10.12.18: Warnstreiks bei der Bahn ab Montag möglich

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MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.095
8.204
Dahoam
die Frage ob das das berüchtigte "German Engeneering" ist konnte ich ihm leider nicht beantworten...einfach nur peinlich!

"German Engineering" kommt aus einer Zeit vor den Powerpoint-Ingenieuren. Heutzutage wird rumgelabert und "gemeetet", Unfertiges verkauft, viel outgesourct und in großen Firmen geht es Vielen eher um die eigene Karriere, als um das fertige Produkt (eine gute Freundin in der Entwicklung von BMW meinte mal, dass man dort eigentlich an der eigenen Karriere arbeitet und nebenher noch Autos entwickelt), und dem Vorstand mehr um die eigenen Bezüge und den Aktienkurs.

Wenn BWLer, Desginer und Marketingfuzzis mehr Gewicht in der Entwicklung haben als erfahrene Ingenieure kommt so ein Murks am Ende raus. Ob die Eisenbahnindustrie, Luftfahrtindustrie (z.B. A400M, NH90, Eurofighter) oder Autoindustrie (Betrügereien von VW und Audi), inzwischen wird nur noch an der Hochglanzfassade Arbeit reingesteckt. Dahinter sieht es qualitativ immer schlechter aus weil man an allen Ecken und Enden spart. Robustheit und Qualität kosten nun mal Geld, das man erst nach Jahren oder Jahrzehnten einspart. Während alte Lokomotiven teilweise unverwüstlich waren und sind fällt das moderne Zeug der Wegwerfindustrie schon mitten im Betrieb auseinander. Man muss halt schauen dass man so über die Garantiezeit kommt...

Und es ändert sich kaum mehr was, weil es nur noch sehr wenige und sehr große Firmen gibt wo alles nach dem Motto "to big to fail" läuft. Konkurrenz gibt es immer weniger und während die Großkonzerne mit allen Mitteln sich um eine faire Besteuerung drücken und über ihre Lobby an die besten Aufträge kommen kämpft der Mittelstand mit der immer höher werdenden Belastung durch Gesetze, Auflagen und Besteuerung.
 

alex09

Erfahrenes Mitglied
09.12.2010
1.653
1.098
Und es ändert sich kaum mehr was, weil es nur noch sehr wenige und sehr große Firmen gibt wo alles nach dem Motto "to big to fail" läuft. Konkurrenz gibt es immer weniger und während die Großkonzerne mit allen Mitteln sich um eine faire Besteuerung drücken und über ihre Lobby an die besten Aufträge kommen kämpft der Mittelstand mit der immer höher werdenden Belastung durch Gesetze, Auflagen und Besteuerung.

V.a. dem stimme ich uneingeschränkt zu. Was Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten seinem Mittelstand aufgebürdet hat, ist logisch nicht zu erklären. Bürokratie ohne Ende (Verordnungen noch und nöcher; die Mindestlohnbürokratie habe ich selbst miterlebt), nahezu keine Hilfe bei der Nachfolgefrage (im Gegenteil: Erbschaftssteuer, für die man sich seinen Steuerberater sehr genau aussuchen sollte), dazu Chaos bei Gesetzen (Diesel) und mangelnde Infrastruktur (Mobilfunk, Bahn).
 

malone

Erfahrenes Mitglied
11.05.2015
1.457
713
Da muß der Rest der Welt ja ziemlich bescheuert sein, wenn sie unseren deutschen "Murks" dann immer noch kaufen wie blöde. Zumindest wenn man einigen "Ökonomiekotyphäen" hier im Forum Glauben schenken würde.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Wenn eine Gewerkschaft die deutschen Autobahnen einen Tag lang blockieren würde, was wäre da los? Bei Bahnkunden zuckt man mit den Schultern.
 
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odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
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Z´Sdugärd
Dann zeig ihm beim nachsten mal den Kölner Dom - "German Engineering" und mit passender schneller Bahn-Verbindung - ebenfalls "German Engineering": Taipeh-Tainan sind z.B. rd. 308 KM, die fährt der THSR in 1:47h. FRA-Köln HBf sind rd. 170 KM, die gehen in 54 Minuten, FRA -Stuttgart sind rd. 180 KM, die gehen in 1:15h.

