Flugbegleiter stimmen für Streiks und streiken ab 31.8.

ANZEIGE

GART

Erfahrenes Mitglied
09.01.2011
594
1
TXL
ANZEIGE
Bei Riester & Konsorten sieht man wie gut die Lobbyarbeit der Versicherungskonzerne funktioniert, siehe auch die geplante Pflichtversicherung für Selbstständige.

vor allen sollen die "Riestern" die am wenigsten in der Lohntüte haben.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Es ist ja so, daß z.B. die ersten Länder erst vor kurzem (2 - 3 Jahre?) überhaupt erst mal angefangen haben, Rückstellungen für die Pensionen zu bilden. Und das wird ja nicht mal in ganz Deutschland gemacht! Traditionell werden die Pensionen immer noch aus dem laufenden Landeshaushalt bezahlt... u.a. Wegen der Schuldenbremse kann man sich in diesem Bereich nicht mehr so einfach in die Tasche lügen!

Diese Rückstellungen könnte man genauso wie die Renten auffassen, nur daß das Land eben die Rolle der Kinder übernimmt...

Ergänzung: Der Staat hat ja immer niedrigere Gehälter gezahlt als bei vergleichbaren Tätigkeiten in der Privatwirtschaft, mit der Begründung "ihr müßt ja nicht für das Alter vorsorgen, das mache ich schon für Euch". Nur hat er es - kurzsichtig, wie Politiker nun einmal sind - versäumt, die Ersparnis bei den Gehältern auch tatsächlich für diese Altersvorsorge zur Seite zu legen.
 
  • Like
Reaktionen: peter42

NCC1701DATA

WM-Tippgott 2010
07.03.2009
6.183
6
Duisburg
Es ist ja so, daß z.B. die ersten Länder erst vor kurzem (2 - 3 Jahre?) überhaupt erst mal angefangen haben, Rückstellungen für die Pensionen zu bilden. Und das wird ja nicht mal in ganz Deutschland gemacht! Traditionell werden die Pensionen immer noch aus dem laufenden Landeshaushalt bezahlt... u.a. Wegen der Schuldenbremse kann man sich in diesem Bereich nicht mehr so einfach in die Tasche lügen!

Diese Rückstellungen könnte man genauso wie die Renten auffassen, nur daß das Land eben die Rolle der Kinder übernimmt...

Das heißt ja im Umkehrschluss (und nichts anderes wird ja heute schon gemacht, OHNE dass neue Ansprüche gegen eine "Kasse" entstehen), dass die "Besserverdienenden", "Selbstständigen" und "Freiberufler" schon heute nicht unerheblich über ihre Steuerzahlungen die Lasten von Renten- und Sozialkassen mittragen. Daher ist der Ruf, diejenigen auch noch "einzahlen" zu lassen erst Recht makulatur.
 
P

pmeye

Guest
Doch, zu Leiharbeit wird meist gegriffen, weil die Geschäftsführung zu faul ist, innovative Arbeitszeitmodelle zu entwickeln...
In der heutigen Welt mit seiner fast schon Vollcomputerisierung ist es doch im Prinzip ein Klacks sowas wie (Lebens)Arbeitszeitkonten einzurichten...

Ich kann gut verstehen, dass Leiharbeit dazu notwendig sein kann, um Kapazitäten flexibel zu steuern. Was ich aber nicht verstehe, dass derartige Flexibilität bei Arbeitnehmern billiger sein soll als das Basis-Band. Überall sonst im Wirtschaftsleben ist es genau umgekehrt: Flexibel = Teuer!
Von daher wäre es folgerichtig, wenn Leiharbeiter deutlich mehr Geld bekämen als die Stammbelegschaft. Das wäre außerdem ein wirksames Mittel gegen Missbrauch!

Die beiden Parteien AG und AN haben 365 Tage miteinander gesprochen... Soooo kompliziert ist die Tariflage nun wirklich nicht. Wenn dann der AN den Eindruck hat, daß der AG nicht zu einer Einigung kommen will, dann ist ein Streik Dach dieser Dauer mehr als gerechtfertigt. Normalerweise bildet der AG für sowas Rückstellungen. Die AN zahlen ihren Gewerkschaftsbeitrag, aus dem sich wiederum die Streikkasse füttert....

