Ich habe kürzlich in meinem Umfeld die Versorgung eines Hotels mit 120 Zimmern auf 4 Etagen inkl. EG mit Konferenz- und Restauranteinrichtungen mitbekommen: Da kommen pro Etage 5 Access Points zum Einsatz + noch je ein AP für den Konferenz- und Wellnessbereich. Genutzt wird ein solider WRT54G mit ordentlicher Hotspot-Software und vernünftigem QoS, den es neu in größeren Stückzahlen ab ca. 27 EUR netto gibt. Eine vernünftige Firmware aufgeflasht, Kabel im Haus verlegen und dazu einen 50 MBit/s VDSL-Anschluss und alle Gäste sind zufrieden. Die Einmalkosten lagen hier bei unter 8.000 EUR. Das entspricht einer Investition je Zimmer von unter 66 EUR. Das erste Halbjahr hat der Hotelier sich mit 6 EUR / Tag meines Erachtens human vergüten lassen, sodass die Einmalkosten fast wieder reingeholt wurden. Nun läuft die Installation für die Gäste kostenfrei und in vollkommen akzeptabler Bandbreite (nicht jeder Gast schaut Abends Sky Go). Wer ein größeres Hotel mit breitbandhungriger Gästestruktur betreibt, muss eben noch einen 2. oder 3. Anschluss dazunehmen. Umgelegt auf die Übernachtungen bleiben da pro Nacht Beträge unter 30ct hängen.
jaja, die schöne heile Welt.
Das ist sicherlich ein gutes Beispiel, wie es laufen kann, wenn alle Eckdaten stimmen. Mach aus dem 120- ein 500-Betten-Hotel, und Du hast soviel Wifi-Endgeräte in dem Bunker, dass Deine WRTs (die ich selbst sehr mag, und die wir beruflich auch gerne und an vielen Stellen einsetzen) die Füße strecken. Die Engpässe entstehen dann bereits auf der Funkseite, nicht mal ein Ping zum Accesspoint geht dann stabil. Nebenbei braucht das Hotel dann bei gleichem Qualitätsanspruch also 200 MBit/s Bandbreite, es soll im In- und Ausland Gebäude geben, wo man die nicht für 100 Euro/Monat Gesamtkosten bekommt.
Setz Dein 120-Zimmer-Hotel in die Kölner Altstadt und bestell mal 50 MBit VDSL, viel Erfolg. Hätten wir gerne im Büro gehabt, nicht mal über alle 6 Anschlüsse bekommen wir das hin, allenfalls die Gesamtbandbreite aller Mieter im Haus kann man mit zwei zugedrückten Augen auf 50 MBit/s aufrunden. Da sind dann die Betriebskosten für schnelles Internet gleich viel höher als in Deinem Beispiel, wenn es denn überhaupt für halbwegs bezahlbares Geld ohne Tiefbau-Maßnahmen realisierbar ist.
Gib Deinem 120-Zimmer-Hotel eine Zielgruppe, die abends gerne Skype nutzt oder Urlaubsbilder bei Facebook hochlädt. Dann wirst Du schnell merken, dass die 10 MBit/s upstream bei VDSL auf 120 Parteien aufgeteilt auch nicht so der Hit sind.
Und selbst wenn das Hotel von den Eckdaten passt, braucht man noch einen IT-Dienstleister, der genau die von Dir beschriebene Lösung professionell aufbaut (oder einen Hotelier, der ausreichend interessiert ist, auf genau sowas hinzuarbeiten). Ich bin selbst ein Freund der beschriebenen Lösung, die hätte von mir kommen können, aber das Risiko ist groß, dass der Hotelier nach unten an eine Frickelbude gerät, die mit sowas völlig überfordert ist und es verkorkst. Oder nach oben an ein größeres Systemhaus, die sicherlich nicht bei 30 Routern erstmal die Firmware gegen irgend ein gebasteltes Paket austauschen, sondern die den Katalog ihres favorisierten Hardwarelieferanten aufschlagen, die Komponenten wählen, die für diesen Zweck "ab Werk" gedacht sind, und dann sieht die Kalkulation ganz anders aus.
Und dann war da noch ... die kurzfristige Lebensdauer. Ich habe letztes Jahr in einem 1200 Betten-Urlaubshotel im Rahmen eines Beratungsprojektes auch hinter die Kulissen ihres WLANs gucken können. Das war nicht billig, das war zum Installationszeitpunkt auch sauber und völlig ausreichend dimensioniert. Aber da gab's lange nicht so viele Smartphones, keine iPads, man hat (schon aufgrund der Gerätegröße) sein Laptop nicht mit in Urlaub genommen, und Skype und Facebook waren auch lange nicht so verbreitet. Inzwischen funkt da durchschnittlich die fünffache Menge an Geräten, und die Installation kann man heute getrost als wirtschaftlicher Totalschaden ansehen, und das ein paar Jahre früher als damals vermutlich einkalkuliert.
Also ganz so einfach wie in Deinem heile-Welt-Beispiel ist es leider nicht immer...