Das heißt: Nach Köln geht es mit rd. 190 km/h Durchschnitt, nach Tainan mit rd. 172 km/h und nach Stuttgart mit rd. 144 km/h. Also zumindest nach Köln ist der ICE schneller als der THSR.

Trotzdem finde ich den Vergleich interessant. Auch ich habe seit längeren im Kopf, dass ein Bahn-Vorstand aus Japan, China/Taiwan oder ggf. Frankreich mit entsprechender Erfahrung für die DB sehr nützlich sein könnte.

Nur mit dem Unterschied das es in Deutschland auf dem Papier so ist und in Taiwan eben NICHT nur auf dem Papier. Liegt ggf daran das sich hier der Schnellzug nicht das marode Gleis des Bummelbahn teilen muss und auf freier Strecke warten muss weil die Hintertupfinger Dorfbahn das Gleis noch belegt weil sie ab und zu Verspätung hat. Vom Zustand der Gleise reden wir besser nicht. Mag sein das es auf Teilen der Strecken ganz gut geht...wo fährt der ICE den das was er kann? Auf welchen AUSGESUCHTEN Teilstücken ist das bitte so?

Der letzte Satz ist im übrigen sehr interesant. Ist "aus versehen" ja schon passiert. Schön nachzulesen: https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...hweizer-bahnsprecher-verspottet-13209714.html

@Genosse Tosc
Ja man verzeihe mir den Tippfehler das eine NULL zuviel dran war. Wer hier "weltfremd" ist beantwortet der Link von Juser malone ganz gut. Sind Wirbelstrombremsen bei LKW´s schon so alt wie der LKW selbst, in der Industrie gleich nach den Königswellen normal, muss man in Deutschland erst 100 Jahre später darauf kommen sowas auch beim ICE einzusetzen UND es natürlich vergeigen. Ach ja....zuletzt bin ich mit dem TGV Stuttgart-Paris gefahren. Vor 4 Wochen. Fazit: Man MERKT SOFORT wen man über die Grenze fährt. In Frankreich alles kein Problem und pünktlich, in Deutschland gleich mal ungeplanter Stop. Auf der Strecke Grenze-Stuttgart mehr verspätung als auf der restlichen Reise.

Wen du mich als Wutbürger darstellst (das darfst du natürlich gerne tun) weil ich die DB im internationalen Vergleich als grottenschlecht ansehe nur weil DU den Zustand als normal ansiehst und ich eben nicht ist halt alles nur nicht zielführend. Man muss sich mit den besten messen wen man ein global player sein will. Mag sein das die Bummelbahn in der inneren Mongolei schlechter ist (Achtung: Vermutung, war ich noch nie). Wen DAS dein Masstab an die DB ist dann tut mir das leid.
 

Hene

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27.03.2013
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BER
Könnten wir u.U. zum Thema Streik bei der Bahn zurückkommen? Er scheint ja recht effektiv gewesen zu sein und das ist zumindest kurzfristig gut für die Kunden der Bahn.
 

airhansa123

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03.11.2012
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Könnten wir u.U. zum Thema Streik bei der Bahn zurückkommen? Er scheint ja recht effektiv gewesen zu sein und das ist zumindest kurzfristig gut für die Kunden der Bahn.

??? Auf welchen Planeten lebst Du denn: Das ganze war als Warnstreik angekündigt, und als "kompletter legt die DB für 4 Std. lahm" mit Nebenwirkungen über 24 Std.+ umgesetzt. Also bösartige Lüge. Effektiv ja, aber gut für die Kunden der Bahn ?????

Ein "Warnstreik" setzt Nadelstiche, dieser Voll-Streik ging aber auf´s Ganze.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.142
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BER
Boarrrh, Leute, jetzt kommt mal wieder runter. Die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen und es wird voraussichtlich keinen Streik mehr geben vor Weihnachten, das meinte ich damit.

Und ja, es war ein zeitlich sehr begrenzter Warnstreik! In Frankreich wäre er nicht mal eine Randnotiz wert.

Ich saß gestern selbst drei h in Berlin fest und war deswegen auch ewig verspätet auf Arbeit in Bremen. Ist unangenehm, aber wer jetzt die Gewerkschaft dafür verantwortlich macht, hat leider nicht verstanden in welchem System wir leben! Einen schönen Tag!
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Es war maßlos und eben nicht nur ein Warnstreik. Sagt sogar der "Fahrgastverband Pro Bahn". Die Kunden sind einfach die falsche Zielgruppe, wenn die sich intern mit ihrem Arbeitgeber streiten.
 

unseen_shores

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30.10.2015
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Trans Balkan Express
Es war maßlos und eben nicht nur ein Warnstreik. Sagt sogar der "Fahrgastverband Pro Bahn". Die Kunden sind einfach die falsche Zielgruppe, wenn die sich intern mit ihrem Arbeitgeber streiten.

