Addis Abeba, Beirut und beinahe Athen

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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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ZRH/STR
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Guten Abend zusammen

hier kommt jetzt der versprochene (und erste) Reisebericht meinerseits im Forum. Wie der Titel schon erahnen lässt ging es in den Libanon, mit einem Transitaufenthalt (1 Tag) in Äthiopien.

Ich selbst (und all meine späteren Mitreisenden) war noch nie in Afrika oder im nahen Osten gewesen. Dafür haben wir die meisten fernöstlichen und südostasiatischen Länder bereist. Also stand damit mal eine ganz neue Erfahrung an.

Die Idee kam auf, als ich mit ein paar Freunden (erstmals) in einem Nahost-Restaurant essen war. Zunächst wusste ich nicht so recht, was ich davon halten solle, aber irgendwie blieb mir der Geschmack als "interessant" in Erinnerung, und so war ich etwa 2 Wochen später wieder dort. So langsam fand ich gefallen an dieser mir bis dahin unbekannten Küche, und so fragte ich einen der Freunde, welcher uns damals erstmals in dieses Restaurant brachte (und welcher bereits fast alle Nahost-Länder mehrfach bereist hat), in welches Land man denn so reisen müsse, um wie in dem besagten Restaurant essen zu können. Libanon war dann die Antwort darauf.

Mehr zum Spaß gab ich einfach mal die Strecke ZRH-BEY in die Miles-and-More Flugsuche ein und bekam für 35.000 Meilen und ca. 45 CHF an meinem erstbesten Wunschtermin die Route ZRH-ADD-BEY in der Business Class mit Ethiopian Airlines angezeigt. Und das mit zwei (oder eher 1,5) Nachtflügen und 14 Stunden Aufenthalt in Addis Abeba. Mit den damals auf beiden Strecken eingeplanten A350 durchaus machbar.
Als ich dann noch rausfand, dass Transits mit mehr als 8 Stunden (unter Verwendung des ersten Weiterflugs Richtung Ziel) zur kostenlosen Teilnahme am Ethiopian Airlines Transit Programm berechtigen, was konkret Hotel mit Vollpension bedeutet, war mir klar: Das mache ich.
Billige Rückflüge mit LOT 6 Tage später über WAW nach ZRH in der Economy für ca. 160 CHF pro Person waren auch schnell gefunden.

Die nächste Etappe war das finden der Mitreisenden. Kriterium "ist in der Lage mindestens 35.000 Meilen auszugeben" war da schon sehr einschränkend. Ansonsten wären pro Person 2.800 CHF für den One-Way fällig geworden (oder 600 in der Economy). Schlussendlich waren wir dann aber tatsächlich zu viert: nachdem ich meine Schwester begeistern konnte wollten auch meine beiden Eltern mitkommen. So war das zwar ursprünglich nicht geplant, aber: Warum nicht? Dann wird das eben wieder (mehr oder weniger) eine Familienreise, wie wir es früher oft getan haben.

Nachdem sich dann alle für den Zeitraum freinehmen konnten rief ich bei der Miles-and-More-Hotline an um die Flüge zu buchen. Dort die Ernüchterung: Ethiopian gibt in der Business Class grundsätzlich maximal 2 Awards and Miles and More heraus. Kurze Rücksprache, dann war klar: Wir machen das trotzdem! Dann eben 2 in der Economy. Werden dann zwar zwei harte Nächte, aber dafür erlebt man was. Meine Schwester stellte sich sogleich freiwillig "zur Verfügung" und meine Mutter wollte mir als Luftfahrtenthusiast nicht den Business Class Flug mit der bis dahin unbekannten Airline nehmen (Das weiß ich SEHR zu schätzen, vor allem weil sie dann die zwei furchtbaren Nächte auf sich nehmen würde). Es war dann aber auch klar, wenns irgendwie geht gibts ein Upgrade für die beiden (hat geklappt, dazu später mehr). Also wurde dann 2 mal Business und 2 mal Eco bis Beirut gebucht:

Route Hinflug.jpg

Dann ging das informieren los. Insbesondere zum eVisa, Visa on arrival oder Transitvisum in Äthiopien kursieren verschiedene widersprüchliche Infos im Internet. Nach einigem Hin und Her investierten wir die 82 USD pP für die Beantragung eines eVisas. Davon kann ich heute nur abraten. Zwar wurde bei allen vier der Status bei dem Online Portal zum Abrufen des aktuellen Standes auf "approved" gestellt, das tatsächliche Zustellen der eVisa wollte man aber wohl nur bei den weiblichen Mitreisenden auf die Reihe bekommen. Leider scheint man in der äthiopischen Botschaft in Berlin grundsätzlich niemanden zu erreichen (warum gibts das Ding dann überhaupt?). In Bern sieht das zwar anders aus, jedoch war man dort weder der Englischen, noch irgendeiner Schweizer Landessprache mächtig (okay, Rätoromanisch konnte ich nicht testen, würde mich aber stark wundern; warum gibts das Ding dann überhaupt???).

Am 4.6. kam meine Familie, ausgerüstet mit den beiden eVisa, sowie Screenshots der beiden Status-approved-Seiten für mich und meinen Vater, mit dem Auto zu mir in die Schweiz gefahren, wo wir uns am ZRH trafen. Mit Tagesaktuellen Boardingpässen aus dem OLCI ging es kostenfrei auf die Besucherterrasse (sehr zu empfehlen!!) und danach an den ET Check-in.

