Ausstand auf dem Flugfeld: Der Streik der Maßlosen | FTD.de
Natürlich setzen die Vorfeldbeschäftigten alles daran, die Auswirkung ihres Streiks zu maximieren. Dabei darf aber nicht jedes Mittel recht sein. Dazu gehört eine Ausweitung auf die Fluglotsen.
Stellen wir uns vor, die Großgewerkschaft Verdi würde von den Kleinen lernen. Dann könnte es gut sein, dass die Busfahrer künftig einfach mitstreiken, wenn die Müllentsorger für eine Gehaltssteigerung kämpfen. Sicher, das würde die Schlagkraft der Tarifforderung stärken, indem der Kommune noch von anderer Seite Druck gemacht würde. Das aber zu dem Preis, dass die Stadt für einige Zeit lahmgelegt wäre.
Ein solcher Missbrauch von Gewerkschaftsmacht würde zu Recht kritisiert. Weil es unverhältnismäßig wäre, Hunderte unbeteiligte Menschen für die Tarifforderungen einer Berufsgruppe in Mitleidenschaft zu ziehen.
Auch der angekündigte Solidarstreik am Frankfurter Flughafen wäre in diesem Sinne unverhältnismäßig. Nach dem Willen der kleinen Gewerkschaft GdF sollen einige Fluglotsen aus Solidarität mit den Vorfeldbeschäftigten, die sich bereits seit einigen Tagen im Ausstand befinden, mitstreiken. Das Ziel ist klar: Weil der Betreiber des Flughafens, Fraport, die Arbeit der Vorfeldmannschaften von einigen Ersatzleuten machen lässt, soll der Fluglotsenstreik für den nötigen Druck in der Tarifauseinandersetzung sorgen.
Ein solcher Solidarstreik ist seit einem Urteil vor einigen Jahren zwar grundsätzlich rechtens, aber nur, wenn dieser verhältnismäßig bleibt: Damals streikten Drucker aus Solidarität mit den Redakteuren einer niedersächsischen Zeitung. Der Schaden für die Allgemeinheit war allerdings eher gering. Wenn eine Zeitung nicht erscheint, kauft man sich eben eine andere.
Die Dimension bei den Fluglotsen ist eine andere: Der Streik von auch nur einigen Lotsen könnte den deutschen und europäischen Flugverkehr beeinträchtigen, selbst wenn er nur ein paar Stunden dauert. Maschinen müssten umgeleitet werden, Tausende Fluggäste blieben am wichtigen europäischen Flugdrehkreuz Frankfurt sitzen.
Nun kann man einwenden, dass Schäden für bestreikte Unternehmen und auch Dritte zum Wesen des Arbeitskampfs gehören. Das ist richtig, und niemand wundert sich darüber, dass der Flughafenbetreiber Fraport und auch die Lufthansa diesen Streik kritisieren. Aber Tausende Flugreisende wegen der Forderungen einiger weniger Vorfeldmitarbeiter zu treffen wäre völlig überzogen.