Ich war gestern nicht betroffen, konnte mir aber ein Schmunzeln über die Nachricht, dass die Bahn auch deshalb keine Auskunft über die Verpätungen geben konnte, weil die Mitarbeiter, die üblicherweise die Auskunft geben, ebenfalls gestreikt haben, nicht verkneifen.

Vier Stunden halte ich unabhhängig davon auch noch verhältnismäßig.
 
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umsteiger

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22.01.2012
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www.kanzlei-woicke.de
Ich war betroffen. Und bin noch immer genervt.

Bilanz meiner Fahrt von Westerland nach Berlin: Zwei annullierte Züge, eine Verspätung. Reisedauer über zehn Stunden. :-(

IC Westerland-Dresden wurde (erwartungsgemäß) aufgegeben, da Wagons wg. des Warnstreiks am Morgen auch am Nachmittag nicht zur Verfügung standen. Regionalbahn gab dann in Bredstedt (!) auf. Erst hieß es: halbe Stunde warten, da Baum auf Strecke. Dann: alle Zug verlassen, SEV ab 17:50 Uhr v. Bahnhofsvorplatz. Busse kamen dann aber nicht. War zum Glück so clever, mit den meisten anderen irgendwann in einen wartenden Zug einzusteigen, der dann ohne gesonderte Ansage die paar Meter nach Husum tuckerte. Die armen Schweine, die im Regen stehen blieben, warten vermutlich noch immer auf die Busse.

Der nächste reguläre Zug von Husum nach HH dann mit 15 Minuten Verspätung, sodass die vorletzte Verbindung nach Berlin knapp verpasst wurde (wozu warten?).

Bitte um Hotelübernachtung erwartungsgemäß abgelehnt. Dann um eins statt kurz nach neun zu Hause. Vormittag im A.rsch. Grippe vermutlich im Anflug.

Danke, Deutsche Bahn!

(sorry für den Frust, aber der muss hin und wieder mal raus). Von zehn Verbindung (und es sind leider weit mehr in letzter Zeit) zwischen Sylt und Berlin verlaufen acht etwa so wie gestern, wenn auch nicht immer ganz so krass. Und ja, ich weiß, gegen umstürzende Bäume ist nur bedingt Kraut gewachsen. Aber etwas Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kunden muss einfach möglich sein.
 
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Flying Lawyer

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09.03.2009
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Genau für solch Zyniker mit dieser Einstellung gegenüber ihren Mitmenschen gibt es Gewerkschaften und Streiks.

Das ist nicht zynisch, sondern realistisch, was Du schreibst ist Sozialromantik. Ich wünschen Dir von ganzen Herzen, dass Dich die Folgen eines solchen Streiks einmal richtig voll treffen. Dann kannst Du weiter von Mitmenschen und Streiks reden. Mich hat es gestern getroffen, ich konnte Termine nicht wahrnehmen und bin in Frankfurt gestrandet.

Was die Gewerkschaft hier macht, ist Erpressung eines Unternehmens und Nötigung eines ganzen Landes. Um "Mitmenschen" geht es allenfalls bei den 40 Millionen, die gestern in dem Chaos versanken oder auf Autobahnen im Stau standen, weil ein paar Gewerkschaftsfunktionäre ihre Suppe kochen wollten. Hier geht es doch nicht um den "kleinen Arbeitnehmer" und den "bösen Arbeitgeber". Nein. Hier geht es um die "bösen Gewerkschafter" und den "Rest des Landes". Mit einem Vierstundenstreik, der die Gewerkschaft herzlich wenig kostet (Streikgeld kann man fast vernachlässigen), kann man ein Land einen Tag lang stilllegen und volkswirtschaftlich Milliardenschäden verursachen. Und die Bahn hat noch nicht einmal das opportune Gegenmittel der Aussperrung, weil das weitere Milliardenschäden verursacht - nur weil es um Bruchteile von Prozenten geht bei einem tatsächlich nicht insolvenzfähigen Unternehmen mit allerhöchster Arbeitsplatzsicherheit geht.