Dort wollte man unsere eVisas sehen, da wir einen längeren Transit als 12 Stunden hätten und daher zwingend einreisen müssen. "Damit können Sie nicht fliegen" war der Kommentar zu den Ausdrucken über die akzeptieren eVisa Anträge ohne ausgestelltes eVisa. Jetzt wurde es doof. Wir taten quasi drei Dinge gleichzeitig:
1. Ein Upgrade auf Business Class für meine Mutter + Schwester vornehmen. Dieses wurde uns für 680 CHF pro Person auf Nachfrage angeboten, allerdings nur für den ersten Flug ZRH-ADD. ADD-BEY sei ausgebucht, und hätte sowieso einen Aircraftchange auf 737 MAX, weshalb man so oder so nur sitzen kann. Also gut, dann hätten wir vermutlich eh nur die erste Teilstrecke geupgraded. Das ganze beförderte die beiden dann aus Buchungsklasse X in Buchungsklasse J. Angeblich gibts dafür dann ca. 7,2k Meilen pP. Mal schauen ob das klappt.
2. Die Frau am CI überreden das ganze nochmal abzuklären. Das tat sie dann auch, und war immer zwischen je zwei Passagieren sehr eifrig am telefonieren. Wir wurden derweil neben dem CI "abgestellt".
3. Nach alternativen Flügen für meinen Vater und mich zu schauen. Die beste Option wäre ein Flug am nächsten morgen nach ATH und ein Weiterflug von dort am Abend gewesen. Zumindest für vielleicht 5 Stunden hätte man in der Stadt sein können. Zwischenzeitlich war ich auch kurz davor das so zu buchen, daher auch der Titel.
Nach 90+ (!) Minuten kam dann plötzlich die Frau vom CI auf uns zu, 4 Boardingpässe in der Hand: "Sie dürfen alle fliegen!" Große Erleichterung, vor allem bei mir als "Reiseplaner".

(Dazu: nach meinem jetzigen Kenntnisstand kümmert sich ET bei einem Aufenthalt bis 24 Stunden (mit Weiterreise auf ET-Ticket) jetzt nach Corona wieder um die Einreiseformalitäten, und man muss selbst nicht aktiv werden. Die 82 USD kann man sich also sparen, sowie den Ärger mit der Botschaft. Das bringt aber alles nichts, wenn einem am Startflughafen mangels Kenntnis dieser Regel beim Personal das Boarding verweigert wird.)

Dann wurde noch unser Gepäck aufgegeben. ET erlaubt sehr großzügig 3x32 in der Business, bzw. 2x23 in der Economy, dafür nur 2, bzw. 1 mal 7kg Handgepäck.
Das ging dann ungefähr so:
Ich: "Die beiden Koffer für uns alle."
CI Frau: "Was ist damit?"
Ich: "Mein Handgepäck, das nehme ich mit rein"
CI Frau: "Könnten Sie das bitte auch kurz auf die Waage stellen?"
Ich: Äh ja schon, aber das ist grade noch zu schwer, ich nehme da noch was raus." (ganz sicher...)
*stelle Trolley auf Waage*
*Waage zeigt 11,7kg an*
CI Frau: "Sie fliegen ja Business, da muss man das nicht so genau nehmen"

67% drüber ist trotzdem eine Leistung.

Für uns ging es noch kurz in die SWISS Business Lounge E. Insbesondere meiner quasi nie Business reisenden Mutter + Schwester hätte ich einen längeren Aufenthalt da drin gegönnt (sie finden sowas immer ganz toll, ich kenne das Ding sowieso inzwischen auswendig), aber wegen den fast zwei Stunden am Check-in mussten wir nach 35 Minuten schon wieder raus.

Zum Boarding gab es einen Welcome Drink, ansonsten verlief der Flug bis zum Zwischenstopp in MXP ohne Service:

Welcome Drink ZRH.JPG

Mit der Landung dort kehrte bei mir auch so langsam wieder Entspannung ein, nach dem großen Stress am ZRH.

Teil 2 folgt.
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
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Danke für den Bericht!

habe bald was "ähnliches" vor im September... zwar aus Indien kommend aber "extra" einen Layover über den Tag in ADD geplant, bevor es abends nach BEY weitergehen soll...

auch ich habe gelesen, dass max 12h "Transit" erlaubt sind....aber:
Nach meinem Kenntnisstand gibt ET aber kostenfrei ein "Einreisevisum" vor Ort und stellt den Reisenden zusätzlich noch ein Hotel zur Verfügung..

deswegen meine Überlegung: Die 82 USD für das E-Visa sparen, auf das kostenlose Einreisevisum seitens ET spekulieren, Hotel (wenn möglich) mitnehmen und dann zur Not halt hoffen, dass ET uns "umbucht" auf den 7h später startenden DEL-ADD Flug, wenn wir tatsächlich nicht mitfliegen könnten...

btw: sind auch bei mir M&M Tickets..

deswegen meine Rückfrage an dich:
Weißt du, warum es nun geklappt hat? Brauchtet Ihr tatsächlich das E-Visum? Oder hat das ET so geregelt?

vielen Dank schon mal im voraus
 
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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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ZRH/STR
Unser Aufenthalt in MXP verlief soweit unspektakulär. Wir mussten alle im Flugzeug bleiben, allerdings explizit nicht angeschnallt, da wir betankt wurden, und die Crew sortierte derweil jene Passagiere mit Ziel MXP aus. Irgendwann danach kamen dann die haufenweise zusteigenden Passagiere hinein, sodass man wirklich den Eindruck hatte, MXP-ADD sei das Hauptgeschäft. Ob dem so ist kann ich nicht beurteilen.
Mit einer Verspätung von etwa 50 Minuten starteten wir dann wieder, jetzt mit Kurs auf Addis Abeba. Der eigentliche Service begann sehr zügig nach dem Start, jedoch durch die Verspätung hatte man sein Abendessen leider erst gegen 1 Uhr Nachts auf dem Tisch. Allerdings würde man es auch regulär erst kurz nach Mitternacht erhalten.

