Ein Veganer in Afrika: Algerien, Burkina Faso, Niger, Tschad und Zentralafrik. Republik

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journey

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24.12.2009
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Berlin
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Samstag (14.12) war wieder ein Reisetag. Wie bereits geschrieben, sollte es von Ouagadougou nach Bobo, mit einer Bevölkerung von rund 500.000 Menschen die zweitgrößte Stadt des Landes und wirtschaftliches sowie kulturelle Zentrum des Landes, gehen. Für die 350 km Strecke fiel meine Wahl auf den Zug, nicht auf den Bus. In meinem Kopf hatte sich der Plan: Sicher durch die Landschaft gleiten, dabei im Bordrestaurant gemütlich Speis und Trank genießen und aus dem Fenster gucken.

Um kurz vor 8 wurde das bestellte Taxi gesattelt und wenige Minuten später stand ich am Bahnhof, wo etwas mehr los war, als zwei Tage zuvor. Am Schalter konnte ich aus mir unbekannten Gründen nur ein Ticket für die zweite Klasse kaufen, im Zug sollte ich ein Upgrade erwerben können.



Danach wurde ich in die Schlange vor dem Bahnhofsgebäude verwiesen.



Irgendwann nahm sich meiner ein Mann mit Megaphon meiner an und ich wurde vorbei an den anderen Wartenden ins Bahnhofgebäude geführt. Ziel war der exklusive Wartebereich:





Dort sollte ich bis 9 Uhr bei Tee und kolumbianischen Telenovelas warten. Gegen 9 Uhr kam der Mann mit dem Megaphon und verkündete, dass der Zug verspätet sei, wegen Reinigung. Eine neue Abfahrtszeit wurde nicht verkündet.



Ich hätte ein paar Verbesserungsvorschläge…







Immer wieder hörte man schwere Maschinen draußen vorbeifahren, aber ehe wir tatsächlich losrollten, wurde es doch 14:20. Also glatte 5 Stunden und 20 Minuten Verspätung. In der Zeit hätte ich mit dem Bus wohl schon längst Bobo erreicht. Aber die Wartezeit verging erstaunlich schnell und ich genoss es am Bahnsteig das wenige Geschehen zu beobachten.



Eigentlich gibt es keine freie Platzwahl, aber ich habe mir dreist den Platz mit dem meisten legroom gegönnt. Vor mir habe ich dann meine Reisetasche abgestellt, sodass ich meine Beine quasi hochlegen konnte.



Ich saß / lag direkt neben der AC, die aus einem gewöhnlichen Gerät bestand, das einfach nur an die Wand gedübelt wurde. Aber die AC liefen so gut, dass ich wie meine Mitreisenden eine Jacke hätte gebrauchen können. Zum Entertainment gab es Fernsehen - einen total behämmerten Film mit einem Riesenkrokodil.



Kurz nach dem Start habe ich mir im Bordrestaurant Reis mit pikanter Sauce gekauft. Die war wider Erwarten sehr scharf. In dem Wagen kreiste auch die Weinflasche.

Die Landschaft rauschte bei gefühlt 50 Km/h an uns vorbei:



Bei der Fahrscheinkontrolle konnte ich wie angekündigt mein Upgrade für zusätzliche 5.000 CFA kaufen. Neben den Schaffern fuhren auch teilweise bewaffnete Soldaten mit, die aber auch mal ein Nickerchen machten.

Gegen 17 Uhr brach langsam die Dunkelheit ein und von der Landschaft war nichts mehr zu sehen, außer hier und da mal ein Feuer im Nirgendwo. Als ich auf die Idee kam, meine Buchung in der Booking.com-App anzugucken, geriet ich etwas in Panik, da dort stand, dass der Check-In im Hotel L’Auberge nur bis 22 Uhr möglich sein solle. Durch die dicke Verspätung drohte das äußerst knapp zu werden. Versuche das Hotel anzurufen, scheiterten am fehlenden Netz oder an nicht vergebenen Nummern. Per GPS versuchte ich unsere ungefähre Geschwindigkeit zu ermitteln (stellenweise ca. 30 Km/h) und eine Ankunftszeit zu errechnen.

Gegen 22:40 wurde Bobo erreicht. Am Bahnhof war relativ viel los, das konzentrierte sich aber auf Verpflegung.



Zu meiner Verwunderung war aber kein Taxi weit und breit zu sehen, sodass ich mich zu Fuß auf den Weg machte. Wenig später hatte ich dann doch Glück und bekam für den knappen Kilometer ein Taxi für 1.000 CFA (zu teuer, aber in dem Moment war es mir total egal).

Im Hotel öffnete mir der Guard die Tür und auch der Check-In war auch noch besetzt. Da ich Hunger und Durst hatte, verließ ich das Hotel gleich wieder, um der lauten Musik zu folgen. Keine 100 m entfernt, waren ein Club und eine Bar. Dort habe ich ein Bier (600 CFA) und Salat (klassischer Fehler, aber mein Magen ist aus Stahl) mit Pommes bestellt.

Von meinem Platz konnte ich das Treiben vor dem Club gut beobachten: Junge Frauen und Männer, die sich schick gemacht haben und bereit waren, Spaß zu haben. Die Outfits waren teilweise sehr extravagant, knapp und hauteng.

Irgendwann kam der Türsteher zu mir und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mal reinzukommen und zu gucken. Ich habe das Angebot angenommen, fühlte mich aber richtig unwohl, da meine Schuhe nicht Club-würdig waren – meiner Meinung nach. Ihm war es egal.