Klar. Aber kann ein Streik das Problem lösen? Wird der Wettbewerb nun sagen: "Alles klar, LH muss jetzt den FB mehr zahlen, dann passen wir uns an, damit es keine Wettbewerbsverzerrung gibt." Hätten nicht viel eher die FB streiken müssen, die unterbezahlt werden, also die bei den anderen Gesellschaften?
So bewirkt der Streik doch nur, dass entweder die Wettbewerbsfähigkeit von LH weiter verschlechtert wird oder die Kosten werden eben woanders wieder eingespart. Das meine ich: Der Streik löst kein Problem sondern er verlagert es nur. Auf andere.
 

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.001
42
www.vielfliegertreff.de
Ich möchte mal ganz allgemein feststellen, dass 1700 EUR Brutto plus Spesen kein unübliches Gehalt für Berufseinsteiger sind, zumal für junge und ungelernte Kräfte. Als Volontär bei einem Medienbetrieb (etwa Tageszeitung) verdient man aktuell in der Regel zwischen 800 und 2000 EUR brutto (der Durchschnitt liegt bei unter 1400 EUR brutto), vorausgesetzt wird dabei fast immer ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie ein Abschluss bei einer der etablierten Journalistenschulen. Aber selbst zu diesen Konditionen fällt es vielen Einsteigern schwer, eine Anstellung zu finden, da sie meisten Redaktionen sie nur als einjährige Praktikanten mit vielleicht 500 EUR pro Monat nehmen möchten.

Das Berufsbild des Flugbegleiters hat sich von einem "Job fürs Leben" zu einer Zwischenstation gewandelt. Gesucht werden Leute, die für 2 Jahre "die Welt sehen" und Kontakte knüpfen möchten, um sich anschließend etwas anderes zu suchen oder eine Familie zu gründen. Aufstiegsmöglichkeiten (speziell auch gehaltliche) sind somit weder sinnvoll noch erwünscht. Man arbeitet ja auch nicht ein Leben lang als Au-Pair-Mädchen, sondern nur für eine bestimmte Lebensphase.

Es ist vollkommen klar, dass LH (und alle anderen westlichen Airlines) ein solches Kurzzeitmodell anstreben, wo der Job als Flugbegleiter als Zwischenstation oder "stepping stone" vor dem folgenden Lebensabschnitt betrachtet wird. Niemand kann Interesse an Langzeitarbeitskräften haben wollen, die den Job als Job fürs Leben jahrzehntelang ausführen wollen und dabei auch noch erwarten, so dafür bezahlt zu werden, dass sie sich und ihrer Familie dauerhaft einen guten Lebensstandard sichern können.

Insofern sind die "unkündbaren Alten" natürich eine große Belastung, das diese Angestellten angesichts ihres Gehalts und ihrer fantastischen Arbeitszeitmodelle nicht ganz bei Trost wären, wenn sie das aufgeben würden. Alle älteren LH-FBs, die ich kenne, haben Familie und Kinder, also scheint LH auch hier ein guter AG zu sein, der es den FBs erlaubt, Kinder zu bekommen und großzuziehen, ohne den Job dabei aufzugeben. Da sieht es anderswo leider nicht so gut aus. Auch Krisenfälle (etwa wenn man ein krankes Familienmitglied über Monate pflegen müsste) decken die flexiblen Arbeitszeitmodelle bestens ab. Oder alternativ das jährliche Überwintern in der Familienvilla in Kapstadt. Nein, so einen Job würde ich auch nicht aufgeben.

Es scheint mir allerdings nahezu unmöglich zu sein, Mitarbeiter mit so unterschiedlichen Lebensmodellen, wie sie die "alten FBs" und die "neuen FBs" darstellen, auf einen Nenner zu bringen. Insofern gibt es innerhalb des Unternehmens zweifellos und zwangsläufig einen Wechsel bei der Arbeitskultur, den viele womöglich nicht wahrhaben oder verzweifelt verhindern wollen. Das wird ihnen jedoch kaum gelungen, die Alternative wäre mittelfristig in jedem Fall die Insolvenz. Denn: Anderen (jüngeren oder anderso etablierten) Konkurrenten wird die Anpassung gelingen, und solange Wettbewerb funktioniert, gibt es am Ende immer Gewinner und Verlierer.