Zur Auswahl standen folgende Speisen:

tempImageRIZWEv.jpg

Jeder von uns wählte das Hühnchen, welches zwar sehr sehr ölig, aber durchaus lecker war. Einzig den Salat muss ich als deutlich zu trocken bemängeln, da die Menge an Dressing der Menge an Salat nicht im Ansatz gerecht wurde.

tempImageVZ3Mlp.jpg

tempImageHi84n6.jpg

Als Nachspeise konnte von einem Wagen aus diversen Kuchen, aber auch Käse gewählt werden. Für letzteres entschied ich mich:

tempImagezxcsUf.jpg

Danach, also gegen 1:30 Nachts stand für uns alle der Schlaf an, denn der kommende Tag in Addis versprach sehr anstrengend zu werden.

tempImagebtJPUd.jpg

Der Fußraum war wirklich in Ordnung, wer etwas mehr haben möchte als hier im Bild zu sehen ist, dem lege ich die Reihe 1 ans Herz. Da dort ja niemand mehr vor einem sitzt ist der gesamte Bereich für die Füße zugänglich. (Mein Platz war übrigens 2A, falls das jemanden interessiert). Ich war aber jedenfalls vollkommen zufrieden, bei der LH liegt man auch nicht besser.
Im Übrigen war die Decke wirklich Klasse, ich hätte sie am liebsten mitgenommen, von der Idee hielt allerdings die Flugbegleiterin nicht sonderlich viel (ich habe extra gefragt).
Ich bekam etwa vier Stunden durchgängigen schlaf, und als ich aufwachte war meine ganze Familie noch am schlafen. Daher unternahm ich erstmal einen Spaziergang durch die Economy Class, welche zu diesem Zeitpunkt bereits weitestgehend wach war:

tempImagee5rhjw.jpg

Die Business schlummerte als ich zurückkehrte noch friedlich vor sich hin:

tempImageCxXBH0.jpg

Wieder am Platz wurde mir auch schon mein Frühstück vorbeigebracht. Das war zwar nicht sonderlich üppig, aber da man erst etwa 5 Stunden zuvor gegessen hatte wirklich mehr als ausreichend (es war sogar warm gemacht worden).
Den anderen wurde das gleiche immer nachdem sie einigermassen wach waren vorbeigebracht.

tempImage2uruKa.jpg

Bald darauf folgte schon die Landung in Addis:

tempImageufD9HZ.jpg
tempImage3M05HU.jpg

Am Flughafen angekommen machten wir uns auf die Suche nach dem Transit Desk, an welchem wir die Hotelvoucher bekommen sollten. Dabei sollte man nicht diesem Weg folgen (wir taten dies zuerst, was und durch eine Sicherheitskontrolle führte, die wir schließlich wieder zurück gehen mussten):

tempImagegUTeQc.jpg

Sondern zum etwa 40 Meter später positionierten Schalter für die am Transit Programm berechtigten Passagiere gehen (der für die Economy war gleich daneben um die Ecke):

tempImageDLz57u.jpg
tempImages5bjDy.jpg

Da wir, zumindest auf der Strecke ZRH-ADD alle in der Business Class kamen, wurde uns trotz zweier Buchungen das selbe Hotel zugeteilt, welches von Ethiopian Airlines selbst betrieben wird. Ob das auch geklappt hätte, wenn Meine Mutter + Schwester durchgängig in der Economy gewesen wären weiß ich nicht. Ethiopian Airlines jedenfalls teilt angeblich für Business Class Gäste andere (höhenwertige) Hotels zu für die Economy Gäste.
Pro Person erhielten wir einen solchen Voucher, mit welchem wir auch durch die Immigration gehen mussten, was völlig problemlos funktionierte:

Bildschirmfoto 2023-07-19 um 21.13.21.png

In der Ankunftshalle gab es dann wiederum den nächsten Schalter für ET Transitprogramm Teilnehmer, an welchem wir uns meldeten, um in unseren Bus zum Hotel zu kommen. Auch das ging problemlos und ohne längere Wartezeit vonstatten.

tempImage62XvRc.jpg

Hotel Lobby:

tempImage03CJQq.jpg

Man fragte uns, ob uns zu viert zwei Zimmer genügen, oder ob wir vier benötigen, und wir erklärten uns mit zwei zufrieden. Zusätzlich zu den Zimmerkarten bekamen wir noch für beide Zimmer Essensvoucher für jeweils Frühstück, Mittagessen und Abendessen.
Die Zimmer waren wirklich in Ordnung eingerichtet, es gab Dusche und separate Badewanne und alles machte einen relativ hochwertigen Eindruck.

tempImageD8RTMQ.jpg
tempImageCRYIos.jpg
tempImageAtQDye.jpg

Wir duschten alle in Ruhe und gingen danach ins Hotelrestaurant, um dort das zweite Frühstück einnehmen zu können.
Das Angebot dort war wirklich überraschend breit ausgestellt, so dass man überhaupt nicht alles fotografieren kann, ich glaube da wird wirklich jeder fündig, aber seht selbst:

tempImageVkgIDS.jpg
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tempImageArBhlT.jpg
tempImageQSbOUJ.jpg

Nach dem Frühstück ging es nochmal kurz auf die Zimmer und dann los in Richtung Stadt.

Teil 3 folgt.
 
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jobonky

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19.02.2023
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Danke für den Bericht!

habe bald was "ähnliches" vor im September... zwar aus Indien kommend aber "extra" einen Layover über den Tag in ADD geplant, bevor es abends nach BEY weitergehen soll...

auch ich habe gelesen, dass max 12h "Transit" erlaubt sind....aber:
Nach meinem Kenntnisstand gibt ET aber kostenfrei ein "Einreisevisum" vor Ort und stellt den Reisenden zusätzlich noch ein Hotel zur Verfügung..

deswegen meine Überlegung: Die 82 USD für das E-Visa sparen, auf das kostenlose Einreisevisum seitens ET spekulieren, Hotel (wenn möglich) mitnehmen und dann zur Not halt hoffen, dass ET uns "umbucht" auf den 7h später startenden DEL-ADD Flug, wenn wir tatsächlich nicht mitfliegen könnten...

btw: sind auch bei mir M&M Tickets..

deswegen meine Rückfrage an dich:
Weißt du, warum es nun geklappt hat? Brauchtet Ihr tatsächlich das E-Visum? Oder hat das ET so geregelt?