Bei einem Bier (0,33 für 2.000 CFA, statt draußen 0,66 für 600 CFA) beobachtete ich von der Bar das Nachtleben.



Für meine Ohren war die Musik eher nervig, es wurde relativ wenig getanzt. Die meisten Gruppen saßen in ihren Ecken und hielten sich an leeren Flaschen fest. Für die locals sind die Getränke nicht gerade günstig. Ab und zu wurde direkt vor den Sitzgruppen getanzt. Kein Vergleich mit meinen Erfahrungen im Kongo. Ein weiterer Weißer hatte sich in Begleitung in die Bar verirrt. Er gehört aber ähnlich wie ich zur Kategorie unrockbar. Dennoch hielt ich es bis ca. 3 Uhr aus, ehe ich mich wieder auf den langen Rückweg ins Hotel machte, um alsbald einzuschlafen.
 

journey

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24.12.2009
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Sonntag war ein ruhiger Tag und daher schnell erzählt. Nach dem Ausschlafen habe ich das Hotel in Richtung einer alten Moschee verlassen. Das Hotel wird von Libanesen geführt und liegt mitten im Zentrum der Stadt.
Blick vom Balkon:



Hotel von außen:




Ziel war eine alte Moschee, die aufgrund ihrer Bauweise bekannt ist. Auf dem Weg dorthin wurde ich von mehreren teils sehr penetranten Wegelagerern behelligt, die sich als Guides anboten. Jedenfalls war ich zusehends genervt. Der Tatsache war auch geschuldet, dass ich nach ein paar Fotos das Weite suchte.





Die Äste, die aus den Wänden ragen, übernehmen angeblich die gleiche Funktion wie Stahlträger und tragen so zur Statik bei.

Beim weiteren Spazierengehen wurde ich nicht weiter belästigt, dies änderte sich erst, als ich in einem Freiluft-Restaurant / Biergarten saß, wo alle zwei Minuten fliegende Händler vorbeikamen und etwas verkaufen wollten. Sonst wäre es dort echt schön gewesen:



Nach der Fanta bin ich aber gleich weiter. Was mir an Bobo gefallen hat, war, dass es relativ grün ist:







Was wäre Afrika oder überladene LKW?



Den Bahnhof habe ich auch nochmal bei Tageslicht fotografiert, allerdings etwas aus der Hüfte geschossen. Mein Misstrauen gegenüber Uniformierten ist noch zu ausgeprägt. Tatsächlich wurde ich von Offiziellen in Burkina aber nicht einmal nach Geld gefragt.



Irgendwann meldete sich das Hungergefühl und ich steuerte ein Restaurant unweit vom Hotel an. Es gab Coucous mit einer leckeren Tomatensauce. Ohne Fleisch:



Nach dem Mittagessen am frühen Nachmittag wollte ich noch den Pool testen, aber im Schatten war es mir tatsächlich schon etwas zu kalt. Und das bei knapp 35 Grad in der Sonne.

Da es am nächsten Tag morgens sehr früh weitergehen sollte, habe ich des abends noch gepackt und war früh im Bett. Jedoch hielt mich der Club, bei dem ich in der Nacht zuvor noch zu Gast war, vom Schlafen ab. Bis nachts um 3, 4 Uhr wämmerten die Bässe durch das Viertel.
 

journey

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24.12.2009
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Die Nacht war nicht nur aufgrund der lauten Disko miserabel. Am Morgen sollte es um 8:30 von Bobo via Ouagadougou nach Niamey gehen. Im Hotel waren alle der Meinung, dass es absolut reichen würde, den kostenlosen Hotel-Shuttle um 7:30 zu nehmen. Das war mir aber zu heiß, sodass ich bereits ums 7 Uhr starten sollte. Dennoch war mir das gefühlt zu knapp. Bei dem Routing einen Flug zu verpassen, wäre äußerst ungünstig. Daher machte es mir obwohl ich nur äußerst kurz geschlafen hatte, bereits um 6:45 an der Rezeption zu stehen. Da der Fahrer nicht da war, wurde mir noch das Frühstück serviert:



Kurz nach 7 Uhr stand der Fahrer auf der Matte und fuhr mich zum Flughafen. Die Fahrt dauerte rund 10 Minuten. Die Schatten waren noch lang und der Flughafen fast noch am Schlafen:



Nach der obligatorischen Pass- und Gepäckkontrolle bereits beim Betreten reihte ich mich in die Schlange der Wartenden ein. Bis mir irgendwann der Pass abgenommen wurde und mir gedeutet wurde, mich hinzusetzen. Ich habe keine Ahnung, warum und hatte schon ein paar Bedenken, da ich der einzige war, der so behandelt wurde.

Nach einiger Zeit wurden mir dann aber Pass und zwei Boarding Pässe überreicht. Die Wartezeit bis zum Abflug habe ich dann mit Recherche für Niamey verbracht. Es gibt – oh Wunder – keine PP Lounge in Bobo (IATA Code übrigens BOY).

Das Boarding verlief schnell und die Maschine machte einen guten Eindruck:





Ouagadougou war schnell erreicht, die Wartezeit überbrückt und wir waren wieder in der Luft. Im Landeanflug die ersten Fotos von Niamey gemacht, das am Fluss Niger liegt.





Kurz noch ein Bild des Namensgebers des Flughafens abfotografiert, jedoch auch hier hatte ich etwas Bedenken öffentlich Fotos zu machen.



