Dieser Verfolgungswahn ist in Deutschland ja irgendwie sehr ausgeprägt, ich glaub manche Leute nehmen sich einfach zu wichtig und meinen es würde irgendwen interessieren was sie kaufen oder machen.
Vorallem ist der ganze Datenschutz rein theoretischer Natur. In der Praxis hat man fast gar keine Handhabe, wenn jemand Schindluder mit deinen Daten betreibt. In der Regel wird man es sowieso nicht mitkriegen oder nachvollziehen können. Viel Tohuwabohu für nichts! Und ich bin sicherlich niemand, der das auf die leichte Schulter nehmen würde oder nicht sensibilisiert wäre für das Thema, denn ich bin nämlich schon selber Opfer von Datenmißbrauch geworden. Bei mir lief es so, dass jemand in meinem Namen Waren online gekauft und verkauft hat. Ist dann aufgefallen als ich eine Mahnung für eine Bestellung bekommen habe, die mir absolut nichts gesagt hat, für ein Produkt, das ich persönlich auch nie gekauft hätte. Dachte zuerst das wäre eine neue Betrugsmasche und den Brief direkt in die Mülltonne gekloppt, nachdem ich aber dann nochmal drüber nachgedacht habe und 70 Cent Briefporto ein zu großes Investment sind um vielleich irgendwie 200 Euro abzugreifen, habe ich den Brief doch nochmal gelesen und gegooglet. Firma existierte tatsächlich, also mal da angerufen. Und da fing der Spaß an mit dem Datenschutz an.
Um mich verfizieren zu können, sollte ich mein Geburtsdatum nennen, da der Täter dieses nicht kannte, bin ich mit meinem richtigen natürlich nicht weitgekommen. Mitarbeiter hat sich dann geweigert mir weitere Auskünfte zu geben. Hab ihn dann gute 15 Minuten bearbeiten müssen bis er mal sein Hirn eingeschaltet hat und mich mit der Betrugsabteilung verbunden hat. Gespräch verlief da ähnlich zäh, aber immerhin hat mir der MA unter Vorbehalt geglaubt, dass ich der Piw bin, der Piw aber nichts bestellt hat.
Ich: An wen wurde denn die Ware geliefert, wohl kaum an mich?
MA: Nein, Lieferadresse ungleich Rechnungsadresse!
Ich: Okay. Dann ist es ja ein leichtes den Täter zu ermitteln. Nennen Sie mir doch gerade die Adresse, dann weiß ich gegen wenn ich Anzeige stellen kann und Sie die Mahnung schicken können.
MA: Aus Datenschutzgründen kann ich Ihnen leider nicht die Lieferadresse nennen.
Ich: Aber das sind doch eh meine Daten. Sie sind zur Auskunft aller über mich gespeicherten Informationen verpflichtet und auch zur Löschung. Worum ich Sie im Anschluß an unser Gespräch auch bitten würde.
MA: Naja, da Sie ja behaupten nicht den Accout erstellt zu haben, sind es strenggenommen auch nicht Ihre Daten und wir können Sie nicht löschen.
Ging dann noch so 10 Minuten weiter, wo zum Ende hin einiges an Beschimpfungen von meiner Seite aus gefallen sind. Immerhin konnte ich aber unter Androhung einer negativen Feststellungsklage einen Mahnstopp erreichen und eine "interne Untersuchung" des Vorfalls. Meine Daten wollte man trotzdem nicht löschen. Mit einem Anwalt hätte ich da bestimmt noch mehr erreichen können, aber den Aufwand war es mir da nicht mehr wert, zumal ich dann tatsächlich nichts mehr von der Firma gehört habe.
Vier Monate war dann Ruhe bis ich von der Polizei einen Brief bekommen habe, dass gegen mich wegen Warenbetruges ermittelt wurde. Dachte dann auch direkt an den ersten Vorfall. Dem war aber nicht so, diesmal wurden in meinem Namen Waren verkauft. Glücklicherweise konnte die Sache recht schnell aufgeklärt werden und ich meine Unschuld beweisen, sonst wäre es noch wesentlich unangenehmer geworden. Ermittlungen wurden dann gegen mich eingestellt. Meine Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft ob denn der Täter ermittelt werden konnte oder es sogar schon irgendwelche Konsequenzen gab, wurde nicht beantwortet, weil man natürlich aus Datenschutzgründen mir als Dritten da keine Auskunft geben kann. Selbst Strafanzeige stellen war auch nicht, da es so einen Tatbestand wie "Identitätsdiebstahl", "Datenklau", etc. nicht gibt. Soviel zu unseren durchdachten und wunderbaren Datenschutzgesetzen in der Praxis. Am ehesten kommt da noch Betrug in Frage, aber da mir persönlich kein unmittelbar finanzieller Schaden entstanden ist, sondern nur denen, die in meinem Namen geprellt wurden, fiel das auch aus der Verlosung. Während meiner Aussage bei der Polizei, bin ich auch bisschen ins Plaudern mit dem Beamten gekommen. Der hat dann aus dem Nähkästchen erzählt und durchblicken lassen, dass sich wegen den paar Hundert Euro Schaden heutzutage eh keiner mehr ein Bein ausreißt. Wenn du dann da mit irgendwelchen geklauten Daten ankommst werden Bauklötze gestaunt.
Sicherlich wären zivilrechtliche Schritte möglich gewesen, aber wenn aus Datenschutzgründen einem der Name und die Adresse des Täters vorenthalten werden, kommt man da auch nicht weit. Und ehrlich gesagt, hätte es da wohl eh nichts zu holen gegeben.
Sorry fürs OT. Aber spätestens seit der Geschichte muss ich herzhaft lachen, wenn in Zusammenhang mit Daten von Schutz die Rede ist. Als Gewerbetreibender kenne ich auch durchaus die andere Seite und mit der DSGVO hat sich genau nichts geändert. Wer Daten missbrauchen möchte, wird es auch weiterhin tun können. Hin und wieder meldet sich dann mal jemand, der sich für besonders wichtig hält, kopiert irgendeine Vorlage aus dem Internet mit 20 Absätzen voller Paragrafen und fordert die Herausgabe und Löschung seiner personenbezogenen Daten. So Leute gab es aber auch schon vor zehn Jahren und immer denken sie, ihre Daten wären Millionen wert. Das ist sogar noch nicht mal falsch. Der einzelne Datensatz ist aber nahezu wertlos. Niemand interessiert ein Bewegungsprofil von User XY, noch weniger ein realer Name dazu. Interessant wird es erst, wenn man Tausende von Daten hat und daraus ein Durchschnittsprofil kreieren kann. Darin geht der Einzelne aber völlig anonym unter.