Go West, aber nicht so weit: Maritimes Ostkanada

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shauri

Erfahrenes Mitglied
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18.08.2018 Halifax - Lunenburg




Zunächst holen wir unseren Mietwagen am Flughafen ab. Wir bekommen einen perlweissen Ford Edge mit etwa 20.000 km und sehr guter Ausstattung inklusive Glasschiebedach. Dieser wird gleich beim ersten Stopp in Terence Bay fotografiert, so lange er noch sauber und trocken ist.



Die Wettervorhersage für heute ist ab Mittag ziemlich nass, daher freuen wir uns über jedes Ziel, an dem wir noch trockenen Fußes ein wenig laufen und fotografieren können. In Terrence Bay haben wir zum ersten Mal richtigen Blick auf das Meer, hier befindet sich außerdem eine kleine Kirche,

ein Friedhof und eine Gedenkstätte für die Opfer des Schiffsunglücks der S.S. Atlantic sowie einige Infotafeln zum Schiffsunglück.
Wir laufen ein wenig umher und schauen uns die Gedenkstätte und die Infotafeln an und genießen natürlich den Ausblick aufs Meer. Trotz des trüben Wetters ist das doch ein landschaftlich schöner Einstieg in den Urlaub.

Wir treffen auf eine weitere Gedenkstätte, hier ist wohl die erste hier errichtete Kirche abgebrannt. Hier ein Foto vom Standort der alten Kirche zur neuen.

Ein Stück weiter stoßen wir auf einen Teil des Friedhofs, dieser verteilt sich über das gesamte Gebiet und wir finden immer wieder Ecken mit mit bunten Plastikblumen geschmückten Gräbern. Wir folgen weiter dem Boardwalk mit Blick aufs Meer.


Hier haben wir auch unsere erste Begegnug mit Wildlife. Auf uns zu kommen drei Männer mit zwei Hunden, einer davon ein riesen Kalb (ein Englisch Mastiff-Boerboel-Mix), der sofort beschließt, dass er unbedingt unser Freund sein will und freudestrahlend auf uns zu stürmt. Zum Glück sind wir hundeerfahren und sehen, dass er wirklich nur freudig und freundlich ist. Nachdem wir uns ein wenig mit den Männern unterhalten haben und von dem Kalb beinahe kuschelnderweise zu Fall gebracht wurden, folgen wir dem Rundweg weiter und stoßen auf einer weitere Ecke des Friedhofs.


Am dortigen Parkplatz treffen wir auch unseren neuen Freund wieder, der uns sofort noch einmal freudestrahlend begrüßen muss. Diesmal bin ich auch mit der Kamera schnell genug und mache ein Erinnerungsfoto von dem Süßen:


Auch wir begeben uns jetzt wieder zu unserem Auto und machen uns auf den Weg nach Peggy's Cove. Hier ist mit ziemlicher Sicherheit einer der touristischsten Orte auf unserer Reise, aber wenn man schonmal vorbei kommt, schaut man es sich eben auch mal an. Ist ja auch ganz schön hier:


Der Ort


Ganz authentisch mit Kanadagänsen im Überflug:


Der Leuchtturm




Es ist nicht ganz einfach, das alles ohne viele Menschen im Bild zu fotografieren, aber damit habe ich ja etwas Übung aus Island. Hier sieht man nämlich, wie viel wirklich los ist:


Als Geographin erfreue ich mich natürlich mindestens so sehr an der eiszeiltich geformten Granitlandschaft, wie am Leuchtturm:
Aber auch hier ist es voller, als man auf dem Foto denkt. Ich fotografiere noch ein wenig die Brandung, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.



 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Ich bin erstaunt, wie viele Leute auch hier unterwegs sind und sich fröhlich gegenseitig am Gedenkstein fotografieren. Irgendwie befremdlich, wie ich finde.




Zwischenzeitlich setzt auch eher trauriges Wetter ein, es beginnt leicht zu regnen und die Sicht zurück nach Peggy's Cove ist ziemlich getrübt.


Auch hier sieht man wieder den eiszeitlichen Einfluss in der Landschaft, auch wenn es oberhalb der Küstenlinie natürlich deutlich bewachsener ist als direkt am Meer.


Bei immer stärker werdendem Regen setzen wir unseren Weg Richtung Lunenburg fort. Die in der Reiseplanung angedachten Badestrände schenken wir uns aufgrund des Wetters, an einem mache ich stellvertretend einen dokumentarischen Fotostopp. Wäre sicher toll, wenn es nicht zwischenzeitlich so sehr schütten würde, dass mein Mann sich weigert, überhaupt das Auto zu verlassen und ich zum Schutze meiner Kamera auch nur ein schnelles Handyfoto mache.


Kurz darauf passieren wir die andere (weniger bekannte) Seite der Swissair-Gedenkstätte. Wenigstens ist hier auch niemand, obwohl ich es deutlich beeindruckender als die andere Hälfte bei Peggy's Cove finde. Hier sind auch die Namen der Opfer verzeichnet. Vielleicht trägt das Wetter noch zur eindrücklichen Stimmung bei.




Aufgrund des Wetters halte ich mich hier nicht lange auf und wir fahren weiter nach Mahone Bay, dem Ort mit den drei Kirchen, der sich bei gutem Wetter und ruhigem Gewässer für einen Fotostop mit Spiegelung der drei Kirchen in der Bucht anbietet. Heute ist das Meer allerdings zu unruhig und das Wetter weiterhin nicht ansprechend, auch wenn der Regen wieder etwa nachgelassen hat. Sieht ja trotz allem ganz hübsch aus:




Wir setzen unsere Fahrt nach Lunenburg fort. Bei unserer Ankunft ist es immerhin trocken und nachdem wir unser Gepäck im sehr gelben Rum Runner's Inn
abgeladen und unser Zimmer bezogen haben, machen wir einen kleinen Stadtbummel. Wirklich sehr hübsch und vor allem bunt hier. Lunenburg ist ja schließlich UNESCO Weltkulturerbe.


Abends essen wir im Restaurant "Rime", wo sich mein Mann an seinen ersten kompletten Hummer wagt und ich seine Bemühungen so gebannt verfolge, dass ich beinahe vergesse, meinen Hailbutt zu essen. Zum Nachtisch gibt es noch eine Kugel hausgemachtes Rhabarbersorbet, außerdem haben wir hier die Gelegenheit, einen Weißwein aus Nova Scotia zu testen. Alles wurde für sehr lecker befunden und wir begeben uns recht müde ins Bett.


Gelaufen sind wir heute knapp 7 km.
 

fvpfn1

Erfahrenes Mitglied
06.02.2016
916
341
Das Warten auf eine gute Gelegenheit zum Fotografieren hat sich gelohnt, sehr schöne Bilder! Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
19.08.2018 Lunenburg - Kejimkujik NP - Liverpool

Heute machen wir eine kurze Küstenpause und besuchen den Kejimkujik Nationalpark. Dieser besteht aus zwei Teilen, heute besuchen wir den im Inland liegenden Teil, morgen die Seaside. Aber zunächst müssen wir eine Kleinigkeit frühstücken. Da an dem einzigen Restaurant, das bereits vor 9 Uhr geöffnet hat, deshalb auch eine riesige Schlange ist, warten wir bis 9 Uhr, bis das Café No9 geöffnet hat (wie der Name schon sagt...). Dort gibt es dann wenigstens ein Croissant für meinen Mann und ein Zimttörtchen für mich. Und natürlich Kaffee. Die Wartezeit bis zum Frühstück überbrücken wir noch mit ein wenig bummeln durch Lunenburg, leider nieselt es leicht, aber es soll heute besser werden.


In dem orangenen Hause befindet sich das Restaurant "Rime", in dem wir gestern abend gegessen haben. Man beachte auch das bunte "unesco fresco"-Schild unter dem Straßenschild "King St.".

Auch das gelbe Rum Runers Inn muss noch von vorn fotografiert werden.

Auch wenn es hier wirklich sehr schön ist, schauen wir nun zügig, dass wir loskommen, damit wir auch ausreichend Zeit im Kejimkujik NP verbringen könen. Den auf der Karte oben zu sehenden Stop in Hirtles Beach sparen wir uns, da das Wetter nicht unbedingt zum Strandbesuch einlädt und wir mehr Zeit im Park verbringen wollen. Zunächst besorgen wir uns Sandwiches zu Mittag, dann fahren wir die ca. anderthalb Stunden zum Visitor center des Parks. Wir bekommen eine Karte mit Trails für die Tagesgäste und suchen uns drei aus, die wir heute gehen werden.
https://www.pc.gc.ca/en/pn-np/ns/kejimkujik/visit/cartes-maps/journee-day

Nachdem wir unsere Sandwichs gegessen und uns ausgiebig mit "Anti-Brumm" eingesprüht haben, beginnen wir mit dem Trail Nr. 3 direkt hinter dem Visitor center. Dieser ist etwa 2 km lang und führt überwiegend durch einen Mischwald, wie er auch in Mitteleuropa sein könnte. Wildlife sehen wir leider keins, dafür aber viele schöne Pilze. Also fotgrafiert frau eben heute mal Pilze.

