Gab's nicht was ähnliches bei der MD-11? ("pitch stability augmentation system" - auch per Computer im Hintergrund gesteuert)
Ähnlich ja, greift aber direkt in die (nicht so kraftvolle und vom Piloten sofort voll übersteuerbare) Höhenrudersteuerung ein, nicht in die (sehr kraftvolle und vom Piloten nicht spontan übersteuerbare) Höhenflossentrimmung.
"Blame-game" oder nicht.
Allein die fehlende Redundanz von dem MCAS-Dings ist schon ein No-Go!
Redundanz stellt ja nur sicher, dass das System auch dann noch korrekt arbeitet wenn nötig, obwohl etwas ausgefallen ist.
Redundanz schützt dich nicht davor, dass das System nicht dann plötzlich arbeitet, wenn es das nicht soll.
Mit jedem hinzugefügten Element (zum Zweck von mehr Redundanz) fügst du auch immer neue Fehlerquellen und Fehlerszenarien hinzu.
Beim "Blame Game" oder bei "Just Culture" und diesen Aspekten geht es um unbeabsichtigte menschliche Fehler (z.B. man übersieht einen bestimmten Fehlerfall), die nie ganz verhindert werden können, und daher intelligent gemanagt werden müssen. Hier geht es darum, dass bewusst getäuscht wurde, der FAA bewusst falsche Daten präsentiert wurden. Da ist ganz klar "law and order" angesagt, nicht "Kuschelpädagogik". Oder um es mit einem großen Bayern zu sagen: "Wer betrügt, fliegt"
Wie stellt man denn dann bei Nutzung von zwei Sensoren fest welcher plausible Daten liefert?
Neben würfeln bleibt noch die Möglichkeit, die Sensordaten mit anderen Werten abzugleichen. Die 737 tut dies z.B. bei den Anstellwinkelsensoren, indem sie AoA aus den Luft- und Lagedaten zurückrechnet. Längsneigung und Flugbahnwinkel sind der ADIRU ja bekannt, damit kann sie den Anstellwinkel als Differenz berechnen.
Oft kann man Messwertplausibilität aus anderen Daten immerhin abschätzen.
Blöde Frage, aber wieso kann ein Softwaresystem, wie das MCAS, einen Kurs in den Boden einschlagen? Müsste es nicht ein übergeordnetes, überwachendes System geben, welches das verhindert? Ein Kurs in den Boden, kann doch niemals richtig sein. Vom Landen mal abgesehen.
Die Frage ist alles andere als blöd. Das ist halt die Krux mit der Komplexität von Systemen. Je mehr du sie verknüpfst desto mehr Fehlerfälle die nicht mehr reproduziert werden können bzw. die man bei der Analyse übersieht.
Wenn gleichzeitig das EGPWS "pull up" oder "don´t sink" ruft und das MCAS kopflastig trimmt, nutzt man offensichtlich nicht alle vorhandenen Informationen...
Wenn bei aktiver Stallwarnung ("über
zogener Flugzustand") das Höhenruder auf anschlag ge
zogen trimmt, ist das genausowenig clever.
Ich wäre nicht überrascht, wenn Boeing versuchen wird, die MAX mit etwas Software Kosmetik schnell wieder in die Luft zu bekommen. America First
Es war für mich wenig überraschend, das z.B. VW damit durchgekommen ist, mit einem Softwareupdate einfach nicht mehr auf dem Prüfstand zu mogeln, auf der Straße aber weiterhin das 30 fache des zulässigen NOx auszustoßen...
"America first" gibt es in jedem Land, Trump ist nur so doof daraus eine Parole zu machen und damit Angriffsfläche zu bieten.
Auf jedem Fall erschreckend wie eine gute und enorm erfahrene Flugzeugschmiede wie Boeing solche offensichtlichen Handwerksfehler gemacht hat.
Analog VW...
Ich befürchte, es waren nicht mal Handwerksfehler. Erfahrung ist kein für immer garantierter wert, gerade in eine "hire and fire" Welt und in einer Zeit, in der Manager die Entscheidungen gegen ihre eigenen Ingenieurabteilungen treffen muss Erfahrung gepflegt, geschätzt und genutzt werden !
Auch wenn es einiges an Entsetzen über die kruden Designentscheidungen und Abläufe auslöst (meiner Meinung nach vollkommen zurecht nach aktuellem Kenntnisstand) finde ich die Diskussion hier für ein Vielfliegerforum auf recht hohem Niveau. Es werden viele Quellen als Belege beigebracht und einiges recherchiert.
Danke für die Blumen.

Im Prinzip sollte man erwarten, das sich bei den Vielfliegern neben eingen ungerechtfertigt stinkreichen auch eine Menge Leute befinden, die dank ihrer Intelligenz und und ihres Wissens so viel in der ganzen Welt gefragt sind...