vielen Dank schon mal im voraus
Nach meinem Verständnis braucht es das eVisa nicht, und ET regelt das so für einen (alle diese Angaben ohne irgendeine Garantie). Problematisch ist es nur, wenn die Leute an dem Abflugflughäfen das nicht wissen. Bis 12 Stunden Transit kommt man ja problemlos mit, aber uns wurde bei 14 Stunden ohne eVisa beinahe der Flug verweigert (was nicht hätte passieren dürfen). Nur: Recht haben bringt einem erstmal wenig wenn man einfach stehen bleibt. Auch bei ET selbst kursieren dazu haufenweise widersprüchliche Infos (ich habe während meinen Vorbereitungen das ein oder andere mal in Addis Abeba angerufen) und im Zuge der Pandemie ist da wohl auch häufiger etwas verändert worden, was nicht gerade zur Vermeidung von Verwirrung beigetragen hat. Zwar finden sich hier im Forum vereinzelt Berichte von Reisenden, bei welchen es funktioniert hat, ich habe aber auch schon von einem denied boarding nach Umbuchung auf einen ET Flug von einem anderen Carrier wegen Annullierung gelesen, bei welcher die Betreffende Person mit der Begründung ihr Aufenthalt über 12 Stunden sei ohne Visum zu lang abgewiesen wurde.
Mit einem eVisa wäre das alles natürlich kein Problem. Aber wie ich ja geschrieben habe, bei uns wurden zwar alle "Bewerbungen" akzeptiert, die Quote für die erfolgreiche Zustellung der Visa lag dann aber noch nur bei 50%. Daher weiss ich nicht so recht, zu was ich eigentlich raten soll...
 
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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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ZRH/STR
Nach einem viel zu stressigen und heißen Sonntag folgt hier nun der Tag in Addis Abeba:

Direkt nach dem Frühstück wieder in unseren Zimmern bekamen wir einen Anruf von der Rezeption: Da wir den ganzen Tag einen Aufenthalt in Addis hätten bot man uns eine organisierte individuelle Tour durch die Stadt mit eigenem Fahrer an, wir sollten uns doch an den Concierge wenden. Dafür wollte man 40 USD pro Person haben, also in Summe 160 USD. Ich nehme aber an, dass man auch als Einzelperson so viel bezahlen würde. Wir erklärten, dass wir nur gerne ein Taxi zum Mercato hätten, dem grössten open-air Markt in Afrika. Der Rezeptionist hatte uns bereits beim Check-in etwas widerwillig etwa 10 bis 12 USD als normalen Preis für die Strecke genannt, und davon wollte wiederum der Concierge wiederum überhaupt nichts wissen. Erstens könne er uns ohne äthiopische Handynummer kein Taxi rufen (stimmt das?), zweitens sei das als Ausländer viel zu gefährlich auf den Mercato zu gehen, wir sollten doch wirklich die geführte Tour machen, und drittens würden wir doch sowieso die falschen Stellen besuchen ohne diese Tour.
Wir bestanden auf den Transfer zum Mercato ohne weitere Leistung. Da das Taxi scheinbar immer noch ein Ding der Unmöglichkeit war erklärte er, sein Fahrer könne uns dort hinfahren für 2500 äthiopische Birr, wir sollten uns das überlegen, so lange kümmere er sich um andere Dinge, und ihn dann einfach ansprechen.
Uns war völlig klar, dass er unsere Situation ausnutzen wollte, aber was sollten wir tun? Natürlich könnte man auf eigene Faust versuchen vor Ort einen Transfer zu organisieren. Aber wir hatten nur diesen einen Tag in Addis. Ich erklärte dem Concierge also, dass wir sein Angebot annehmen würden. Unser Gespräch verlief dann ungefähr so:

Ich: "Also gut, wir nehmen den Fahrer. Wieviele USD sind die 2500 Birr?"
Er: "45 USD. So, dann rufe ich jetzt den Fahrer für 50 USD an."
*ich dachte an dieser Stelle, dass ich mich verhört hätte*
Ich: "Und die 45 USD gebe ich dann dem Fahrer?"
Er: "Genau, die 55 USD geben Sie dann dem Fahrer."
(Er hatte sich allen Ernstes erdreistet seinen ohnehin vollkommen unverschämten Preis innerhalb von zwei Sätzen schrittweise um insgesamt 10 USD anzuheben)
Ich: "Gerade waren das noch 45 USD."
Er: "Nein, das stimmt nicht, der Wechselkurs ist momentan xy."
*Daraufhin suche er auf Google den aktuellen Kurs von Birr in USD heraus und tippe für mich nicht nachvollziehbare Dinge in seinen Handytaschenrechner. Am Ende kamen tatsächlich etwa 55 heraus.*
Ich: "Das kann nicht stimmen was Sie da gerechnet haben."
*Hole mein Handy raus, rechne für ihn sichtbar den Preis in USD aus*
Er: "Okay, okay,...."

Ich muss ehrlich sagen, dass sich das von ET geführte Transithotel, welches sich selbst im Internet hier und dort als 5* bezeichnet (und in der Realität so in etwa 4* entspricht), so verhält hätte ich nicht gedacht. Klar wird man in Afrika als Europäer regelmässig über den Tisch gezogen, aber im eigenen Hotel der Staatsairline? Jedenfalls haben wir daraus für künftige Afrikaaufenthalte unsere Lehren gezogen.

Einige Minuten später holte uns der Fahrer in einem wirklich uralten Auto ab. Für die 45 USD hätten wir da wirklich etwas besseres erwartet. Aber so war es nunmal. Mit dem im Grunde sehr freundlichen Fahrer ging es daraufhin los in Richtung Mercato. Er war auch einige male wirklich sehr bemüht uns an verschiedenen Stellen Dinge zu zeigen und erklären, nur um im jeweils nächsten Moment uns seine Dienste für den ganzen Tag anzubieten.

tempImagew5dZAn.jpg

Nach vielleicht 25 Minuten waren wir am Mercato angekommen und bezahlten dem Fahrer "seine" 45 USD. Ein letztes mal wurde uns die geführte Tour angeboten, welche wir ein letztes mal ablehnten.
Beim aussteigen hielt uns ein Mann welcher zufälligerweise in der Nähe stand die Türen auf. Für die kommenden 20 (!) Minuten wich er nicht von unserer Seite und erklärte uns ungefragt die verschiedensten Dinge, was von uns allen ignoriert wurde. Einige Male wies er uns auch an in bestimmte Straßen zu gehen, da diese besonders sehenswert seien, woraufhin wir meistens andere wählten:ROFLMAO:. Immer wieder machten wir ihm auch klar, dass wir seine geführte Tour nicht in Anspruch nehmen wollten und es dafür auch kein Geld von uns gäbe, und doch lies er sich nicht davon abbringen, bis meine Mutter irgendwann SEHR deutlich wurde (das hat sie also noch drauf ;)). Danach, als wirklich die gesamte Kreuzung zu uns schaute, lies er von uns ab:ROFLMAO:.