Da ich von Pilzen keine Ahnung habe, können wir sie nur bewundern, aber nicht näher bestimmen. Außerdem finden wir dieses Gewächs, bei dem wir nicht einmal sicher sind, ob es sich um einen Pilz oder eine Pflanze handelt:


Im Visitor Center fragen wir nach, und erfahren, dass es sich um eine Pflanze namens "Indian Pipe" handelt. Dank Google finde ich heraus, dass es sich um den "Fichtenspargel" (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Monotropa_uniflora) handelt.


Gegen Ende des Trails bietet sich noch eine schöne Aussicht auf die Mill Falls.






Wir fahren ein Stück nach Norden, um den längsten Trail für heute, Nr. 5 am Big Dam Lake zu laufen. Dieser ist gut 5 km lang, ich finde ihn allerdings ein wenig enttäuschend, ich hatte ihn mir dichter am See mit etwas anderen Ausblicken als Mischwald erhofft. Auch hier, kein Wildlife in Sicht, wir scheuchen nur 2 Popcorn-essende Jugendliche auf, die bei unser Annäherung wohl Nahrungskonkurrenz in Form von Schwarzbären befürchten.
Der Weg führt wieder überwiegend durch Mischwald, teilweise wieder über einen Boardwalk.


Auch hier gibt es wieder die verschiedensten bizarren Pilze,


bunte Beeren,


Flechten

und bizarr wurzelnde Bäume. Dieser hier kämpft ums Überleben, da zu viele Besucher die Erde um seinen Fels durch Herumlaufen abgetragen haben.


Als dritten und letzten Trail gehen wir noch Nr. 7, dieser führt auch mal durch andere Landschaft, nämlich durch einen Ahornwald, am Fluss vorbei und durch sumpfige Wiesen zurück. Auch hier finden sich einge bizarre Bäume.


Außerdem die Möglichkeit, sich dem Gewässer zu nähern...
..und dort sowohl Kanuten, als auch Frösche zu beobachten.

Kleine rote Libellen findet man hier, diese sind wohl recht häufig und begegnen uns auch in den kommenden Tagen immer mal wieder.

Nach den drei Trails sind wir müde und hungrig und fahren weiter nach Liverpool. Dort übernachten wir im "Lane's Privateer Inn", in dessen Restaurant wir auch zu Abend essen und einige örtliche Biere probieren. Nicht übel, auch wenn hier sehr viel mit fruchtigerem Hopfen als bei uns gebraut wird.

Ich bin sehr begeistert von meinen Fisch-Taccos.


Nach dem Abendessen haben wir schnell die benötigte Bettschwere erreicht und gehen schlafen.


Heute sind wir gut 10 km gelaufen.
 

BackPayBoy

Gesperrt
11.07.2018
64
0
"Nicht übel, auch wenn hier sehr viel mit fruchtigerem Hopfen als bei uns gebraut wird.

Ähm, ist die berichterstattende Frau wirklich "frau"?
Wie auch immer: schön so weitermachen!





 
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Autumla

Erfahrenes Mitglied
30.07.2013
1.906
119
GRZ

Als Geographin erfreue ich mich natürlich mindestens so sehr an der eiszeiltich geformten Granitlandschaft, wie am Leuchtturm:


Bei dem Satz habe ich laut loslachen müssen.
Denn wie oft hab ich mir bei meiner 1+ (ebenfalls Geographin) schon gedacht: "Was sieht sie da bloß? Und warum fotografiert sie es auch noch?" ;)
 
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shauri

Erfahrenes Mitglied
20.08..2018
Liverpool - Carter's Beach - Kejimkujik NP Seaside - Thomas H. Reddall PP - Shelburne


Heute klappern wir mal ein paar Strände an der Südküste ab. Es ist zwar immer noch kein Badewetter, aber trocken und ziemlich hell bewölkt.


Den Abstecher nach Port Medway sparen wir uns, damit wir mehr Zeit im Kejimkujik NP haben. Zunächst fahren wir aber zum Carter's Beach, der einer der schönsten Strände Nova Scotias sein soll. Uns gefällt er jedenfalls sehr gut, ein paar Grad wärmer, und es käme ein leichtes Karibikfeeling auf.

Auch ein bisschen Wildlife gibt es hier, wir hoffen auf mehr im Nationalpark.

Nach einem ersten Strandspaziergang fahren wir weiter zum Kejimkujik NP Seaside. Hier gehen wir den - hin und zurück - knapp 6 km langen "Harbour Rocks Trail", wo uns Seehund-Sichtungen versprochen werden. Auch eine Bärenfamilie soll aktuell in der Gegend unterwegs sein, Elche und Koyoten können einem auch noch begegnen. Wir sind gespannt. Zunächst laufen wir einen Kiesweg durch typisch kanadische Vegetation, in der man erwartet, dass jederzeit ein Bär oder Elch auftaucht.

Wir bleiben dann doch von Begegnungen mit Großwild verschont und nähern uns nach gut 30 Minuten der Küste.

Mit Fernglas und Teleobjektiv suchen wir immer mal wieder die Felsen nach Seehunden ab, werden aber noch nicht so recht fündig. Dafür gibt es reichlich Kormorane hier:

Irgendwann entdeckt mein Mann in der Ferne auf einem Fels ein paar Seehunde, leider schafft mein Teleobjektiv, obwohl ich mich sehr bemühe, keine scharfen Fotos. Sie sind einfach zu weit weg und der Fels liegt dummerweise auch noch in entgegengesetzter Richtung zu unserem Weg. Wenigstens haben wir Seehunde gesehen, gibt es eben mal keine brauchbaren Fotos.
Landschaftlich schön ist es auch hier, und vielleicht finden sich ja noch ein paar Seehunde.

Kurz vor Ende des Weges entdecken wir auf einem vorgelagerten Fels eine ganze Seehundekolonie. (Wer keine Seehundefotos in verschiedenen Perspektiven aus der Reihe "Der da hinten guckt grad so niedlich!" mag, sollte jetzt getrost weiterscrollen.)
Als ob das nicht genug wäre, entdecken wir auch noch schwimmende Exemplare, die ihr Bad offensichtlich sehr genießen.

Ein paar Vögel werden der Vollständigkeit halber auch noch fotografiert.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Irgendwann reißen wir uns von den Seelöwen los und marschieren wieder zurück zum Auto. Nach kurzer Fahrt einmal um die Bucht erreichen wir den Thomas H. Reddall Provincial Park. Hier machen wir nur noch einen kurzen Spaziergang zum nächstgelegenen Strand, an dem ein seltener Vogel im Sand nisten soll. Allerdings ist der so gut getarnt, dass wir ihn nicht entdecken können. Der Strand ist auch hier wieder landschaftlich sehr schön gelegen, allerdings sind wir zwischenzeitlich recht müde, da Seehunde beobachten und durch riesigen Kies am Strand laufen doch recht anstrengend war.


Schnell noch ein paar obligatorische Wildlife-Fotos gemacht:
Die roten Libellen scheint es hier überall zu geben.



Ein bisschen dekoratives Gras in den Dünen fotografiert:

und wieder zurück zum Auto gegangen.

Auf dem Weg nach Shelburne machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Lockeport, wo wir eine Runde durch den Ort fahren, um uns sie dortigen historischen Häuser kurz anzuschauen. Zum Aussteigen oder Fotografieren haben wir allerdings keine Lust mehr. Allerdings muss ich beim Verlassen des Ortes unbedingt dort anhalten, wo ich auf dem Hinweg unmengen kleiner Modellboote im Meer gesehen habe.



Hier gibt es alles, vom Yellow Submarine bis hin zur Ölbohrinsel.

Wir kommen mit einem Mann ins Gespäch, der uns erzählt, dass die Boote alle von seinem inzwischen 85 jährigen Vater gebaut wurden und auch noch werden. Auch das "große" Boot am Steg hat der Vater wohl in jungen Jahren selbst gebaut. Er erzählt uns so einiges zu den Booten, das rote Containerschiff unten links im Bild ist wohl ein Modell der Edmund Fitzgerald, die 1975 auf dem Lake Superiour während eines Sturms gesunken ist. Auch der Leuchtturm rechts im Bild wurde von dem alten Herrn gebaut.

Wir sind ehrlich und tief beeindruckt und hinterlassen natürlich auch eine Nachricht in dem ausgelegten Gästebuch. Nachdem unser neuer Bekannter uns zwischenzeitlich noch sein halbes Leben, allerlei über die Umgebung und über Elche (es sollen sich wohl zwei in der Gegend um Shelburne herumtreiben) berichtet hat, wird es langsam etwas frisch und wir müssen ja auch noch weiter nach Shelburne. Schließlich war dieser Stop nicht geplant aber dennoch ein schönes Erlebnis.