Immerhin ist Niger beim Human Development Index auf dem letzten Rang (189.), da möchte ich keinen Ärger bekommen, wird beim AA doch gewarnt, dass man vorsichtig sein solle (okay, nach den Schilderungen dort, dürfte man nirgendwo hin). Jedenfalls war ich positiv überrascht. Der Flughafen sehr modern, Prozesse, die einwandfrei liefen und alles komplett anders als von mir wartet. Vor dem Flughafen wartete sogar ein „besonderes“ Andenken:



Im Vorfeld hatte ich gegoogelt, dass ein Taxi in die Innenstadt rund 3-5.000 CFA kosten solle. Wie praktisch, dass die Währung mit der in Burkina identisch ist. Ein Taxi war schnell gefunden, über den Preis musste aber etwas gefeilscht werden.

Über neue, breite und leere Straßen ging es dann in Richtung Hotel:



Vorbei am Fussballstadion:



Das Hotel „Residence Plateau“ liegt etwas abseits einer größeren Straße in einem besseren Wohngebiet:



Ich fand diesen Sand mit den Bäumen und Blumen total faszinierend:





Auf der Suche nach Essen habe ich mich durch die Straßen treiben lassen, leider waren die zahlreichen Einträge zu Niamey bei wikitravel / wikivoyage leider nicht akkurat. Eingekehrt bin ich dann in einem Hinterhof-„Restaurant“, bei dem man über meinen Besuch eher überrascht war. Für 1.000 CFA gab es eine große Portion riz cantonaise.





Im Dunkeln war ich wieder am Hotel. Unsicherheitsgefühl nicht vorhanden, da es sich um eine gute Wohngegend handelte und dementsprechend überall Guards vor den Anwesen saßen. So auch vor dem Hotel.



Da die Nacht zuvor so kurz war, bin ich abends relativ schnell eingeschlafen.
 

Afreaka

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29.01.2017
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SCN/AJY
Ja, das neue Flughafenterminal wirkt wie aus einer anderen Welt, geradezu surreal, dazu die klassische Musik als Beschallung. Es wurde im Juni 2019 nach rekordverdächtig kurzer Bauzeit eröffnet, wie auch andere Luxushotels und "Prachtbauten" in Niamey. Alles im Hinblick der Anfang Juli 2019 stattgefundenen Konferenz der Chefs afrikanischer Staaten. Auch der ganze Zufahrtsbereich zum terminal wurde aufgeräumt. Was waren das noch für Zeiten, als man das alte terminal verließ und sogleich bei 40°C oder mehr von Geldwechslern, SIM-Karten Verkäufern und Bettlern umringt wurde...

Mein Lieblingshotel ist immer noch das Terminus. Vor ca. 2 Jahren renoviert, nette Betreiber, kostenloser airport-shuttle und zentral gelegen nahe am Fluß. OK, in Niamey gibt es sonst ja nicht so viel zu sehen neben dem Klassiker "Museum".
 

journey

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24.12.2009
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Berlin
Ja, das neue Flughafenterminal wirkt wie aus einer anderen Welt, geradezu surreal, dazu die klassische Musik als Beschallung. Es wurde im Juni 2019 nach rekordverdächtig kurzer Bauzeit eröffnet, wie auch andere Luxushotels und "Prachtbauten" in Niamey. Alles im Hinblick der Anfang Juli 2019 stattgefundenen Konferenz der Chefs afrikanischer Staaten. Auch der ganze Zufahrtsbereich zum terminal wurde aufgeräumt. Was waren das noch für Zeiten, als man das alte terminal verließ und sogleich bei 40°C oder mehr von Geldwechslern, SIM-Karten Verkäufern und Bettlern umringt wurde...

Mein Lieblingshotel ist immer noch das Terminus. Vor ca. 2 Jahren renoviert, nette Betreiber, kostenloser airport-shuttle und zentral gelegen nahe am Fluß. OK, in Niamey gibt es sonst ja nicht so viel zu sehen neben dem Klassiker "Museum".

Was hast du damals dort gemacht? Bist du auch in der EZ/IZ? Das Terminus stand auch auf meiner Liste, aber ich habe schlichtweg nach Preis gebucht und habe es nicht bereut.
 

journey

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24.12.2009
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Berlin
Ich bin, auch in Anbetracht der jüngsten Berichterstattung über Unruhen in Burkina, ein staunenden Mitleser hier. Du scheinst das ja recht entspannt anzugehen - und das scheint sich zu lohnen. Danke für die seltenen Eindrücke!

Naja, ganz so entspannt war ich nicht. Denn aus Angst vor Anschlägen bin ich von Ouagadougou nach Niamey geflogen. Gerne hätte ich den Bus benutzt, das war mir aber zu unsicher. Noch kurz vor Abreise gab es im Osten von Burkina einen Anschlag auf eine Kirche, wenige Tage bevor ich in den Niger bin, gab es dort einen Anschlag mit 80 Toten auf eine Militärbasis eine Stunde außerhalb von Niamey. Und am Tag, an dem ich aus N`Djamena weg bin, gab es am Lake Chad, ebenfalls einen Anschlag mit mehreren Dutzend Toten.
 
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Afreaka

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29.01.2017
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SCN/AJY
Also bei mir ist Niamey immer die Zwischenstation (geht halt nicht anders) auf dem Weg zum Ziel Agadez. Mit EZ/IZ hat das nichts zu tun, eher Familienurlaub.

Im Niger gab es letzte Woche wieder einen Anschlag in Chinagodrar an der Grenze zu Mali, über 100 Tote.
 