Abgesehen von dieser *Erfahrung* war auch der übrige Mercato *spannend*. Wir waren die einzigen optisch als "Westler" erkennbare dort, zumindest begegneten wir niemandem. Es hab dort wirklich ALLES zu kaufen, von Kleidung über Haushaltsgegenstände und Werkzeug bis hin zu Teppichen, Autoersatzteilen, Möbeln, Nüssen, Bananen oder Matratzen (und letztere wirklich oft und viel). Ich entdeckte sogar eine ganze Straße in welcher sich Stände reihten, die alle alte Handys verkaufen, welche noch aus der Zeit stammten, als in quasi jedem Android austauschbare Akkus verbaut waren. Selbst einige mit gesprungenem Display lagen zum Verkauf. Ebenso die Akkus, welche wiederum mit Gummibändern in 10er Packs zusammengehalten wurden. Leider habe ich dort kein Bild gemacht. Generell habe ich aus Angst vor Diebstahl nicht besonders viele gemacht. Hier dennoch ein paar Eindrücke:

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Interessant fand ich auch die Streifenwägen dort. Diese waren wirklich zahlreich vertreten, es fuhr quasi ständig einer vorbei. Optisch erinnerten sie mich dann aber doch eher an Militärregierung als an Polizei (im Bild unten rechts):

tempImageHn3DXO.jpg

Einmal wechselte ich kurz ein paar Worte mit welchen (waren ziemlich freundlich), und war überrascht von ihrem durchaus guten Englisch.
Nach dem Mercato ging es für uns zu Fuß zum National Museum:

tempImageH425dZ.jpg

Dieses ist Montags leider immer geschlossen, was wir enttäuscht feststellen mussten.
Anschließend betraten wir eine Mall. Dort fand gerade eine äthiopische Kaffeezeremonie statt:

tempImage61KENb.jpg

Wir besichtigten noch eine orthodoxe Kirche und ein zwei Parks und liefen durch ein paar Wohnviertel. Von dem meisten habe ich aber keine Bilder mehr gemacht. Den Weg zurück zum Flughafenhotel (ca. 7km von unserem Standort) gingen wir zu Fuß. Zum einen konnten wir so noch mehr von der Stadt kennenlernen, zum anderen hatten wir nicht mehr die Nerven uns etwas zu organisieren. Zeit war jedenfalls noch genügend vorhanden, es war etwa 16 Uhr und gegen 19:30 sollten wir ja erst abgeholt werden.
Was ich wirklich schlimm fand: Je näher wir dem Flughafen kamen, desto häufiger trafen wir am Straßenrand auf kleine Kinder (oftmals erst vielleicht 6 Jahre alt), welche verschiedene (nicht wirklich notwendige) Dinge verkauften, oder oftmals nur eine Waage dabei hatten um anzubieten sich oder etwas zu wiegen. Diese große Perspektivlosigkeit dieser Kinder, ohne Bildung und ohne Spiel und Spaß hat mich wirklich erschüttert, auch wenn ich schon viele arme Länder und arme Regionen bereist habe (etwa Slums in Kambodscha). Wenn man es dann aber wieder vor Augen hat ist es was anderes als in der Erinnerung.

Wir kauften noch äthiopischen Kaffee und Getränkte in zwei verschiedenen Supermärkten (welche Amex akzeptierten!) und trafen im Hotel ein. Dort ging es für uns alle erstmal unter die Dusche und dann zum Abendessen. Das typische Essen, welches ET ab und an im Flugzeug serviert gab es auch dort (und später in der Lounge nochmal) zu essen, neben haufenweise Europäischen und Asiatischen angeboten:

tempImage99wSnX.jpg

Im Anschluss machten wir den Check-out und wurden von Bus zurück an den Flughafen gebracht.
Mein Handgepäck, welches dank Kaffee laut Hotelwaage mittlerweile 12,8kg wog wurde wegen ET-"CABIN BAG APPROVED"-Tag aus ZRH glücklicherweise als einziges nicht kontrolliert.

Im Flughafen fanden wir eine sehr sehr große Lounge vor, welches neben einer großen Bar mit wenig Betrieb nochmals die gleichen Speisen wie das Hotel anbot. Insgesamt machte sie einen guten Eindruck. Auch kann man hier an einer äthiopischen Kaffeezeremonie teilnehmen, wenn man das denn möchte.

tempImageeIJMnS.jpg
tempImage0YNUD7.jpg

Gemeinsam mit den Economy Passagieren wurden wir schlussendlich im Bus in unsere per Aircraft-change verordnete 737 MAX auf der Aussenposition geboardet, um Addis in Richtung Beirut zu verlassen.

Teil 4 folgt.
 

slutz

Erfahrenes Mitglied
06.10.2016
2.460
2.161
dann bin ich mal gespannt, wie unsere Erfahrungen in ADD im September bei diesem „Transithotel“ sein werden…

einfach ein Taxi von der Straße nehmen war keine Möglichkeit? 45usd für unter 10km ist schon ne Ansage..
 

jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
1.428
2.776
ZRH/STR
dann bin ich mal gespannt, wie unsere Erfahrungen in ADD im September bei diesem „Transithotel“ sein werden…

einfach ein Taxi von der Straße nehmen war keine Möglichkeit? 45usd für unter 10km ist schon ne Ansage..
Nein, da gab es direkt beim Hotel leider nichts. Wir hatten überlegt zum Flughafen zurück zu laufen und dort etwas zu versuchen, aber schlussendlich davon abgesehen, da wir nicht wussten wie lange das dauern würde und welche Kosten das am Ende hätte.
Abgesehen davon war das Hotel wirklich in Ordnung. Ggf kannst du ja bevor du dich am Busschalter vom Transitprogramm nach der Einreise meldest erstmal darüber schlau machen wie die Taxioptionen direkt ab ADD sind, jedenfalls würde ich das beim nächsten mal tun. Falls du das machst würde mich das auch interessieren.
 
