Fluglotsen in D wollen streiken

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runner1

Guest
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Aber doch! Ohne diese Organisationen könnte das Unternehmen Arbeitsbedingungen einführen, die der Sicherheit und dem Kunden nicht zuträglich wären. Dem kurzfristigen Profit dagegen schon. Deshalb ist es gut, dass Gewerkschaften auf Lohndumping etc. hinweisen. Wenn etwa Piloten in den USA so wenig verdienen, dass die Nebenjobs annehmen müssen und sich beim Pendeln kein Hotel leisten können und die Nacht vor dem Flug in einem Warteraum verbringen, um dann übermüdet in den Flieger zu steigen, dann ist es auch an den Gewerkschaften, hier Alarm zu schlagen und Abhilfe zu fordern. Die Aufsichtsbehörden gucken sonst nämlich nicht hin, und langsam sind sie sowieso.

Das sehe ich ja genauso. Ich bezog mich darauf, dass die Organisationen keine Qualitätssicherungsfunktion im Unternehmen per se hat. D.h. ein Unternehmen darf und kann sich nicht darauf verlassen, dass z.B. VC oder Verdi eine solche Qualitätskontrolle übernehmen. Dies ist Aufgabe des Unternehmens.
Wenn Arbeiternehmer Misstände erkennen und sie nicht allein beheben können, dann ist eine Arbeiternehmerorganisation dafür eine perfekte Plattform. Es spricht aber definitiv nicht für das Unternehmen, wenn das notwendig ist und es evtl. sogar bewusst eingeplant wird.
 

flysurfer

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06.03.2009
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Und wie sollen Gewerkschaften sich denn durchsetzen können? Ohne Streik als Ultima Ration gibt es doch überhaupt kein Druckmittel. Nur Bitten und Betteln bringt doch nix.

Das wurde ja nun schon mehrfach vorgeschlagen: Eine unabhängige Schlichtung, der sich beide Parteien unterwerfen müssen.

Du kannst deinem Nachbarn auch nicht einfach die Zufahrt zu seinem Haus blockieren (und damit auch alle anderen Bewohner seiner Straße aussperren), nur weil du mit ihm ganz arge finanzielle Differenzen hast. Und du vielleicht sogar 100% im Recht bist!

Das klärt stattdessen ein Gericht.
 

flysurfer

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Wenn Arbeiternehmer Misstände erkennen und sie nicht allein beheben können, dann ist eine Arbeiternehmerorganisation dafür eine perfekte Plattform. Es spricht aber definitiv nicht für das Unternehmen, wenn das notwendig ist und es evtl. sogar bewusst eingeplant wird.

Leider haben viele (große) Unternehmen hier enorme Defizite.

Ein Streik mit dermaßen breiter Wirkung ist letztlich eine moralphilosophische Frage. Den Kant-Test des kategorischen Imperativs besteht ein Streik offenbar nicht, denn es kann nicht kollektiv richtig sein, eigene Interessen (so berechtigt sie auch sein mögen) stets auf Kosten unbeteiligter Dritter durchzusetzen. Wenn alle Menschen in ihrem täglichen Leben so verfahren würden, würde unsere Gesellschaft kollabieren. Was natürlich nichts daran ändert, dass tatsächlich (zu) viele Menschen so verfahren, Stichwort "Ich-Gesellschaft". Nur wird es nicht dadurch "gut", dass viele es so machen.
 
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jubo14

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29.03.2010
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zwischen DTM und PAD
Die Verpflichtung alle Konflikte immer über eine Schlichtung zu lösen ist aber nichts anderes als der Wunsch nach einer Planung und Steuerung der Ansprüche aller Beteiligten.

Das hat man mit ziemlich mäßigem Erfolg 40 Jahre in einem Teil unseres Landes versucht!

Und das Recht auf einen Arbeitskampf hat man nicht umsonst in die Grundrechte (Art. 1 - 19 GG) hineingeschrieben. Es hat damit den gleichen Stellenwert wie die Glaubensfreiheit oder die Unverletzlichkeit der Wohnung.

Und das ist gut so!

Vor diesem Hintergrund kann man nun gerne moralische Bedenken äußern oder die moralphilosophische Frage stellen.

Aber so ganz nebenbei, es ist ebenfalls gesetzlich festgeschrieben, dass es jeder Tarifpartei frei steht im Zuge der Tarifvereinbarungen eine Schlichtung zu verlangen. Sobald das Schlichtungsverfahren läuft herrscht Fiedenspflicht, der Streik fällt aus.
Nun frage ich mal ganz unschuldig, warum verlangt die DFS keine Schlichtung?

Wer nun sagt, die Gewerkschaft könnte doch auch die Schlichtung anrufen, dem möchte ich dazu folgendes sagen.

