Die letzte große Reise - in die Antarktis

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cas_de

Erfahrenes Mitglied
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Das ist schon starker Tobak... meine Herrn!

Offensichtlich habt Ihr es wieder heil aus der Antarktis heim geschafft, das ist ja schon mal positiv. Was aber - zumindest bei mir - einen extrem bitteren Beigeschmack hinterlässt, ist die Tatsache, dass das ja eine ganz besondere Reise für Deinen Vater war. Das die Nummer dann aufgrund von stümperhaften Verhalten so den Bach runter ging ist echt traurig.

Trotzdem tolle Bilder und ich hoffe es war nichtsdestotrotz eine einzigartige und einmalige Reise.

Wir waren an Pfingsten auf eigene Faust am anderen Ende der Welt in Grönland unterwegs. Das ist im Vergleich zur Antarktis Kinderfasching, aber die Landschaft und das ewige Eis dort sind nicht weniger beeindruckend. Das läuft/lief bei mir auch in der Kategorie "once in a lifetime trip".
 

flykai

Erfahrenes Mitglied
02.04.2010
1.288
325
TXL
@ chrini1: Starker Tobak, jetzt wird mir auch einiges klarer. Auf meiner Antarktistour wurden die Zodiacs von der Expeditionscrew gesteuert und ich habe mich nie unsicher gefühlt. Bei jedem Ausflug wurden 2-3 große Blechkisten mit Notfallausrüstung mitgenommen, gab es bei euch vergleichbares?
 

Langstreckenpendler

Erfahrenes Mitglied
28.12.2021
1.018
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Ich hab das vor der Kreuzfahrt wirklich begeistert betrachtet, aber ab Kreuzfahrt war ich dann so an dem Punkt, wo ich dachte: das wäre ich jetzt persönlich anders angegangen.

Da ich in RL in der maritimen Industrie unterwegs bin und auch schon das eine oder andere Passagierschiff im Bau oder Reparatur gesehen habe, ist so eine Kreuzfahrt für mich nichts. Einer meiner berühmtesten Patienten stand ganz am Anfang des Berufslebens in der Werftfindustrie: Cunards QE2 im Jahr 1999. Mittlerweile mach ich aber mehr Eignervertretung oder arbeite auch für finanzierende Banken.
Ich hab nun mittlerweile das Probefahrt-Syndrom, d.h. die leicht zwanghafte Tendenz rote Punkte zu kleben, wenn irgendetwas überarbeitet gehört und könnte da nicht wirklich entspannen. Vermutlich würde ich am Ende der Reise eine Liste der offenen Punkte oder kann gleich eine Arbeitsliste für den nächsten Werftaufenthalt („Dockliste“) abliefern.

Die Antarktis ist wie auch die Arktis ein besonderes Fahrtgebiet, die Schiffe brauchen Eisklasse (hier E2 - die befindet sich vom Standard UNTERHALB aller IACS Polarklassen, quasi eine nicht existierende PC8), das macht es teuer und auch das 100-Pax-Limit für Landgänge nach dem Antarktisvertrag ist ein Thema, was letztlich Skaleneffekte beim Preis verhindert. Das Ergebnis ist ein klassischer Zielkonflikt.
Vermögenden, aber leider nicht Scheißegal-Reichen 60+ eine vermeintliche Expedition (natürlich mit Galadinner - wo gab es schon jemals eine Expediiton ohne Galadinner) auf einem zu großen Schiff (aber man braucht ja Restaurants zu Auswahl, Friseur und Fitnessstudio etc.) zu verkaufen damit sich das alles wie auf einer Mittelmeerkreuzfahrt im Winter anfühlt.

Fakt ist auch: mit bis zu 400 Paxen in 197 Kabinen macht man keine Expedition, das ist das Maximum um überhaupt dort noch ausbooten zu dürfen. Als echte Expedition (mit Chancen & Risiken) ist das blankes Marketing und wäre wegen der Risiken so auch nicht zu verantworten. Die 4 Gruppen reichen exakt für 4 x 100 Leute. Auch das deutsche Pauschalreiserecht steht einer echten Expedition vom Grundverständnis entgegen. Ich denke, an diesem Thema wird noch viel zwischen Vorstellung und Realität zerbrechen. Und ja, das Alter der Passagiere (nur 15 unter 60?) IST ein Problem, auch eines der Versicherung. Die Variante: nur die fitteren dürfen an Land ist auch schwierig. Die primäre Aufgabe von Schiff und Besatzung ist, die Passagiere wieder heil nach Hause zu bekommen.

Da wird dann Risiko auf das Mindestmaß reduziert. Wenn was schief geht und sich jemand schwer verletzt, so ist nämlich dort auch die Rettungskette eingeschränkt. Dort eventuell argentinische Helikopter oder ein paar Briten auf den Falklands.
Wetterdaten sind in so einem Seegebiet nur spärlich und vor allem von anderen Schiffen und ein paar Forschungsstationen zu bekommen, der NAVTEX-Receiver wird kaum eine sinnvolle Zeile ausspucken die präziser ist als SouthAtlantic…. Und daran hängt auch nicht das Ausbooten - die hängt an Lage des Schiffes zur Welle, Wellenrichtung, Wellenhöhe/Seastate, Wellenintervall plus weitere lokale Faktoren _sowie_ dem Forecast der nächsten 3 h, besonders Luftdruck(-entwicklung), Wind, Temperatur. Und so ein Zodiac bewegt sich gegenüber dem Passagierschiff völlig unterschiedlich, da andere Hydrostatik. Ein weiterer Einflussfaktor ist, was der Kapitän seiner Crew zutraut, wie dort der Ausbildungsstand ist.
Deshalb ist es Entscheidung des Kapitäns und ich sehe nicht, dass dass das allein mit einer Wetter-App überhaupt bewertet werden könnte.
Das ist natürlich traurig, wenn das nicht Euren Erwartungen entspricht - aber glaube mir: jeder Passagier will von seiner großen Reise zurückkommen und noch erzählen können. Jedenfalls die Allerallermeisten.