Mir fehlt jedes Verstädnis.

Es ist schade, dass man die Eisenbahner aus dem Beamtenstatus rausgenommen hat, dann gäbe so was nicht. Das Ende des Beamtenstatus hatte zur Folge, dass die Unkündbarkeit bleibt und das Streikverbot fiel. Ziemlich blöde.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.153
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Vier Stunden halte ich unabhhängig davon auch noch verhältnismäßig.

Vier Stunden hat man gemacht, weil das ausreichte, den Betrieb der DBAG für den ganzen Tag lahmzulegen, was die Bahn rund 100 Millionen Umsatz kostet. Gleichzeitig kostet das die Gewerkschaft ein Minumum an Streikgeld. Im Grunde sowas wie die Neutronenbombe im Arbeitskampf. Effektiver nur, wenn die Flugsicherung in Deutschland streikt.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Sowas macht man doch aber nicht am ersten Streiktag, sondern da reicht eigentlich ein Denkzettel? Insbesondere wenn da Millionen Pendler dran hängen? Mir scheint es ein Alphamännchen-Profilieren von GdL und EVG zu sein, wer den längeren hat.
 
N

no_way_codeshares

Guest
Für mich ist das Streikrecht ein hohes, schützenswertes, demokratisches Gut.
Bei Formulierung dieser Regelungen gab es aber noch nicht die Zweiteilung zwischen Unternehmen, in denen die Mitarbeiter mangels Mitarbeitermasse am Schicksal des Unternehmens unmittelbar beteiligt sind und eigene Opfer bringen angesichts vieler Vorteile ihrer wichtigen Tätigkeit und Unternehmen, die so gewachsen sind, dass sie Subunternehmen beschäftigen oder Leiharbeiter, aber deren Funktionieren leider unmittelbaren Einfluss nehmen auf das Leben Dritter und das Überleben ihrer Vertragspartner oder anderer Unternehmen.
Das heutige Streikrecht nimmt auf diese Veränderung keine Rücksicht, wer zu gross ist "to fail" ist auch gross genug, andere Menschen und Unternehmen als Geiseln zu nehmen.
Genau das werfe ich den Bahnstreikenden, aber auch ihren Verhandlungsparts auf Arbeitgeberseite vor.
Aber dies ist zurückzuführen auf einen Mangel an klarer, gesetzlicher Regelung explizit für die Bedeutung des Unternehmen für die Volkswirtschaft.
Richtig ist: es gelten individuell die Rechte aus dem Grundgesetz.
Richtig ist auch: unsere Parlamente gestalten diese Gesetze.
 

airhansa123

Erfahrenes Mitglied
03.11.2012
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Für mich ist das Streikrecht ein hohes, schützenswertes, demokratisches Gut.

Das Streikrecht sieht eine Urabstimmung der gewerkschaftlich organisierten vor, dafür sind 75% Zustimmung für einen Streik erforderlich. Das ist das schützendwerte Gut.

Hier handelte sich um einen angeblichen Warnstreik, ohne vorherige Abstimmung. Der Warnstreik wurde soweit ausgeweitet, das er einen vollen Streik gleichkam. Kein Verständnis dafür, das Streikrecht so zu dehnen. Das ganze war illegal.
 

malone

Erfahrenes Mitglied
11.05.2015
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Für mich ist das Streikrecht ein hohes, schützenswertes, demokratisches Gut.
Bei Formulierung dieser Regelungen gab es aber noch nicht die Zweiteilung zwischen Unternehmen, in denen die Mitarbeiter mangels Mitarbeitermasse am Schicksal des Unternehmens unmittelbar beteiligt sind und eigene Opfer bringen angesichts vieler Vorteile ihrer wichtigen Tätigkeit und Unternehmen, die so gewachsen sind, dass sie Subunternehmen beschäftigen oder Leiharbeiter, aber deren Funktionieren leider unmittelbaren Einfluss nehmen auf das Leben Dritter und das Überleben ihrer Vertragspartner oder anderer Unternehmen.
Das heutige Streikrecht nimmt auf diese Veränderung keine Rücksicht, wer zu gross ist "to fail" ist auch gross genug, andere Menschen und Unternehmen als Geiseln zu nehmen.
Genau das werfe ich den Bahnstreikenden, aber auch ihren Verhandlungsparts auf Arbeitgeberseite vor.
Aber dies ist zurückzuführen auf einen Mangel an klarer, gesetzlicher Regelung explizit für die Bedeutung des Unternehmen für die Volkswirtschaft.
Richtig ist: es gelten individuell die Rechte aus dem Grundgesetz.
Richtig ist auch: unsere Parlamente gestalten diese Gesetze.

