesentliche Mängel“ gibt. In einer am Donnerstagnachmittag veröffentlichten Stellungnahme heißt es, dass es vor allem in
sechs Bereichen noch gravierende Probleme gebe: Bei der
Brandmeldeanlage, dem
Elektroakustischen Notrufwarnsystem, der
Sicherheitsbeleuchtung als Teil der Sicherheitsstromversorgung im Main Pier Nord, der
Sicherheitsstromversorgung im Main Pier Nord, der
Entrauchungssteuerung sowie der Sprinkleranlage."
Nach den Tagesspiegel-Enthüllungen: Flughafengesellschaft bestätigt „wesentliche Mängel“ am BER - Berlin - Tagesspiegel