Shelburne ist winzig klein, aber der Ort mit den ältesten Häusern in Kanada. Diese sind auch überwiegend liebevoll hergerichtet und sehenswert. Unser heutiges Hotel, das "Cooper's Inn" gehört ebenfalls dazu:


Das ganze Hotel, ebenso wie der Garten, sind mit sehr viel Mühe und Liebe eingerichtet.



Außerdem erwartet uns in unserem Zimmer ein kleiner Teddybär namens Cooper, der an einem Bärenaustauschprogramm teilnimmt und daher mit uns nach Deutschland reisen darf.

Der ganze Ort ist nicht nur sehr schön hergerichtet, sondern auch sehr britisch, da er von aus Amerika geflohenen Loyalisten gegründet wurde. Leider ist der Boden hier landwirtschaftlich denkbar ungeeignet, man wanderte wieder ab und so wurde Shelburne zu dem winzigen Örtchen, das wir gerade besichtigen.



Sehr zur Freude meines Mannes, der kein großer Freund der nordamerikanischen Leichtbauweise ist, gibt es hier doch tatsächlich auch ein aus Stein gebautes kleines Zollamt.


Der Nachteil bei so kleinen Orten ist, dass es wenige Restaurants gibt und montags eines der beiden auch noch Ruhetag hat. Uns bleibt also keine Wahl und auf "Empfehlung" unseres Gastgebers ("Essen sie fritiertes?") begeben wir uns zum "SeaDog", dem örtlichen Pub, das zumindest sehr schön an der "Uferpromenade" liegt.





Hier testen wir mal wieder lokales Bier vom Fass, diesmal von der Boxing Rock Brewing Company, auf der Terasse mit Meerblick.
Das Logo der Brauerei erinnert an irgendwas zwischen Medusa, Tintenfisch und Chtullu, das Bier schmeckt aber ansonsten ganz ok. So langsam gewöhne ich mich auch an den in Kanada so beliebten, fruchtig schmeckenden Hopfen.
Das Essen ist wider Erwarten nicht übel, mit Fish and Chips kann man hier in der Gegend sowieso nichts falsch machen, genauso wenig wie mit einem Lobstersandwich.


Nachdem wir noch recht lange auf der schönen Terasse gesessen haben, fallen wir todmüde ins Bett.


Gelaufen sind wir heute über 11 km.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
21.08.2018 Shelburne - Cape Sable Island - Yarmouth - Cape Forchu -Digby

Heute fahren wir erstmal ein bisschen durch die Gegend. Eigentlich wollen wir zum Leuchtturm "The Hawk" auf Cape Sable Island, der den südlichsten Punkt Nova Scotias markiert. Leider lies die Beschilderung - wie hier so oft - etwas zu wünschen übrig, und wir haben auf der Insel den Weg zum Leuchtturm nicht gefunden. Naja, gibt schlimmeres.
Auf der Weiterfahrt nach Yarmouth kommen wir plötzlich an einem UFO-Museum vorbei. Der Akte X-Fan und Verschwörungstheoretiker in mir wundert sich kurz, fährt aber relativ unbeeindruckt weiter, bis wir kurz darauf auch an der "UFO Crash Site" vorbeikommen. Aha. Jetzt fängt mein Mann, der wie immer seiner liebsten Urlaubsbeschäftigung als engagierter Beifahrer nachgeht, an zu googeln, und findet heraus, dass bei Shag Harbour am 4. Oktober 1964 ein Ufo ins Meer gestürzt sein soll.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Shag_Harbour_UFO_incident

Unser erster Stop heute ist jedoch Yarmouth, wo wir ein wenig durch die Stadt bummeln (hier bin ich mal faul und fotografiere nur mit dem Handy), wieder vorbei an schönen bunten, nicht ganz so alten Häusern:

der Waterfront:

und einem kleinen Park

mit einem Denkmal für die im Meer Ertrunkenen


umgeben von schönen Blumenbeeten.


Da hier die Sonne scheint und es auf einmal ziemlich warm ist, gönnen wir uns noch ein kleines Eis zu Mittag,

bevor wir über den Yarmouth Bar zum Cape Forchu fahren, um dort noch ein bisschen das tolle Wetter zu genießen.

Hier gibt es neben schöner Aussicht aufs Meer - wie so oft - auch einen Leuchtturm. Man könnte ihn besichtigen, aber ich bevorzuge es - ebenfalls wie so oft - einfach ein bisschen (drumherum) zu fotografieren.

Wir laufen den ausgeschilderten Rundweg von gigantischen 700 m Länge.

Ich fühle ich mich doch sehr an eine kleine Version von Þingvellir in Island erinnert.



Naja, im Grunde ist es geologisch ja auch genauso entstanden, nur dass die Halbinsel hier deutlich älter ist. Da das fast schwarze Vulkangestein sich bei diesem Wetter wunderbar mit dem blauen Meer und Himmel fotografieren lässt, mache ich noch ein paar Fotos:

Ab und an kommt noch ein Fischeboot vorbei, das wunderbar in die Postkartenidylle passt.



Außerdem gibt es hier Unmengen wunderschön blühender Heckenrosen:

und dekorativ in der Sonne liegendes Treibgut.

Irgendwann wird uns doch ziemlich warm, außerdem haben wir noch eine gute Stunde Fahrt bis Digby vor uns, also machen wir es uns wieder im Auto gemütlich. Smugglers Cove schenken wir uns, aber nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke stoßen wir plötzlich auf eine gigantische Kirche:


Naja, der Ort heißt schließlich auch Pointe de l'Église/ Churchpoint. Wir googeln mal schnell, es handelt sich hierbei um die Église Sainte-Marie und angeblich auch noch um die größte Holzkirche Nordamerikas. Wäre durchaus möglich. Wir sind erstaunt und verwundert und fahren weiter Richtung Digby. Eine Besichtigung der Kirche von innen ersparen wir uns und der Kirche aufgrund unserer leichten, unangemessenen Sommerbekleidung.

In Digby angekommen, checken wir in das "Digby Pines Golf Ressort" ein. Es handelt sich hierbei, wie wir später herausfinden, um eines der beiden staatlichen Hotels in Nova Scotia.

Wir testen zunächst den wirklich großen Hotelpool und begeben uns danach ins Hotelrestaurant zum Abendessen. Nach dem ausgiebigen Fassbiertest der letzten Tage wird heute wieder Weißwein aus dem Annapolis Valley probiert. Auch dieser ist, genau wie der am ersten Abend, sehr frisch im Geschmack (man gibt hier nicht unbedingt die Traube an oder verwendet Eigenkreationen, er erinnert geschmacklich sehr an Muskateller. Zu Essen gibt es für mich einen Chowder mit Bacon und Schellfisch, der geschmacklich allerdings sehr an Mamas Kartoffelsuppe erinnert. Da ich diese sehr gern mag, stört das nicht wirklich. Danach gibt es Nudeln mit atlantischem Lachs. Lecker, aber jetzt auch nichts spannendes. Mein Mann hat sich für Ziegenkäse mit Walnüssen, Roter Beete und Salat und die hier so berühmten Jacobsmuscheln entschieden. Der Salat ist eher unspektakulär, die Jacobsmuscheln erwartungsgemäß sehr gut. Zum Nachtisch gibt es für meinen Mann einen sehr leckeren Bisquitkuchen, ich kann der Zitronentarte nicht widerstehen, und bin ebenfalls zufrieden. Danach blogge ich noch ein wenig und wir fallen schon wieder ins Bett.

Gelaufen sind wir heute mal nur knapp 5 km.
 
Zuletzt bearbeitet:

shauri

Erfahrenes Mitglied
Digby Neck - Long Island - Brier Island - Bear River - Digby

Heute muss ich Euch zunächst einmal an dem (wie ich inzwischen vermute) absoluten Sommerhit hier in Nova Scotia teilhaben lassen, der hier seit unserem ersten Tag gefühlt permanent im Radio und seit gestern eigentlich auch permanent als Ohrwurm bei mir läuft. Er ist von Luke Bryan und trägt den wahnsinnig tiefsinnigen Titel "Sunrise, Sunburn, Sunset". Vielleicht wird er damit ja sogar noch zum Weltstar, wenn ich es hier teile. Um unsere entspannte Urlaubsstimmung optimal zu simulieren, empfiehlt es sich im Übrigen, dieses Lied beim gesamten Lesen des Reiseberichtes in Endlosschleife zu hören ;).


Kommen wir nun ganz entspannt zum eigentlichen Reisebericht. Wir bleiben noch einen weiteren Tag im Digby Pines Golf Ressort und machen heute einen Tagesausflug auf die beiden dem Digby Neck vorgelagerten Inseln, Long Island und Brier Island. Diese sind jeweils durch eine im Halbstundentakt verkehrende kleine Autofähre mit dem Festland und miteinander verbunden.


