Tag 1 (05.10.2021): Von Bremen nach Dubai
Eigentlich beginnt die Anreise schon am Vortag. Häh? Da sich das zeitlich nicht anders ausgeht, nehme ich den Nacht-IC Hamburg-Frankfurt, einer der wenigen Fernzüge, der noch Bahnhof Düsseldorf-Flughafen hält. Das Personal ist in Höchstform: kurz nach der Abfahrt weist der Zugchef, dessen Englischkenntnisse anscheinend auf die phonetische Wiedergabe der Ansagetexte limitiert sind, zwei Reisende, die offensichtlich kein Deutsch verstehen, mehrmals zurecht, wie sie ihm die Fahrscheine so hinzuhalten haben, dass er sie ohne Anfassen entwerten kann. Das funktioniert aber alles nicht, also reißt er ihnen die Fahrscheine aus der Hand. Es ist förmlich zu spüren, wie sich beim Anbringen des Zangenabdrucks alle Wut, die sich in ihm aufgestaut hat, entlädt. Auch nicht viel besser sind zwei Sicherheitsmänner von DB Security (oder einem Sub-Sub-Sun-Unternehmer, man weiß es nicht), die erkennbar hörgeschädigte Mitglieder einer Reisegruppe auffordern, die Maske aufzusetzen. Es scheint dort noch nicht ganz angekommen zu sein, dass Hörschädigung und Masketragen nicht so ganz kompatibel sein sollen.
Um kurz vor 03.00 kommt der etwas verspätete IC 2021 am Bahnhof Düsseldorf-Flughafen an, parallel steht auch der IC 2020 dort. Aus beiden Zügen zusammen ergießt doch überraschend hohe Zahl von ca. 100 Fahrgästen über den „Bahnhof“. In einem Eisenbahn-Forum hatte ich in einem Thread zum Sinn der Nacht-IC/-ICE gelesen, dass es dabei vor allem um Zubringer zu Flughäfen geht. Scheint also was dran zu sein. Das Zubringen stoppt dann aber erstmal. Während der Betriebsruhe des Skytrain fahren alle 20 Minuten Shuttlebusse. Eigentlich. Nur zur Zeit nicht, also wahrscheinlich auch „wegen Corona“. So warten also 100 Reisende auf den Skytrain, mit den Halten der ersten Regionalzüge werden es noch ein paar mehr.
Das Terminal ist bumsvoll. Mir soll das egal sein, am SkyPriority-Schalter ist gerade ein Paar vor mir dran, keine fünf Minuten später ist die Angelegenheit erledigt (Mehraufwand also im Grunde: einmal Corona-Test vorzeigen). Wer zur Siko B will, wird zu A geschickt. Der Weiterschicker erzählt irgendwas von „temporär geschlossen“ oder so ähnlich, also halt die dreiste Umschreibung für Personalprobleme oder falsche Planung. An der Siko A steht immer noch ein überdimensioniertes Schild mit dem Hinweis, dass „aus gegebenem Anlass nur ein Handgepäckstück erlaubt“ ist. Vor dem Zugang steht eine Art Türsteher, dessen einzige Aufgabe anscheinend so definiert ist, die Benutzung der Fastlane zu unterbinden. Als ich mein Ticket zeige und darauf hinweise, dass da Priority Siko inkludiert ist, darf ich das Ticket auf den Scanner für den Zugang zur dank seiner Bemühungen nicht existenten Fastlane-Schlange legen. Siko geht an sich relativ schnell, wobei das wahrscheinlich eher an der Anzahl der geöffneten Spuren und dem Einsatz von Nacktscannern als am Arbeitseinsatz des Personals liegt. Die Mitarbeiter bemühen sich einigermaßen um freundliches Auftreten. Vielleicht hat es da doch einmal eine Ansage von der Bundespolizei an die Auftragnehmerin gegeben. Ach so, als ich die B-Gates erreiche, hat die Siko dort auf einmal doch/schon/wieder auf.
Ich habe leider vergessen, ein Foto zu machen: an der Tür zum Raucherraum bei Gate B56 gibt es einen Aushang mit der Empfehlung zu bestaunen, drinnen doch bitte eine Maske zu tragen. Um 05.15 Uhr öffnet die Hugo-Junkers-Lounge. Vor mir stehen ca. 10 – 12 andere Gäste an, davon nur 2 – 3 mit Airline-Status, die anderen bezahlen (und das nicht wenig, es werden 27,50 EUR aufgerufen). Das Boarding für den Flug AF1107 beginnt pünktlich um 06.10 Uhr. Seid ihr auch alle da? Nein, eine fehlt. Der Bus bleibt solange an der Busabfahrt stehen, die Wartenden werden im Nonstop-Takt mit Ansagen in deutscher, englischer und türkischer Sprache zur Maskenpflicht vollgedudelt.