FlyingFreak

Erfahrener Praktikant
05.04.2009
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3
Paris
Wieder eine geile Reise!

Ich muss bei solchen Tripreports immer daran denken, dass wir vor Jahren hier mal ein Forenmitglied hatten dass auf seinen Mileage Runs aus Angst vor dem fremden in Jakarta nicht das Flugzeug verlassen hat :LOL:
 
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Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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BER
Danke auch von meiner Seite, sehr schöner Bericht. Ich war vor genau zwei Jahren in Burkina (und Mali), aber auch in ländlichen Gegenden (Dogonland etc.). Würde da aber wohl angesichts der nochmal krasser gewordenen Sicherheitslage nicht mehr hinfahren. Bobo hat mir auch sehr gut gefallen, war da bei einem grandiosen Konzert in der Alliance Francaise.
 

journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
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Da das Zimmer im Erdgeschoss war, hatte ich die Vorhänge komplett zugezogen, wodurch ich erst spät aufgewacht bin. Hätte gedacht, dass ich von Geräuschen von draußen wach werden würde, aber nichts.

Das erste Ziel des Tages war die Grand Mosquee. Im Internet hatte ich gelesen, dass wenn man den Hausmeister nett fragt und eine kleine Spende tätigt, das Minarette besteigen und Niamey von oben besteigen kann. Leider war die angegebene Nummer nicht mehr vergeben, also ging es auf gut Glück zur Moschee. An der großen Straße ein shared taxi für 200 CFA genommen.



Kurz vor der Moschee kam uns auf der Gegenseite ein Demonstrationszug mit mehreren Hundert Schülerinnen und Schülern entgegen. Die Mitinsassen im Taxi versuchten mir zu erklären, was es damit auf sich habe. Ich habe mir zusammengereimt, dass sie gegen die Präsenz von fremdem Militärs im Land demonstrieren würden, auch weil ich sowas zuvor gelesen hatte. An der Moschee war auch einiges los:





Kurz im Schatten überlegt, was ich machen sollte. Da ich mir keine Chancen ausmalte, den Hausmeister zu finden und mir unsicher war, was hier gerade abging, habe ich es vorgezogen zu gehen. Später habe ich dann auch gehört, dass die Leute in der Moschee waren, um für ca. 80 Soldaten zu beten, die wenige Tage vorher bei einem Anschlag getötet wurden.

Zu Fuß ging es Richtung Zentrum, u.a. am Grand Marché vorbei. Den habe ich aber ignoriert, da ich davon genug in anderen Städten gesehen hatte.



Da es Mittag war, machte sich ein Hungergefühl bemerkbar. Im Vorfeld hatte ich viele kleine streedfood Stände recherchiert, die in der Gegend sein sollten. Jedoch habe ich keinen davon gefunden. Dafür andere Kuriositäten:



Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich ging in das Restaurants eines Hotels. Kurz die Karte geprüft, nichts Veganes gesehen, dann aber mit dem Personal besprochen, dass ich Gemüse mit etwas Reis möchte – und eine Cola.

Was dann kam, war echt lecker. Das Gemüse war im Nachhinein das beste, was ich gegessen habe:



Von der Terrasse hatte ich beste Sicht auf einen Kreisverkehr, wo ich einen Unfall und mehrere beinahe Unfälle beobachten konnte. Ich hätte auch ein Opfer sein können, denn der Verkehr im Kreis wartet, bis die Autos von den abgehenden Straßen eingefahren sind.

 

journey

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24.12.2009
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Frisch gestärkt ging es weiter. Nächstes Etappenziel war das Grand Hotel Niger bzw. der Niger selbst. Ich wollte ans Wasser. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem Supermarkt vorbei. Die finde ich immer interessant, um Preise und Angebote anzusehen. Das Einkaufserlebnis war nicht so prickelnd:



Die interessanten Angebote gabs am Schwarzen Brett:





Oder direkt vor der Tür (das sind kleine, frittierte Fische)



Ohne etwas gekauft zu haben, setzte ich meinen Fußmarsch fort. Ein Stück wurde ich von einem kleinen Kind begleitet, das Geld wollte. Sonst wurde ich von niemanden angesprochen. Auch nicht von fliegenden Händlern. Nach ca. 30 Minuten war ich beim Hotel, ließ es links liegen, und ging zum Fluss.



Dort war es richtig schön, sodass ich mich entschloss nicht wieder umzukehren, sondern ca. 1,5 km bis zur nächsten Brücke zu laufen und dort wieder auf die große Straße zu gehen.





Die Gegend gehört sicher nicht zu den bevorzugten Wohnvierteln der Stadt. Bei der Gerberei hatte ich auch kurz ein mulmiges Gefühl, da dort mehrere betrunkene / benebelte Männer verkehrten. Aber es ging alles gut.







Kurz bevor ich laut Google Maps wieder auf die große Straße hätte biegen sollen, bekam ich einen gewaltigen Schreck. Im Schatten stand Polizei-LKW voller Polizisten, die dort Mittagspause machten. Ich sah mich schon Geld zahlen und Handy abgeben. Ich habe sofort die Straßenseite gewechselt und so getan, als wäre es das normalste der Welt, durch diese abgelegene Gegend, in die sich sonst sicher kein Tourist verläuft, zu spazieren. Aber ich tat den Polizisten unrecht. Ich habe sie gar nicht interessiert.

Von der großen Straße habe ich dann erstmal ein Taxi zurück zum Hotel genommen und mich kurz ausgeruht.