Bisher ist das Wetter, wie vorhergesagt, noch ganz ok, es ist zwar bewölkt, aber trocken. Das soll sich allerdings im Laufe des Tages laut Wettervorhersage noch deutlich zum schlechteren (Regen, Sturm, Gewitter) ändern. Wir werden sehen, ist ja eh nicht zu ändern. Wir fahren zum Fähranleger und warten dort gemütlich in einer kurzen Schlange auf die Fähre. Die beiden Überfahrten dauern jeweils nur zwischen 5 und 10 Minuten und kosten jeweils 7 Can$, das nur in Form von Cash bezahlt werden kann. Es kostet nur die Hinfahrt, die Rückfahrt ist kostenlos.




Während wir auf die Fähre warten, beobachten wir eine stehende Welle, die sich unter bestimmten Bedingungen aufgrund der hohen Gezeiten in der Bay of Fundy bildet. Sieht auf dem Foto nicht allzu spannend aus, ist aber ein interessantes Phänomen. Wer sich genauer und wissenschaftlicher mit dem Thema auseinandersetzen möchte und zufällig Geographen/innen im Bekanntenkreis hat, kann eine wissenschaftliche Abhandlung des Themas (stehende) Gezeitenwellen zum Beispiel Frank Ahnerts "Einführung in die Geomorphologie", Kapitel 25.3.2 Tiedenhub, Tiedenströmung und Resonanz entnehmen, in dem auch ausdrücklich die Verhältnisse in der Bay of Fundy beschrieben werden.


Selbst für mich kurz und schmerzlos setzen wir über nach Long Island und fahren zum Balancing Rock Trail. Dieser ist zwar nur 1.7 km lang, das letzte Stück besteht allerdings aus 235 Stufen (Angabe auf dem Schild, meine persönliche Zählung ergab 247). Auf der kurzen Strecke wandelt sich die Vegetation von Bäumen und Büschen über Sumpf bis zu Fels.




Nachdem wir die Treppen hinabgestiegen sind, entdecke ich natürlich erst einmal diverse schöne Basaltformationen, die mich noch kurz von der Bewunderung des Balancing Rocks abhalten. Dieser hier ist sehr interessant gefärbt,


und diese erinnern mich irgendwie an Jacobsmuscheln. Schön, wenn sich Hobby und Beruf so leicht vereinen lassen.


Widmen wir uns also jetzt der Hauptattraktion, dem Balancing Rock:




Irgendwer oder irgendwas hat kleine Schiffchen aus Stein hinter dem Rock gebaut:


Frei nach dem Motto "What comes down, must go up." begeben wir uns die 235 247 Stufen wieder nach oben zum Parkplatz. Wir entscheiden uns, trotz leichtem Nieselregen und immer schlechter werdender Sicht noch nach Brier Island zu fahren.
Während der Überfahrt ist es so neblig, dass wir kaum Land sehen. Dennoch fahren wir nach "Green Head" und schauen uns dort ein wenig um. Als wir ankommen, kann man gerade mal ein paar Möwen weit sehen:




Wir spazieren ein wenig umher und ich versuche, fotografisch das beste daraus zu machen.


Nebel mit gelben Blumen


Nebel mit Gestrüpp und rosa Blume


Wirklich faszinierend zu sehen, ist, wie ein Fischerboot sich gegen die ablaufende Strömung der einsetzenden Ebbe in die Bucht zurück kämpft.




Zwischenzeitlich haben wir den Eindruck, dass es etwas heller und wärmer wird. Da wir ohnehin noch eine Stunde Zeit bis zur nächsten Fähre haben, beschließen wir auch noch, auf der anderen Seite der - zugegebenermaßen sehr kleinen Insel - zum Brier Island Lighthouse zu fahren. Da dorthin nur eine Schotterstraße führt, sind wir fast die gesamte Zeit alleine am Leuchtturm.


Schon beim Aussteigen ist uns ziemlich warm und es ist so hell, dass wir Sonnenbrillen brauchen. Auf dem kurzen Weg zum Leuchtturm reißt der Himmel auf und plötzlich ist wunderschönes Wetter. Gut, dass uns weder Nieselnebel noch Schotterstraßen nach dem Islandurlaub vor zwei Jahren noch schrecken können. Der Leuchtturm präsentiert sich also im schönsten Sonnenschein,




und auch die restliche Landschaft sieht auf einmal wunderschön aus (und man kann sie vor allem auch sehen, im Gegensatz zum Stopp im Nebel davor).




Auch ein großer Schmetterling, ich vermute ein Monarch, lässt sich noch kurz blicken und fotografieren.


Wir halten uns so lange hier oben auf, dass wir uns fast beeilen müssen, um die Fähre zu erreichen, so schön ist es bei diesem Wetter hier. Dennoch erreichen wir pünktlich die Fähre, auch hier hat sich das Wetter inzwischen sehr positiv entwickelt.

Wir haben sogar noch einen schönen Blick auf Peters Island,


und außerdem einen sehr sympathischen Nachbarn auf der Fähre.


Wir entscheiden uns spontan, bei dem schönen Wetter doch noch Richtung Bear River, einem kleinen Ort mit Pfahlbauten, der schon im Annapolis Valley liegt und zur Weinanbauregion gehört, zu fahren. Unterwegs sehen (und fotografieren) wir noch die roten Klippen von Digby Neck, die wir gestern auf dem Weg von Yarmouth nach Digby schon einmal gesehen haben.


Gegenüber auf der anderen Straßenseite sieht es mal wieder sehr schön kanadisch aus.


Leider schlägt das Wetter auf dem Weg nach Bear River noch einmal komplett um ("Canada, get all seasons in one week!"), und wir kommen bei strömendem Regen in Bear River an. Es sieht zwar wirklich nett dort aus, aber unser Bedürfnis, auszusteigen, hält sich stark in Grenzen. Auf dem Rückweg haben wir dann zumindest auch noch einen kurzen Blick auf einen (nicht minder verregneten) Weinberg. Gut, haben wir zumindest gesehen, wo der Wein zum Abendessen herkommt. Selbiges nehmen wir wieder im Hotelrestaurant ein, ich esse einen sehr guten, etwas abgeänderten Cesar Salad und danach wenig spektakuläre Fischtaccos, die sich in der Beschreibung "mit Ingwer und Zitronen-Knoblauch-Sour-Cream" spannender lasen, als sie schmeckten. Mein Mann gönnt sich das Prime Rib Dinner mit einer ähnlichen Kartoffelsuppe, wie ich sie am Vorabend hatte, und einem hervorragenden Steak. Dazu einen "Luckett Phone Box" Rotwein, an den wir keine allzu großen Erwartungen haben, der aber wider Erwarten richtig vollen Geschmack hat. Zum Nachtisch gibt es noch leckeren Apple-Crumble und das war es dann auch schon wieder für heute.


Gelaufen sind wir schon wieder nur etwas über 5 km, allerdings mit 235 247 mindestens 500 Stufen ;).
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
23.08.2018 Digby - Saint John


Heute wechseln wir zum ersten Mal auf unserer Reise den Bundesstaat. Wir nehmen die Fähre von Digby nach Saint John. Der Blick aus dem Hotelfenster zeigt das angekündigte gute Wetter und ruhige See. Viellericht schaffe ich die Überfahrt dieses Mal ja auch endlich wieder, ohne seekrank zu werden. Die Chancen stehen zumindest gut.


Da ich weder auf der Fähre, noch später in der Stadt Lust habe, mit der Spiegelreflex rumzuhantieren, gibt es heute überwiegend Handyfotos. Bei gutem Licht geht das ja auch mal.
Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir die 3 km zum Fähranleger und sind zeitig genug vor Ort, um die Einfahrt der Fähre mit zu erleben. Das komplett mit Maschendraht eingezäunte Gelände ist allerdings nicht sonderlich fotofreundlich.



Die Fähre trägt den blumigen Namen "Fundy Rose".
Nachdem die ankommenden Fahrzeuge die Fähre verlassen haben, dürfen wir über eine steile Rampe an Bord. Die Beladung ist etwas abenteuerlich, da wir zu den ersten gehören, darf ich dann mal schön in die hinterste linke Ecke rückwärts einparken. Passt. Das Autodeck ist allerdings am Ende ziemlich voll und wirkt ein wenig unstrukturiert. Naja, sie werden wissen, wie sie beladen müssen.


Da wir unter den ersten waren, die an Bord durften, ergattern wir auch noch zwei Sitzplätze ganz vorne im Panoramadeck. Die weiterhin ruhige See und die Möglichkeit, geradeaus nach vorne rauszuschauen, erhöht meine Hoffnung, die Überfahrt diesmal unbeschadet zu überstehen.


Pünktlich verlassen wir den Hafen von Digby und haben eine schöne Aussicht auf die beiden vorgelagerten Landzungen, zwischen denen wir hinaus in die Bay of Fundy schippern.


Danach passiert erst einmal anderthalb Stunden nichts, auch bei mir stellt sich dieses Mal zum Glück keine Seekrankheit ein. Das Nichtstun fällt dank WiFi an Bord allerdings auch nicht allzu schwer. Langsam kommt die Küste von New Brunswick und der Fährhafen in Sicht.




