10. März 2019: Ethiopian 737 MAX crash

ANZEIGE

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
ANZEIGE
Insofern habe ich ueberhaupt kein Problem mit den Loechern drei und vier, solange und sobald Loch zwei sicher (!) gestopft wird: Lasst das MCAS machen, wie es will, aber stellt sicher, dass es hundertprozentig sicheren Input bekommt.

Dann aber nicht nur hundertprozentig sicherer Input, sondern auch Rechner und Output.

Dir ist schon klar, dass Du dann im Bereich der Fly by Wire Technologie bist, also drei Sensoren, drei plus ein Rechner mit Mehrheitsentscheid, zwei Aktuatoren (Stellmotoren) mit völlig idiotensicherer Kupplung, mehrfach redundante Stromversorgung (z.B. 2 x Bus plus LiPo) usw. So läuft das bei Airbus, teilweise sogar 3 plus 3 Rechner.

Alleine schon eine völlig narrensichere Kupplung zweier Stellmotoren an die Spindel ist nicht so einfach. Weil simples Getriebe ist nicht, das kann blockieren. Rutschkupplung ist auch nicht, weil die womöglich zu wenig Kraft im entscheidenden Moment überträgt, siehe eben dieser Flug. Denkbar wäre etwas hydraulisches, entweder bei der Kupplung oder gleich zur Kraftübertragung, z.B. Pumpe plus hydraulischer Motor plus Ventile, die das freigeben, um die Ersatzeinheit aufzuschalten.

Im Grunde sind auch die FBW Aktuatoren bei Airbus so implementiert (Haupt- plus Ersatzaggregat) und weniger Sicherheit aus wirtschaftlichen Gründen, damit die Nachrüstung schön billig wird, kann nicht angehen.

Meine Einschätzung ist, dass es auch tatsächlich auf derlei hinausläuft, es sei denn, es wird wieder politisch gemauschelt. Dann brauchen sie sich aber nicht wundern, wenn es außerhalb der USA keine Zulassung gibt.
 
  • Like
Reaktionen: Asgaros

Gulliver

Erfahrenes Mitglied
10.11.2009
1.607
36
Kerkrade (NL)
www.kuhnert.nl
abcNews meldet, dass der AoA-Sensor beim Start beschädigt wurde, entweder durch Vogelschlag oder ein anderes Objekt, wodurch Fehlinformationen an das MCAS geliefert wurden und somit dieses System aktiviert wurde. Als dann die Nase des Flugzeugs nach unten neigte, hat die Crew nicht versucht, die Nase elektronisch wieder nach oben zu richten, bevor sie die Notfallprozeduren von Boeing befolgt haben. Einer Quelle zufolge hat die Crew über das Trimrad versucht, die Nase wieder nach oben zu richten.

Die ganze Nachricht kann hier gelesen werden:
https://abcnews.go.com/Politics/dam...nes-737-max-triggered-fatal/story?id=62139860

Und CNN-Berichterstattung zum WSJ-Artikel kann man sich hier anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=7wjW_lHzpxw
 
  • Like
Reaktionen: 1 Person

TachoKilo

Erfahrenes Mitglied
21.02.2013
2.142
51
Berlin (West) - TXL
Ich glaube nicht, dass es ein Recht auf Rücktritt vor der Reise aufgrund reiner Flugangst gibt. Wenn die Maschine wieder zugelassen ist, muss man halt fliegen oder auf eigene Kosten stornieren. Ist nichts anders, als wenn man etwa in ein gefährliches Gebiet reist - ohne eine offizielle Reisewarnung gibt's bei einem Rücktritt kein Geld zurück.
Jetzt muss man halt hoffen, dass zumindest in Europa eine "Reisewarnung" in der Form einer Nicht-Zulassung bestehen bleibt, bis wirklich alle Zweifel beseitigt worden sind. Die Frage ist nur: wie soll das gelingen? Boeing wusste ja schon nach dem ersten Absturz, dass es mindestens ein Softwareproblem ist, sonst hätten sie ja nicht an einem solchen gearbeitet. Obwohl sie ja die potentiell tödliche Gefahr erkannt haben, haben sie geschwiegen (bis auf das Memo, zu dem sie von der FAA verpflichtet wurden) und einfach einen weiteren Absturz abgewartet. Auch dann wurde noch behauptet, es gäbe keinen Grund die Maschine für unsicher zu erklären und kurz danach die Kehrtwende. Dann stellen sie ein Softwareupdate vor, was aber nicht ausreichend ist, so dass sie noch "mehrere Wochen" weiter an einem Softwareupdate arbeiten werden. Das Vertrauen schwindet immer weiter.

