Ich glaube, dass der Nordirland-Konflikt relativ wenig mit der EU zu tun hat:
Die Eskalation begann Ende der 60er, der Beitritt des UK und der Republik Irland erfolgte 1973. Die schlimmsten Troubles waren also waehrend der EG/EU-Mitgliedschaft beider - war jene also dafuer verantwortlich? Nein.
Und auch das Karfreitagsabkommen hat wenig bis keinen EU-Bezug, die darin geklaerten Fragen sind rein bilateral, und die gemeinsame EU-Mitgliedschaft hatte keinen Anteil daran, dass die Einigung erfolgen konnte. Hoechstens mittelbar: Die EU-Mitgliedschaft hat den Wohlstand auf beiden Seiten gesteigert. Und wer gerade schoen dabei ist, sich in der Mittelschicht zu etablieren und an seinem wirtschaftlichen Erfolg zu bauen, hat keine Zeit, sich gegenseitig die Koeppe einzuschlagen.
Auch, dass nun im Zuge des Brexits wieder alte Graeben wieder aufzubrechen scheinen, hat nur scheinbar mit der EU zu tun: Zum einen ist es ein Binnen-Konflikt im UK, die Englaender haben ueber den Kopf der Nordiren hinweg entschieden, die EU zu verlassen. Und zum anderen natuerlich die Frage der inneririschen Grenze, die dann Aussengrenze waere. Nur, die war vor 1973 genauso Aussengrenze, und genauso durchlaessig wie jetzt, wo sie noch innerhalb der EU liegt. Insofern ist das eher ein Argument dafuer, dass zuviel Integration in der EU hier den Konflikt verursacht: Wenn die EU nicht so superintegriert und monolithisch waere, koennten die Republik Irland und das UK ihre Grenze regeln und so durchlaessig machen wie vor 1973. Insofern befeuert nicht der Brexit (= zu wenig EU) ein Wiederaufflammen des Nordirlandkonflikts, sondern die fehlende Moeglichkeit fuer die Republik Irland, einen Sonderweg zu gehen (= zu viel EU).