Im Hafen angekommen, begeben sich alle wieder zu ihren Autos und wir stellen uns aufgrund unseres ziemlich weit hinten in der Ecke liegenden Stellplatzes auf längere Wartezeiten ein. Wider erwarten dürfen wir recht zügig nach der Querreihe in der Mitte von Bord und machen uns auf den kurzen Weg nach Saint John. Nach einigem Suchen dank Umleitungen, Baustellen und Einbahnstraßen finden wir das Hotel, nach einer Runde um den Block auch die Einfahrt ins zugehörige Parkhaus. Bisher haut mich Saint John nicht so wirklich von Sockel, ziemlich viel Industriehafen, ein paar nette Sträßchen mit Kneipen und Läden und irgendwie wars das schon mit dem ersten Eindruck.
Wir checken erst einmal ins Delta Hotel ein und erhalten ein erstaunlich großes Zimmer mit Blick auf den wunderschönen Industriehafen (vermutlich gibt es als Alternative auch nur "Blick auf die andere Seite des Industriehafens" und "Blick auf die Stadt").


Wir haben Hunger und machen uns auf den Weg in die direkt gegenüberliegende alte Markthalle "Old City Market".




Klein, aber sehr hübsch. Leider sind die Lobster Rolls wohl ausverkauft und der Takeaway des Fischhändlers hat soeben geschlossen. Wir geben uns also mit einem Sandwich zufrieden, das aber auch ganz lecker war und unseren Hunger erstmal bis zum Abendessen stillt.


Wir bummeln ein wenig durch die Innenstadt, die bei einem Feuer am 20. Juni 1877 komplett zerstört und relativ schnell danach wieder aufgebaut wurde. https://en.m.wikipedia.org/wiki/1877_Great_Fire_of_Saint_John,_New_Brunswick
Zunächst bummeln wir am Hafen entlang, dort stehen auch ausführliche Infotafeln zum Feuer und dem Wiederaufbau.


Es gibt ein paar ganz nett aussehende Kneipen, in denen wir unser Abendessen planen, aber ansonsten nicht viel (schönes) zu sehen.




Wider Erwarten sehe ich allerdings ausgerechnet hier in einem kleinen Gebüsch den ersten Elch unseres Urlaubs.





Es handelt sich hierbei um das Wappentier der Moosehead Brewery, aber das schmälert meine Begeisterung kaum und macht mir die Stadt ein wenig sympathischer. Auch gegenüber am Barbour's General Store sitzt noch ein Elch. Laut seinem Namensschild heißt er Murphy und mag Eiscreme. Sympathischer Kerl.


Barbour's General Store fand sich eigentlich auf der anderen Seite der Bucht in Saint John und wurde als Museum per Schiff auf diese Seite des Hafens als Museum und Souvenierladen transportiert.


Hier steht auch noch dieses bunt gemischte Grüppchen herum, was sie allerdings so schwer getroffen hat, dass sie alle mit weißem Zeug bekleckert sind, konnten wir nicht herausfinden, wir tippen aber auf Vogelkacke von Riesentauben oder Möwen.

Wir bummeln noch durch die restlichen Geschäfts- und geschichtsträchtigen Straßen, treffen noch auf eine schöne Kirche:


und einen kleinen netten Park (King's Square) mit Pavilion.


Ich fotografiere noch ein paar alte Häuser und dann gehen wir zurück ins Hotel, Saint John schafft es weiterhin noch nicht, uns so richtig zu fesseln, außerdem tut mir inzwischen mein Fuß etwas weh, der heute Morgen beim Koffertransport mal kurz zwischen Koffer und Treppenstufe eingeklemmt war.


Zum Abendessen begeben wir uns in das Saint John Alehouse und setzen unseren "Kulturguttest" heute zur Abwechslung wieder mit der Kategorie "Fassbier" fort. Heute denke ich auch daran, die Bierkarte zu fotografieren, damit wir uns im Gegensatz zum letzten Mal an etwas mehr als "das Dunkle war ganz lecker" erinnern.

Erste Runde: zwei Bier in netter Aussicht

Links: Moose Ale, völlig unspektakulär, aber da ich Elche sammele, muss auch ein Elchbier sein.
Rechts: Half Cut Charlie Horse Kölsch. Muss man ja testen als Rheinländer. Findet mein Mann. Etwas bitter für Kölsch, aber ganz guter Versuch.

Als Grundlage nimmt mein Mann fried New Brunswick Clams, also frittierte Muscheln, ich nehme einen klassischen Cheseburger mit Bacon. Dazu Pommes.


Der Burger war sehr gut, die Muscheln nicht schlecht aber sehr mild im Geschmack. Dennoch inspirieren sie mich zu einem spontanen Referat über die Sandmuschel, das ich mit Hilfe des Wikipedia Eintrags zur Sandmuschel halte.

Die zweite Runde Biertest zum Nachtisch ergibt:
Ich teste, links im Bild, das Offgrid Campfire Red, da ich auch Kilkenny und Schwarzbier mag, kann das nicht ganz falsch sein, bloß nichts mit Obstgeschmack. Geschmacklich geht es tatsächlich in Richtung einer etwas frischeren Variante von Köstritzer, also durchaus gut.
Mein Mann testet, rechts im Bild, das Big Axe Blonde Hatchet Ale. Er findet es fruchtig mit Grapefruit Aroma und nicht übel, meine spontane Assotiation sagt mir: Spüli.
Natürlich muss ich noch meinem Wissensdurst nachgeben und herausfinden, was die Zahl und IBU hinter einigen Bieren bedeutet. Wider Erwarten besagt sie nicht, wie viele Kopfschmerztabletten man danach braucht, sondern es handelt sich um die International Bitter Units Scale, je größer die Zahl, desto bitterer das Bier. Gut zu wissen. Vor Obstgeschmack schützt sie aber augenscheinlich nicht.

Fazit des heutigen Tages: ich bin NICHT seekrank geworden und man kann sich Saint John zumindest abends an der kleinen Hafenpromenade schöntrinken. Stimmung und Atmosphäre sind dort abends super, zumal auf der Bühne offenbar noch so etwas wie New Brunswicks Country Idol Star ausgetragen wird und in der Stadt gerade die Canada 55+ Games stattfinden, was dazu führt, dass eine bunte Mischung aus jungen Country Fans und sportlichen gut gelaunten Senioren unterwegs sind.
Trotz der guten Stimmung und der interessanten Biere wird es allerdings auf der Terasse zwischenzeitlich ziemlich frisch und wir entscheiden, unseren Kulturguttest morgen im benachbarten Thai-Restaurant mit ähnlich vielen Fassbieren auf der Karte und ebenfalls schöner Terasse fortzusetzen und den heutigen Abend hier zu beschließen.

Gelaufen sind wir heute erstaunlicherweise trotzdem 6.5 km.
 

shauri

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24.08.2018 Fundy Trail Parkway und St. Martin Sea Caves

Der Ausflug heute ist der eigentliche Grund, warum wir für zwei Nächte in Saint John sind. Wir wollen den Fundy Trail Parkway abfahren und die St. Martin Sea Caves sowie den Stonehammer Geopark besuchen. Daher machte es bei der Routenplanung Sinn, statt um die Bucht herum die Fähre nach Saint John zu nehmen und diesen Teil der Bay of Fundy von Saint John aus zu besuchen. Eine Durchfahrt vom Fundy Nationalpark weiter östlich zum Stonehammer Geopark ist zwar in Planung, aber bisher auf dieser Strecke noch nicht möglich.


Auf dem Hinweg fahren wir die Küstenstraße, die größtenteils auch mit dem Fundy Trail Scenic Drive zusammenfällt. In Tynemouth Cree durchfahren wir unsere erste Covered Bridge, diese sind hier in der Gegend wohl recht häufig.


Auch die Aussicht auf die dahinterliegende Bucht gefällt uns schon ganz gut.

In St. Martin by the Sea schauen wir uns heute morgen den Strand bei Flut an, es ist gegen 10 Uhr als wir ankommen und etwa anderthalb Stunden vor High Tide.

Da die Höhlen nur zwei Stunden vor- und nach Lowtide zu begehen sind, schauen wir uns jetzt nur am Strand um. Immerhin ist hier schön wenig los.

Außerdem sieht man auch hinter dem Strand schöne Felsformationen.


Die Zeit zwischen Hightide und Lowtide verbringen wir im Stonehammer Geopark auf dem Fundy Trail Parkway. Es handelt sich hier um einen recht neuen und auch noch nicht ganz fertigen Park, der von einer gemeinnützigen Organisation betrieben wird. Wir zahlen 9 CAN$ Eintritt und erhalten eine Karte, die uns zeigt, dass man fast alle Aussichtspunkte auf dem 30 km langen Parkway mit dem Auto anfahren kann. Praktisch...
Man könnte auch einen 20 km langen Fußweg durch den Park laufen, wäre schön, wenn es ein Rundweg wäre. 20 km hin und zurück finden wir allerdings ein wenig utopisch. Auch zwischendrin gibt es immer mal kurze Wanderwege, allerdings sind auch diese meist keine Rundwege. Wir werden sehen, irgendwas zum laufen finden wir ja eigentlich immer. Zunächst betreiben wir ein bisschen "Aussichtspunkt-Hopping" mit dem Auto.