Mit der F-HBXG geht es in ca. 50 Minuten nach Paris. In Eco werden Kaffee/Tee/Wasser und ein Keks verabreicht. In der C gibt es dasselbe, soweit ich das von Reihe 3 aus erkennen kann. Die Ankunft erfolgt auf einer Parkposition beim Terminal G, von dort aus findet dann ein Bustransfer zur Schengen-Ankunft in Terminal F statt. Anschließend muss ich zum Terminal E, Halle K, laufen. CDG ist wirklich gnadenlos verbaut, immer wenn man denkt, dass muss es doch jetzt sein, kommt ein neues Schild, geht es um eine neue Ecke: da entlang, dort entlang, nach links, nach rechts.
In der Lounge erscheint mir alles so wie beim letzten Aufenthalt, der wegen Corona bereits Ende Dezember 2019 stattfand (wobei sowas ja durchaus auch eine positiv besetzte Aussage sein kann). Insbesondere gibt es um die Uhrzeit noch keinen Champagner und keine Zwiebelkuchen. Ich bin schon gespannt auf die neue Lounge im Terminal F, der ich nächste Woche auf dem Rückweg einen Besuch abstatten werde. AF verwendet immer noch die bescheuerte bis unverschämte Aussage „wir haben Serviceleistungen angepasst, damit Sie sicherer reisen können“, aber was Lounges angeht, sind sie ganz weit vorne. Damit das nicht zu Missverständnissen führt, die vorstehende Aussage kann aus meiner Sicht nur als daneben bewertet werden, weil das Einsparen von Leistungen als Beitrag zur Sicherheit der Kunden verkauft wird. Das Boarding ähnelte irgendwie dem Ablauf in Düsseldorf: es werden alle in den Niedergang zum Finger geschickt, das Flugzeug ist aber zunächst noch gar nicht zum Betreten freigegeben. Auch hier wird noch einmal der Corona-Test gecheckt, mehr aber nicht (das ist kein Selbstgänger, in Einzelfällen wird erst irgendwo angerufen und der Reisende muss warten...).
AF662 nach Dubai fliegt heute die F-GZNB (4 x F, 58 x C, 28 x PE, 206 x Y; bei Seatguru bezeichnet als 777-300ER Four Class Layout 1).
Bestuhlung der PE in der 777: 1 Reihe 2-Toiletten-2, 3 Reihen 2-4-2 (in der 787 abweichend davon: 3 Reihen 2-3-2, der Sitzabstand ist etwas besser als in der 777). Irgendwann schlägt der tote Punkt zu und ich schlafe beim Filmgucken nach dem Essen für ca. 3 Stunden ein, ohne mich danach gerädert zu fühlen. Der Sitz ist auf jeden Fall näher an einem C- als einem Eco-Sitz. Ansonsten habe ich versucht, auf den Fotos auch insgesamt die Aufmachung darzustellen.
Die PE wird inflight nach vorne und hinten per Vorhang abgeteilt. In Bezug auf die hier unter den Jusern teilweise sehr sensitiv wahrgenommene Toilettenfrage haben wir es hier mit dem absoluten Knaller zu tun: es gibt zwei Toiletten für die PE, so dass die Toilette-Passagier-Relation bei 1:14 zu liegt. Auslastung der PE heute: 13/28. Abzuraten ist, wie auch bei Seatguru zutreffend dargestellt, von 23A in Ermangelung eines Fensters. Ob bei 23L auch kein Fenster vorhanden ist, konnte ich nicht genau erkennen. Fotografieren wird dadurch etwas limitiert, dass die PE sich über den Tragflächen befindet.
Die Essensbeschreibung inclusive Fotos ist im Inflight Entertainment hinterlegt. Insoweit sind hier Beschreibung und Realität im Vergleich dargestellt. Beim ersten Essensservice würde ich das noch gelten lassen, da die fotografische Darstellung etwas gehipstert wirkt. Die Essensausgabe erfolgt ca. eine Stunde nach dem Start. Die Kombi Ackerbohnen, Möhren und Lachs habe ich nicht verstanden; die Lachsscheibe war größer als auf dem Bild in zusammengerolltem Zustand erkennbar. Das Hauptgericht war an sich ok, aber geschmacklich etwas lasch. Den süßen Nachtisch kann man sich am besten vorstellen als eine Schicht Bisquitboden mit einer mehrere Millimeter dicken Schokoladenschicht. Champagner gibt es auch in der PE, bei der Frage nach dem Weißwein kommt die Gegenfrage, ob ich gerne ein Glas Chablis aus der C hätte. Da sage ich doch nicht nein. Später wird die Kabine abgedunkelt (ohne zwangsweises Schließen der Blenden an den Fenstern), ca. 90 Minuten vor der Landung wird das Licht gedimmt wieder angemacht und danach der „Snack“ ausgegeben. In Bezug auf diesen finde ich die Abweichung zwischen Anpreisung und Realität allerdings eine Frechheit.
AF662 landet zur geplanten Zeit in DXB. Am Zugang zur Magnetbahn zur Gepäckausgabe und Immigration machen Dokumentenchecker eine visuelle Inspektion ihnen hingehaltener Corona-Dokumente und winken alle durch. An der Immigration selbst interessiert der Corona-Test Nullkommagarnichts („Passport only“). Es sind massenhaft Schalter besetzt, Wartezeit wenige Minuten. Ich hole meinen Koffer, nehme ein Taxi und bin 70 Minuten nach der Landung im Hotel.