Zum Abendessen wollte ich bei einem Libanesen, der unweit der Deutschen Botschaft liegt. Zu Fuß war ich wieder ca. 30 Minuten unterwegs, ehe ich an der Botschaft ankam, wo ich las, das am nächsten Tag aufgrund des Nationalfeiertags geschlossen sei. Gut zu wissen!



Aus sicherer Entfernung noch eine Bild vom (bescheidenen) Präsidentenpalast gemacht:




Wenig später stand ich wieder vor dem Nichts: der Eintrag in Google Maps war falsch. Aber immerhin war die Straße schön sandig:



Ich habe mich dann wieder auf den Rückweg gemacht, mir in einem Supermarkt Wasser, Sprite, Oliven (mit Netto Label), Käse und Baguette gekauft und dies im Hotel gegessen, während ich herausfinden wollte, was es am morgigen Nationalfeiertag für Veranstaltungen geben sollte.
 

journey

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24.12.2009
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Die Recherchen im Hotel haben ergeben, dass die zentralen Feierlichkeiten in Tillaberi stattfinden würden. Der Ort liegt rund 100 km nordwestlich von Niamey, im Grenzgebiet zu Burkina und Mali. Ausgerechnet in der Region, in der auch der Anschlag stattfand. Daher war schnell klar, dass ich nicht dorthin fahren würde. Stattdessen wollte ich zum Nationalmuseum und dann zum / ins Grand Hotel Niger, um dort am Pool Bier zu trinken, Tripreport zuschreiben und etwas mit anderen Expats abzuhängen.

Sofort auffällig war, dass wenig Verkehr war. Die große Straße beim Hotel, auf der sonst immer viel Verkehr war, war nahezu leer:



Vor dem Museum hat mich gleich ein Typ angequatscht, der sich als Guide aufdrängte. Er zeigte mir die Anlage. Erster Stopp waren Lehmhütten, die je nach Region variieren würden:







Das Museum ist nicht nur Museum, sondern auch Zoo. Normalerweise boykottiere ich Zoos, zu recht, wie mir klar wurde. Bei jedem Käfig erzählte mir mein Guide, wie viel Kg Fleisch die Tiere pro Tag essen würden.











Und das waren noch die harmlosen Gehege. Von den Affen habe ich erst gar keine Bilder gemacht, das war viel zu traurig. Ich habe dann klar gemacht, dass mich das zu sehr bedrückt und ich lieber andere Sachen sehen möchte. Aber die Hallen sollen leer sein, sodass nur die Skelette von Dinos und einem Urzeit-Krokodil übrig waren:







Insgesamt war das Musee National ein Reinfall. Ich würde dort nicht wieder hingehen und empfehle es auch nicht weiter.



Per Taxi ging es dann zum Grand Hotel:



An der Rezeption habe ich dann gefragt, wie es mit Poolnutzung für Nicht-Gäste sei. Entweder konnte oder wollte man mich nicht verstehen. Immerhin durfte ich Fotos machen gehen. Es war nichts los und die Sicht auch nicht gut:







 

journey

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24.12.2009
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Bei den Gegebenheiten hatte ich auch keine Lust dort groß zu verweilen und entschloss mich, wieder in mein Hotel zu fahren. Dort habe ich dann im Innenhof bei Cola etwas Tripreport geschrieben, Fotos gesichert und mit der Heimat kommuniziert:



Am Abend wollte ich mir etwas Gutes tun und Falafel essen. Dazu wählte ich wieder einen Libanesen aus, einen anderen als am Vortag. Durch die ruhigen Seitenstraßen ging es ein paar hundert Meter durch die Straßen.



Im nett gemachten Innenhof war ich der einzige Gast, dennoch musste ich fast eine Stunde warten, bis mein Essen kam.



Eigentlich wäre ich längt gegangen, aber da ich ja Zeit hatte, begnügte ich mich mit den Erdnüssen, die auf den Tischen standen.



Den Falafel-Wrap bekomme ich besser hin, das Gemüse war ok. Irgendwann ging die Tür auf und ein wichtig anmutender Mann betrat samt Entourage den Innenhof. Sofort wurde es irgendwie lebendig, der Chef kam, es wurde der Fernseher angemacht und eine Flasche Johnny Walker auf den Tisch gestellt. Im TV lief der Classico Barca gegen Real. Da ich kaum Beachtung fand, guckte ich die erste Halbzeit mit, ehe ich zum Bezahlen ins Restaurant gehen musste. Dort erkundigte ich mich beim Personal, mit wem ich dort Tisch an Tisch gegessen hätte. Außer einem „big man“ habe ich aber nichts verstanden. Vor der Tür standen nur mehrere Geländewagen mit Diplomatenkennzeichen, aber die gibt es in Niamey wie Sand am Meer. Unicef, UN, Botschaften, WorldVision, Save the Children, sie alle nutzen sie.

Im Hotel habe ich dann meine sieben Sachen gepackt, da für den nächsten Tag die Weiterreise auf dem Programm stand.
 

journey

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24.12.2009
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Berlin
Der nächste Tag war wieder ein Reisetag und damit schnell erzählt. Das Taxi war für 10 Uhr bestellt, sodass ich es gemächlich angehen lassen konnte. Dennoch habe ich das inkludierte Frühstück wieder verschmäht. Hier noch ein paar Bilder vom Zimmer:








Für 10 Uhr war das Taxi zum Flughafen bestellt. Über die gleichen breiten und leeren Straßen ging es wieder zurück zum modernen Flughafen.