Am Fowns Head hat man Aussicht auf einen sogenannten "Flowerpot Rock". Hierbei handelt es sich um einen im Meer stehenden, bewachsenen Felsen, dessen "Fuß" (den man bei Hightide natürlich nicht sieht) immer weiter vom Meer erodiert wird, bis das gute Stück irgendwann umkippt. Die St. Martin Sea Caves sind übrigens die erste Stufe dieses Erosionsablaufs, nach den Höhlen bildet sich eine Brücke, diese stürzt irgendwann ein, und zurück bleibt der Flowerpot Rock. Immerhin muss man zum Observation Deck auch ein paar Schritte und ein paar Treppenstufen laufen.




Direkt danach halten wir am Melvin Beach Lookout und genießen die schöne Aussicht auf den Strand.

Wir lassen die nächsten Aussichtspunkte aus und fahren direkt zum Visitor Center. Wenn wir schonmal dort sind, schauen wir uns hier auch gerade noch ein wenig um, hier gibt es einige Informationen zum Park und den Plänen, ihn mit dem Fundy NP zu verbinden und einen Souveniershop, in dem wir uns ein neues TShirt gönnen. Außerdem treffen wir auf Mitch.



EIn Schild informiert uns darüber, dass wir bitte nicht auf ihm reiten sollen, da er schon alt ist und Rücken hat. Hatten wir jetzt auch nicht vor. Gegen ein paar Fotos hat er natürlich nichts einzuwenden. Auf wildlebende Elche sind wir bisher ja immernoch nicht getroffen. Außerdem laufen wir noch zum Big Salmon River, wo sich eine schöne Flusslandschaft befindet, wie man sie sich in Kanada so vorstellt.

Wir machen wir uns nun auf den Weg, den hinteren Teil des Parks zu erkunden und machen einen ersten Stop am Aussichtspunkt auf Long Beach.



Diesen kann man auch begehen, was wir natürlich tun. Hier finden sich die drei verschiedene Gesteinsarten (Sandstein, Vulkangestein und metamorphes Gestein) an einem Strand, was recht ungewöhnlich ist.



Auch ansonsten ist der Strand recht schön.


Hinter dem Strand sehen wir wieder fast schon klischeehafte kanadische Landschaft.

Außerdem sehen wir einen kleinen Erdrutsch, in dem sich schön gemusterter Boden befindet.

Insbesondere in Kombination mit der abenteuerlichen steilen Straßenführung stellen wir uns beim Anblick des Erdrutsches die Frage, wie lange diese Straße wohl hält.

Wir folgen der weiterhin recht abenteuerlichen Straße zum Ende des Parks.

Dort sollen noch zwei Trails zu zwei Wasserfällen sein. Wasserfälle nehmen wir natürlich immer gern mit, zumal sich einer auch noch im "Grand Canyon of New Brunswick" befindet. Der Beginn des Trails liegt unmittelbar am Ende der Ausbaustrecke. Hier befindet sich auch ein Schild mit der zukünftigen Planung des Parkways. 2021 soll also der Durchbruch zum Fundy NP abgeschlossen sein.
 

shauri

Erfahrenes Mitglied
Auch hier befindet sich noch so einiges (Besucherzentrum, Sanitäre Einrichtungen) im Bau. Die Trails sind schon ausgeschildert, also laufen wir los. Mal wieder durch den Wald und vorbei an schönen Pilzen...
Wir finden sogar einen goldenen Pilz:
(ja, der ist tatsächlich echt).

Fabelwesen oder ähnlichem begegnen wir nicht, auch keinen bösen Hexen, die uns mit goldenen Pilzen irgendwohin locken wollen. Nochmal Glück gehabt. Vorbei an spektakulären Bäumen...


... kommen wir nach knapp einem Kilometer an folgendes Schild:

Nunja, immerhin ist der Wasserfall und der Canyon schon vorhanden und nicht auch noch im Bau.



Nachdem wir uns noch ein wenig über das "Future Observation Deck" amüsiert haben, beschließen wir, auch noch die etwas über 1km lange Strecke zum zweiten Wasserfall zu gehen. Der Weg sieht noch nicht so ganz fertig aus, und irgendwann fragen wir uns, ob sich hier wirklich ein Wasserfall befindet, oder ob dieser vielleicht doch noch im Bau ist, zumal wir an einem gesperrten Weg mit dem Hinweis auf Sprengungen vorbeikommen. Zum Glück kommen uns ein paar Leute entgegen, die uns glaubwürdig versichern, dass es nicht mehr weit zum Wasserfall ist, dieser aber nur über sehr steile Treppen zu erreichen ist. Das schreckt uns ja erstmal nicht. Die Treppe ist allerdings nicht nur sehr steil und liegt von riesigen bunten Pilzen umgeben,

sie ist vor allem im unteren Drittel kaum befestigt und die Stufen noch nciht aufgeschüttet, so dass uns das ganze doch etwas wackelig wird. Wir begnügen uns mit einem Blick durchs Geäst auf den Wasserfall:

und klettern wieder nach oben.
Nachdem wir hier einen Großteil der Aussichtspunkte im Park "abgearbeitet" haben, fahren wir zurück nach St. Martin by the Sea, es ist zwischenzeitlich etwa 16 Uhr, der Strand ist deutlich größer geworden



und die Sea Caves sind zugänglich. Zumindest, wenn man bereit ist, durch das noch immer ablaufende Wasser zu waten.

Im Vergleich zu heute morgen ist hier außerdem die Hölle los. Da uns in den Caves schon wieder zu viel Betrieb ist und wir nicht so richtig Lust auf nasse Füße haben, beschränken wir uns auf die Bewunderung des Naturkunstwerks von außen.

Wirklich schöne Schichten haben sie hier wieder im Gestein ;)
Außerdem sind überall kleine Wasserschnecken auf den herumliegenden Steinen.

Da wir zwischenzeitlich auch etwas hungrig sind, treten wir die etwa einstündige Fahrt zurück nach Saint John an, wo wir uns unserem abendlichen Kulturguttest widmen. Heute mit leckeren Thailändischen Nudelgerichten:



Die Bierauswahl ist reichlich, und wir testen diesmal drei Runden. Alleine zwei brauchen wir, um die doppelseitige Karte abzulichten.
(Golden Glover und Shandy Rae)

(Mont Blanc und Docker IPA)

Ich erwische beide Male was eher fruchtiges, aber beide recht herb, also genießbar. Das erste schmeckt nach Blutorange und ist sogar richtig lecker. Mein Mann hat beide Male Glück und erwischt eher bieriges mit wenig Frucht.
Nach dem scharfen Essen und dem langen Tag haben wir Durst und testen noch eine dritte Runde, zumal heute abend wirklich gute Livemusik auf der gegenüberliegenden Bühne ist und wir noch weiter sitzen und zuhören wollen. Bei Runde 3 gehe ich auf Nummer sicher und bestelle das Maritime Pale Ale. Das ist ein Bier, das einfach nur wie Bier schmeckt. Ich bin zufrieden. Kurz. Mein Mann hat das "Luster" (links im Bild) bestellt und findet es ungenießbar.

Ich finde, es sieht schon ungenießbar aus, nehme aber todesmutig auch einen Schluck. Dummerweise finde ich es nicht übel, vorneraus schmeckt es wie stark verdünnte Grapefruitschorle, hintenraus kommt sehr herber Biergeschmack. Kann man trinken, obwohl es nicht so aussieht. Weil ich eine gute Ehefrau bin, überlasse ich meinem Mann mein Pale Ale und trinke eben das Luster.

Danach sind wir bettschwer, es ist zwischenzeitlich auch ziemlich frisch draußen geworden, und so endet unsere erste Woche in Ostkanada.

Gelaufen sind wir heute trotz der vielen Fahrerei im Park insgesamt knapp 9 km.
 

BackPayBoy

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11.07.2018
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In Tynemouth Cree durchfahren wir unsere erste Covered Bridge, diese sind hier in der Gegend wohl recht häufig.
Eingehauste Brücken halten um ein so Vielfaches länger der Witterung stand als unüberdachte, daß man sich wundern muß, warum nicht alle Brücken so gebaut werden.

Es sei denn, sie brennen ab: https://de.wikipedia.org/wiki/Kapellbrücke

oder sie führen zu einer tragischen Liebe: https://www.youtube.com/watch?v=jAqyy-OJrec

Nun aber zurück zum Bier (y)(y)(y)
 
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shauri

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25.08.2018 Saint John - Fredericton - Miramichi

Der heutige Tag ist der in jeglicher Hinsicht unspektakulärste unserer bisherigen Reise. Er war auch überwiegend als Fahrtag geplant, wir haben nämlich eine verhältnismäßig lange Strecke zurückzulegen.