Als PAX setzt man sich ja mit blindem Vertrauen in einen Flieger. Man geht einfach davon aus, dass der Hersteller und die Aufsichtsbehörden alles dafür getan haben, damit ein Flugzeug möglichst nicht abstürzt. Das tun jetzt aber vermutlich eine Menge PAX weniger. Insofern ist halt die Frage: was würden Richter entscheiden? Ich hab davon keine Ahnung (also was da juristisch alles zum Tragen kommen könnte), aber ob ein "die Maschine ist jetzt sicher" ausreicht, um eine Rückzahlung zu verweigern? Vermutlich ja, wenn die Flugverbote durch die Behörden aufgehoben worden sind. Deshalb mein Wunsch: wenn in Amerika vorschnell gehandelt werden sollte, dann sollen sich die anderen Behörden auf der Welt doch die Zeit nehmen, um ausreichend zu prüfen.

Was den Tui-Chef angeht, fand ich dieses Zitat viel bemerkenswerter:
„Wir waren selbst in Seattle, Boeing hat den Fehler gefunden“, erklärt der Tui-Chef.
Ich übersetze mal, wie ich das verstanden habe: "ich bin mit ein paar anderen Wichtigtuern aus meinem Unternehmen nach Seattle geflogen, Boeing hat wirklich gute Schnittchen aufgetischt und uns eine überzeugende PowerPoint-Präsentation gezeigt, dass sie alles im Griff haben. Ist alles gut. Im Grunde kann die Maschine sofort wieder in die Luft. Hauptsache ich verliere nicht zuviel Geld." Ob er sich und dem Unternehmen mit solchen Aussagen einen Gefallen tut?
 

TachoKilo

Erfahrenes Mitglied
21.02.2013
2.142
51
Berlin (West) - TXL
abcNews meldet, dass der AoA-Sensor beim Start beschädigt wurde, entweder durch Vogelschlag oder ein anderes Objekt, wodurch Fehlinformationen an das MCAS geliefert wurden und somit dieses System aktiviert wurde. Als dann die Nase des Flugzeugs nach unten neigte, hat die Crew nicht versucht, die Nase elektronisch wieder nach oben zu richten, bevor sie die Notfallprozeduren von Boeing befolgt haben.
Laut aktualisierter aero.de Meldung gab es laut Zwischenbericht keine Anzeichen von Außeneinwirkung auf das System.
 
  • Like
Reaktionen: 1 Person

ayt23821

Erfahrenes Mitglied
22.09.2018
391
218
Vielleicht wurde das in diesem Thread schon mal diskutiert, ich habe es aber nicht gefunden. Gibt es Berichte, ob sich MCAS außer bei den bekannten Flügen aufgrund von fehlerhaften Sensorwerten schon bei anderen Flügen weltweit eingeschaltet hatte, die Piloten das Problem aber lösen konnten? Mit bekannten Flügen meine ich die beiden abgestürzten Ethiopian- und Lion Air-Flüge sowie den Lion Air-Flug am Tag vor dem Absturz.
 