Wenn ich bedenke, dass ein 25 Jahre alter Hochschulabsolvent in vielen Redaktionen mit einem 500 EUR Praktikum abgespeist wird und sich glücklich schätzen darf, ein mehrjähriges Volontariat für 1400 EUR brutto (und ohne jegliche Zulagen) zu ergattern, kann ich mir so manche Reaktion bzgl. "Ausbeutergehälter" bei der LH nicht erklären. Als zwei Jahre langes Praktikum, um günstig die Welt zu bereisten und Beziehungen zu knüpfen, ist das Ganze doch fürstlich bezahlt. Die OBCs hier aus unserem Forum bekommen deutlich weniger und haben keinerlei Arbeitsplatzsicherheit.
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
21.905
16.002
Das Berufsbild des Flugbegleiters hat sich von einem "Job fürs Leben" zu einer Zwischenstation gewandelt.

Eigentlich ist es eher umgekehrt, und jetzt wird (seitens der Lobby der alteingesessenen den Job fuers Leben bereits innehabenden) mit Zaehnen und Klauen versucht, die Wiederherstellung des Ursprungszustandes zu verhindern.
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

icediver

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.001
0
Auf der anderen Seite braucht LH Purser. FB die Purser werden (wollen) müssen sogar einige Jahre fliegen, das geht nicht von heute auf morgen. Daher glaube ich nicht, dass es ein Wunsch von LH ist, FB nach kurzer Zeit wieder los zu sein, vielmehr wollen sie die derzeit Alten aus der Firma kriegen, da sie einfach zu teuer sind.
 
  • Like
Reaktionen: peter42 und rcs

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Auf der anderen Seite braucht LH Purser. FB die Purser werden (wollen) müssen sogar einige Jahre fliegen, das geht nicht von heute auf morgen. Daher glaube ich nicht, dass es ein Wunsch von LH ist, FB nach kurzer Zeit wieder los zu sein, vielmehr wollen sie die derzeit Alten aus der Firma kriegen, da sie einfach zu teuer sind.

Wie viele Purser brauche ich, und wie viele FB's? :rolleyes:
 

icediver

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.001
0
Was soll denn dieses Augenrollen, war an dem Beitrag jetzt irgendwas schlimmes?
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Nein, nichts schlimmes, sorry wenn das falsch 'rüberkam, war nicht so gemeint. Es sollte eher "nachdenken" andeuten, und nicht eine Kritik am vorherigen Beitrag darstellen. :eek:
 

DSkywalker

Erfahrenes Mitglied
06.11.2011
5.291
2
MUC
GoldenEye meint wohl daß das Purser / FB Verhältnis so bei 1 : 10 liegt und deshalb locker aus der bestehenden Billigverträgen gedeckt werden können... Da 10 FBs in der Summe teurer sind als ein Purser, macht es Sinn den Hauptaugenmerk auf die FB- Löhne zu legen und diese schön niedrig zu halten :idea:
 

icediver

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.001
0
Ach so, okay. Je nach Muster ist die Anzahl der Crews unterschiedlich. In der Diskussion ist auch ob bei zukünftigen Flugzeugen mit nur 2 Klassen, ein Purser weggespart wird.
 
  • Like
Reaktionen: rcs

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
GoldenEye meint wohl daß das Purser / FB Verhältnis so bei 1 : 10 liegt und deshalb locker aus der bestehenden Billigverträgen gedeckt werden können... Da 10 FBs in der Summe teurer sind als ein Purser, macht es Sinn den Hauptaugenmerk auf die FB- Löhne zu legen und diese schön niedrig zu halten :idea:

Es ging in die Richtung, wobei ich meinte es etwas anders: Wenn das Verhältnis bei 1:10 liegt, dann genügt es, wenn 9 es als "Zwischenjob" sehen und nach 2-3 Jahren wieder ausscheiden, und ein einziger von 10 den Aufstieg macht.
 

DSkywalker

Erfahrenes Mitglied
06.11.2011
5.291
2
MUC
Nein, ein Schneeballsystem ist jedes System, das darauf basiert (und nur dann funktioniert), daß die Zahl der Einzahler immer größer wird. Und davon profitieren diejenigen, die Auszahlungen beziehen, bevor das System kollabiert (also hier: Die heutige Rentner-Generation).
Das Problem ist auch gar nicht so sehr die fehlende Kinderzahl. Wie gesagt, wenn das System darauf ausgerichtet ist, daß immer mehr einzahlen, dann ist es sowieso kein stabiles, nachhaltiges System.
Das Problem ist vielmehr:
a) die zunehmende Zahl an, politisch gewollten, "versicherungsfremden Leistungen"
b) die - für sich genommen ja sehr erfreuliche - rasant steigende Lebenserwartung. Was es bedeutet, wenn der heutige Rentner bei Renten-Eintritt eine Rest-Lebenserwartung von 20 Jahren hat (gegenüber 20 Monaten vor zwei Generationen), kann sich jeder mit einer Excel-Tabelle selbst ausrechnen.

