Das Thema ist ja mit 7 Seiten inzwischen "ausgequatscht", aber ich würde gerne mal einen Einblick aus der Sicht eines Swissport (Groundhandling für LX,LH, OS,...) Gate Agents dazu geben, um vielleicht etwas Verständnis auszulösen. Erstmal würde ich mich gerne zu ein Paar Posts äussern, die ich gerade so gelesen habe.
@lausig: Es stimmt, dass ein Y-Kunde keine 5 Tüten als COB (Carry-on-Baggage) mitnehmen darf - die Economy-Kabine würde Platzen. Aber du als SEN fliegst ebenso in der Eco-Kabine wenn du Eco buchst. Inwiefern besteht denn mehr Platz für dich als Senator? Es geht nur um den verfügbaren Platz, nicht um den Status - in der Business-Class darf nicht mehr COB mitgeführt werden, weil die C-Pax mehr Zahlen, sondern weil auf weniger Paxe mehr Platz in den Headtracks folgt.
@singmeister: DAA-Labels gibt es nicht bei Flügen nach LIS mit einer A321 - das Gepäck geht in den Frachtraum mit Systemetiketten. Falls mit DAA-Labeln rumgefuchtelt wird, macht der Gater einen massiven Fehler oder das Label war für Buggies. "Zufällig" läuft das nicht; es kann viele Gründe haben, warum das COB mal mehr und mal weniger angeschrieben wird (z.B. ist der Gater mit dem Closeout beschäftigt oder hat mit Problemen bei der Flugabwicklung zu kämpfen). Manche meiner Kollegen sind aber auch einfach Faul. Bei LX-Flügen mit vielen Pax (etwa ab 135) gibt es einen Boarding Agent (="Reisser"), der assistieren soll. Manchmal sind die Reisser allerdings neu und trauen sich nicht Pax auf zu grosses Handgepäck anzusprechen oder können mit der Situation nicht umgehen.
@Anonyma: "Willkür" herrscht keinesfalls. Es gibt Limite und die müssen eingehalten werden. Wenn ein Gater einen Pax wegen zu viel/grossem COB "erwischt" und er dann mit dem Beschäftigt ist und in der Zwischenzeit rutschen Pax mit gleichem Überschreiten der Limite durch, dann ist das eben so. Fakt ist, dass der erwischte Pax die Limite überschritten hat.
Ich kann nur für den Ablauf bei SWP (Swissport) sprechen: Wenn ich als Gater das Gate STD-40min erreiche muss ich mich auf den Flug vorbereiten. Wenn ich Zeit habe oder einen Reisser bekomme, versuche ich, vorab überdimensioniertes COB anzuvisieren (dafür gibt's auch STD-35 eine Durchsage "...Bitte melden Sie sich am Gate, falls Sie überzähliges, zu grosses, oder zu schweres Gepäck mitführen..." Auf diesen Aufruf folgt bei einigen Flügen (Deutschland, England, WAW), dass Leute mit ihren kleinen Taschen kommen und fragen, ob das OK sei; das bringt natürlich nicht sehr viel. Bei anderen Flügen (MAD, LIS, OPO, ATH) passiert nichts trotz des Aufrufes und Passagieren mit grossem Gepäck. Vielflieger (HON, SEN, FTL) stecken in der Lounge und hören das nicht und würden sich auch so nicht oder seltenst angesprochen fühlen. Daraus resultiert grosser Stress, weil die Suche nach überdimensioniertem COB während des Einsteigens erfolgen muss.
Das Boarding beginnt normalerweise STD-25min und bei einem vollen Flug auch der Kampf mit dem COB. Beginnt das Boarding später stehen wir am Gate unheimlich unter Druck, weil zum Boardingsprozess auch das verstauen des Hangepäcks an Board gehört und die Crew im Fall einer Verspätung behaupten kann, der SWP-Mitarbeiter am Gate hätte Schuld an der Verspätung. Generiert ein Gater zu häufig eine Verspätung durch zu langsames Boarding hat das "personelle Folgen". Zudem kommt, dass LX sich bereits offiziell bei SWP beschwert hat, dass wir nicht nach überdimensioniertem COB schauen würden. Seither müssen wir uns vom M/C (Maître de cabine) quittieren lassen, dass oder dass wir eben nicht COB abgenommen haben. Das bedeutet es kann genau erfasst werden, welcher Gater wie viel COB abnimmt (ob das wirklich gemacht wird, weiss ich nicht).
Meine Kollegen und ich haben Respekt vor unseren Passagieren und vor allem natürlich vor den HONs und SENs, aber wenn ein Passagier in Y reist, ist wenig Platz für COB auf vollen Flügen. Ich verstehe sehr, dass gerade vielfliegende Wert darauf legen, dass ihr Wert für die Firmen geschätzt wird, aber physikalische Tatsachen ändern sich auch für einen Senator nicht. Ob der Flug mit Avro, A319, A321 oder A330 durchgeführt wird, spielt keine Rolle - der Platz reicht nicht, wenn jeder die Limite ausreizt. Wenn es nicht passt, bekommen wir am Gate mächtige Probleme.
Übrigens habe ich mit HONs bei weitem weniger Probleme als mit SENs und vor allem FTLs. Nicht wegen deren Anzahl... Ich habe das Gefühl, dass unseren Silberlingen die Anerkennung viel wichtiger ist als einem HON. Das finde ich Schade und führt nur dazu, dass dem FTL noch mehr Privilegien entzogen werden.
Ich hoffe ich konnte mal einen andren Blickwinkel beschreiben. Ich weiss nicht, ob das schon jemand getan hat.
Freue mich auch die Diskussion.
