Dezember 2010: Germanwings vertuschte Beinahe-Absturz über Köln

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mum2009

Erfahrenes Mitglied
22.07.2009
1.893
3
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Aber schön mit machen wenn Ryanair angeblich mal zu wenig tankt..dat wird dann gross ausgeschlachtet von den sicherlich ebenfalls aktiven Lobbyiesten :p

Was hast du denn erwartet wenn ein großer Anzeigenkunde großer deutscher Medien "eklatante" Probleme bei der Konkurenz sieht, die für den Ottonormalbürger für eine gute Aufregerstory taugen?
 

mayrhuber

Erfahrenes Mitglied
19.08.2012
1.565
1
Was hast du denn erwartet wenn ein großer Anzeigenkunde großer deutscher Medien "eklatante" Probleme bei der Konkurenz sieht, die für den Ottonormalbürger für eine gute Aufregerstory taugen?

Bei mir in der Tageszeitung sind immer sehr viele Ryanair-Anzeigen!
 
F

feb

Guest
Klaro ist das lanciert. (...) Damit sollen die Flieger bzw. Bürger auch wachgerüttelt werden damit diese dann mit der Gewerkschaft sympathisieren und auch mal 3 Wochen Streik dulden....alles natürlich damit zukünftig keine LH Billigairline existiert. (...)

Etwas weit (und ohne jeden Beleg) hergeholt, dass die UFO hinter den jetzigen Veröffentlichungen steckt ... aber völlig ausschließen will ich das nicht. Wir alle staunen ja etwas, dass der Vorfall jetzt hochkommt....

Einerlei: Wenn Germanwings (oder gar die Konzernmama?) etwas vertuscht, verschleiert oder auch nur ein bisschen kleingeredet hat, ist es deren Pech und Verantwortung, wenn der Sachverhalt zum "falschen" Zeitpunkt hochkocht.
 
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mamb0

Aktives Mitglied
12.03.2010
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Ich habe die vermeintliche Vertuschung nicht ausmachen können. Die Piloten haben beim Tower eine Luftnotlage erklärt, die Feuerwehr und Sanitäter sind ausgerückt, die Polizei hat's am selben Abend ans BFU gefaxt, GW hat am nächsten Tag ordnungsgemäß gemeldet. Was ist denn jetzt bitte vertuscht worden?
 
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Peter

Erfahrenes Mitglied
06.11.2010
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FRA
Was ist denn jetzt bitte vertuscht worden?

Im Zwischenbericht der BFU (LINK zum pdf) kann man ab Seite 10 den Wortlaut der Meldung der Germanwings an die BFU nachlesen.

Zwischen der Schilderung der Piloten in diesem Report und den im Zwischenbericht vorn getroffenen ersten Ermittlungsergebnissen liegen offensichtlich Welten.

Nur ein Beispiel:

Am 20.12.2010 wurde seitens Germanwings erklärt (Seite 10 BFU Bericht Mitte):

"Wenige Sekunden später folgte der Turn auf
das Final. Zeitgleich äußerte CM2 plötzlich sehr starkes Unwohlsein und
bei CM1 stellten sich Beeinträchtigungen der Wahrnehmung sowie ein
Kribbeln in den Extremitäten beider CMs ein. Sofort wurden die Sauerstoffmasken
aufgezogen und ATC mitgeteilt, dass wir auf die Towerfrequenz
wechseln, da wir mittlerweile auf dem Final Course established waren.
Dem Tower wurde von CM2 beim Initial Call Luftnotlage erklärt und
der Anflug unter Masken fortgesetzt. Die Landung erfolgte ohne nennenswerte
Vorkommnisse."

Im Zwischenbericht auf Seite 4 BFU Bericht steht dann aber:

"...Der Copilot hatte zu diesem Zeitpunkt Schwierigkeiten, den Ablauf in einem Gesamtbild
zu erfassen. Er konnte sich nur noch mit Mühe auf einzelne Aspekte des ablaufenden
Geschehens konzentrieren und spürte, dass er die anfallenden Informationen
nicht mehr verarbeiten konnte.
Auch der Kapitän war am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Er fühlte
sich von dem Lärm der eigenen Atemgeräusche in der Sauerstoffmaske abgelenkt
und empfand dieses als störend für die Kommunikation zwischen ihm und seinem
Copiloten. Während des gesamten Anfluges fühlte er sich körperlich sehr schlecht.
Mit dem manuellen Fliegen mit Flugkommandoanlage (flight director) arbeitete er an
der Obergrenze dessen, was ihm überhaupt noch möglich schien."
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
26.315
12.309
irdisch
Außerdem hat die BFU anscheinend erst ein Jahr nach dem Zwischenfall (anscheinend in Zusammenhang mit einem C-Check des Flugzeugs) mitbekommen, wie ernst die Sache war und dass die Crew Vergiftungserscheinungen hatte. Erst dann begann eine richtige Untersuchung.