Was das Internet angeht - auch das kann dort (ich bin mir sicher, das Sat-Equipment ist an Bord und funktionstüchtig - da IMO-Vorschrift nach SOLAS - aber nicht unbedingt Internetzugang) TAGELANG satellitenbedingt ausfallen, es gibt Zeitfenster mit i.d.R. mäßiger Satellitenverbindung.
Geostationäre Satelliten (Inmarsat, Thuraya) sind südlich 70. Breitengrad nur schlecht zu empfangen weil flach über dem Horizont, dazu magnetische Störungen und LEOs (Iridium, Globalstar, Starlink etc.) haben nicht die Antarktis als Zielgebiet mangels Abnehmern.
Zusammengefasst: Das ist nicht die kalte Variante des Mittelmeers oder der Karibik.
Ich hätte mich übrigens auch nicht mit einem Safety Briefing sitzend bei Kaffee & Kuchen zufrieden gegeben sondern hätte das Vermittelte wöchentlich per Safety Drill überprüft. Die Besatzung braucht nämlich gerade in diesen Gewässern (siehe Kaventsmann MS Bremen) eine Idee, welche Passagiere sie aus den Kabinen zur Muster Station schleppen muss. Dafür ist nämlich die Crew auch ausgebildet (nennt sich able-bodied seafarer in der Muster List). Passagier mit 2 Mann im Evac Chair über 4 Decks nach oben und du weisst was Du getan hast.

Da ist man eher schon durch die eigene Größe beschränkt, da läuft ein geplantes Programm mehr oder weniger erfolgreich ab.
Und wenn das Sitzen über der Maschine ein Problem ist, da kann es sein, dass das entweder an der Position auf dem Schiff (für die Empfindlichen: halbe Schiffslänge, Innenkabine an der Mittschiffslinie, möglichst Richtung Tank Top hat man die geringsten Beschleunigungswerte) oder an Vibrationen liegt, die wiederum von der Maschine (normalerweise relativ gleichförmig) oder den Stabilisatoren kommen.
Ich persönlich mag keine Stabis weil sie ein Schlinger-Gefühl hervorrufen, stehe lieber mit voller Krängung bis zu den Stiefeln im Wasser.

Ja, ich will selbst irgendwann mal in die Antarktis. Aber als ausgemachter Individualreisender, der sich ausschließlich für Touren, wo es Gruppe auch aus Sicherheitsgründen braucht (also z.B. offroad-Wüstentouren), Teil einer Gruppe wird, ist eher sowas wie die St. Maria Australis (simexpeditions.com). Aber da brauch ich viel Zeit für, auch zu einem bestimmten Zeitpunkt lange im Voraus festgelegt und ein wenig sparen muss man dafür auch.
Dafür ist aber dann die Natur im Mittelpunkt - mit all ihrer Gewalt. Und die Gruppe hinreichend Verrückter mit Hands-on-Mentalität.
Da ist auch auch ein warmer Labskaus aus der Dose ein Festmahl. Das hat dann aber Null mit klassischer Kreuzfahrt zu tun.
 

chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
10.585
HAM
Das ist schon starker Tobak... meine Herrn!

Offensichtlich habt Ihr es wieder heil aus der Antarktis heim geschafft, das ist ja schon mal positiv. Was aber - zumindest bei mir - einen extrem bitteren Beigeschmack hinterlässt, ist die Tatsache, dass das ja eine ganz besondere Reise für Deinen Vater war. Das die Nummer dann aufgrund von stümperhaften Verhalten so den Bach runter ging ist echt traurig.

Trotzdem tolle Bilder und ich hoffe es war nichtsdestotrotz eine einzigartige und einmalige Reise.

Wir waren an Pfingsten auf eigene Faust am anderen Ende der Welt in Grönland unterwegs. Das ist im Vergleich zur Antarktis Kinderfasching, aber die Landschaft und das ewige Eis dort sind nicht weniger beeindruckend. Das läuft/lief bei mir auch in der Kategorie "once in a lifetime trip".
Danke. Das war noch nicht das Ende. Das Gute war, mein Vater konnte die Reise trotzdem geniessen. Er war auch genervt, aber natürlich bedingt durch Krankheit und Medikamente hat er auch viel Ruhe gebraucht. Aber die ganzen Seetage waren dann auch zu viel für ihn.

Lustig. In Grönland waren wir Pfingsten auch. Dazu wollte ich auch noch einen Reisebericht schreiben. Eigentlich wollte ich ja mit Air Greenland A330-800 fliegen, ist ja ein seltenes Muster, aber dazu kam es ja nicht, denn diese hatte ja einen Bodenunfall. Also hin mit Privilege Style und zurück mit HiFly.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

@ chrini1: Starker Tobak, jetzt wird mir auch einiges klarer. Auf meiner Antarktistour wurden die Zodiacs von der Expeditionscrew gesteuert und ich habe mich nie unsicher gefühlt. Bei jedem Ausflug wurden 2-3 große Blechkisten mit Notfallausrüstung mitgenommen, gab es bei euch vergleichbares?
Unsicher gefühlt habe ich mich trotzdem nicht. Wir hatten die Expeditioinscrew in jedem Zodiac, dazu gab es auch immer ein Zodiac ohne Gäste für den Fall, dass einer ins Wasser fällt. Wir hatten ja sehr viele Personen in sehr gehobenem Alter an Bord. Größte Sorge war, dass einer vom Boot rückwärts ins Wasser fällt.
 

