Mir wurde nun bekannt, dass mein alter Herr tatsächlich einmal diese Öko-Plörre in seinen neuen BMW getankt hat.
Auf seiner Stammstrecke (eine Tankfüllung) und Tempomat 180 lag der Verbrauch mit SuperPlus bei 9,8l und mit Öko-Plörre bei 10,6-10,7l. Bei einem Spritpreis von 1,60-1,70€ für SuperPlus, müsste demnach
die Plörre 12-13 Cent billiger sein, damit es sich gerade mal auf +-0 rechnet!
Na ja. Also mal hier was von einem der sich beruflich mit Motoren im Auto beschäftigt für etwas unaufgeregtere Aufklärung.
1) Der normale Super darf auch heute bereits Ethanol bis 5 % enthalten. Normalerweise hat er so zwischen 2-5% im Mittel vielleicht 3,5-4%. Das wurde an Tankestellen höchstens mal so nebenbei erwähnt, und bei 5% ist man auch damals davon ausgegengen, daß das jeder Motor so was schluckt.
2) Beim E10 = bis zu 10% Ethanol hat man dagegen auf manche (deutsche) Nachzügler bei den Herstellern Rücksicht genommen und die Einführung herausgezögert. (die meisten Europäischen Hersteller wären schon vor 3 Jahren soweit gewesen).
3) Motor und Fahrzeugtechnisch muß man bei E10 (etwas) auf Ventilsitze und Dichtungen aufpassen, sowie auf die Katbeschichtung (washcoat, Edelmetallbeladung), die Kraftstoffpumpe und Leitungen.
Eigentlich ist E10 nicht so gefährlich, agressiver wird ein Ethanolgemix erst wenn es Richtung >>10% , so ab 15-20% Ethanol geht. Hier muß man die Korrosion (=Wasseranteil) im Griff behalten.
4) Verbrauch: Aufgrund der geringeren Energieinhalts von Ethanol (weniger Kohlenwasserstoffe pro liter) ergibt sich ein leicht höherer Verbrauch (in theorie und Praxis)
Faustregel (passt erstaunlich gut): Pro 10% Ethanol = 4 % Mehrverbrauch. D.h. gegenüber dem jetzigen 5% Ethanol, darf sich der Verbrauch nur um 2% erhöhen (von 5% auf 10% Ethanol).
5) Es gibt auch was positives: Der Ethanol bewirkt eine bessere Klopffestigkeit. Und Motoren, die gut 'an der klopfgrenze'=optimal' ausgelegt sind, können durchaus ein höheres Drehmoment erziehlen.
Das bedeutet eventuall sogar: Etwas mehr power und bessere Leistungsentfaltung je höher der Ethanolanteil.
(Achtung also: der nächste mit Lichthupe könnte E10 getankt haben

)
6) Noch besser wären Leitungstechnisch die E85 Motoren. Die erreichen bei uns bei Motorischer Gleichheit mit dem Sprit in der Spitze 5-7% mehr drehmoment.
7) In Brasilen ist E100 die Norm. Hier hat man sich die Klopffestigkeit des Ethanols zunutze gemacht und baut Motoren mit duetlich höherer Verdichtung (ca. 12-13). E100 heißt aber auch, daß ca. 40% mehr Volumen durchgesetzt wird.
So zurück zum BMW:
Wenn das ein neuer BMW ist, dann verträgt der E10 mit links. Der gefühlte und emotional berichtete Mehrverbrauch bei einer Fahrt ist natürlich für den Techniker bei der eingesetzten 'Meßtechnik' nicht vergleichbar mit einer echten Messung.
Also möglichst wenig emotional werden. Das Ethanol hat Motortechnisch vor und Nachteile. Wir in der Technik (ok ha ha: technisches Management) liefern alles was gefragt ist und machen es richtig, ob E10, E20, E85, E100.
In jedem Fall sollten die BMW Leute das E10 im Griff haben, wir trauen es ihnen in jedem Fall zu, schließlich liefern die ja in alle Märkte.
Gruß
Flyglobal