Weil der Strom in Deutschland teuer ist, wurde 2023 deutlich mehr Strom als in der Vergangenheit von europäischen Nachbarn gekauft. Welche Rolle spielt der Atomausstieg?
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Weil der Strom in Deutschland teuer ist, wurde 2023 deutlich mehr Strom als in der Vergangenheit von europäischen Nachbarn gekauft. Welche Rolle spielt der Atomausstieg?
Deutschland hat im Jahr 2023 deutlich weniger Strom produziert als noch im Vorjahr. Wie die Bundesnetzagentur am Mittwoch mitteilte, sank die Bruttostromerzeugung in Deutschland im Vergleich zu 2022
um neun Prozent auf 448,5 Terrawattstunden (TWh).
Dies dürfte auch mit dem Atomausstieg Deutschlands im April 2023 zusammenhängen. In 2022 hatten die verbliebenen drei Meiler noch rund sechs Prozent der Stromerzeugung ausgemacht.
Ein weiterer Grund dürften jedoch auch die hohen Produktionskosten von Strom in Deutschland sein. Darauf deutet hin, dass die Stromerzeugung mit teuer importierter Steinkohle in 2023 um 36,8 Prozent gesunken ist. Gleichzeitig stieg die Produktion von
Strom aus erneuerbaren Energien erneut an.
Insgesamt stieg die Erzeugung aus erneuerbaren Energien von 233 auf 251 Terawattstunden. Die Menge an Strom aus Photovoltaikanlagen blieb mit 55 TWh etwa auf dem Niveau des Vorjahres - obwohl 2023 deutlich sonnenärmer war als 2022.
Am Dienstag hatte der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) mitgeteilt, dass in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Million Solaranlagen errichtet worden seien.
Die drei sicheren Kernkraftwerke abzuschalten, war schlicht verantwortungslos.
CDU-Fraktionsvize Jens Spahn kritisiert die Ampel.
Deutschland musste im vergangenen Jahr jedoch trotzdem viel mehr Strom aus dem europäischen Ausland importieren als in der Vergangenheit.
Die Importe stiegen nach Angaben der Bundesnetzagentur um 63 Prozent, gleichzeitig sanken die Exporte von überschüssigem Strom um 24,7 Prozent.
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Auch diese Entwicklung ist ein Indiz dafür, dass die Stromerzeugung in Deutschland 2023 besonders teuer war. Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist.
Woher der importierte Strom für Deutschland im vergangenen Jahr kam, teilte die Bundesnetzagentur zunächst nicht mit.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag,
Jens Spahn, sieht in den Zahlen ein Versagen der Ampel-Regierung. „Monatelang haben uns Habeck und seine Grünen erklärt, wir hätten kein Stromproblem“, sagte er dem Tagesspiegel. „Das war eine katastrophale Fehleinschätzung.“
Deutschland sei zu einem „Strom-Not-Land“, geworden, sagte der CDU-Politiker weiter. Er kritisiert die Ampel erneut für den Atomausstieg: „Die drei sicheren Kernkraftwerke abzuschalten, war schlicht verantwortungslos“, sagte Spahn. „Die Ampel handelt gegen das Interesse unseres Landes.“