Ich will dir nicht widersprechen, dass der Energiemix natürlich eine erhebliche Rolle spielt. Ausschließlich mit Kohlestrom halte ich beim derzeitigen Mix aber ein wenig für übertrieben.
Leider nicht. Gäbe es keine BEV, dann könnte man durch diesen entfallen Verbrauch fast ausschließlich den Output der Kohlekraftwerke reduzieren. Ausnahme sind die Zeit, zu denen wir Strom exportieren und Ladestationen, die mit regenerative Energie betrieben wird, die sonst nicht eingespeist würde. Das bedeutet, dass in Deutschland die BEV mit 1.152g CO2/kWh hergestellt wird.
Selbst, wenn den Strommix heranzieht, dann wurde die kWh in Deutschland in den letzten 12 Monaten mit 359g CO2 produziert.
Natürlich benötigt auch die Herstellung von Verbrenner-Treibstoff Strom, weshalb man nicht diese Zahlen nicht mit den reinen WLTP-CO2-Angaben bei Verbrennern vergleichen kann.
Doch die „0g CO2“ und „100% Ökostrom“ bei BEV und Ladestationen gehören zu den dummdreistesten Lügen der Deutschen Geschichte. Und manche Menschen glauben die tatsächlich.
Perfekt für alle ist es auf keinen Fall und die ideale Lösung für alle wird es nie sein können. Nichtsdestotrotz sehe ich im Umfeld mehr als genug Anwendungsfälle, in denen es im Alltag tatsächlich perfekt passt und im Vergleich zum Verbrenner die bessere Alternative ist. Das darf man dann auch ruhig mal zugestehen, statt die "das kann ja garnicht sein"-Kutsche zu bringen. Zumal der Status Quo ja nicht in Stein gemeißelt ist und die Entwicklung weitergeht.
Die gibt es unbestritten. Ein großer Teil der aktuellen BEV-Fahrer wird entsprechend passende Voraussetzungen haben.
Doch das Ziel ist eine relativ umfassende BEV-Mobilität. Und da ist es so, dass die Zahl der Autofahrer, bei denen die Voraussetzungen passen und die noch kein BEV fahren, abnehmen wIrd. Eben, weil diejenigen, bei denen es passt, auf BEV umsteigen werden. Die werden aber nicht für das Ziel von 15 Mio. BEV in Deutschland 2030 ausreichen. Will man dieses Ziel erreichen, muss man dafür sorgen, dass die Zahl der Autofahrer steigt, für die ein BEV die richtige Lösung ist. Dazu muss der Staat wieder/mehr Geld in die Hand nehmen. Oder das 2030-Ziel nach unten anpassen.
Finde es nur generell von beiden Seiten schade, wenn einfach schwarz/weiß versucht wird, seinen Anwendungsfall allgemeingültig pauschal auf alle anderen hochzuskalieren und damit kategorische Aussagen getroffen werden. Der Kurzstrecken-Büro-Pendler mit kostenloser Laedmöglichkeit beim Arbeitgeber ist ebenso wenig Maßstab für die breite Masse wie der Außendienstmitarbeiter, der 50.000km im Jahr zurücklegt.
Das stimmt. Es gibt jedoch einen entscheidenden Punkt. Die Mehrheit der Autofahrer sucht ihr Fahrzeug nach eigentlich seltenen Einsatzszenarien aus. Begeisterte Wohnwagenurlauber nehmen als Auto ein entsprechend passendes Auto. Wer ein, zwei Mal im Jahr nach Italien oder Kroatien in den Urlaub fährt, der sucht sich danach sein Auto aus, nicht danach, wie er am besten zur Arbeit kommt.
Und ganz ehrlich: Ein guter Teil der Kurzstrecken-Büro-Pendler käme auch mit Fahrrad oder ÖPNV zur Arbeit. Da wildert das BEV nicht beim Verbrenner, sondern bei zweifellos klimafreundlicheren Verkehrsmitteln.