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handballplayer3

Erfahrenes Mitglied
01.10.2015
2.743
7.356
DUS
Danke, sehr spannend.

Hatte überlegt Anfang des Jahres für die 35K oneway einen Freund in ACC zu besuchen, das hat sich dann aber doch nicht ergeben.
Dennoch ist irgendwas via ADD nach wie vor recht attraktiv. Libanon finde ich auch sehr spannend.
Vor ein paar Jahren war ich in Jordanien - dort hat es mir außerordentlich gut gefallen.

Zum Bericht noch etwas: Noch besser wäre es die Bilder über einen externen Dienst z.B. abload.de (kostenfrei) in "groß" einzufügen.
 
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malschauen

Erfahrenes Mitglied
05.12.2016
2.716
1.893
Zum Bericht noch etwas: Noch besser wäre es die Bilder über einen externen Dienst z.B. abload.de (kostenfrei) in "groß" einzufügen.
Geht durchaus auch mit der neuen Forensoftware in dem man das Bild als Vollbild einfügt. Bei den Externen Diemsten, werden die Bilder nach einiger Zeit gelöscht und dann fehlen diese Eindrücke im Reisebericht.
 
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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
1.428
2.776
ZRH/STR
Zum Bericht noch etwas: Noch besser wäre es die Bilder über einen externen Dienst z.B. abload.de (kostenfrei) in "groß" einzufügen.

Geht durchaus auch mit der neuen Forensoftware in dem man das Bild als Vollbild einfügt. Bei den Externen Diemsten, werden die Bilder nach einiger Zeit gelöscht und dann fehlen diese Eindrücke im Reisebericht.
Ich hatte es bewusst so gemacht alle Bilder auf die gleiche Größe zu verkleinern um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Wäre es besser sie grundsätzlich in Originalgröße einzufügen? Ansonsten könnte ich entweder in einem separaten Thread alle Bilder in Originalgröße einfügen, falls daran Interesse besteht, oder wenn ich fertig bin am Ende dieses Threads alle Bilder nochmal in Originalgröße teilen. Was meint ihr?
 

handballplayer3

Erfahrenes Mitglied
01.10.2015
2.743
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DUS
Ich hatte es bewusst so gemacht alle Bilder auf die gleiche Größe zu verkleinern um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Wäre es besser sie grundsätzlich in Originalgröße einzufügen? Ansonsten könnte ich entweder in einem separaten Thread alle Bilder in Originalgröße einfügen, falls daran Interesse besteht, oder wenn ich fertig bin am Ende dieses Threads alle Bilder nochmal in Originalgröße teilen. Was meint ihr?
Ich machs bei meinen Berichten immer so, dass ich die vorher auf 1280x720 zuschneide und dann via abload hier hochade (Berichte aus 2018 haben auch noch Fotos drin). Die sind dann meistens auch nur noch 300kb groß und insbesondere mobil lädt die Seite erheblich schneller.

Du kannst es natürlich halten wie es dir gefällt, aber habs auf nem 27" Bildschirm gelesen und da gingen die Bilder doch recht stark unter.
Kannst gerne mal bei mir reinschauen wie es aussieht und ob es dir noch zusagt wegen Übersichtlichkeit etc.
https://www.vielfliegertreff.de/forum/threads/texas-via-japan-lh-f-und-ein-schneller-rtw.156060/
 
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red_travels

Reisender
16.09.2016
27.192
17.689
NUE/FMO
www.red-travels.com
Geht durchaus auch mit der neuen Forensoftware in dem man das Bild als Vollbild einfügt. Bei den Externen Diemsten, werden die Bilder nach einiger Zeit gelöscht und dann fehlen diese Eindrücke im Reisebericht.

wenn du einen Account hast, und gelegentlich Geld überweist, wird da nichts gelöscht, zumindest bei Abload. Beim direkten Upload ins Forum gibt man dem VFT wahrscheinlich wie bei den Beiträgen an sich ein unbeschränktes und unwiderrufliches Nutzungsrecht....
 
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IL62M

Erfahrenes Mitglied
13.01.2022
468
2.421
Sehr interessant, da lese ich gerne mit.

Ueber ADD nach BEY ist auch ein Routing auf das man erstmal kommen muss. 🙂
Aber, Addis auf einem Stopover kennenzulernen hat auch was. Auch wenn die Stadt und das Land bestimmt mehr Zeit verdienen. Deine Eindrücke gefallen mir gut.

War vor ein paar Monaten auch erst in Beirut und freue mich auf deine Eindrücke.

Libanon finde ich auch sehr spannend.
Vor ein paar Jahren war ich in Jordanien - dort hat es mir außerordentlich gut gefallen.

Wir waren auf einer Reise in Jordanien und Beirut. Fanden beide Laender sehr faszinierend, aber es liegen Welten zwischen den beiden, weit mehr als eine Stunde Flug. Beirut hat einfach viel mehr europäischen Einschlag. Patisserie, welche Paris übertreffen und Galerien, Designer etc. welche auch in Shoreditch oder Kreuzberg sein koennten.
 