libertad

Erfahrenes Mitglied
03.08.2016
1.055
348
Ethiopian Airlines Statement on the Preliminary Report of the Accident on ET 302
Addis Ababa: 4 April 2019
Ethiopian Airlines Aviation Group which is the largest and the most successful Aviation group in Africa, would like to acknowledge the preliminary report of the accident of ET 302/10 March, 2019 and would like to appreciate the hard work of the investigation team.
The preliminary report clearly showed that the Ethiopian Airlines Pilots who were commanding Flight ET 302/10 March have followed the Boeing recommended and FAA approved emergency procedures to handle the most difficult emergency situation created on the airplane. Despite their hard work and full compliance with the emergency procedures, it was very unfortunate that they could not recover the airplane from the persistence of nose diving. As the investigation continues with more detailed analysis, as usual we will continue with our full cooperation with the investigation team.
Group CEO, Tewolde GebreMariam said that “ All of us at Ethiopian Airlines are still going through deep mourning for the loss of our loved ones and we would like to express our deep sympathy and condolences for the families, relatives and friends of the victims. Meanwhile; we are very proud of our pilots’ compliance's to follow the emergency procedures and high level of professional performances in such extremely difficult situations. We are also very proud of our Global standard Pilot Training Center and the Ethiopian Aviation Academy which is one of the largest and most modern in the world equipped with state of the art and latest training technologies . I would also like to take this opportunity to thank our valued customers, the travelling public, the media and Global aviation professionals for the remarkably high level of vote of confidences and strong support that you have been giving us starting from the day of this tragic accident. We will double our efforts every single day to win your confidence and earn your business. Your Safety will remain our top most priority and we will continue to work together with our partners around the world to make air travel safer and more comfortable. My highest appreciation also goes to my 16, 000 colleagues at Ethiopian Airlines for their resilience, high standards of professionalism and their continued commitment for operational excellence and their award winning customer services which enabled us to continue our business with out any operational disruption, flight delays nor flight cancellations.”

https://www.facebook.com/EthiopianAirlines/posts/2244491712302193
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
abcNews meldet, dass der AoA-Sensor beim Start beschädigt wurde, entweder durch Vogelschlag oder ein anderes Objekt, wodurch Fehlinformationen an das MCAS geliefert wurden und somit dieses System aktiviert wurde.

Das macht absolut Sinn, das Flügelchen kann schnell kaputtgehen.

Schaut dann also so aus:
( 1. Sensor wird beschädigt und liefert falsche Daten )
( Nachtrag: neuere Meldung: Ging halt "so" kaputt, die Gefahr Vogelschlag besteht trotzdem )
2. Es werden nur die Daten eines (!) Sensors durch einen (!) Flugrechner ausgewertet.
3. Mit dem Einfahren der Klappen wird MCAS ohne jede Plausibilitätskontrolle aktiv und steuert per Trimmung am Stabelizer die Nase nach unten.
4. Die Crew versucht zunächst elektrisch gegenzuhalten.
5. Da das nicht funktioniert, schalten sie gemäß vorgesehener Prozedur dem Stellmotor per cutout den Strom ab.
6. Sie versuchen per Handrad wie vorgesehen die Trimmung wieder auf neutral zu stellen.
7. Das funktioniert ebenfalls nicht oder nicht in der nötigen Zeit, da die wirkenden Gegenkräfte aus der Luftströmung zu groß sind.
8. GGf. noch mit Schleifen über 4. bis 7. kommt es zum Absturz.

Da MCAS zulassungsrelevant ist, dürfen sie damit bestenfalls alles nach Fly by Wire Standards umrüsten, weil eine manuelle Rückstellung in mindestens einem Fall mit vielen Toten nicht erfolgreich war. Der Sensoren und Rechner braucht es künftig ein paar mehr.

Alles andere ist nur Sparen zu Lasten der Sicherheit und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zertifizierer das nochmal durchwinken. Sonst kann man die FAA gleich zusperren.
 
Zuletzt bearbeitet:

TachoKilo

Erfahrenes Mitglied
21.02.2013
2.142
51
Berlin (West) - TXL
Vielleicht wurde das in diesem Thread schon mal diskutiert, ich habe es aber nicht gefunden. Gibt es Berichte, ob sich MCAS außer bei den bekannten Flügen aufgrund von fehlerhaften Sensorwerten schon bei anderen Flügen weltweit eingeschaltet hatte, die Piloten das Problem aber lösen konnten? Mit bekannten Flügen meine ich die beiden abgestürzten Ethiopian- und Lion Air-Flüge sowie den Lion Air-Flug am Tag vor dem Absturz.
Ich weiß nicht, ob du sowas meinst, aber es gab schon mal den Link zu diesen Berichten.
 

paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
14
ARN / ZRH
Kurzes OT: Seitdem ich einen Tesla fahre denke ich so ähnlich wie ihr... Nur über die deutsche Automobilindustrie ;)