Und auch hier UN wohin man blickt:





Ein Skelett und Fragmente gab es auch noch – sonst aber nicht sehr viel. Eine Billiard Bar fiel mir noch auf.





Check-In und Immigration waren schnell passiert und ich war am Gate. Etwas traurig, denn obwohl es in Niamey nicht viel zu sehen gibt, hat es mir dort gut gefallen. Ich denke, wenn man dort einen guten Bekanntenkreis hat, lässt es sich dort durchaus gut leben.
Nach kurzer Zeit kam ET 936 aus Ouagadougou zum Weiterflug ans Gate gerollt.



Für die Strecke von Niamey nach N`Djamena ging es (zu meinen Daten) nur via Addis auf Meilen. Kurz mit der Reiseleitung gehadert, warum in Eco, aber dann fiel mir mein Motto „Lieber zwei Mal Eco als ein Mal Business“ wieder ein und ich nahm bei freier Sitzplatzwahl kurz hinter dem Vorhang Platz, da ich bei der Immigration in Addis nicht den halben Flieger vor mir haben wollte.

An Bord gab es dann die gute alte Pasta:



Da ich als erster durch die Immigration war, durfte ich ziemlich lange auf das Gepäck warten. So gut ET in der Luft ist, am Boden überzeugen sie mich nicht immer.



Die Fahrt zum Hotel war ganz interessant, da ich das erste und letzte Mal 2009 in Addis war und sich gefühlt viel getan hatte. Für 30 Euro die Nacht war das Wudasie Castle inklusive Shuttle okay.









Keine 10 Stunden später sollte es schon wieder zum Flughafen gehen.
 

ritesa

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14.05.2013
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Planet Earth
Auf dem Weg dorthin kam ich an einem Supermarkt vorbei. Die finde ich immer interessant, um Preise und Angebote anzusehen.

Der Besuch eines Marktes, Lebensmittelgeschäfts oder Supermarkts gehört für mich zum Pflichtprogramm auf jeder Reise - man lernt Einiges über Land und Leute - mehr als in jedem Museum, da hier nicht das Besondere und Ausgewählte sondern das Alltägliche zu sehen ist.

Danke für den interessanten Reisebericht, ich bin durchaus neidisch!
 

Afreaka

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29.01.2017
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Kurz noch zu Niamey:

Am 18.12., als bei dir die Straßen so ruhig waren, ist der Präsident morgens nach Tillabéri gefolgen mit seiner 5U-GRN (wird übrigens bei fr nicht geblockt). Und wenn er sich in Niamey per Auto bewegt, z.B. zum Flughafen, wird komplett alles großräumig abgesperrt und eine Unmenge von Soldaten sichern den Weg.

Die Terrasse vom Grand Hotel wird immer erst abends nach Sonnenuntergang voll. Dann kommen auch viele locals mit Kindern zum sundowner, essen brochettes und Pizza. Nachmittags ist da immer tote Hose. Im Winter ist es leider auch oft dunstig.

Bei den Luxus-SUVs der ganzen Organisationen hat man sowieso den Eindruck, dass das budget mehr oder weniger im Fuhrpark versickert. Und dann gibt es noch die Spezialisten der UN, die zwar gegen Kinderarbeit auftreten, aber auch gerne mal ihre Autos von Kindern waschen lassen.

IMG-20191003-WA0000.jpg
 

journey

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24.12.2009
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Berlin
Ich hatte ja mit Expats gerechnet, die am Pool rumlungern. Haben die alle eigene Pools oder ist der z.B. im Radisson besser? Die Verschwendung durch SUVs hatte ich auch dauernd im Sinn. Gefühlt sind die Wagen immer nur leer durch die Gegend gefahren, in 90 % der Fälle waren da außer dem Fahrer keine Leute an Bord.
 

Afreaka

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29.01.2017
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Das Radisson kenne ich nicht, bei den Preisen dort steigt sicher nur die politische Elite ab. Pool vom (schon erwähnten) Terminus ist größer als am Grand Hotel, dort kommen nachmittags auch oft locals, da Schwimmkurse für Kinder angeboten werden. Ansonsten gibt es noch das Piscine Olympique, auch in der Gegend, mit einem 50m-Becken.
 
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journey

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24.12.2009
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Berlin
Am nächsten Morgen habe ich beim Schreiben mit meiner Freundin festgestellt, dass es in Addis ein paar Grad kälter war als in Köln. Ein kleiner Shoutout an die (hier geringe / nicht vorhandene) „in Afrika ist es doch immer warm!“- Fraktion bzw. die von Afrika als Land spricht.
Nach einem etwas kargen Frühstück – es wurde gerade erst aufgetischt – ging es schon wieder zurück zum Flughafen.



Eines muss man ET lassen: überall sind Fast Tracks für Star Gold ausgeschildert.
Am Check-In gab es Irritationen, die Agentin konnte mich nicht einchecken. Sie fragte mich, ob ich das erste Leg des Tickets abgeflogen sei. Das konnte ich wahrheitsgemäß bejahen. Für mich hieß es dann warten. Das Warten hat sich aber gelohnt, da es am Ende des Vorgangs sowohl Boarding Pass als auch Priority Tag für die Reisetasche gab.



Am Gate habe ich den ein oder anderen Westerner ausgemacht. Diese gehörten aber eher nicht zum Typ Tourist. Die meisten anderen Reisenden waren eher so unterwegs:



Der eigentliche Flug war nichts Besonderes - immerhin gab es vegane Kekse.