Den ersten Teil der Strecke fahren wir nach einem kanadischen Frühstück bei Tim Hortons zwar durch schöne kanadische Landschaft am Fluss entlang, sparen uns aber jegliche Stops. Mein Mann macht ein paar Fotos aus dem Auto, ansonsten fahren und genießen wir.



In Fredericton schauen wir uns ein wenig um, es ist klein (aber immerhin die Hauptstadt von New Brunswick), hat aber einige hübsche (historische) Gebäude.





Rathaus




Parlament

Natürlich gibt es auch hier - obwohl nicht am Meer gelegen - den obligatorischen Leuchtturm.




Wir spazieren noch ein wenig am Fluss entlang, bewundern die Stahlkonstruktion der Brücke,


die Aussicht,



und einen Apfelbaum voll mit winzigen Äpfeln.

Außerdem gibt es hier Kunst für Hydrologen, mit Säulen, die Hochwasserstände und Jahreszahlen darstellen. Gefällt mir irgendwie und ist eindrucksvoll.

Das war es dann aber auch irgendwie schon wieder mit Fredericton und da wir immer noch fast 200 km zu fahren haben, sitzen wir auch schon im Auto auf dem Weg nach Miramichi. Die Landschaft ist auch hier sehr kanadisch, ohne Fluss, aber bewaldet oder mit Gebüsch, überall stehen vielversprechende "Warnung vor dem Elch"-Schilder, aber wie immer zeigt sich uns keiner.

(Auch nicht, wenn ohne den Zusatz "bei Nacht" gewarnt wird.)

In Miramichi steht eben falls wieder eine Brücke mit eindrucksvoller Stahlkonstruktion im Dunst.


Gegen 17:30 kommen wir müde und nach langer Fahrt im Hotel Rodd Miramichi River an. Nette Lage direkt am Fluss, mehr haben wir noch nicht gesehen, da wir müde und hungrig sind. Wir machen uns kurz frisch und gehen der Einfachheit halber (und weil die Bewertungen im Internet recht gut klingen) in das dem Hotel angeschlossene Restaurant. Es hat immerhin eine sehr schöne Terasse und da es heute bis 30 Grad warm war, kann man auch noch schön draußen im Sonnenuntergang essen.




Der Sonnenuntergang und die Aussicht ist leider auch das einzige, was das Restaurant zu bieten hat. Der Seafood Chowder ist immerhin noch mit sehr reicher Einlage, was vom ansonsten wenig kreativen Geschmack ablenkt. Mein glasierter Lachs mit Soya-Ingwer und Sesam ist geschmacklich ganz gut aber ziemlich totgebraten. Das Steak meines Mannes ebenfalls, was insbesondere aufgrund der Tatsache, dass er medium-rare bestellt hat, dazu führt, dass wir das Ganze zurückgehen lasssen. Man erklärt uns, dass dieser Zustand des Fleischs in Kanada Medium sei, was uns allerdings wenig beeindruckt, zumal er ja medium-rare bestellt hat. Man nimmt das Ganze zurück und versucht sich noch einmal, zurück kommt ein etwas weniger gares aber nahezu ungenießbares Steak. Nicht nur die Fleischqualität ist miserabel, man scheint es auch noch durch langsames Erwärmen versucht zu haben, medium-rare zu bekommen. Wir geben es dankend zurück und müssen es immerhin auch nicht bezahlen. Zum Glück war der Chowder ja sehr reichlich mit Einlage versehen und so wird mein Mann nicht verhungern. Der Getränketest war mangels Motivation ebenfalls unspektakulär, der Rotwein meines Mannes aus Nova Scotia ganz gut aber kein Highlight wie der vor einigen Tagen, ich bin auch nicht risikiofreudig und bestelle - nachdem der Cider, den ich wollte, aus ist - ein English Style Pale Ale von der Granville Island Brewing Company in Vancouver. Endlich mal Bier, das einfach nur nach Bier schmeckt. Und so endet ein unspektakulärer Tag auch dementsprechend unspektakulär.


Gelaufen sind wir heute auch wenig, gerade mal 3.5 km.
 

BackPayBoy

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11.07.2018
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shauri;2685463[COLOR=#444444 meinte:
. Der Seafood Chowder ist immerhin noch mit sehr reicher Einlage, was vom ansonsten wenig kreativen Geschmack ablenkt.[/COLOR]
Ich kenne das von der Westküste. Wahrscheinlich muß die Übersetzung von "Chowder" angepasst werden: Man verstand darunter bisher eine dicke Suppe aus Meeresfrüchten. Allerdings läßt bereits der (angel)sächsische Wortstamm erahnen, daß es eher um Schauer geht. Und zwar die, die einen durchfahren, wenn man seinen Löffel in einen fauligen Brei aus halbverwesten Meerestieren taucht.
Eine moderne Übersetzung sollte daher prägnant lauten: Chowder = Matsch (organisch)
 
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shauri

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Ich kenne das von der Westküste. Wahrscheinlich muß die Übersetzung von "Chowder" angepasst werden: Man verstand darunter bisher eine dicke Suppe aus Meeresfrüchten. Allerdings läßt bereits der (angel)sächsische Wortstamm erahnen, daß es eher um Schauer geht. Und zwar die, die einen durchfahren, wenn man seinen Löffel in einen fauligen Brei aus halbverwesten Meerestieren taucht.
Eine moderne Übersetzung sollte daher prägnant lauten: Chowder = Matsch (organisch)

:eek:
An der Westküste haben wir ganz gute chowder gegessen.
 
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shauri

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26.08.2018 "VERDAMMT, die Moskitos stechen Französisch!"


Den Tag in Miramichi haben wir eingeplant, weil wir hier ein paar nicht näher geplante Strände und das Miscou Lighthouse auf der Insel Miscou besuchen wollen. Die ursprüngliche Route war wie folgt geplant:

allerdings beschränken wir uns nach der vielen Fahrerei gestern auf den westlichen Teil, fahren also nur bis zum Miscou Lighthouse und lassen Grande Anse und die Pabineau Falls weg. Der Tag lässt sich auch so bestens füllen.

Zunächst muss aber ein Frühstück her. Da wir irgendwie kein Bedürfnis haben, dem Hotelrestaurant noch eine Chance zu geben und wir gestern sehr gute Erfahrungen mit dem Frühstücksbagel mit Ei, Bacon, Tomate und Salat bei Tim Hortons gemacht haben, fällt die Entscheidung nicht schwer, zumal das nächste Tim Hortons schräg gegenüber vom Hotel liegt. Hier ein natürlich rein zu Dokumentationszwecken angebissenes Stück kanadische Frühstückskultur.
Schmeckt vermutlich deutlich besser, als es aussieht.
Wo wir gerade schon einmal draußen herumlaufen, schauen wir uns den Ortsteil Chatham, in dem wir uns hier befinden, noch ein wenig an. Ich mag ja kanadische Kleinstädte irgendwie. Miramichi ist, ähnlich wie Wuppertal, der Zusammenschluss vieler kleiner Ortschaften. So erläutern es zumindest (erstaunlicherweise ohne die Erwähnung Wuppertals) die in dem kleinen Park neben dem Hotel aufgestellten Infotafeln.




Man hat hier auch einen guten Blick auf die beeindruckende Brücke über den Miramichi River.


Nach weniger als einer halben Stunde haben wir hier allerdings auch schon alles gesehen und machen uns auf zu unserem heutigen Ausflugsprojekt "Strände und Leuchtturm".
Wie schon so oft fahren wir durch kanadische Landschaft und kleine Ortschaften (Erwähnte ich, dass ich das total schön und entspannend finde? Deshalb bin ich ja schließlich auch hier.). Das einzige, was mich irritiert, ist, dass hier alles zunehmend französischsprachig wird. Und auch sonst sieht alles sehr französisch aus, keine kanadischen Flaggen sind mehr zu sehen, überall ist nur noch blau, weiss rot beflaggt. Langsam komme ich mir ein wenig vor wie auf der anderen Seite des Atlantiks, auch beim Tankstop sprechen plötzlich alle nur noch französisch.
Von einem spontanen Gefühl geleitet biegen wir zum Strand von Tracadie ab. Mein Gefühl hat mich nicht betrogen, hier ist es schonmal sehr, sehr schön. Auch zum fotografieren, das ist ja schließlich nicht ganz unerheblich für den Reisebericht.





Schönes Wetter, leichter Wind, kanadische (Strand-) Landschaft, was will man mehr? ... doch halt, hier gibt es keine Pilze zum Fotografieren was nun? Ach, fotografiere ich eben mal Strandgut:




Und dann fällt mir auch noch geographisch interessantes ins Auge:
Die Steine am Strand sehen nämlich aus, als seien sie einmal Lava gewesen.