Thaiflyer

vormals wolke1
06.04.2009
1.554
98
76
Thap Khlo/ Thailand
29.12. Der Tag, als mir der Kragen platzte

Die Nacht haben wir in der geschützten Admiralty Bay verbracht und fahren nun ein Stückchen durch die Bransfield Strait in die benachbarte Maxwell Bay. Die Bucht weist eine große Dichte an ganzjährig besetzten Forschungsstationen auf und wir sehen ein paar Versorgungs- und Forschungsschiffe, die in der Bucht ankern. Für die Vielflieger hier - hier gibt es auch die einzige Landebahn der Antarktis, die ganzjährig in Betrieb ist. Die Frei Base verfügt über den Teniente Rodolfo Marsh Martin Airport (IATA: TNM), der u.a. von DAP aus Punta Arenas aus angeflogen wird. Leider ist die Sicht bei NULL und der Airport daher zu. In der Bucht liegen drei Kreuzfahrer, die Flugzeug anreisende Gäste aufnehmen wollen, müssen aber warten (am Ende erfahren wir, dass 3 Tage kein Flug möglich war).

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Wir fahren weiter nach Half Moon Island um die dortige Kolonie der Zügelpinguine zu besuchen. Leider wird diese Anlandung wieder abgesagt, da aus Sicht das Wetter zu schlecht war. Nun sind wir schon eine Woche ununterbrochen auf See und langsam reicht es mir. Die Durchsagen sind dann auch so - leider können wir am Wetter nichts machen und wir können nicht bis morgen schauen. Nun, wenn ich mir die Inmarsat Wetterdaten so ansehe, dann wäre dieser Tag durchaus vorhersehbar gewesen.

Nachmittags sitzen wir mit diversen anderen Gästen - vor allem die ca. 15 unter 60 Jährigen zusammen. Alle sind unzufrieden. Auf dem Schiff gefangen, kein Internet, Null Information durch die Reederei, teilweise Wiederholung des gleichen Essens zwei Tage in Folge. Mir recht es wirklich.

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Beim Abendessen komme ich im Restaurant am Tisch mit dem Expeditionleiter und den Lektoren vorbei. Im Vorbeigehen sage ich zum Expeditionsleiter, dass das Wetter sehr wohl gestern schon bekannt gewesen sei und verwies auf meine eigenen Wetterdaten. Er spring von seinem Stuhl auf, zerrt mich am Ärmel und fordert mich auf, ihm zu folgen. Es geht ein Deck höher. Unterwegs sammelt er noch die Kreuzfahrtdirektorin auf. Ich lande in einem Konferenzraum hinter der Rezeption, die Stimmung ist gereizt und dann darf ich mir erst einmal eine Standpauke anhören - ich würde hier das Schiff aufhetzen und ihm würde das nunmehr reichen. Auf meine Ansage hin, wir sind die Gäste und hätten auch Rechte, kommt die Antwort, dass er das Sagen habe. Nun, ich teile ihm mit, dass ich kein Problem hätte, der Reederei über Satellit eine Beschwerde zukommen lassen, und evtl. der Presse gleich mit, nun wird er richtig sauer.

Nach ein paar heftigen Wortwechsel wird es langsam ruhiger. Er hört sich meine Punkte an, die Kreuzfahrtdirektorin schreibt mit. Teilt mir mit, sie dürfen an Bord nichts entscheiden, dass würde alles der Eigner entscheiden und der sei aktuell nicht erreichbar. Klar - das Internet ist ja auch tot. Da frage ich dann doch mal offen in die Runde, wie es denn eigentlich auf der Brücke mit den Wetterdaten aussieht und dem Zugriff auf den Vesseltracker zum Buchen der Landungen - und erfahre, dass es auch dort kein Internet gibt - und folglich auch kein Wetter und keine Chance, andere Landungen zu buchen (!). Das lässt mich sauer. Ich verlasse den Raum, gehe zurück ins Restaurant und erzähle jedem den ich kenne, was ich gerade erfahren habe. Hier endet der 1. Akt des Dramas.

Wir essen unser Essen auf und gehen nach oben in die Weinstube, erst mal nen Negroni für 6 Euro oder auch zwei.... Und dafür sorgen, dass jeder in meiner Nähe die News erfährt.
Liegt da die Oktopus von Paul Allen
 
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ritesa

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
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Planet Earth

chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
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HAM
30.12. Deception Island & Whalers Bay

Den Vorabend haben wir noch einmal weitgehend ruhig in der Admiralty Bay der King George Island verbracht und sind über Nacht wieder Richtung Westen gefahren, diesmal mit Rückenwind und ganz schön holprig. Morgens scheint die Sonne, aber dann kommt ein gewaltiger Hagelschauer nieder.

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Am frühen Morgen haben wir nun also Deception Island erreicht, bei bestem Wetter und im Sonnenschein. Im Wasser tauchen bei unserer Ankunft immer wieder Zügelpinguine auf und scheinen das Schiff zu begleiten.
Durch Neptuns Blasebalg, ein weniger als 400 Meter schmaler Durchlass im Kraterrand, fahren wir in die Caldera des riesigen Vulkans, der wie ein Hufeisen in der Bransfieldstrasse liegt.

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Deception ist ein aktiver, noch junger Vulkan, nicht älter als 2 Mio. Jahre. Die entstandene Insel misst 13 x 14 km und am Rande des 190m tiefen inneren Kratersees, auch Port Foster genannt, gibt es heiße Quellen, Fumarolen und Heißwasserlagunen. Im Süden und Osten sind die Berge über 500m hoch und vom Ruß geschwärzte Gletscherzungen gleiten eindrucksvoll zu Tal. Der bislang letzte Ausbruch fand 1970 statt.