Es stimmt doch gar nicht, daß das Rentensystem darauf ausgelegt ist, daß immer mehr Leute einzahlen.
Das Umlagesystem funktioniert sehr gut, wenn jede Familie 2 Kinder in die Welt setzen würde. Mehr ist dazu nicht notwendig. Statistisch gesehen steigt die Lebenserwartung ja nicht in so großen Sprüngen. Das kann man also schon nachsteuern.
 
  • Like
Reaktionen: peter42

DSkywalker

Erfahrenes Mitglied
06.11.2011
5.291
2
MUC
Es ging in die Richtung, wobei ich meinte es etwas anders: Wenn das Verhältnis bei 1:10 liegt, dann genügt es, wenn 9 es als "Zwischenjob" sehen und nach 2-3 Jahren wieder ausscheiden, und ein einziger von 10 den Aufstieg macht.

Und da es "nur" ein Zwischenjob ist, braucht man da ja nicht so viel verdienen...
"Tolles" Welt- und Menschenbild!
Und weil es nur 2-3 Jahre sind, braucht der Lohn ja nicht so hoch sein, denn die Rentenanspruchspunkte fallen ja über die gesamte Lebensarbeitszeit überhaupt nicht ins Gewicht...

Ja,ja, das Gleiche sagt man dann auch im Gaststättengewerbe (wo die Flukturationsrate mindestens ebenso hoch ist), bei den Krankenschwestern auch, Altenpflege ebenso, Verkäufer noch oben drauf. Ergo soll sich die Person von einer prekären Arbeitssituation zur anderen im Leben hangeln...
 
  • Like
Reaktionen: peter42
P

pmeye

Guest
Es stimmt doch gar nicht, daß das Rentensystem darauf ausgelegt ist, daß immer mehr Leute einzahlen.
Das Umlagesystem funktioniert sehr gut, wenn jede Familie 2 Kinder in die Welt setzen würde. Mehr ist dazu nicht notwendig. Statistisch gesehen steigt die Lebenserwartung ja nicht in so großen Sprüngen. Das kann man also schon nachsteuern.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Die Kinder müssen auch noch einzahlen, also versicherungspflichtig tätig sein. Und da klemmt die Säge zum zweiten mal.

Und da es "nur" ein Zwischenjob ist, braucht man da ja nicht so viel verdienen...
"Tolles" Welt- und Menschenbild!
Und weil es nur 2-3 Jahre sind, braucht der Lohn ja nicht so hoch sein, denn die Rentenanspruchspunkte fallen ja über die gesamte Lebensarbeitszeit überhaupt nicht ins Gewicht...

Ja,ja, das Gleiche sagt man dann auch im Gaststättengewerbe (wo die Flukturationsrate mindestens ebenso hoch ist), bei den Krankenschwestern auch, Altenpflege ebenso, Verkäufer noch oben drauf. Ergo soll sich die Person von einer prekären Arbeitssituation zur anderen im Leben hangeln...
Und, streiken die Kellner? Nein? Und was würde es ändern, wenn diese es täten?.
Ja, wir müssen wieder dazu kommen, dass man von einer Vollzeittätigkeit in jedem Fall gut leben kann. Nein. Streik ist nicht das richtige Mittel, um dahin zu kommen. Eventuell ginge es über Mindestlöhne, wobei dann wahrscheinlich eher der Effekt wäre, dass das Gesamtsystem sich auf ein höheres Niveau einpendeln würde mit der Folge, dass die relative Armut bleibt.

Das wird übrigens auch passieren, wenn alle privat für das Alter vorsorgen. Mehr Geld --> mehr Nachfrage --> höhere Preise. Von daher ist das ganze Rentensystem eine einzige Lüge.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Statistisch gesehen steigt die Lebenserwartung ja nicht in so großen Sprüngen. Das kann man also schon nachsteuern.