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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
1.428
2.776
ZRH/STR
Nach dem Start in Addis ging es mit dem nicht ganz so gut strukturierten Service los. Mehr dazu hatte ich schon hier #12.298 geschrieben, daher hier nur nochmal ein paar Bilder vom Essen (jetzt etwas vergrößert, ich hoffe das ist gut so):

tempImage7yIvUr.jpg
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Schlaf bekam ich auf diesem etwas über vier Stunden langen Flug (fast) keinen. Zum einen lag das daran, dass ich mein Essen (angebliches Expressmenü) als letzter in der ganzen Business Class bekam, zum anderen an den breiteren recliner Sitzen der 737. Ursprünglich ist ja ein A350 eingeplant gewesen, jedoch wurde dieser etwa drei Wochen vor Abflug durch eben jene 737 ersetzt. Da ich am Gang saß hatte ich quasi überhaupt keine Stabilität. Ich wage sogar zu behaupten, dass man in den schmalen Economy Sitzen vermutlich angenehmer schlafen könnte. Da dort (also in der Eco) auf diesem Flug aber zum einen das Licht erst nach 2,5 Stunden ausgeschalten wurde und zum anderen noch eine Schulklasse an Bord war konnten meine Mutter und Schwester auch (fast) nicht schlafen.

Um 2:17 Uhr morgens landeten wir in Beirut. Das Ausstellen der Visa-on-arrival direkt am Schalter war überhaupt kein Problem, es gab auch quasi keine Wartezeit, aber tatsächlich wurde jede einzelne Seite in unseren Pässen durchgeblättert, um verbleichte Stempel kurz genauer zu beobachten (vermutlich wegen Israel Stempeln) und mein Vater wurde zu seinem Beruf befragt. Interessanterweise meine Mutter und ich nicht.
Abgeholt wurden wir von einem Taxi, welches der Vermieter unseres Airbnbs für die kommenden Tage organisiert hatte. Dort angekommen gingen wir alle direkt schlafen, denn mittlerweile war es bereits nach 3 Uhr morgens.

Etwa gegen 10 Uhr waren wir alle wach, um dann um 11 Uhr zunächst die unmittelbare Umgebung zu erkunden und eine SIM-Karte aufzutreiben. In diesem Laden erlebten wir sogleich die libanesische Freundlichkeit: Kaum waren wir fertig holte der Ladenbesitzer Stift und Zettel raus, um uns Restaurants, Sehenswürdigkeiten und auch andere lohnenswerte Städte zu empfehlen. Ausserdem haben wir in einer Wechselstube 100€ zu einem Kurs von 92.000 in libanesische Lira getauscht. Für alle weiteren Ausgaben hatten wir noch etwa 500 USD in Bar dabei, wobei die Unterkunft bereits im Voraus bezahlt war. Das sollte für die kommenden vier Tage auch gut reichen, wobei für uns auch klar war, dass niemand zum shoppen da ist.

Drei Dinge sind mir direkt aufgefallen:
1. Viele der Gebäude sind zwar objektiv nicht sonderlich schön, aber dennoch wird sich mit großzügiger Begrünung um eine angenehme Atmosphäre bemüht. Zumindest in den tendenziell eher wohlhabenden Vierteln.

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2. Moscheen und Kirchen sind überall, teilweise auch sehr dicht aneinander. Gegen Nachmittag hörte ich zum ersten mal in meinem Leben live den muslimischem Gebetsruf (zuvor bin ich ja nie in arabischen Ländern unterwegs gewesen).
Dieses "Aufeinandertreffen" sieht man Eindrucksvoll an der maronitischen Kathedrale St. Georg und der Mohammed-al-Amin Moschee, welche direkt nebeneinander stehen - allerdings ihre Eingänge auf entgegengesetzten Seiten haben.
An diesen kamen wir am späten Nachmittag vorbei, waren aber leider schon zu spät dran um noch hinein zu können. Von außen konnte ich aber zumindest (unter anderem) dieses Foto machen:

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3. Die Libanesen scheinen generell sehr stolz auf ihre jeweilige Religion zu sein. Im eher maronitischen (christlichen) Viertel fanden sich an den Straßenrändern viele kleine Schreine oder Andachtsstätten, und so viele Rosenkränze an Rückspiegeln oder aufgeklebt an Heckscheiben wie dort findet man nichtmal in Italien.

Wir liefen dann noch bis ans Meer und hatten einen tollen Blick auf die Stadt:

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Am Abend gingen wir schließlich libanesisch Essen:

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Es war wirklich ein Traum. Wer sich für die Speisekarte interessiert kann diese hier anschauen. Gekostet hat das alles zusammen mit den Getränken 59$ und wir alle sind gut satt geworden. Lustigerweise war am Nachbartisch ein gewisser Joseph Attieh, ein bekannter libanesischer Sänger (den allerdings keiner von uns kannte).

In dem Supermarkt auf dem Weg zurück beging ich dann noch diesen interessant aussehenden Fehler für 2,32$:

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Teil 5 folgt.
 

jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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Den folgenden Tag verbrachten wir erneut in Beirut. Zunächst ging es ins Nationalmuseum Beirut, welches primär Archäologische Funde ausstellt. Das war grundsätzlich ganz ok, sofern man sich für solche Dinge interessiert (was meine Schwester tut, deshalb sind wir auch dort hingegangen). Für Reisende, welche aber einfach nur innerhalb von ein paar Tagen das Land oder zumindest die Stadt kennenlernen möchten würde ich es eher nicht empfehlen, für Laien gleicht es einfach quasi allen archäologischen Museen die man auch in Europa finden kann. Fotos habe ich dort jedenfalls keine gemacht.
Weiter ging es in Richtung Moschee und Kathedrale, für welche wir am Tag zuvor zu spät gewesen waren.