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In der Caledera ist es sehr ruhig und wir können anlanden. Endlich! Zur Wahl steht von der Zeit her entweder eine Wanderung bis zur großen Klippe an der Einfahrt oder zu den Ruinen der alten Forschungsstation. Wir entscheciden uns für Letzteres.

Wir landen noch vor 9 Uhr mit dem Zodiak bei Whalers Bay, der Walfängerbucht, an und ein Empfangskommittee, bestehend aus einer kleinen Gruppe Zügelpinguine, begrüßt uns an Land.

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Whalers Bay verdankt seinen Namen den Walfängern und wir besichtigen zuerst die Ruinen der alten Trankocherei, die von 1910 bis 1931 von der norwegischen Hector Whaling Company hier betrieben wurde, die südlichste Trankocherei der Welt. Wir sehen die alten dampfbetriebenen Kochöfen und die riesigen, rostenden Öltanks. Die alten Gebäude der Walfänger wurden später in den 1940ern zu einer britischen Forschungsstation ausgebaut und in den 1960ern wurde sogar ein Hangar errichtet mit 2 Landebahnen. All das fiel jedoch einem großen Vulkanausbruch 1967 zum Opfer und auch der geplante Wiederaufbau wurde von einem weiteren Ausbruch 1969 zunichte gemacht und die Station vollständig zerstört. Die verbliebenen Ruinen sind eindrucksvolle Zeugnisse dieser Zeit und wurden 1996 zu einer unter dem Antarktisvertrag geschützten historischen Stätte erklärt.

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Wir laufen am Strand langsam zurück zu unserer Anlandestelle am alten Schwimmdock, vorbei an Raubmöwen, auch Skuas, und weiteren Zügelpinguinen, die uns Besucher neugierig betrachten.

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Bevor es zurück aufs Schiff geht, haben wir dann noch die Gelegenheit, ein Bad im Meer zu nehmen. Wassertemperatur -1,8 Grad. Nachdem am Vorabend bei der Abfrage, wer Interesse hätte, sich bestimmt 120 Personen gemeldet haben, trauen sich dann doch nur 38. Ich ziehe mich also im kalten Wind aus, die Badehose an und dann geht es auch schon ins Wasser. Autsch. Das ist kalt. Mein Brustkorb zieht sich zusammen. Einmal kurz untertauchen, drei Züge schwimmen, das muss reichen. Immerhin war ich drin. Uns wurde danach heißer Glühwein versprochen - nun bei dem Versprechen blieb es dann auch. Im Anschluss geht es zurück an Bord.

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chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
10.585
HAM
30.12. Passage durch die Gerlachstraße

Wir verlassen Deception Island und die Südshetlandinseln in Richtung Süden und nähern uns der Südlichen Antarktischen Halbinsel.
Nachdem wir die etwas unruhige Bransfieldstraße durchquert haben, fahren wir während des Abendessens durch die deutlich ruhigere Gerlache-Straße. Geschützt von Inseln ist das Meer hier spiegelglatt und wir haben Glück und sehen Wale. Ab und zu treiben auch ein paar Eisberge vorbei und wir nehmen Kurs auf Paradise Bay.

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loennermo

Erfahrenes Mitglied
01.09.2017
1.616
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Jupp, kurz vor Pauls Tod war sogar angedacht das Schiff auseinanderzuscheiden und zu verlängern. Ist leider dann nicht erfolgt. Aber cooles Schiff. War vor >20 Jahren die erste Mega-Yacht bei der ich an Board war.

Sorry für OT. Super Reisebericht!
 

chrini1

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26.03.2013
7.760
10.585
HAM
31.12. Paradise Bay

Am frühen Morgen fahren wir von der Gerlache Straße in die Paradise Bay. Als Frühaufsteher lohnt es sich für mich heute richtig. Ich stehe um kurz nach 5 auf dem Vorderdeck - zusammen mit Janine einer Meeresbiologin und Lektorin. Gerade noch beklagte sie sich, dass wir noch keine Orcas gesehen haben und da kommen sie auch schon.

Dazu noch Esels-, Adélie- und Zügelpinguine, die die vorbeitreibenden Eisschollen gern mal als Taxi benutzen. Überhaupt ist sehr viel Treibeis zu sehen, oftmals in leuchtendem Türkis strahlend. Hier werde ich dann Zeuge, wie der Expeditionsleiter über Handfunkgerät die Hanseatic Nature anfunkt und sie bittet, für ihn einen neuen Slot für eine Anlandung am Abend in Orne Harbour zu buchen. Da unser Internet ja ausgefallen ist, ist er immerhin kreativ.

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Nach dem Frühstück ergibt sich kurzfristig die Möglichkeit, eine Zodiak-Fahrt in der Paradise Bay zu machen und dabei kommen wir den Eisbergen ganz nahe. Immer wieder sehen wir auch die Blauaugenkormorane und größere Gruppen Eselspinguine im Wasser. Diese haben ihre Brutkolonien in der Nähe der argentinischen Forschungsstation Almirante Brown. Leider reicht die Zeit nicht, um dort anzulanden und so müssen wir uns weiter gedulden bis wir unseren Fuß auf den Kontinent setzen können. Die Crew brauchte fast 90 Minuten um die Zodiacs ins Wasser zu lassen, da war unser Zeitslot schon fast rum. Echt nervig.