Ich habe von 2011-2016 knapp 6 Jahre in einem schwedisch-norwegischen Unternehmen gearbeitet, wo politisch bedingt (und vielleicht auch gewollt) entweder Volvo oder Tesla gefahren werden durfte - ca. 1400 Dienstwagen im Schnitt.
Die anfängliche hohe Nachfrage nach Tesla ist sehr schnell zurück gegangen, weil einfach vieles nicht korrekt funktioniert hat, es technische Probleme gab und die Qualität (Spaltmasse, Material) nicht gestimmt hat. Volvo ist da sicher nicht das nonplusultra - aber von einem Privatwagen der Marke Tesla solch universelle Aussagen zu machen, ist realitätsfern. Tesla hat sehr viel für die Entwicklung von E-Mobilität getan, aber wirklich hochwertige Qualität und Engineering im Endprodukt liefern sie definitiv nicht. Alles was funktioniert, kommt fast ausschliesslich von externen (europäischen) Zulieferern.
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
Volvo ist da sicher nicht das nonplusultra - aber von einem Privatwagen der Marke Tesla solch universelle Aussagen zu machen, ist realitätsfern. Tesla hat sehr viel für die Entwicklung von E-Mobilität getan, aber wirklich hochwertige Qualität und Engineering im Endprodukt liefern sie definitiv nicht. Alles was funktioniert, kommt fast ausschliesslich von externen (europäischen) Zulieferern.

Also, zur Entschuldigung von Tesla: Sie haben sich mittlerweile "mindesten einen" Teutonen mit Erfahrung aus der Automobilindustrie für die Chefetage geholt, der den Laden auf Vordermann bringt :-( und das wohl auch ganz gut macht. Man ist offenbar lernfähig.

Vielleicht wäre das auch ein Rezept für Boeing ...
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
Der eigentliche Bericht liegt eben noch nicht öffentlich vor. Es gab nur die Pressekonferenz.
Kommt, ist eh vorläufig und wird der Pressekonferenz sicher nicht diametral entgegengesetzt sein.

Ändert nichts an der Tatsache, dass jetzt ganz, ganz viele :idea::idea::idea: sowie :-(:-(:-(am Standort Seattle gefragt sind, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Es war immer mein Reden auch hier, dass natürlich Boeing als Wettbewerber zu Airbus keinesfalls pleite gehen darf, denn ein Markt ohne Wettbewerb ist großer Mist (n)

Wenn es Boeing nicht gäbe, sondern nur Airbus, dann müsste man sie erfinden :idea:

Das ist aber kein Grund, irgendwelche windigen Konstrukte, die über 340 Tote gefordert haben, fortzuführen, nur damit es billig wird und die Shareholder ihren Value haben (n) Den haben sie dann halt diesmal nicht, weil das Management Mist gebaut hat, und das ist auch ok so. Irgendwie muss sich ja gutes von schlechtem Management unterscheiden. Die Sicherheit geht vor und wenn da massiv nachgerüstet werden muss, und danach sieht es zu 99% aus, da das vorgesehene Notfallverfahren nicht funktioniert hat, dann ist das halt so. Und dann braucht man es auch nicht kleinreden, sondern dann geht es bitte pronto an die Arbeit. Das ist man den Toten schuldig.
 

mbruehl

Erfahrenes Mitglied
07.05.2018
283
2
CGN
"Allerdings war zunächst unklar, wie das MCAS wieder aktiviert werden konnte. In Ermittlerkreisen hieß es, das System habe sich womöglich selbst wieder eingeschaltet." (Spiegel)
Der Fall wird m.M. die bisher umfassendsten Auswirkungen auf Sicherheitsprinzipien in Steuerungssoftware haben. Da sollte die Autoindustrie schon mal aufpassen.
 

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
126
Ich frage mich die ganze Zeit ob der Konstrukteur von diesem "MCAS" sich nicht geweigert hat, oder sich zumindestens eine "Unschuldsbescheinigung" hat ausstellen lassen um später mal vor Gericht sagen zu können: Bin gezwungen worden diesen Mist zusammen zu schrauben...
 
