29.12. Der Tag, als mir der Kragen platzte
Die Nacht haben wir in der geschützten Admiralty Bay verbracht und fahren nun ein Stückchen durch die Bransfield Strait in die benachbarte Maxwell Bay. Die Bucht weist eine große Dichte an ganzjährig besetzten Forschungsstationen auf und wir sehen ein paar Versorgungs- und Forschungsschiffe, die in der Bucht ankern. Für die Vielflieger hier - hier gibt es auch die einzige Landebahn der Antarktis, die ganzjährig in Betrieb ist. Die Frei Base verfügt über den Teniente Rodolfo Marsh Martin Airport (IATA: TNM), der u.a. von DAP aus Punta Arenas aus angeflogen wird. Leider ist die Sicht bei NULL und der Airport daher zu. In der Bucht liegen drei Kreuzfahrer, die Flugzeug anreisende Gäste aufnehmen wollen, müssen aber warten (am Ende erfahren wir, dass 3 Tage kein Flug möglich war).
Anhang anzeigen 221527
Anhang anzeigen 221528
Anhang anzeigen 221529
Anhang anzeigen 221531
Wir fahren weiter nach Half Moon Island um die dortige Kolonie der Zügelpinguine zu besuchen. Leider wird diese Anlandung wieder abgesagt, da aus Sicht das Wetter zu schlecht war. Nun sind wir schon eine Woche ununterbrochen auf See und langsam reicht es mir. Die Durchsagen sind dann auch so - leider können wir am Wetter nichts machen und wir können nicht bis morgen schauen. Nun, wenn ich mir die Inmarsat Wetterdaten so ansehe, dann wäre dieser Tag durchaus vorhersehbar gewesen.
Nachmittags sitzen wir mit diversen anderen Gästen - vor allem die ca. 15 unter 60 Jährigen zusammen. Alle sind unzufrieden. Auf dem Schiff gefangen, kein Internet, Null Information durch die Reederei, teilweise Wiederholung des gleichen Essens zwei Tage in Folge. Mir recht es wirklich.
Anhang anzeigen 221532
Beim Abendessen komme ich im Restaurant am Tisch mit dem Expeditionleiter und den Lektoren vorbei. Im Vorbeigehen sage ich zum Expeditionsleiter, dass das Wetter sehr wohl gestern schon bekannt gewesen sei und verwies auf meine eigenen Wetterdaten. Er spring von seinem Stuhl auf, zerrt mich am Ärmel und fordert mich auf, ihm zu folgen. Es geht ein Deck höher. Unterwegs sammelt er noch die Kreuzfahrtdirektorin auf. Ich lande in einem Konferenzraum hinter der Rezeption, die Stimmung ist gereizt und dann darf ich mir erst einmal eine Standpauke anhören - ich würde hier das Schiff aufhetzen und ihm würde das nunmehr reichen. Auf meine Ansage hin, wir sind die Gäste und hätten auch Rechte, kommt die Antwort, dass er das Sagen habe. Nun, ich teile ihm mit, dass ich kein Problem hätte, der Reederei über Satellit eine Beschwerde zukommen lassen, und evtl. der Presse gleich mit, nun wird er richtig sauer.
Nach ein paar heftigen Wortwechsel wird es langsam ruhiger. Er hört sich meine Punkte an, die Kreuzfahrtdirektorin schreibt mit. Teilt mir mit, sie dürfen an Bord nichts entscheiden, dass würde alles der Eigner entscheiden und der sei aktuell nicht erreichbar. Klar - das Internet ist ja auch tot. Da frage ich dann doch mal offen in die Runde, wie es denn eigentlich auf der Brücke mit den Wetterdaten aussieht und dem Zugriff auf den Vesseltracker zum Buchen der Landungen - und erfahre, dass es auch dort kein Internet gibt - und folglich auch kein Wetter und keine Chance, andere Landungen zu buchen (!). Das lässt mich sauer. Ich verlasse den Raum, gehe zurück ins Restaurant und erzähle jedem den ich kenne, was ich gerade erfahren habe. Hier endet der 1. Akt des Dramas.
Wir essen unser Essen auf und gehen nach oben in die Weinstube, erst mal nen Negroni für 6 Euro oder auch zwei.... Und dafür sorgen, dass jeder in meiner Nähe die News erfährt.