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chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
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HAM
31.12. Galadinner in der Dalmannbucht & Landgang auf dem Festland

Gegen 13:30 Uhr verlassen wir die Paradise Bay und sehen zum Abschied noch zwei Buckelwale. Es geht ein Stück durch die Gerlache Straße in Richtung Norden bis zur Dallmannbucht, um die Zeit zu überbrücken, bis unser Slot für Orne Harbour ab 21 Uhr frei wird. Eigentlich soll es hier regelmäßig Wale und Orcas geben, aber leider fällt das Whale-Watching aus, denn je weiter wir in den Norden und in die Nähe der Drake Passage kommen, desto schlechter wird das Wetter. Es schneit und die Sicht verschlechtert sich immer mehr, aber immerhin sehen wir die fast 4 km lange und bis zu 45 Meter hohe Gletscherkante, ein paar beeindruckende Eisberge und Pinguine.

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Heute gibt es Drinks mit Eisberg-Eiswürfeln......

In der Dalmannbucht wird dann das Silvester Galadinner serviert, zuvor gibt es Dinner for One:

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Nach dem Essen wird nun endlich die Anlandung in Orne Harbour durchgeführt. Meine Frau und ich fahren alleine mit dem Zodiac, meine Eltern trauen sich nicht, den steilen, eisigen Hang von ca. 100 Höhenmetern hinauf zu gehen. Bei der Anlandung stört das Treibeis und das Expeditionsteam entreisst den Matrosen die Kontrolle über die Zodiacs. Und Schwupps, da merkt man die Erfahrung. Insgesamt wollen nur ca 90 Leute an Land, so dass wir viel Zeit haben. Das Wetter wird allerdings immer nebliger und dann fängt es an zu schneien.

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Der Aufstieg in Gummstiefeln ist für viele Gäste zu mühselig.


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Da die Schlange für die Rückkehr zum Schiff lang ist, bleibe ich über eine Stunde oben auf dem Grat. Dank Ian, dem Ornithologen kann ich einem Zügelpinguin beim Schlüpfen aus dem Ei zu schauen. Das war ein magischer Moment. Um 23:55 Uhr bin ich zurück an Bord und eile hoch zu meiner Familie. Meine Frau und Eltern warten schon. Wir stoßen auf 2023 an und essen ein paar Berliner.

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ritesa

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
1.622
1.055
Planet Earth
Ein paar Gedanken, die mir gerade gekommen sind angesichts des (sehr interessanten, vielen Dank!) Reiseberichts:

Die Antarktis will ich auch mal sehen, und das geht nur per Schiff. Ich habe auch nichts per se gegen Kreuzfahrten, habe zwar noch keine gemacht aber könnte mir z.B. eine Atlantiküberquerung oder das Kreuzen in einer Region, die man per Schiff am besten erkunden kann (Antarktis, genau!), gut vorstellen.

Aber: brauche ich in der Antarktis, auf dem Atlantik oder wo auch immer ein 6-Gang-Galadinner? Der Gedanke am A... der Welt Parmaschinken, Spargel, Hirschfilet und Ananas zu Essen kommt mir geradezu absurd vor!

Das stört mich wohl am meisten an Kreuzfahrten - der meiner Meinung nach komplett überflüssige Luxus - nicht nur beim Essen. Und wirklich hochwertig und gekonnt scheinen die Speisen ja selten zu sein. Ich wäre mit einer soliden Suppe, einem (im weitesten Sinne) lokalen Fisch und einer Mousse au Chocolat wohl sehr viel glücklicher. Nichts gegen ein feines, raffiniertes Essen - aber doch nicht auf einem Schiff irgendwo am Ende der Welt!

Deswegen lieber mit dem Postschiff nach St. Helena - aber das gibt es ja nicht mehr. Jammerschade.
 

chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
10.585
HAM
1.1.23 Fahrt durch den Neumayer-Kanal

Das neue Jahr begrüßt uns mit herrlichem Wetter. Es ist sonnig und fast windstill als wir nach dem Frühstück die Dallmannbucht verlassen und von Nordosten in den beeindruckenden Neumayerkanal einfahren. Wiele Antarktis-Reisende wollen den weiter südlichen Lemaire-Kanal sehen, aber auch dieser ist extrem sehenswert - schon aufgrund seines geschwungenden Verlaufs.

Die 30 km lange und 2-4 km breite Seestraße zwischen den Inseln Anvers und Wiencke führt durch eine der schönsten Landschaften der Antarktischen Halbinsel. Die Durchfahrt in gemütlichem Tempo dauert etwa 2 Stunden und vom Deck aus können wir bei besten Bedingungen die weiten Gletscherfelder und Eisabbrüche sehen. Die umliegenden Berge sind teilweise über 2.500 Meter hoch und bilden eine traumhafte Kulisse. Wir sehen Pinguine und Wale und auf einer Eisscholle liegt träge eine Krabbenfresser-Robbe und treibt an uns vorbei.

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Die Einfahrt in den Kanal

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Gegen Mittag verlassen wir den Kanal und nehmen Kurs auf Port Lockroy - eine britische Station die besetzt. Dort gibt es ein Postamt sowie ein kleines Museum sowie einen Shop. Eigentlich ist das Betreten aufgrund von Covid verboten, aber wir bekommen eine Ausnahme - aus zwei Gründen. Erstens haben wir einen Zimmermann an Bord, der dort Arbeiten ausführen soll, andererseits liegt dort ein USB-Stick mit Wetterdaten für uns Bereit, da ja das Internet ausgefallen ist.
 

chrini1

Erfahrenes Mitglied
26.03.2013
7.760
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HAM
1.1.23 Port Lockroy

Am Ende des Neumayerkanals und gut geschützt von den umliegenden Inseln und Gletscherfeldern liegt der kleine Naturhafen Port Lockroy. Am Nachmittag haben wir Gelegenheit zum Landgang, leider schon der letzte auf unserer Antarktis-Kreuzfahrt.