Könnte man. Theoretisch. Praktisch sieht man ja, was es für einen Aufschrei in der Gesellschaft gibt, wenn auch nur das Wort "Rente mit 67" in den Mund genommen wird. Als ob das das Ende des zivilisierten Abendlandes wäre. Dabei müßte man eigentlich jetzt schon über die "Rente mit 75" reden, einzig und allein nur um die gestiegene Lebenserwartung auszugleichen. Als Betroffener finde ich das auch nicht lustig, aber es ist nun einmal Fakt.
 
  • Like
Reaktionen: NCC1701DATA

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Und da es "nur" ein Zwischenjob ist, braucht man da ja nicht so viel verdienen...
"Tolles" Welt- und Menschenbild!
Und weil es nur 2-3 Jahre sind, braucht der Lohn ja nicht so hoch sein, denn die Rentenanspruchspunkte fallen ja über die gesamte Lebensarbeitszeit überhaupt nicht ins Gewicht...

Ja,ja, das Gleiche sagt man dann auch im Gaststättengewerbe (wo die Flukturationsrate mindestens ebenso hoch ist), bei den Krankenschwestern auch, Altenpflege ebenso, Verkäufer noch oben drauf. Ergo soll sich die Person von einer prekären Arbeitssituation zur anderen im Leben hangeln...

Sorry, aber das ist polemischer Unsinn. Nicht, weil es "nur ein Zwischenjob" ist, sondern weil es eine angelernte Tätigkeit eines Berufsanfängers ist. Flysurfer hat es weiter oben schön auf den Punkt gebracht: Heute ist es ein Job, den man 2 Jahre macht, um die Welt zu sehen und Kontakte zu knüpfen, ohne dafür eine große Ausbildung zu brauchen, und dafür ist der Job ziemlich gut bezahlt, um nicht zu sagen "fürstlich" (Zitat von Flysurfer).
 

economy

Erfahrenes Mitglied
21.04.2012
452
0
Ich möchte mal ganz allgemein feststellen, dass 1700 EUR Brutto plus Spesen kein unübliches Gehalt für Berufseinsteiger sind, zumal für junge und ungelernte Kräfte. Als Volontär bei einem Medienbetrieb (etwa Tageszeitung) verdient man aktuell in der Regel zwischen 800 und 2000 EUR brutto (der Durchschnitt liegt bei unter 1400 EUR brutto), vorausgesetzt wird dabei fast immer ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie ein Abschluss bei einer der etablierten Journalistenschulen. Aber selbst zu diesen Konditionen fällt es vielen Einsteigern schwer, eine Anstellung zu finden, da sie meisten Redaktionen sie nur als einjährige Praktikanten mit vielleicht 500 EUR pro Monat nehmen möchten.

Das Berufsbild des Flugbegleiters hat sich von einem "Job fürs Leben" zu einer Zwischenstation gewandelt. Gesucht werden Leute, die für 2 Jahre "die Welt sehen" und Kontakte knüpfen möchten, um sich anschließend etwas anderes zu suchen oder eine Familie zu gründen. Aufstiegsmöglichkeiten (speziell auch gehaltliche) sind somit weder sinnvoll noch erwünscht. Man arbeitet ja auch nicht ein Leben lang als Au-Pair-Mädchen, sondern nur für eine bestimmte Lebensphase.

Es ist vollkommen klar, dass LH (und alle anderen westlichen Airlines) ein solches Kurzzeitmodell anstreben, wo der Job als Flugbegleiter als Zwischenstation oder "stepping stone" vor dem folgenden Lebensabschnitt betrachtet wird. Niemand kann Interesse an Langzeitarbeitskräften haben wollen, die den Job als Job fürs Leben jahrzehntelang ausführen wollen und dabei auch noch erwarten, so dafür bezahlt zu werden, dass sie sich und ihrer Familie dauerhaft einen guten Lebensstandard sichern können.