Es waren doch die Wirtschaft und die Politik, welche die Zerschlagung und Aufteilung des Gesamtkonzerns betrieben haben. Gewinne auslagern und privatisieren und die Verlustbereiche weiterhin dem Staat ans Bein binden waren der erste Grund; Tarifflucht und Ausschaltung der Sozialpartnerschaft der zweite Grund. Ist nur irgendwie blöd, wenn diese "Sauereien" irgendwann bis zum Endkunden durchschlagen! :D

Man muß übrigens nicht zwangsläufig die Gesetze zum Arbeitsrecht überarbeiten, um an diesen Mißständen was zu ändern.
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.805
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irdisch
Das Problem ist eher der Zerfall der Einheitsgewerkschaften. Sieht man auch bei der VC. Die müssen sich profilieren und dann hat man lauter kleine Beißer, die mal auf die Pauke hauen. Am Ende folgt ein Streik auf den anderen. Wenn dann noch alte Monopolstrukturen da sind, wie bei LH und Bahn, kann man nicht ausweichen, was sonst der Normalfall wäre.
Streik und Monopol haben geht nicht. Sonst ist streiken okay. Dann geht man eben pleite.
 

umsteiger

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22.01.2012
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Berlin
www.kanzlei-woicke.de
Meine politische Meinung zu dem Thema bleibt, dass die wesentliche Infrastruktur einfach in die Hände des Staates gehört. Verkehr und Gesundheit dürfen privatisiert werden. Das Gewaltmonopol bleibt beim Staat. Warum genau da die Grenze? Warum nicht auch streikende Polizisten oder Soldaten? Erscheint mir willkürlich. Eine funktionierende Infrastruktur, ein sich ausschließlich am Wohl des Patienten orientierendes Gesundheitssystem sind mindestens so wichtig wie Soldaten, die darauf warten, ob uns eventual mal jemand angreift.
 

weltbuerger

Erfahrenes Mitglied
06.02.2018
2.089
1.697
Meine politische Meinung zu dem Thema bleibt, dass die wesentliche Infrastruktur einfach in die Hände des Staates gehört. Verkehr und Gesundheit dürfen privatisiert werden. Das Gewaltmonopol bleibt beim Staat. Warum genau da die Grenze? Warum nicht auch streikende Polizisten oder Soldaten? Erscheint mir willkürlich. Eine funktionierende Infrastruktur, ein sich ausschließlich am Wohl des Patienten orientierendes Gesundheitssystem sind mindestens so wichtig wie Soldaten, die darauf warten, ob uns eventual mal jemand angreift.
Ein für die unterschiedliche Behandlung wichtiges Konzept, mit dem Du offensichtlich nicht vertraut bist, ist das des sog. öffentlichen Gutes.

Ein öffentliches Gut ist durch Nicht-Rivalität und Nicht-Ausschließbarkeit in der Nutzung gekennzeichnet. Wenn die Bundeswehr die äußere Sicherheit auch für Deinen Nachbarn schützt, sinkt dadurch Dein Schutz nicht. Das nennt man Nicht-Rivalität. Nicht-Ausschließbarkeit bedeutet, dass es praktisch ausgeschlossen ist, Einzelne von der Nutzung eines Gutes auszuschließen. Letzteres trifft zu für Luft, das Militär oder terrestrische Übertragungen eines öffentlich-rechtlichen Radiosenders. Bei einem privaten Gut (wie z.B. einem Auto oder einem Stück Kuchen) kann ich andere (zu nicht prohibitiv hohen Kosten) von der Nutzung ausschließen. Es besteht zudem Rivalität in der Nutzung: Wenn ich das Stück Kuchen esse, kann es niemand Anderes mehr essen.