  • Like
Reaktionen: ollifast

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
"Allerdings war zunächst unklar, wie das MCAS wieder aktiviert werden konnte. In Ermittlerkreisen hieß es, das System habe sich womöglich selbst wieder eingeschaltet." (Spiegel)
Der Fall wird m.M. die bisher umfassendsten Auswirkungen auf Sicherheitsprinzipien in Steuerungssoftware haben. Da sollte die Autoindustrie schon mal aufpassen.
Die Prinzipien hat es schon längst, z.B. AUTOSAR, und selbst ein sauberes einfaches V-Modell hätte geholfen. Da braucht es noch nicht mal DO178C, das sieht der berühmte Blinde mit Krückstock, dass man das so nicht hinbasteln darf. Und wie schon geschrieben: Einen Supervisor bzw. Selbsttest hat jedes simple ESP und das Auto hat zudem einen sicheren Zustand, im Gegensatz zum Flieger, den man schlecht im Himmel parken kann.

In der Luftfahrt ist zudem Redundanz eine uralte Forderung schon aus mechanischen Zeiten und die wurde hier sträflich vernachlässigt. Mir fällt dazu echt nichts mehr ein (n)(n)
 

mbruehl

Erfahrenes Mitglied
07.05.2018
283
2
CGN
Ich frage mich die ganze Zeit ob der Konstrukteur von diesem "MCAS" sich nicht geweigert hat, oder sich zumindestens eine "Unschuldsbescheinigung" hat ausstellen lassen um später mal vor Gericht sagen zu können: Bin gezwungen worden diesen Mist zusammen zu schrauben...


Ich zitiere mal ein nettes Gedankenspiel dazu von Twitter (nicht von mir) https://twitter.com/pavel23/status/1106156880282435585
das ich sehr nachvollziehbar fand.

Testpilot und/oder Simulationsverantwortliche: „Wir haben ein Problem. Wegen der neuen Triebwerksposition ergeben sich Fluglagen, aus denen der Pilot die Maschine nicht ohne weiteres raussteuern kann. So kriegen wir keine Zulassung.“
Einer aus der Gruppe sagt: „Habe ja gleich gesagt, das das so nicht geht. Wir hätten das Hauptfahrwerk auch verlängern und das Triebwerk an der richtigen Stelle lassen sollen. Oder ein Triebwerk nehmen, das passt. Was jetzt?“
Management sagt: „Wir haben weder die Zeit noch das Geld, so umfangreiche Änderungen vorzunehmen. Dafür sind wir zu weit. Welche Optionen haben wir noch?“
Einer sagt:„Schliesslich kommt das Problem nur vor, wenn ein Pilot mit zu viel Schub und zu viel Anstellwinkel fliegt. Das sollte er eigentlich nie tun. Können wir in so einer Situation nicht irgendwie elektronisch den Schub drosseln?“
Anderer sagt: „Riskant. Mit Systemen, die Schub wegnehmen oder begrenzen, haben alle schlechte Erfahrungen gemacht. Am Ende heisst es: Habe vollen Schub gegeben, aber es kam einfach nix, und dann sind wir schuld. Andere Vorschläge?“
„Na ja, wir könnten das Höhenruder vergrössern“ - „Dass würde uns auch mindestens ein Jahr zurückwerfen, warscheinlich zwei. Können wir nicht was mit Elektronik und Computern machen, ohne an mechanische Konstruktion zu müssen?“
Irgend ein Genie kommt auf die Idee: „Hmm, wenn wir statt des Höhenruders das ganze Höhenleitwerk zum Steuern nehmen, müsste es auch gehen. Wir nutzen einfach die Motoren für die Trimvorrichtung. Fliegt ein Pilot bei Vollgas zu steil, trimmen wir einfach nach vorne.“
Kritiker: „Seid ihr irre? Die Trimmvorrichtung zum Steuern nehmen? Dafür ist die nicht gedacht.“ - „Ach was, das ist doch eh nur für die Zulassung. In der Praxis wird das System praktisch nie aktiv werden. Und Testpiloten nutzen das Trimmsystem auch für spezielle Manöver.“
„Ok, probieren wir es aus. Wie lange brauchst ihr, das prototypisch zu verdrahten?“ - „Na ja, wir haben auf dem Trimmsteuermodul noch zwei Ports frei, da könnten wir das Signal von einem Anstellwinkelsensor und einer Staudrucksonde drauflegen“
„Und die Software?“ - „Das machen wir zum Testen erst mal ganz primitiv: Wenn der Anstellwinkel grösser X Grad und der Schub grösser Y Prozent ist, trimmen wir fünf Sekunden nach vorne. Dann warten wir ein paar Sekunden, bevor wir erneut prüfen.“
Testpilot kommt nach Testflug zurück: „Funktioniert super. Die Nase kommt sogar von ganz allein runter, wenn der Pilot gar nichts tut.“
Management: „Ok. Wir haben eine Lösung. Lasst uns in die Zertifizierungstests gehen.“ - „Aber das ist nur ein Provisorium zum Testen. Wir brauchen mindestens ein halbes Jahr, um das ordentlich zu machen und auch die anderen Sensoren mit zu berücksichtigen.“
„Was, ein halbes Jahr. So viel Zeit haben wird nicht. „Reicht denn das, was wir haben, für die Zulassung?“ - „Formal gesehen ja. Schön ist es nicht, aber die Piloten können ja auch von Hand gegentrimmen, wenn es Probleme gibt.“
„Dann gehen wir erst mal mit dem in die Zertifizierung, was wir haben. Wir können das später immer noch richtig machen, wenn wir Zeit haben.“
„Wie kommunizieren wir das ganze denn nach aussen?“ - „So wenig wir möglich. Ist nicht gut für dem Ruf, wenn der Eindruck entsteht, dass wir eine grundsätzliche Designschwäche haben, die wir mit einer Behelfslösung gefixt haben.“
„Aber die Piloten sollten doch davon wissen, und es muss in die Checklisten eingearbeitet werden“ - „Ach, so wichtig ist dieses Detail jetzt auch nicht. Packt es einfach irgendwo unauffällig in eines der hinteren Kapitel im Handbuch.“
Zwei Jahre später: „Wollten wir nicht eigentlich das MCAS noch mal überarbeiten?“ - „Jetzt fliegen schon zweihundert Maschinen täglich problemlos mit dem System. Wollen wir wirklich etwas anfassen, das sich bereits bewährt hat?“r
Oktober 2018: „Fuck.“
März 2019: „Fuuuuuuck!“
 