Insofern sind die "unkündbaren Alten" natürich eine große Belastung, das diese Angestellten angesichts ihres Gehalts und ihrer fantastischen Arbeitszeitmodelle nicht ganz bei Trost wären, wenn sie das aufgeben würden. Alle älteren LH-FBs, die ich kenne, haben Familie und Kinder, also scheint LH auch hier ein guter AG zu sein, der es den FBs erlaubt, Kinder zu bekommen und großzuziehen, ohne den Job dabei aufzugeben. Da sieht es anderswo leider nicht so gut aus. Auch Krisenfälle (etwa wenn man ein krankes Familienmitglied über Monate pflegen müsste) decken die flexiblen Arbeitszeitmodelle bestens ab. Oder alternativ das jährliche Überwintern in der Familienvilla in Kapstadt. Nein, so einen Job würde ich auch nicht aufgeben.

Es scheint mir allerdings nahezu unmöglich zu sein, Mitarbeiter mit so unterschiedlichen Lebensmodellen, wie sie die "alten FBs" und die "neuen FBs" darstellen, auf einen Nenner zu bringen. Insofern gibt es innerhalb des Unternehmens zweifellos und zwangsläufig einen Wechsel bei der Arbeitskultur, den viele womöglich nicht wahrhaben oder verzweifelt verhindern wollen. Das wird ihnen jedoch kaum gelungen, die Alternative wäre mittelfristig in jedem Fall die Insolvenz. Denn: Anderen (jüngeren oder anderso etablierten) Konkurrenten wird die Anpassung gelingen, und solange Wettbewerb funktioniert, gibt es am Ende immer Gewinner und Verlierer.

Wenn ich bedenke, dass ein 25 Jahre alter Hochschulabsolvent in vielen Redaktionen mit einem 500 EUR Praktikum abgespeist wird und sich glücklich schätzen darf, ein mehrjähriges Volontariat für 1400 EUR brutto (und ohne jegliche Zulagen) zu ergattern, kann ich mir so manche Reaktion bzgl. "Ausbeutergehälter" bei der LH nicht erklären. Als zwei Jahre langes Praktikum, um günstig die Welt zu bereisten und Beziehungen zu knüpfen, ist das Ganze doch fürstlich bezahlt. Die OBCs hier aus unserem Forum bekommen deutlich weniger und haben keinerlei Arbeitsplatzsicherheit.


Das Beispiel mit Journalisten sollte mittlerweile bekannt sein, für mich unverständlich das junge Leute dieses Fach noch studieren um dann für Hungerlöhne zu arbeiten.

Solche Löhne muss man nicht akzeptieren wenn man beispielsweise Maschinenbau studiert. Das Aufzählen von unterbezahlten Berufsgruppen sollte vielleicht mal in der Schule geübt werden. Wenn dann der Nachwuchs wegbleibt wird vielleicht auch mal anständig bezahlt.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Ja, wir müssen wieder dazu kommen, dass man von einer Vollzeittätigkeit in jedem Fall gut leben kann.

Einspruch. "...dass man von einer Vollzeittätigkeit in jedem Fall leben kann" muß es heissen. Wer "gut leben" will, der muß sich "gut" ausbilden, "gut" anstrengen, "gut" weiterbilden und hat dann nach einigen Berufsjahren die Chance, "gut" davon zu leben.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Das Beispiel mit Journalisten sollte mittlerweile bekannt sein, für mich unverständlich das junge Leute dieses Fach noch studieren um dann für Hungerlöhne zu arbeiten.

Solche Löhne muss man nicht akzeptieren wenn man beispielsweise Maschinenbau studiert. Das Aufzählen von unterbezahlten Berufsgruppen sollte vielleicht mal in der Schule geübt werden. Wenn dann der Nachwuchs wegbleibt wird vielleicht auch mal anständig bezahlt.

Die Frage ist allerdings, was hier Henne und was Ei ist. Journalist wollen eben viele werden, weil das irgendwie "cool" ist, und deswegen gibt es da eben ein Überangebot von Bewerbern. Ingenieur auf einer Ölplattform ist da wesentlich unattraktiver, und DESWEGEN auch viel besser bezahlt.
 

icediver

Erfahrenes Mitglied
15.11.2009
1.001
0
Die Frage ist allerdings, was hier Henne und was Ei ist. Journalist wollen eben viele werden, weil das irgendwie "cool" ist, und deswegen gibt es da eben ein Überangebot von Bewerbern. Ingenieur auf einer Ölplattform ist da wesentlich unattraktiver, und DESWEGEN auch viel besser bezahlt.

Ingenieure arbeiten aber auch an normalen Orten und werden trotzdem gut bezahlt. ;)
 
  • Like
Reaktionen: peter42