Seit 1944 befindet sich auf der kleinen Goudierinsel inmitten der Bucht eine britische Forschungsstation, hauptsächlich zur Wahrung von Gebietsansprüchen. Heute ist das Bransfield House ein kleines Museum und beherbergt einen kleinen Souvenirladen und ist zudem das südlichste Postamt der Welt. Wir sind sehr gespannt, wann uns die dort aufgegebene Postkarte zuhause erreicht.

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Die kleine Insel ist seit 1985 auch Brutplatz für etwa 500 Eselspinguinpaare, die hier ideale Bedingungen vorfinden und die Brutkolonie erstreckt sich über weite Teile des Geländes. Jeder schneefreie Fleck wird für den Nestbau genutzt und die Paare schichten sorgfältig kleine Steine aufeinander. Dabei kommt es auch zu Streitereien, wenn die wertvollen Steine einfach beim Nachbarn stiebitzt werden und wir hören die markanten Iah-Laute denen der Eselspinguin seinen Namen verdankt.
Da der letzte Winter sehr hart und schneereich war, sind die Pinguine spät dran. Einige sitzen bereits auf Eiern und brüten während andere noch Steine schichten und ein Nest bauen. Küken gibt es deshalb noch nicht zu sehen. Aber wir können beobachten, wie die Pinguine auf ihren schmalen Autobahnen, den ausgetretenen Wegen im Schnee, zum Wasser laufen und zurück. Teilweise sind im tiefen Schnee nur die Köpfe zu sehen. Zwischendurch kommen auch Raubmöven und Scheidenschnäbel vorbei auf der Suche nach Futter und lösen damit großes Gezeter unter den Pinguinen aus. Nur die auf einem vorgelagerten Fels dösende Krabbenfresser-Robbe scheint völlig unbeeindruckt zu sein.

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Innen gibt es ein paar Räume mit historischer Austattung der alten Station. Das neue Wohngebäude nebenann kann nicht besichtigt werden.

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Die Vielzahl der Pinguine ist auch verantwortlich für den beißenden Guano-Duft der über der ganzen Insel liegt, aber irgendwann gewöhnt man sich auch daran.

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Nach einer guten Stunde bei herrlichem, fast frühlingshaftem Wetter und mit vielen Eindrücken und Fotos im Gepäck müssen wir die Insel schon wieder verlassen und es geht mit dem Zodiak zurück zum Schiff.

Hier gibt es das Kuchenbuffet trotz des hervorragenden Wetters drinnen im Panorama Restaurant. Draußen sind alle Tische und Stühle gesichert, aber die meisten Gäste bedienen sich einfach und genießen das warme Wetter und die Sonne in der Bucht.

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Als alle Gäste wieder an Bord sind, gibt es die nächsten schlechten Nachrichten. Eigentlich war geplant, die Neumayer Passage wieder nach Norden zu durchfahren, auch im Hinblick auf das hervorragende Wetter. Leider hat der Kapitän entschieden, schon heute Abend Kurs auf Ushuaia zu setzen. Der Unmut ist groß an Bord. Als Grund werden die Wetterbedingungen im Beagle Kanal genannt, mann möchte die Seekrankheit vermeiden. Nun, es wird anders kommen. Aber was erwartet man schon, wenn man die Wetterdaten auf dem USB Stick erhalten muss?

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Ich bleibe noch lange an Deck, nur durch das Abendessen unterbrochen. So langsam verschwindet die Antarktische Halbinsel hinter der Erdkrümmung. Auf geht es in den Beagle Kanal.
 

chrini1

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2.1.23 Südliche Drake Passage

Am Morgen haben wir die Südshetlandinseln bereits hinter uns gelassen und fahren durch die berühmt-berüchtigte Drake Passage auf der wir nun in etwa 1,5 Tagen die mehr als 800 km nach Südamerika zurücklegen. Die Drake Passage gehört zu den sturmreichsten Gegenden der Welt und uns erwartet von Norden kommend ein Sturmtief, dass unsere Überfahrt zu einer schaukeligen Angelegenheit machen soll.
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Aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm und wir genießen das sonnige Wetter an Deck. Es werden verschiedene Aktivitäten angeboten, u.a. die Kunst des Gemüseschnitzens, Tanzkurse (was bei zunehmendem Seegang sehr amüsant ist) und eine Einladung zum Frühschoppen gibt es auch. Die wissenschaftlichen Vorträge über Robben, Wale und Pinguine sind ebenfalls sehr interessant.

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Ab und zu begleiten uns nun Sturmvögel und Albatrosse und ganz selten zeigen sich auch noch Buckelwale.
Abends gibt es aus uns unerklärlichen Gründen schon zwei Tage verfrüht den Abschieds-Cocktail (bzw. Sekt) mit dem Kapitän und ein sehr gutes Gala-Dinner inklusive Eis-Parade.

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Auch die anschließende Crew-Show schauen wir uns heute an, während draußen so langsam der Wind auffrischt. Die indonesischen Besatzungsmitglieder präsentieren sich eindrucksvoll mit traditioneller Musik und Tanz.

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Uns kommt ein Segler entgegen. Über Funk erfahren wir, dass die Gäste sowie der Skipper an Bord auf dem Weg zu einer Ski-Expedition in der Antarktis sind.

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chrini1

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3.1. Drake Passage

Tag 2 in der Drake Passage und so langsam wird die Seestraße ihrem Ruf gerecht.

Der angekündigte Sturm und eine breite Tiefdruckrinne sorgen für Windstärke 9-10 und Windgeschwindigkeiten von > 60-70 Knoten, wobei wir nur die Ausläufer zu spüren bekommen. Zum Nachmittag bauen sich Wellenberge von 12-14 Metern auf und das Schiff schaukelt ordentlich.