Sawyer

Erfahrenes Mitglied
16.02.2010
1.306
65
Aber an irgendeiner Stelle zwischen die Testpiloten sagen das ist super und wir gehen damit zur Zulassung, muss das Ding doch durch eine interne QS.
Dort sollten dann doch What-If Szenarien durchgespielt werden. What-If AoA liefert falsche Daten da kaputt. Dann trtimmt MCAS nach vorne obwohl der Vogel gerade fliegt.
Da arbeiten viele Leute und keiner ist mal auf diese Idee gekommen?
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
Dort sollten dann doch What-If Szenarien durchgespielt werden. What-If AoA liefert falsche Daten da kaputt. Dann trtimmt MCAS nach vorne obwohl der Vogel gerade fliegt.
Da arbeiten viele Leute und keiner ist mal auf diese Idee gekommen?
Ich sag es mal so:
a) Ja, die Leute gibt es, die sowas sehen bzw. es sich vorstellen können.
b) Nein, die werden nicht unter einem Management wie in #2317 beschrieben o.ä. arbeiten.

Hinzu kommt ein bekanntes Phänomen aus dem Personalwesen:
First Class hires First Class
Second Class hires Third Class
 
  • Like
Reaktionen: hadraman und mbruehl
J

jsm1955

Guest
Was mich umtreibt ist der Fakt, dass mindestens der Hersteller, möglicherweise aber auch die FAA nach dem Lion-Absturz alles das wussten, was jetzt mühsam zusammengepuzzelt wird und dennoch nicht adäquat reagierten.
Und selbst nach dem zweiten Absturz noch rumeierten und von Software Updates faselten.
So etwas darf sich nicht wiederholen.
Hier muss es auch juristische Konsequenzen geben. Hunderte Tote wären vermeidbar gewesen. Das Beispiel VW zeigt, dass Manager für weit geringere Vergehen drakonisch bestraft werden können.