Hat sich Kalifornien in den 70ern ins eigene Knie geschossen, als sie Katalysatoren und bleifreies Benzin eingeführt haben, oder haben sie sich damit auf dem Weltmarkt einen Technologievorsprung geschaffen? Hat sich China ins eigene Knie geschossen, als sie vor ein paar Jahren
ihre großen Innestädte für Verbrennerautos unglaublich teuer gemacht haben, oder haben sie sich damit auf dem Weltmarkt eine sehr gute Position in Bezug auf E-Autos geschaffen?
Klar ist das Problem, wenn die Welt nicht folgt, aber können wir das heute schon sagen? In vielen Bereichen ist die Welt heute
weiter als Europa, da liegen wir mit unseren Umweltstandards noch zurück. In Deutschlad sowieso (bei Wärmepumpen sind wir auf Platz 25 in Europa...).
Und über die Diskussion über "Deindustrialisierung" kann ich als Kind der 80er nur lachen, damals war ganz oben auf der Agenda der Regierung Kohl der Umbau Deutschlands von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Und Thatcher hat in England exakt das gleiche gemacht: Deindustrialisierung als großes Zukunftsprojekt.
im Übrigen ist die Lufthansa ganz sicher nicht umweltbewusst, sondern einfach nur geschäftstüchtig
Da liegt teilweise das Problem. Natürlich muss sich Umweltschutz auch rechnen (tut er ja teilweise,
Windenergie ist
unsere preiswerteste Energiequelle, spart Milliarden und könnte noch viel mehr sparen, wenn man die Netzte in den letzten 20 Jahten entsprechend ausgebaut hätten), oft wird aber eben nur das gemacht das Profit bringt, am besten kurzfristig, und dann noch ein grünes Etikett drangeklebt.
Damit bekommt der Umweltschutz völlig zu Unrecht einen schlechten Ruf. Wir haben uns aber in der Tat die Kundenschicht geschaffen, die glaubt umweltfreundlich muss teurer sein, und es sich leisten kann und will. Also werden diese Gelder abgeschöpft.
Und klar, aktuell ist SAF natürlich genausowenig umweltfreundlich wie E-Autos, solange der Mehrstrombedarf aus fossilen Quellen gedeckt wird. Natürlich müssen wir mindestens so schnell "grünen" Strom zubauen wie wir in SAF Raffinerien und zum Laden von Autos verwenden, sonst schießen wir uns tatsächlich ins Knie, zahlen viel Geld für mehr CO2. Die Subventionen für die ersten E-Autos waren da ein super Negativbeispiel.
Umgekehrt ist z.B. Norwegen ein perfektes Beispiel dafür, wie man mit schlauer Energiepolitik sich erhebliche wirtschaftliche Vorteile schaffen kann, Norwegens Wasserkraft verschafft ihnen gewaltige Vorteile bei stromintensiven Industrien (Norwegen ist nicht umsonst einer der großen Aluminiumproduzenten, mit Abstand der größte in Europa, Schmelzflusselektrolyse geht perfekt mit Wasserkraft, vor allem perfekt preiswert). In Norwegen machen daher auch die E-Autos > 80% der Neuzulassungen aus, es ist nicht nur grüner sondern vor allem auch billiger. Das richtige tun kann auch extrem wirtschaftlich sein, wenn man rechtzeitig damit anfängt.
Entsprechend hat Norwegen heute mit die besten Chancen, ein großer SAF Produzent zu werden.
Genauso wie es Kohle/Öl/Gas nur in bestimmten Regionen gibt, ist auch nicht jede Gegend für jede Art regenerativer Energieerzeugung geeignet. Genauso wie wir bei fossilen Energieträgern global denken, müssen wir es auch bei grüner Energie machen. Dabei bietet die EU große Chancen, die wir bisher praktisch gar nicht nutzen, und bei denen ich auch nicht daran glaube, das zeitnah die richtigen politischen Kräfte am Werk sind. Natürlich macht Solarenergie in Spanien oder Griechenland mehr Sinn als in Irland oder Norwegen, Dafür macht da wieder Wind- und Wasserkraft viel Sinn. Wir müssten also viel intensiver über europaweite Energienetzte nachdenken. Tun wir aber nicht, jeder will selbst das größte Stück vom Kuchen, lieber selbst subventioniert und unwirtschaftlich produzieren als von da beziehen, wo es Sinn macht.
Und so geben auch wir unser Geld für Green Fares aus, statt da wo es wirklich etwas bringen würde...
Wenn man die sonst sehr schwungvolle, dynamische, serviceorientierte und genussorientierte Welt bereist
Ich gönne dir deine Reisen ja von Herzen, aber wer "die Welt" bereist sieht auch all die Gegenden, wo der Preis für das schwungvolle, dynamische und genussorientierte Leben eine Minderheit bezahlt wird, und der Service erbracht wird den sie so geniessen. Der sieht auch all die bittere Armut und die Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen und der ökologische Notstand der im Gegensatz zu unserem ach so schlimmen Europäischen Lethargie dort herrscht.
Natürlich habe ich auch schon einige Paradise dieses Planeten erlebt, aber auch schon genug Gegenden gesehen, mit denen ich ganz sicher nicht tauschen möchte.