Die Immigration in N’Djamena war unkompliziert und war binnen weniger Augenblicke erledigt. Mittlerweile kann ich sogar halbwegs auf Französisch erklären, was ich beruflich mache. Auf nahezu allen Formularen wurde der Beruf abgefragt – bei denen steht das wohl auch im Ausweis.

Als Hotel fiel die Wahl gezwungermaßen auf das Radisson. Ursprünglich war das Hilton gebucht. Als ich jedoch Anfang Dezember die Buchung in die App importieren wollte, ging das nicht. Daraufhin habe ich das Facebook-Team kontaktiert, das mir mitgeteilt hat, dass die Buchung storniert worden wäre. Ich hatte schon meine Wurstfinger im Verdacht, aber auch Nachfrage beim Hotel direkt wurde mir mitgeteilt, dass das Hotel temporär geschlossen sei. Astreine Kommunikation an der Stelle. Als Ausweichdomizil habe ich mich dann für das benachbarte Radisson entschieden.

Nun wartete ich nach der Landung auf das Shuttle- und wartete und wartete und guckte mir die Szenerie an: Polizisten, die aus dem Schatten per Trillerpfeife Kommandos geben und fette SUVs von Hilfsorganisationen, die Taxi spielen.



Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich habe mir ein Telefon geliehen und im Hotel angerufen, wann man mich abholen würde. Ca. 20 Minuten später kam dann der Fahrer. Aus dem Auto machte ich munter Fotos, bis der Fahrer irgendwann sagte, ich solle aufhören, denn im Bereich des Independence Squares (der geschwungene Bogen) wären viele staatliche Einrichtungen und die Soldaten würden schießen.





Daran habe ich mich gehalten und die abgewandte Straßenseite war tatsächlich durch ein sehr hohes Militäraufkommen geprägt. Alle 10 m standen Soldaten mit Gewehren hinter Barrikaden und haben den Verkehr beobachtet.

Beim Check-In konnte dann meine Buchung (getätigt über Booking.com) nicht gefunden werden. Laut meiner Buchung sollte ich Lounge-Zugang haben, im Hotel war eine solche nicht bekannt, obgleich es einen Sala VIP gab, was ja häufig mit Lounge übersetzt wird. Dafür sollte ich Frühstück bekommen, was eigentlich nicht inkludiert gewesen wäre. Ich will nichts Falsches behaupten, aber ich glaube das ich auch für Gold Tier nicht dabei bei Radisson – wäre auch egal gewesen, da das Anfang Dezember via Amex angefragte Instant Gold noch in Bearbeitung ist. Bis ich meine Zimmerkarte in Händen hielt, dauerte es rund 1,5 Stunden. Kein Kommentar – immerhin wurde ein Saft gereicht. Saftig kamen mir auch die Preise im Hotel vor – 8 Euro für ein Bier (nur als benchmark).

Als ich am Zimmer angekommen bin, war traf mich ein kleiner Schlag. Die Kissen lagen auf dem Boden, Krümel hier und da, benutzte Gläser – es sah so aus, als hätte jemand angefangen zu putzen, aber dann aufgehört. Quasi mit mir kam der Reinigungstrupp und erledigte den Rest. Ein bisschen unwohl fühlte ich mich, als ich sah, wie die Dame ein Glas im Bad abspülte. Irgendwelche Reinigungsutensilien habe ich bei ihr nicht gesehen. Dafür habe ich mich dann entschlossen, das Glas nicht anzufassen. Boden und Bad (Rostflecken) waren auch nicht mehr so ansehnlich:



Bock nochmal zur Rezeption zu dackeln, hatte ich auch nicht, sodass ich mich damit abgab. Der Blick von der Terrasse auf den Fluss und Kamerun im Hintergrund konnte auch für einiges entschädigen:



Stattdessen wollte ich lieber nochmal in die Stadt. Mit dem Mototaxi bin ich die ca. 4 km zum Independence Sq. gefahren. Mein Fahrer setzte mich direkt bei ein paar Soldaten ab, die den Aufbau eines Festivals bewachten. Dort holte ich mir die Erlaubnis Fotos zu machen – aber die Blickrichtung immer brav weg von den Regierungsgebäuden!








Danach bin ich dann mehr oder weniger ziellos durch die Straßen gelaufen. Was aber auffiel war, dass überhaupt nichts los war. Kaum Menschen unterwegs, insbesondere Frauen gar nicht zu sehen, wenig Verkehr und der Sand farblich ganz anders als in Niamey. Auf dem Weg durch die Straßen kam ich zufällig an einem Supermarkt vorbei. Auf dem Parkplatz habe ich ein älteres Paar gefragt, was man hier als Tourist so machen könne, und sie antworteten mir schnell mit „Nichts!“. Naja, ich war ja auch nur für 2 Nächte da und wollte nicht meinen Jahresurlaub in N’Djamena verbringen.