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Am frühen Nachmittag sitze ich auf Deck 5 in der Weinstube und schaue nach draußen auf die Wellen. Meine Sitznachbarin meinte noch: schau mal die Welle dort - und schon trifft sie uns von der Seite mit voller Wucht. Gäste fliegen mitsamt Stühlen durch die Gegend, in der Bar werden die Flaschen abgeräumt und zwei Personen fallen in Glastische, der Arzt muss kommen. Die Außendecks werden gesperrt, aber dank meiner Verbindung zum Sicherheits Offizier können wir auf der Leeseite einen kleinen Bereich Frischluft erhalten.

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Hier ein paar Videos von heute: Videos sagen mehr als Fotos.




Das Abendessen im Restaurant ist für alle sehr herausfordernd, ganz besonders für Küche und Kellner, die auch unter extremen Bedingungen ein tolles Essen zaubern und sicher zum Tisch bringen. Es sind wieder sehr viele Gäste seekrank, so dass im Laufe des Tages immer weniger Gäste zu sehen sind. Während beim Frühstück vielleicht noch 70% anwesend waren, sind es zum Mittag nur noch die Hälfte und zum Abendessen sitzen wir mit kläglichen 30 Gästen im Restaurant. Auch mein Vater muss heute als einziger aus der Familie Abstand vom Essen nehmen.

Die Nacht ist auch noch unruhig, bis wir nach Mitternacht Kap Hoorn passieren und nun im Windschutz des südamerikanischen Festlandes bleiben.
 

chrini1

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04.01.23 Beagle Kanal & Ankunft in Ushuaia

Schon früh am Morgen lassen wir die stürmische Drake Passage hinter uns und fahren in den geschützten Beagle Kanal ein, wo wir die mehr als 40 Knoten Wind nur noch an Deck spüren. Ein paar Stunden dümpeln wir dann in der Einfahrt der insgesamt 250 km langen Seestraße rum, bis wir gegen 14 Uhr den Lotsen aufnehmen können. Hier zeigte sich auch mal wieder die Fehlplanung der Crew, noch ein total verschwendeter Tag. Um 11 Uhr gibt es dann das letzte Recap - und hier wird dann noch einmal betont, wie glücklich wir sind, dass wir den Sturm nicht komplett abbekommen haben. Es wird uns auch erzählt, dass die anderen Schiffe jetzt gar nicht erst in die Drake einfahren, aber das stimmt auch nicht.

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Am letzten Tag fällt unser Türschloss nun komplett aus. Die Besatzung kann es leider nicht reparieren und so werden wir mit einem Schlüssel ausgestattet, der alle Kabinen schließt (!).

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Zum Nachmittag wird dann auch das Wetter schöner und wir genießen die Fahrt zwischen Feuerland, das hier zu Argentinien gehört, auf der rechten Seite und den chilenischen Inseln auf der linken Seite.

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Albatrosse, Seeschwalben, Sturmvögel und Kormorane begleiten uns und die Hänge sind hier wieder grün, dahinter die schneebedeckten Berge der Andenausläufer und Vulkankegel.

Am späten Nachmittag legen wir in Ushuaia an - 24 Stunden zu früh. Auch wenn für uns die Pannenserie hier zu Ende geht, werden die meisten Gäste mit Charterflug noch ihren Spaß auf dem Rückflug erleben.....



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Auch Schiffe dieser Größe fahren inszwischen in die Antarktis. So sind Kreuzfahrten für unter 2000 Euro pro Person möglich. Das Schiff verlassen darf man jedoch nicht.

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Wir essen noch einmal an Bord, aber gehen danach noch mal in die Stadt. Voll ist es hier. Zuletzt war ich im September 2019 hier - an einem Wochenende von Buenos Aires aus - damals war es schön leer. Das sieht in der Hauptsaison ganz anders aus. Als wir zurück zum Schiff kommen, erwartet uns einer der besten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe.

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Nach diem Spektakel gehe ich noch mal von Bord um mir das Treiben im Hafen anzusehen. Die Hamburg wird da schon wieder für die nächste Reise betankt.

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chrini1

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5.1.23 Ausschiffung und Nationalpark Tierra del Fuego

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Wir genießen noch einmal das gute Frühstück an Bord. Am Vorabend sollten alle schon die Koffer vor die Tür stellen - mit farbigen Bändchen ob Ihrer Busnummer, hatten doch bis auf 8 Reisende allesamt das Abreisepaket gebucht. Nun, wir trauen dem Frieden nicht und lassen das Gepäck lieber in der Kabine. Beim Frühstück begegnet uns ein älteres Paar im Bademantel aus der Sauna. Sie erklären, sie hätten wie befohlen das Gepäck am Vortag vor die Tür gestellt und dabei leider vergessen, die Kleidung für den Rückflug auszupacken - nun die Koffer waren schon auf dem LKW.

Die anderen Gäste werden aufgefordert, an Bord zu bleiben, es gäbe Probleme am Flughafen. Nun, da ich wusste, es sei nur die halbe Wahrheit, versuchte ich dann mal herauszufinden, welcher Charterer denn 236 Gäste zurück nach Frankfurt fliegen könne, Ein wenig Recherche und ich landete bei Hi-Fly, es war ein A343 unterwegs - aber nicht am Flughafen wie behauptet, sondern noch auf den Kapverden, zum Tankstopp - und das 2 Stunden vor geplantem Abflug in USH. Kleine Prognose von mir, war dann Abflug um 16 Uhr, aber wie wir im Nachgang erfuhren, sollte der Fliege nicht vor 20 Uhr - und damit mit über 8 Stunden Verspätung abheben.