Hier habe ich noch ein anderes Foto der Kathedrale:

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Von innen sieht sie so aus:

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Entgegen meiner Erwartungen unterschied sich die Kirche innen optisch nicht sonderlich von so manch einer in Europa und war nicht so orthodox wie vermutet. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass Maroniten im Grunde genommen Katholiken sind.
Interessant fand ich auch dieses Bild, welches irgendwie "gewohnt" aussieht, aber mit den - von mir fälschlicherweise als arabisch Klassifizierten Zeichen - gleich wieder ungewohnt ist. Später wurde mir erklärt, das sei aramäisch:


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Hier ein Bild von der Moschee (im Hintergrund sieht man noch den Turm der Kathedrale), mit der libanesischen Flagge davor, in welche wir jedoch nicht hineingingen:

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Die Innenstadt von Beirut ist, scheinbar immer noch infolge der Explosion im Hafen und den damit verbundenen Schäden, von allen Seiten durch Militär bewacht, wenn man fragt wird man aber durchgelassen. Dort findet man dann wirklich sehr schöne Straßen, mit einst schönen Geschäften vor, von denen jedoch beinahe alle geschlossen, viele auch geplündert sind. Erst ein paar wenige haben scheinbar in den letzten Wochen wieder neu geöffnet, alles wirkt noch recht provisorisch. Und doch kann man sich hier vorstellen, weshalb Beirut einst Paris des Ostens genannt worden war:

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Am nächsten Tag (mittlerweile Donnerstag) beschlossen wir das kleine Städtchen Batroun zu besuchen. Es liegt etwa eine Stunde mit dem Auto nördlich von Beirut, auf der halben Strecke nach Tripoli. Dafür bestellten wir uns einen Fahrer auf Uber. Da Uber in der Vergangenheit unfähig gewesen war, die Inflation im Libanon richtig einzuschätzen funktioniert das dort auf Basis von Geboten. Zunächst gibt man die gewünschte Strecke ein, in unserem Fall von Beirut nach Batroun. Dann schlägt Uber automatisch einen Preis vor, man ist aber nicht gebunden diesen zu nehmen, und man selbst kann ein Angebot machen. In unserem Fall schlug Uber für die Fahrt ca. 2,6 Millionen libanesische Lira vor, was zu diesem Zeitpunkt inoffiziell etwa 28 USD entsprach. Da wir uns nicht sicher waren, ob das den aktuellen Preisen entspräche boten wir 2,9 Millionen libanesische Lira (ca. 31,5 USD). Dieses Angebot für die Strecke wurde dann wohl wiederum den Fahrern in der unmittelbaren Umgebung gezeigt. Sogleich bekamen wir fünf Fahrer angezeigt, welche alle diesen Preis akzeptiert hatten - 2,6 wären wohl auch ausreichend gewesen - und wir konnten uns einen aussuchen. Sechs Minuten später war der Fahrer auch schon bei uns, und brachte uns in der nächsten Stunde entlang der Küste raus aus Beirut nach Batroun. Wobei "raus" auch nur relativ zu sehen ist. Zwar endeten bald schon die Grenzen der Stadt, als eine der wichtigsten Straßen des Landes war die Nord/Süd Autobahn auf welcher wir fuhren trotzdem nahezu permanent auf beiden Seiten bebaut, es fühlte sich also nur wie eine lange Autofahrt innerhalb Beiruts an.
Angekommen in Batroun fanden wir ein nettes kleines Städtchen vor, welches wohl für seine Zitronen und die daraus hergestellte Limonade bekannt ist. Dem Fahrer drückten wir 32 Dollar in die Hand, welche er nach kurzem Rechnen mit seinem Handy akzeptierte.
Generell macht aber alles einen eher touristischen Eindruck. So existieren einige Verleihstationen für Golfkarts, mit denen man die Stadt erkunden kann. Die Restaurants sehen fast alle sehr ansprechend aus und es gibt auch eine kleine Badestelle:

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Hier eines der Touristenmobile:

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Gegen später am Mittag fanden auch wir uns in einem kleinen, hübsch aussehenden Restaurant ein, welches mit libanesisch-armenischer Küche warb:

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Wer sich durch die Speisekarte blättern möchte kann das hier tun.
Auch hier waren wir wieder einmal von dem libanesischen Essen begeistert.

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(Ayran)

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(Kartoffeln, mit einer Art Joghurtsauce, Hackfleisch und Minze)

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(beides mit Fleisch gefüllt)

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Wir schauten uns noch kurz die Kathedrale von Batroun an...

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... und riefen uns ein Uber für den Rückweg.
Diesmal boten wir direkt die von Uber vorgeschlagene Summe von ca. 2,6 Millionen, bekamen aber zuerst keinen Fahrer, bis uns nach einer halben Minute ein Gegenvorschlag eines Fahrers für ca. 3,6 Millionen, also ca. 40 USD erreichte. Das ist also scheinbar auch möglich. Wir nahmen das Angebot an und begaben uns auf den Rückweg.

Teil 6 folgt.
 
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UniformSierra1

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06.02.2022
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HAM
Dort findet man dann wirklich sehr schöne Straßen, mit einst schönen Geschäften vor, von denen jedoch beinahe alle geschlossen, viele auch geplündert sind. Erst ein paar wenige haben scheinbar in den letzten Wochen wieder neu geöffnet, alles wirkt noch recht provisorisch. Und doch kann man sich hier vorstellen, weshalb Beirut einst Paris des Ostens genannt worden war.
Sehr ansehnliche Architektur, wirkt aber auch echt beschaulich unwirklich so menschenleer.
 
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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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Warum Fehler? Arak ist in meinen Augen besser als Ouzo oder Raki, Hab ihr den Arak auch richtig getrunken? Der wird normalerweise 1:1 oder 1:2 mit Wasser verdünnt und 1-2 Eiswürfel rein.
Ja, wir haben’s so getrunken, aber ohne die Eiswürfel. Ich fand’s echt nicht gut.
 

max2331

Erfahrenes Mitglied
30.10.2019
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Na gut man muss Anis mögen. Bei uns sind immer 1-2 Flaschen Arak im Gepäck wenn wir aus Jordanien kommen.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.777
4.563
Super schöner Bericht, lieben Dank!!

Entgegen meiner Erwartungen unterschied sich die Kirche innen optisch nicht sonderlich von so manch einer in Europa und war nicht so orthodox wie vermutet. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass Maroniten im Grunde genommen Katholiken sind.

Nicht nur "im Grunde genommen". Sie sind bewusst katholisch, eine Abspaltung von der Orthodoxie im 7. Jahrhundert und seit 1445 unierte Ostkirche. Sie sind aufgrund ihrer Bindungen nach Frankreich und Italien auch ein Grund, warum der Libanon sehr europäisch ist.
 
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