Im Supermarkt - ich bin erfreut, das auch andere die Vorliebe für Supermarktbesuche im Ausland teilen – wurde ich gleich doppelt überrascht. Erstens, vom Angebot: Ein Regal war voller Bio-Sachen:



Und zweitens von den Preisen: Ein kleine Packung Toastbrot für knapp 7 Euro. Kein Wunder, dass N’Djamena laut einer Statistik eine der teuersten Städte für US-Expats ist. Beim Chipsregal habe ich dann nochmal einen Versuch gewagt, die unbeschränkten Freizeitmöglichkeiten der Stadt zu ergründen. Ich sprach eine Dame um die 50 Jahre an und kam mit ihr ins Gespräch. Sie arbeitete für die US Embassy, ist eigentlich vegan, im Chad aber auch oft vegetarisch oder wenn es die Umstände erfordern auch mal Fisch. Das kam mir sehr bekannt vor. Leider konnte sie mir außer einem Dorf etwas außerhalb, das für Töpferei bekannt sei, auch nichts berichten. Mit ein paar Softdrinks und Snacks im Gepäck ging es zurück zum Hotel. Kurz noch ein Foto von ein paar tanzenden Menschen gemacht:



Vom Mototaxi habe ich versucht, die Anzeigen für Kamelfleisch abzulichten, das misslang aber. Dennoch gibt das Bild einen kleinen Eindruck vom Straßenbild:





Am Hotel angekommen, war die Sonne auch schon fast verschwunden:





Am Abend habe ich noch das Buffet angeguckt, für 30 Euro war mir dort aber zu wenig Leckeres im Angebot. Da ich auch keinen großen Hunger hatte, begnügte ich mich mit meinen Snacks – und verzweifelte dabei am TV-Gerät. Den Sender wechseln dauerte ca. 30 Sekunden, sodass ich irgendwann entnervt aufgab und mich dem Laptop widmete.
 

Exploris

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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41
MUC
Sehr spannender Bericht!
Die Unsitte, benutze Gläser einfach 5 min unter den laufenden Wasserhahn zu stellen, ist leider weit verbreitet...
 
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ritesa

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
1.471
187
Planet Earth
Bin schon gespannt auf Bangui - die Zentralafrikanische Republik ist ja jenseits von Gut und Böse.

Wobei zumindest die Hauptstädte all dieser Länder auf internationales Publikum eingestellt zu sein scheinen - wenn auch nicht unbedingt auf Touristen ...

P.S. Du hast auf dieser Reise die Länder auf den letzten drei Plätzen des Human Development Index bereist (Somalia scheint außer Konkurrenz zu laufen) - Respekt!

Mein "schlechtestes" Land bisher ist Äthiopien (173 von 189), und das nur für ein paar Stunden; mit mehrtägigem Aufenthalt Nepal (147, zählt schon als "mittlere menschliche Entwicklung").
 
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journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
804
1.381
Berlin
Der Sonntag ist wieder schnell erzählt. Nachdem ich gegen 10 Uhr ein mittelmäßiges Frühstück mit Melone, Oliven und Croissant genossen hatte, wollte ich wieder in die Stadt zu dem Fest, das gestern aufgebaut wurde.

Ein paar Hundert Meter vom Hotel entfernt, habe ich mir wieder ein Mototaxi genommen. Sonst ist in der Umgebung nichts:



Wenige Augenblicke später stand ich am Gedränge der Eingangstore. Irgendwann stelle ich fest, dass nur Personen Einlass erhalten, die ein Ticket um den Hals flattern hatten. Also habe ich versucht rauszufinden, wo ich die Tickets kaufen könne: Nirgends! Alle Tickets waren ausverkauft. Ich habe es noch an anderen Eingängen probiert – aber keine Chance. Super! Immerhin konnte ich noch ein paar tanzende, Säbel schwingende Menschen beobachten:



Per Mototaxi ging es dann wieder zurück – die gähnende Leere der Stadt hatte ich ja schon am Vortag gesehen. Im Hotel wartete immerhin der Pool. Auf der Fahrt zum Hotel sind leider fast nur unscharfe Fotos entstanden.



Den Nachmittag verbrachte ich dann am Pool, bis irgendwann für einen Empfang aufgebaut wurde.




Später habe ich dann erfahren, dass es sich um eine Hochzeit handelte. Von den Durchsagen verstand ich nur, dass der Bürgermeister später kommen würde. Es scheint so, als wäre es eine Hochzeit der High Society gewesen. Gegen halb 6 habe ich den Pool verlassen, um den Sonnenuntergang vom 6 Stockwerk zu fotografieren, wo es eine öffentliche Terrasse gibt. Als ich meine Badesachen – obwohl gar nicht im Pool gewesen – aufs Zimmer bringen. Da meine Schlüsselkarte nicht funktionierte, musste ich zurück zur Rezeption. Und lief prompt in das Brautpaar, das aus einem älteren Mann und einer sehr jungen Frau (in Weiß) bestand. In Badelatschen, Badehose, Hemd und Strandtasche bin ich jetzt auf dem Hochzeitsvideo verewigt. Dafür habe ich auch noch einen Schnappschuss von Ihnen.



Kurz danach habe ich dann Bilder vom Sonnenuntergang gemacht:



Wenig später stand ich dann vor verschlossener Tür, die jemand hinter mir geschlossen hatte.



Bis jemand zufällig vorbei kam, musste ich relativ lange warten. Mein Erlöser gehörte zum Hochzeitstross und meinte, ich solle zur Feier/Essen kommen, in „Afrika seien bei Hochzeiten alle willkommen“. Da meine Garderobe keine Hochzeitsklamotten aufwies habe ich verzichtet. Eigentlich schade, aber ich wollte nicht underdressed auftauchen. Außerdem war für den Folgetag das Shuttle für 6 Uhr bestellt.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Das Festival war die 2. Ausgabe des "Festival Dary". Auf FB sind zahlreiche Videos und es gibt auch eine kleinere website unter festivaldary.com. Abends bei den Konzerten muß da immer gute Stimmung gewesen sein. Das Radisson wird auch als Sponsor angegeben - hätten dir also als Hotelgast eigentlich die Eintrittskarte gratis geben sollen.
 
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