Die Gewerkschaft hat mit der DFS einen neuen Tarifvertrag ausgehandelt und hat diesen bereits unterschrieben.
Und nun will die DFS diesen Vertrag nicht unterschreiben.
Aus Sicht der Gewerkschaft gibt es da nichts zu schlichten!

Das sieht ja die DFS wohl auch nicht anders.
Denn sonst würden sie selber die Schlichtung herbeiführen.

Nur wenn der Schlichtungsvorschlag hinterher deckungsgleich mit dem schon sowieso ausgehandelten Vertrag ist, wäre das schon ein ziemlicher "Gesichtsverlust".

Jetzt also zu behaupten die bösen Lotsen würden durch ihren Streik großen Schaden anrichten, dabei aber völlig die Geisterfahrer der DFS außer Acht zu lassen, die erst einen Vertrag aushandeln und den dann nicht unterschreiben, ist schon eine etwas verzerrte Schuldzuweisung.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
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FRA/QKL
Jetzt also zu behaupten die bösen Lotsen würden durch ihren Streik großen Schaden anrichten, dabei aber völlig die Geisterfahrer der DFS außer Acht zu lassen, die erst einen Vertrag aushandeln und den dann nicht unterschreiben, ist schon eine etwas verzerrte Schuldzuweisung.
Das ist ja alles gut und schön, aber nun werden unbeteiligte Personen quasi in Geiselhaft genommen und dafür habe ich ganz persönlich nun mal kein Verständnis. Es ist mir völlig egal, wie das letztlich geregelt wird und ich glaube es gibt durchaus andere Mittel und Wege.

Ich verhandele übrigens auch öfters Verträge und für mich ist ein Vertrag dann zu Stande gekommen, wenn beide Seiten unterschrieben haben. Wenn es eine Vereinbarung gibt und dann unterschreibt nur eine Seite, dann hat die andere Seite in der Zwischenzeit neuer Erkenntnisse oder der Vertrag entspricht vieleicht doch nicht 100% der Vereinbarung. Dann muss man halt weiterverhandeln - Life is not always fair. :p
 
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flysurfer

Gründungsmitglied
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06.03.2009
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Die Gewerkschaft hat mit der DFS einen neuen Tarifvertrag ausgehandelt und hat diesen bereits unterschrieben.
Und nun will die DFS diesen Vertrag nicht unterschreiben.

Eben. Wären die Verhandlungen gleich unter einem gesetzlich bindenden Mantel gelaufen, dann wären beide Parteien verpflichtet gewesen, den Vertrag zu unterschreiben. Gerichtsurteile sind ja auch zu akzeptieren, da kann der Verurteilte auch nicht sagen "Unterschreib ich nicht".

Dass sich Tarifparteien zunehmend wie kleine Kinder benehmen, dabei aber enormen Schaden anrichten, ist nicht sozialverträglich und war sicherlich kein Wunsch der Väter des GG. Damals dachte niemand daran, dass Kleingewerkschaften für spezielle Berufsgruppen das öffentliche Leben in ganzen Ländern beeinträchtigen könnten.

Ich finde es faszinierend, wie gewisse Leute ein unter bestimmten Umständen offensichtlich gesellschafts- und wirtschaftsschädliches System dermaßen blind verteidigen, dass sie nicht einmal die Notwendigkeit akzeptieren, nach Alternativen und Verbesserungen Ausschau zu halten, die allen Parteien dienen, insbesondere auch den Unbeteiligten.
 
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foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.667
736
Großherzogtum
Pressemitteilung der GDF

Arbeitskampf der Gewerkschaft der Flugsicherung
Streikmaßnahmen vorläufig ausgesetzt



Die GdF hat sich aus aktuellem Anlass entschlossen, die praktisch abgeschlossenen Streikvorbereitungen auszusetzen. Die dramatische Situation, in der sich der europäische Luftverkehr auf Grund der über Europa hinweg ziehenden Aschewolke nach dem Vulkanausbruch in Island befindet, ist Basis dieses Beschlusses.

Die GdF betont jedoch, dass die zunächst für Dienstag der kommenden Woche geplanten, umfangreichen Streikmaßnahmen nur verschoben sind. Die Planungen, angepasst an die derzeitige Lage im europäischen und deutschen Luftverkehr, werden zielgerichtet fortgesetzt.

Weitere Informationen dazu wird die GdF zu gegebener Zeit publizieren
 
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stubenhocker

Erfahrenes Mitglied
20.11.2009
778
33
STR/MUC/ZRH
Ich hole den thread mal wieder hoch, da diese Thematik ja am kommenden Wochenende wieder interessant wird. Am 29.07. endet die Urabstimmung; wie schnell werden denn die Stimmen ausgezählt ? Ich kann mich an einen Fluglotsenstreik in Deutschland nicht erinnern; im schlimmsten Fall gehen im August keine Flüge ab/an deutsche Flüghäfen ?