Ich habe Gelegenheit, meine Emails zu prüfen und stelle erst einmal fest, dass AR unseren Flug für den Folgetag um 7 Stunden nach hinten gelegt hat. Passt uns eigentlich ganz gut, so haben wir noch mehr Zeit hier, also flugs bei Europcar angerufen und den Mietwagen für einen weiteren Tag gebucht - das einzig nervige wird dei extrem kurze Nacht in Buenos Aires sein.

Also verlassen wir das Schiff und fahren mit dem Taxi in das Hosteria Kunapaka wo wir das Gepäck abstellen und dann geht es gleich weiter zum Flughafen, wo wir für den Mietwagen übernehmen.
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Wir verlassen Ushuaia und fahren etwa 20 Minuten zum Nationalpark Tierra del Fuego, dem südlichsten Nationalpark Argentiniens. Das 630 km² große Schutzgebiet befindet sich im Südosten der Insel Feuerland, nur 18 km von der Stadt Ushuaia entfernt. Der Park wurde bereits 1960 mit dem Hauptziel gegründet, die südlichsten subantarktischen Wälder zu schützen. Im Süden wird der Park vom Beagle-Kanal begrenzt und zu den landschaftlichen Attraktionen zählen Gletscher, tiefe Täler und Schluchten, Flüsse und Seen sowie Torfmoore.
Wir unternehmen ein paar kleinere Wanderungen im Park, auch zum südlichsten Zipfel, dem offiziellen Ende der Welt. Der Weg zur Bahía Lapataia, einer Bucht am Beagle-Kanal, wo viele Wasservögel leben, führt durch subantarktischen Wald. Die Landschaft um uns herum ist wunderschön, schneebedeckte Gipfel, die bis zu 2.000 Meter hoch sind, und kleine Lagunen und Bäche und wir sehen Kormorane und brütende Magellangänse.
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Im Park gibt es auch beeindruckende Biberdämme, allerdings gehören Biber hier eigentlich nicht hin, sondern wurden erst 1946 hier für die Pelzzucht angesiedelt. Jetzt sind sie weit verbreitet und gestalten den Park nicht immer vorteilhaft um.

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Im Park Cafe gibt es Kaffee und Kuchen.

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Ein zufällig gefundener Flyer führt uns zum Restaurant Küar, etwas abseits vom Zentrum Ushuaias.
Hier gibt es zwar nicht das für Patagonien typische Lomo Asado mit dem offenen Feuer, dafür genießen wir ausgezeichnete lokale Küche inklusive der hier frisch gefangenen Königskrabbe. Dazu lokales Bier aus der Beagle Brewery. Lecker.

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6.1. Tierra del Fuego & Flug nach Buenos Aires

Nach dem Frühstück verlassen wir Ushuaia auf der Ruta Nacional No. 3 in Richtung Nordosten. Wir fahren eine Weile am Rio Olivia entlang und machen eine kleine Wanderung. Etwas später erreichen wir die Naherholungs- und Wintersportgebiete der Stadt, die mit Skipisten, Liften und Husky-Farmen voll auf den Tourismus im Winter eingestellt sind.

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Ziel unserer Ausfahrt ist der Garibaldi-Pass, die einzige asphaltierte Route durch die fuegischen Anden.

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Meine Eltern.

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Die Aussicht vom Gipfel ist atemberaubend: Im Norden erstreckt sich der riesige Lago Fagnano 98 km nach Westen, über die Magallanes-Fagnano-Verwerfung hinweg bis nach Chile, und im Süden liegt inmitten der Berge der Lago Escondido. Der Gebirgspass wurde 1956 gebaut, um die beiden Hauptorte der Insel, Rio Grande und Ushuaia, miteinander zu verbinden und markiert gleichzeitig einen abrupten Übergang in der Geographie Feuerlands. Im Norden besteht die Insel größtenteils aus hügeliger Steppe, und ausgedehnte Schafzuchtbetriebe sind das Einzige, was die weiten Abstände zwischen den Siedlungen unterbricht. Im Süden schlängelt sich die Straße die letzten 60 km bis Ushuaia durch die fuegischen Anden, bevor sie in den Beagle-Kanal hinabführt.

Aber wir fahren nicht weiter nach Norden sondern kehren wieder nach Ushuaia zurück. Im Restaurant El Mercado genießen wir frische und lokale Küche, bevor wir zum Flughafen fahren und die nächste Etappe unserer Reise antreten.

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Dank des guten Wechselkurses kaufen wir noch mal Gin ein:

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Lustig, hier Knut Hansen Gin aus Hamburg zu finden......

Wir bringen den Mietwagen zurück zum Flughafen und genießen noch ein wenig das schöne, fast schon sommerliche Wetter, bevor es (leider mit 2 Stunden Verspätung) wieder nach Buenos Aires zurück geht.

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Der Flughafen hat keine Lounge, für alle die sich fragen, wie es hier zugeht..... Dafür vermutlich den besten Blick in die Natur.

Das Boarding ist wie bei AR üblich das reinste Chaos. Als DL Platinium darf ich nur eine Person mit an Bord nehmen, obwohl beide Eltern einen Behinderten Ausweis haben. Die 737 ist total abgerockt und der Sitzabstand für den fast 5 Stunden Flug in der All-ECO Bestuhlung super eng.

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Kurz vor Mitternacht landen wir in Buenos Aires und müssen erneut warten, diesmal auf den gebuchten Transfer. Von unserem Hotel und dem Viertel San Telmo sehen wir leider nicht viel. Unser gebuchter Transfer-Fahrer ist noch nicht da und als ich ihn endlich ans Telefon bekomme, verstehe ich bei seinem schnellen Gespräch nur irgendwas von seine Frau. Was auch immer er mir sagen wollte. Er kommt zu spät, so dass wir erst um 2 Uhr morgens im gebuchten Curio by Hilton in San Telmo sind. Die Nacht wird super kurz werden.
 

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