Ich bin interessierter Medizinlaie, dies vorweg. Wir werden sehen, ob sich hier noch Ärzte zu Wort melden.
Unbehagen bereitet mir die Zielrichtung des bisherigen AUA- Programms: Es hat doch offenbar den Zweck, Flugunterbrechungen so kleinzahlig als möglich zu halten (zum wirtschaftlichen Vorteil des Carriers) und sieht den Patienten erst an zweiter Stelle.
Zitat aus dem Artikel: "Er versteht die Vorgehensweise der AUA nicht und prognostiziert eine Zunahme der Notlandungen, weil Ärzte aus Unsicherheit über die Notfallbehandlung im Flieger lieber landen lassen, anstatt etwas falsch zu machen."
In dem Artikel fehlen mir deutlich zu viele Fakten!
Was kostet Doc on board?
Fuer Arzt an Bord kann man sich das leicht ausrechnen.
Dazu, und das kann wohl nur ein Mediziner beantworten, was bringt die extra Ausbildung?
Natuerlich will die Airline Kosten sparen, eine Umleitung des Fluges ist sehr teuer. Doch in wie vielen Faellen kann Doc on board das im Vergleich zu Arzt an Bord verhindern?
Optimum waeren 2 Aerzte + 2 Krankenschwestern an Bord und eine Ambulanzstation - ist aber leider nicht bezahlbar!
Greift die AUA auch jetzt schon auf Arzt an Bord zurueck? Falls nein, koennten sie von der groesseren Anzahl wirklich profitieren
... Schon allein aus rechtlichen Gründen sollte man sich sowieso sehr gut überlegen, was man da auf die eigene Kappe nimmt.
Das muss er auch gar nicht, deshalb findet sich in jedem Notfallkoffer ganz oben gleich eine Enthaftungserklärung. Zudem liegt die Entscheidung beim Luftfahrzeugführer, der Arzt/med. Fachpersonal hat bestenfalls beratenden Charakter. Weiter gibt es noch den medizinischen Dienst der LH-Group, den man telefonisch erreichen und sich beraten lassen kann.Das ist wohl des Pudels Kern - kein Arzt wird sagen - naja, fliegen wir weiter, 75% Chance das er das unbeschadet überlebt und die anderen 25% nehme ich auf mich.
Nicht einmal bei einem Flug nach Vegas ...
Schon allein aus rechtlichen Gründen sollte man sich sowieso sehr gut überlegen, was man da auf die eigene Kappe nimmt.
LH übernimmt die Haftung aber auch dann, wenn du nicht in dem Programm angemeldet bist.LH übernimmt die Haftung wenn Du dem Ärzte an Bord Programm beigetreten bist. Das ist der eigentliche Benefit - die Meilen sind ein Zuckerl.
Sinn macht m.M. nur der Notarztrefresher, der sich ja ohnehin nur an ausgebildete Notärzte richtet, hier lernt man schon viel - vor allem, sich an die ungewohnten Verhältnisse an Bord zu gewöhnen. Den Refresher muss jeder Notarzt ohnehin regelmässig machen, und viel teurer als bei der ÖÄK ist es hier auch nicht. Alles andere ist wirklich wenig sinnvoll und mehr als Kommerz zu beurteilen - um das Reduzieren von Diversions ging es bei dem Projekt aber wirklich nie.Ich habe das Geschäftsmodell von doc-on-board schon in der Vergangenheit kritisch gesehen. Die flugphysiologischen Besonderheiten kann man auch gut im Buch nachlesen und sich klar machen, worauf es ankommt. Der Kurs ist in meinen Augen zu allgemein gehalten, bzw. hat die falschen Inhalte (Vakuummatratze, Thoraxdrainage und intraossären Zugang gibt es bei der LH Group nicht!) und ist zeitlich gesehen zu kurz, um ernsthaft Inhalte zu vermitteln. Die basics der Notfallmedizin sollte man sowieso drauf haben und von einem Mal reanimieren und Intubation am Phantom (viel mehr ist bei der Gruppengröße wohl nicht drin) kann man auch nicht wesentlich mehr als zuvor.
Sinn macht m.M. nur der Notarztrefresher, der sich ja ohnehin nur an ausgebildete Notärzte richtet, hier lernt man schon viel - vor allem, sich an die ungewohnten Verhältnisse an Bord zu gewöhnen. Den Refresher muss jeder Notarzt ohnehin regelmässig machen, und viel teurer als bei der ÖÄK ist es hier auch nicht. Alles andere ist wirklich wenig sinnvoll und mehr als Kommerz zu beurteilen - um das Reduzieren von Diversions ging es bei dem Projekt aber wirklich nie.
Danke für die Antwort. Weißt du wieviel Zeit bei diesem Kurs auf die flugzeugspezifischen Themen entfällt?
Hintergrund: Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass es reicht um profunde Kenntnisse zu vermitteln. Ich wurde vor 2 Jahren von meinem damaligen AG zu einem Tageskurs geschickt. Da wurden den ganzen Tag nur Notfälle im Flugzeug, CRM, etc. besprochen (LH spezifisch) und ich hatte trotzdem nicht den Eindruck, dass es sonderlich viel gebracht hätte. Den größten Wissengewinn hatte ich durch Fachbuchlektüre.
Alles richtig gesagt! Allerdings lege ich Wert darauf, klarzustellen, dass die Haftpflichtversicherung der LH sowohl für Ärzte ohne Registrierung in dem Programm als auch für alle sonstigen Hilfe leistenden Personen gilt. Außer natürlich bei vorsätzlichem Handeln.Das LH Programm ist eigentlich nur eine große Datenbank. Ärzte werden Registriert. Bei LH sind Ärzte an Bord übrigens versichert - sodass bei Problemen die Berufshaftpflicht nicht über Gebühr belastet ist.
Ziel des Programms ist es, Ärzte an Bord identifizierbar zu machen. Im Notfall kann man da etwas Zeit sparen, wenn die Ärzte von der Crew explizit angesprochen werden.
Fand ich sehr vorbildliches Verhalten vom Piloten!
In einem der letzten Ärzteblätter war ein interessanter Artikel vom Flugmedizinischen Dienst der LH und deren Leiter auch eine Statistik der häufigsten Zwischenfälle an Bord veröffentlicht haben.
schön zu wissen, dass in diesem Fall kein unnötiger Kompromiss gemacht wird.
Wobei man sich in diesem Fall - allerdings natürlich ohne Details zu kennen - schon fragt, wem hier ein Gefallen getan wurde. Sowohl die Maschine, als auch die Passagiere hätten nach Frankfurt gemusst, d.h. man löst unnötiges Chaos aus. Und der Patient wird bei 15 Minuten Weiterflug bis FRA, wo es eine Klinik auf dem Flughafengelände gibt, womöglich schneller auf dem OP-Tisch liegen als in Köln, wo er erstmal wieder auf der Straße weitertransportiert werden muss...