Nach Eingang dieser Meldung setzte sich der Untersucher vom Dienst der BFU erneut
mit dem Luftfahrtunternehmen in Verbindung und erhielt die Mitteilung, dass die
Technik den Geruch auf Enteisungsflüssigkeit zurückführen würde, ein durchgeführter
Bodenlauf ohne weiteren Befund stattgefunden habe und die betroffene Crew
keine Vergiftungserscheinungen aufweise. Mit dieser Information wurde die Meldung
von ihm in der täglich stattfindenden Einsatzbesprechung der BFU vorgestellt und als
nicht weiter zu untersuchender Fall befunden.
Ein Jahr nach dem Ereignis erreichten die BFU weitere Informationen zu dem Anflug,
die zur Einleitung einer Untersuchung gemäß Verordnung (EU) Nr. 996/2010 sowie
Flugunfalluntersuchungsgesetz führten und auf deren Erkenntnissen dieser Bericht
beruht.
 
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Peter

Erfahrenes Mitglied
06.11.2010
298
0
FRA
Als regelmäßigem Leser von Incidents / Accidentsreports aus aller Welt ist mir der BFU Bericht (als Zwischenbericht) als "extrem" formuliert aufgefallen.

Normalerweise beschränken sich alle Aufsichtsbehörden der Welt bei der Publikation auf Standardsätze ohne Details - das ist hier wirklich ziemlich einzigartig.

"Normalerweise" hätte ich eine kurze Formulierung im Sinne:

"...Im Anflug auf den Flughafen klagten beide Flugzeugführer über plötzliches, zunehmendes Unwohlsein. Im weiteren Verlauf des Anfluges verschlechterte sich das Befinden des CM2 derart, dass er nicht mehr in der Lage seinen Aufgaben als PNF nachzukommen. Der CM1 (als PF) entschied den Anflug fortzusetzen..."

Fertig.
 
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Airsicknessbag

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11.01.2010
22.297
16.876
Normalerweise beschränken sich alle Aufsichtsbehörden der Welt bei der Publikation auf Standardsätze ohne Details - das ist hier wirklich ziemlich einzigartig.

"Normalerweise" hätte ich eine kurze Formulierung im Sinne:

"...Im Anflug auf den Flughafen klagten beide Flugzeugführer über plötzliches, zunehmendes Unwohlsein. Im weiteren Verlauf des Anfluges verschlechterte sich das Befinden des CM2 derart, dass er nicht mehr in der Lage seinen Aufgaben als PNF nachzukommen. Der CM1 (als PF) entschied den Anflug fortzusetzen..."

Fertig.

Ja, das fiel mir auch auf. Der Bericht las sich wie ein Groschenroman.

"Die letzten zwei Minuten zwischen 1 800 Fuß und dem Aufsetzen kamen dem Copiloten wie eine Ewigkeit vor. [...]
Beide Flugzeugführer beschrieben ihre Verfassung kurz vor der Landung als surrealistisch und wie in einem Traum."

Wenn man halt keine harten Daten und Fakten hat, muss man sich etwas zusammenschwurbeln.
 
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McFlurry

Erfahrenes Mitglied
18.11.2011
355
5
CGN
Das ist mir auch aufgefallen, besonders die Details mit der vergessenen APU, die Klappen die nach der Landung eingefahren geblieben sind, die anfangs vergessenen Checklisten...

Generell finde ich es aber immer wieder lobenswert dass in der Luftfahrt wirklich jeder Zwischenfall - egal ob nur klein oder lange vergangen - ernst genommen wird und genauestens untersucht wird.
 

mayrhuber

Erfahrenes Mitglied
19.08.2012
1.565
1
Ein weiterer Vorfall mit Germanwings mit demselben Airbus:

In a similiar event involving the very same Germanwings A319 the Irish AAIU concluded "The probable cause of the adverse symptoms reported by the aircraft crew and some passengers could not be determined", see Accident: Germanwings A319 at Dublin on May 27th 2008, pressurization problems.

Two more aircraft had similiar issues within 8 days prior to this accident, see Incident: Germanwings A319 at Cologne on Dec 11th 2010, smoke in cockpit and Incident: Germanwings A319 near Cologne on Dec 16th 2010, smell of smoke.

Accident: Germanwings A319 near Cologne on Dec 19th 2010, smoke in cockpit, both pilots nearly incapacitated
 
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mayrhuber

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19.08.2012
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rorschi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
10.188
3.570
ZRH / MUC

Ich frage mich nun (ohne mir bislang selbst eine Antwort gegeben zu haben), ob da einfach im Vorfeld auf direct4U in der Presse Germanwings-Bashing betrieben wird.

Falls diese Passage aus der Pressemitteilung der Wahrheit entspricht, hat Germanwings ihre Meldepflicht wahrgenommen:

Im Gegenteil: Germanwings hat dem Luftfahrtbundesamt und der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung alle zur Verfügung stehenden Informationen zu dem Zwischenfall sofort und unverzüglich zur Verfügung gestellt und dabei den Vorfall selbst als „gravierend“ eingestuft. Der Pilot hat selbst nach der Landung noch im Cockpit das Formular der BFU ausgefüllt. Der lokale BFU- Vertreter war sofort informiert. Der Kapitän hat Germanwings gegenüber gesagt, er habe trotz körperlicher Beeinträchtigung „jederzeit alles unter Kontrolle“ gehabt.

