Angeben bedeutet nicht zu lügen. Ein Angeber ist auch jemand, der anderen erzählt, dass es Millionär ist. Oder jemand, der sich mit seinem Doktortitel vorstellt. Quasi das Gegenteil von Understatement.
Bei solchen Speaker-Events geht es in der Regel um "Persönlichkeitsentwicklung". Dazu muss man den Menschen erst einmal einreden, dass an ihrer Persönlichkeit etwas nicht stimmt. Die Opfer sind nicht nur gut verdienende Manager, sondern ganz normale Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen. Sonst würden solche Events nicht vor 20.000 Menschen stattfinden.
Es ist ein alter Verkaufstrick: Den Menschen erst einmal einreden, dass sie etwas brauchen. Wenn man ihnen es dann verkauft, bilden sie sich wirklich ein, ihr Leben würde dadurch besser. Das ist schon bei physischen Produkten problematisch, aber schlimm ist, wenn man den Menschen einredet, in ihrem Kopf würde etwas nicht stimmen und das müssten sie reparieren.
Ich kenne leider selber ein paar Menschen, die in den Bann solcher Scharlatane geraten sind. Die Menschen werden dann immer mehr zu Zombies, die alle Entscheidungen danach treffen, was ihnen solch ein Guru geraten hat. Ganz schlimm finde ich, wenn ihnen solche Menschen erzählen, es gäbe "toxische Menschen", die sie aus ihrem Leben verbannen müssten. Zugegeben, es gibt natürlich wirklich ein paar Menschen, die so schlimm sind, dass man sich von ihnen fern halten sollte. Als "toxisch" sehen die Jünger dieser Gurus aber ziemlich schnell schon alle Menschen an, die ihnen widersprechen oder sogar ihre neu erlernten Lebensweisheiten ablehnen. Im schlimmsten Fall umgeben sich solche Menschen dann nur noch mit anderen Menschen aus ihrer Selbstoptimierungs-Bubble.
Meistens fängt es ganz harmlos an. Menschen benutzen nach 21 Uhr kein Handy mehr, weil ihnen einer dieser Gurus gesagt hat, das würde ihr Leben verbessern. Das ist aber leider nur der Anfang. Im Endstadium sitzt man dann jemanden gegenüber, bei dem man nicht weiß, was überhaupt noch von seiner eigenen Persönlichkeit übrig geblieben ist. Hilft mir dieser Freund nun, weil ich sein Freund bin, oder weil sein Guru ihm gesagt hat, er solle jedem Tag mindestens drei Menschen helfen?
Jack Nasher mag vielleicht noch einer der harmlosen sein, aber dass er beim Greator-Festival spricht, lässt bei mir die Alarmglocken läuten.