Wann kommt die Flut? (Vermutlich war es da kurz vor Hightide.)


Das war doch schonmal ein guter Anfang der Tour. Wir fahren weiter und genießen die Landschaft erstmal nur aus dem Auto, da wir dank unterschiedlicher Zeitangaben von Navi und Google Maps die Fahrzeit nicht hundertprozentig einschätzen können (genaugenommen liegt die Abweichung bei über einer halben Stunde). In Shipagann fahren wir über eine Zugbrücke auf Lamèque Island, die erste der beiden Inseln. Wir überqueren diese zunächst zügig, bewundern vom Auto aus eine mal wieder beeindruckend dimensionierte Kirche:


Über eine mindestens so beeindruckende Brücke erreichen wir die Insel Miscou deutlich zeitiger, als das Navi befürchten ließ. Daher nehme ich mir die Zeit und steige am Parkplatz hinter der Brücke aus, um ein paar Fotos zu machen.

Die beeindruckende Brücke,


ein kleiner Yachthafen,


viele Vögel und eine kleine Kirche hinten im Wald. Wie schön, denke ich gerade, als mir an Armen und Beinen an mehreren Stellen gleichzeitig ein fürchterlicher Juckreiz ausbricht. Ich entdecke Moskitos, und wir werden innerhalb kürzester Zeit von mehreren Stichen durchbohrt. Das tolle ist, dass diese Stiche SOFORT und ABARTIGST anfangen zu jucken. Na herzlichen Dank auch! Ich breche meine Fotosession spontan wieder ab und wir flüchten ins Auto. Auf dem Weg fotografiere ich noch schnell dieses Gebäude, das dokumentiert, wie französisch (arcadianisch) man hier eingestellt ist.

Wir beschließen erstmal, das Auto bis zum Leuchtturm nicht mehr zu verlassen und versuchen zugleich, ob des penetranten Juckreizes nicht unser letztes bisschen noch vorhandenen Verstand zu verlieren. Wir hoffen auf Besserung der Situation am Leuchtturm.
Dort angekommen, sehen wir schon beim Aussteigen, wie sich einige dieser fiesen Moskitos händereibend zum Anflug und Einstich bereit machen. Schnell reisse ich das Anti-Brumm aus dem Rucksack und sprühe uns eiligst ein. Dennoch schaffen es diese vermaledeiten arcadianischen Moskitos noch, uns ein paar neue, elendiglich juckende Stiche hinzuzufügen. Wenigstens haben die Stiche vom ersten Halt zwischenzeitlich wieder genauso schnell aufgehört zu jucken, wie sie angefangen haben. Faszinierend.
In Anti-Brumm getränkt können wir uns nun aber entspannt und in Ruhe bewegen und besichtigen das anonsten wirklich hübsche Gelände.




Für kanadische Verhältnisse ist der Leuchtturm schon ziemlich alt. Auch die anderen Gebäude sind schön,




ebenso wie das "Umland"

sowie die - aus gutem Grund - völlig verwaiste Picknick-Area.

Wir ziehen uns sicherheitshalber - wie die meisten anderen Anwesenden auch - zum Verzehr unserer Mittagsmahlzeit ins Auto zurück und beobachten amüsiert, wie einige Unwissende frohen Mutes zu den Picknickplätzen spazieren, sich irgendwann anfangen immer heftiger zu kratzen, wild um sich zu schlagen und genau wie wir wieder in ihre Autos zu flüchten. Wenn man es selbst durchlitten hat, ist ein bisschen Schadenfreude ja auch mal nicht das schlechteste.
Ich bin mir jedenfalls sicher, dass das Wort "Miscou" im Namen der Insel aus dem Alt-Arcadianischen stammt und "Moskito" bedeutet. Die hier ansässigen Natives haben laut Wikipedia die Insel übrigens gemieden, da dort das Gou Gou-Monster hausen soll. Sie werden Ihre Gründe gehabt haben.

Die Rückfahrt nutzen wir jetzt noch für ein paar weitere Stopps, todesmutig halten wir am Plage de Gallien (wirklich alles so französisch hier) und verlassen vorsichtig das Auto. Hier gibt es augenscheinlich keine Moskitos und so wagen wir den Weg durch ein kleines Wäldchen über einen schön angelegten Boardwalk zum Strand.



Hier ist von Umkleiden über Toiletten bis hin zu Duschen alles vorhanden und auch noch sehr schön hergerichtet.

Der Strand gefällt uns noch besser als der erste heute Morgen, was vielleicht auch daran liegt, dass es zwischenzeitlich auch ziemlich warm geworden ist.

Hier baden sogar einige Leute, wodurch wir uns dazu hinreißen lassen, zumindest mit dem Füßen ein wenig im Wasser herumzuwaten. Zum Baden ist es uns dann doch etwas frisch, an den Beinen jedoch sehr erfrischend.

Des Weiteren gibt es hier noch ein Schmankerl für Flugenthusiasten: Im Nordwesten von Miscou Island ist nämlich am 29. April 1939 ein Flugzeug notgelandet, das 24 Stunden vorher in Moskau gestartet war und eigentlich zur Eröffnung der Weltausstellung in New York fliegen sollte.






Das Flugzeug wurde übrigens, wie man hier lesen kann, per Schiff zurück nach Moskau gebracht.​

Da wir jetzt die Fahrzeit zurük nach Miramichi gut einschätzen können, haben wir auf dem Rückweg auch noch Zeit, die zuvor ausgelassenen Stops einzulegen. Zum Glück ohne weitere Moskitoplagen. Ich muss noch einen kurzen Fotostop an einem "Schiffsparkplatz" am Ortseingang von Shippagan einlegen.


Schöne, bunte Schiffe, vermutlich handelt es sich um eine Werft, die Schiffe sehen alle so neu oder sauber hergerichtet aus.
Auch die "Innenstadt" von Shippagan schauen wir uns noch an. Hier gibt es sogar das größte Aquarium der Atlantikprovinzen, davon wußten wir aber bis gerade nichts und dazu fehlt uns jetzt leider doch etwas die Zeit. Es schließt auch schon bald, daher lohnt es sich leider nicht so richtig. Schade.
Nebenan ist eine kleine "Tanzfläche" am Boardwalk, wo man sich anscheinend Sonntags nachmittags zu Linedance-Kursen trifft. Wir schauen ein wenig zu und legen bei passender Musik mit einem ebenfalls tanzbegeisterten Paar aus Quebec einen kleinen Chacha auf den Boardwalk. Sie sind sogar so nett, als wir uns ein wenig über unsere Tanzerfahrungen austauschen, mit uns Englisch zu reden, nachdem sie merken, dass mein übriggebliebenes Schulfranzösisch doch eher ein Krampf ist. Tanzen verbindet halt doch irgendwie.
Shippagan ist trotz des irisch anmutenden Namens ebenfalls sehr französisch, man macht das auch mit dem örtlichen Leuchtturm sehr deutlich.

Ansonsten gibt es hier noch einen kleinen Yachthafen


und ein Wetterschiff auf einem Gebäude.

Außerdem hat man noch Aussicht auf einen Windpark. Die Windenergie ist also auch in Kanada angekommen. Lohnt sich hier vermutlich auch.

Sollte jetzt noch irgendwann jemand herausfinden, wie man Energie aus Moskitos herstellt, ich bin sicher, die Insel Miscou wird zu großem Reichtum kommen.

Wir machen trotz der französischsprachigen Region noch den dringend nötigen Einkaufsstop. Nachdem die Kassiererin uns mit einem breiten "HI" begrüßt, bin ich guter Dinge, dass sie Englisch spricht. Sie verweigert sich aber ansonsten der englischen Sprache komplett und ich muss wieder mein Schulfranzösisch bemühen. Zum Einkaufstüte verweigern und bezahlen reicht es aber gerade noch so.

Der Hunger und das Gefühl, hier das meiste interessante gesehen zu haben, treibt uns wieder Richtung Miramichi. Zum Abendessen legen wir heute einen Stop bei Boston Pizza ein, sonderlich experimentierfreudig sind wir nach gestern nicht, also lieber auf Nummer sicher gehen, dass man wenigstens satt danach ist. Und die Pizzen dort sind ja auch wirklich nicht übel, mein Cesar Salad vorneweg sogar sehr gut. Kulturguttest fällt aus, da wir mit dem Auto unterwegs sind.

Gelaufen sind wir trotz allem wieder nur 3.5 km, aber wir haben ja schließlich auch Urlaub.
 
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BackPayBoy

Gesperrt
11.07.2018
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26.08.2018 "VERDAMMT, die Moskitos stechen Französisch!"
Sollte jetzt noch irgendwann jemand herausfinden, wie man Energie aus Moskitos herstellt,
=;(y)

So ging es mir im Juni in Alaska. Die haben in dunklen Wolken darauf gewartet, daß ich aus dem Auto steige und ich konnte sogar sehen, wie sich einige mit bronsonischem Grinsen ihre Lätzchen umgebunden haben.
 
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