Nun ist Germanwings aber in den Köpfen der Zeitungsleser mindestens so gefährlich wie Ryanair :eek:

Der Vorfall ist zwar weder harmlos noch gehört er beschönigt, ist aber kaum airlinespezifisch.
 

MLang2

Moderator / Newbie-Guide
08.03.2009
8.229
7
MUC
Wer erklärt mir, warum im Cockpit nicht sofort und ohne Verzögerung bei den allerersten Anzeichen von kontaminierter Atemluft die Sauerstoffmasken aufgesetzt wurden? Oder kommen die Symptome so schnell, dass dies nicht mehr möglich war???

Ich könnte mir vorstellen, daß einem nicht sofort klar ist, was passiert. Wenn sich das so ähnlich anfühlt wie beim Tauchen mit normaler Atemluft in größerer Tiefe, dann merkt man das selbst erstmal gar nicht. Wenn ich mich da an meinen Ausbildungstauchgang zurückerinnere, bei dem wir diese Auswirkungen mal "erforscht" haben: erst, als der Tauchlehrer ein paar Aufgaben gestellt hat, hat man gemerkt, daß selbst das Ablesen der Instrumente nicht mehr richtig gut ging. 3 Mal draufgeschaut und immer noch keine Ahnung, was da steht.

Hätten die Rauch im Cockpit gehabt, also auch eine visuelle Indikation, dann hätten sie sicher schneller die Masken aufgesetzt. Aber erstmal riecht es nur komisch - und bis Du merkst, was los ist, bist Du schon fast handlungsunsfähig.
Gerade deshalb finde ich den Vorfall extrem heikel: Das kann jeden Tag wieder passieren.
 

mayrhuber

Erfahrenes Mitglied
19.08.2012
1.565
1
Spannend, wie sich das entwickelt:

Der Sprecher der Piloten-Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, wirft Germanwings vor, den Beinahe-Unfall von Köln zu verharmlosen. "Das ist eine vollkommen unverantwortliche Verharmlosung der Problematik, da fällt mir nicht mehr viel zu ein. Der Fall ist so dramatisch, dass die entsprechenden Entscheidungsträger anfangen müssen, die Problematik nicht mehr zu negieren, sondern hier Gegenmaßnahmen einzuleiten"...

Beinahe-Absturz: Germanwings-Airbus hatte schon mal "ernste Störung" - Nachrichten Politik - DIE WELT
 

Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
2.141
121
LON
Krass das sowas in Europa zwei Jahre quasi unbemerkt bleibt...

Aber irgendwie nötigt mir das Ganze auch (mal wieder) Respekt für solch gut ausgebildete Piloten ab; bei solch einer Luft wären wahrscheinlich die meisten schon mit einem PKW in der 30er Zone überfordert und der Kapitän hat es ja scheinbar dennoch geschafft das Flugzeug ohne Schäden runter zu bringen - Respekt!
 
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TXLover

Erfahrenes Mitglied
13.08.2010
1.488
1
Als regelmäßigem Leser von Incidents / Accidentsreports aus aller Welt ist mir der BFU Bericht (als Zwischenbericht) als "extrem" formuliert aufgefallen. Normalerweise beschränken sich alle Aufsichtsbehörden der Welt bei der Publikation auf Standardsätze ohne Details - das ist hier wirklich ziemlich einzigartig.

Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass die BFU sich durch 4U ziemlich auf den Schlips getreten fühlte: Als Retourkutsche wurde dann die airlinemeldung im Wortlaut zitiert und den anderen zwischenzeitlich der BFU vorliegenden Quellen gegenübergestellt. Eigentlich nur eine Wiedergabe des status quo der Feststellungen, also wortwörtlich ein Zwischenbericht.
 
P

pmeye

Guest
Ich finde die ganze Berichterstattung tendenziös. Ich kann weder erkennen, dass hier etwas vertuscht werden sollte noch dass es sich um ein LH/4U Spezifikum handelt. Die Vorfälle an sich finde ich bedenklich, die Art der Stimmungsmache allerdings auch. "Nachtigall, ick hör dir trapsen!" :p
Wenn es, wie heute bekannt wurde ein Airbus-Problem ist, müsste es doch eigentlich weltweit viele Vorfälle dieser Art geben, oder nutzt LH spezifische Konfigurationen (bspw. die RR Triebwerke?)
 
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Füchslein
10.09.2012
5.616
1.105
MUC/EDMM
Genau, es ist triebwerksspezifisch. Soll aber jetzt nicht heißen, dass es bei allen RR-Triebwerken auftritt oder dass es bei P&W nie auftritt. Kommt eben drauf an, wo bei dem jeweiligen Muster die Zapfluft abgenommen wird...

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