Wieso ist das jetzt relevant? Die Dienstleistungen, die Militär und Polizei erbringen, sind vorwiegend öffentliche Güter. Da ich Niemanden von der Nutzung ausschließen kann, wird sich dieses Gut am Markt nicht verkaufen lassen. Es besteht ein sog. Trittbrettfahrerproblem: Leute würden das Gut in Anspruch nehmen, ohne dafür zu bezahlen, weil es nicht möglich ist (jedenfalls nicht zu vertretbaren Kosten), sie von der Nutzung auszuschließen. Die Folge wäre ein Marktversagen: Die Verkäufer finden nicht genug zahlende Kunden für das Gut und würden dessen Produktion einstellen. Folglich muss der Staat in die Bresche springen und die Dienstleistung (wie z.B. innere oder äußere SIcherheit) erbringen.

Bei Gesundheitsdienstleistungen sieht es anders aus: Hier bestehen -- jedenfalls, wenn man kleine Teilbereiche wie den Impfschutz ausklammert -- sowohl Ausschließbarkeit als auch Rivalität in der Nutzung. Ich kann sowohl denjenigen, die nicht für Gesundheitsdienstleistungen zu zahlen bereit sind, deren Inanspruchnahme verweigern als auch kann eine Gesundheitsleistung, die eine Person in Anspruch nimmt (z.B. eine Brustkrebsvorsorgeuntersuchung oder eine Kariesbehandlung) nicht zugleich von anderen Personen in Anspruch genommen werden.

Mit anderen Worten sind bei Gesundheitsleistungen Marktlösungen prinzipiell möglich, beim Militär hingegen wegen Marktversagens hingegen nicht (der Markt würde zusammenbrechen). Nun mag es andere Gründe (Gründe *außer* Markteffizienz, z.B. etwa das Sozialstaatsprinzip) geben, weshalb man Gesundheitsleistungen partiell in die öffentliche Hand geben mag, aber grundsätzlich hat die Gesellschaft bei Gesundheitsleistungen größere Entscheidungsspielräume als beim Militär: Beim Militär ist es klar, dass (ein Versuch der) privatwirtschaftlichen Finanzierung ineffizient wäre, bei Gesundheitsleistungen ist das alles andere als klar.
 
Zuletzt bearbeitet:

umsteiger

Erfahrenes Mitglied
22.01.2012
3.454
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54
Berlin
www.kanzlei-woicke.de
Einen derart elaboriert ausformulierten Beitrag als Schwachsinn zu bezeichnen, wäre vermutlich despektierlich.

Bin explizit anderer Meinung, wenn es darum geht, dass man Menschen, die nicht bereit, willens oder in der Lage sind, für das Gesundheitssystem zu zahlen, irgendwie ausklammern könnte, dürfte oder sollte. Für die Infrastruktur gilt prinzipiell dasselbe. Heißt ja nicht, dass die Alternative zur "Staatsbahn" zwingend Freifahrt für alle bedeuten müsste.

Ich halte es nach wie vor einen Fehler, wenn Heilsuchende nicht selten eher Kunden als Patienten sind. Und ich sehe keine Notwendigkeit darin, die Schiene oder Straße zu privatisieren. Das soll doch bitte der Staat organisieren, entsprechend entlohnen - und damit eine Grundversorgung an Mobilität garantieren!
 

weltbuerger

Erfahrenes Mitglied
06.02.2018
2.089
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Bin explizit anderer Meinung, wenn es darum geht, dass man Menschen, die nicht bereit, willens oder in der Lage sind, für das Gesundheitssystem zu zahlen, irgendwie ausklammern könnte, dürfte oder sollte. Für die Infrastruktur gilt prinzipiell dasselbe. Heißt ja nicht, dass die Alternative zur "Staatsbahn" zwingend Freifahrt für alle bedeuten müsste.
Du argumentierst normativ, d.h., auf Basis Deiner ethischen Grundvorstellungen und insbesondere Deinem Empfinden zu Gleichheit und Gerechtigkeit.

Mein Argument war ein anderes: Ich sage, es wäre ineffizient, Militär privatwirtschaftlich zu organisieren. Das bedeutete, Ressourcen zu vergeuden. Beim Gesundheitssystem oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist das vermutlich eher nicht so. Hier werden Ressourcen vergeudetet, wenn man es staatlich organisiert. Man könnte es trotzdem staatlich machen, weil das "gerechter" ist und Ungleichheit reduziert. Aber wie gesagt, wer das behauptet, argumentiert nicht sachlogisch, sondern auf ethisch-moralischer Ebene. Darüber kann man nicht sinnvoll streiten, darüber kann man nur anderer Ansicht sein.