Ich hatte diese Woche zum ersten Mal das Vergnügen, ITA zu fliegen (Business) und möchte euch meine subjektiven Eindrücke schildern. Das Fazit kurz vorneweg: Bordprodukt und Service echt gut bis sehr gut. Das Bodenprodukt mittelmässig mit starkem Verbesserungspotenzial.
Es ging für etwa 80 Stunden von FRA über FCO nach JED in C. In FRA erfolgte der Check-in am ITA-Schalter in Halle C. Der Loungezugang bei LH war kein Problem. In der FCL erfolgt allerdings kein privater Transfer bei einer Aussenposition, daher ist das FCT auch nicht möglich. Das Boarding erfolgt in Gruppen, ich war in Gruppe 1. Ob dies aufgrund des Status oder des C-Flugs war, kann ich nicht sagen. Ich vermute wegen C, da ich auf keinem Flug auf meinen Status angesprochen, entsprechend begrüsst oder irgendwie besonders behandelt wurde. Der Flug nach FCO war in C schwach gebucht, mit nur 2 Paxen bei 3 Reihen. Die Sitze waren älter und zeigten bereits sichtbare Abnutzungserscheinungen. Der Mittelsitz wird auf der Kurzstrecke in Europa geblockt. Die Crew war unmotiviert und lustlos. Ich schaute zuerst sogar panisch, ob ich nicht bei LH eingestiegen war. Das Catering war ok und vergleichbar mit anderen LH-Airlines auf einem 1:30-h-Flug. Alle Flüge waren ausnahmslos pünktlich am Ziel, auch wenn sie manchmal leicht verspätet abflogen.
In FCO Wechsel von A zu E. Wer FCO kennt, weiss, dass dies kein Vergnügen ist. Die Paxströme werden nicht effizient gelenkt. Dauernd steht eine Bank, ein Kiosk im Weg oder es kommen Paxe entgegen. Der Flughafen ist voll, überlaufen, die Wege teilweise lang. Einzig die Passkontrolle ist dank ausreichend vorhandener – funktionierender! – automatischer Kontrollspuren für EU-Bürger effizient und schnell. Ich bin in die Piazza di Spagna Lounge im Non-Schengen-Bereich. ITA hat an ihrem Hub nur zwei Lounges (Schengen und Nicht-Schengen). Es erfolgt keine Unterscheidung zwischen Business und Vielflieger, alle gehen in dieselbe Lounge. Die Lounge hat – im Gegensatz zur Hangar Lounge im Schengen-Bereich – eine ausreichende Grösse. Atmosphäre ist nicht vorhanden. Das Angebot an Speisen und Getränken ist akzeptabel, aber nicht gut. Einzig die Bar hat eine gute Auswahl an Kaffee und Alkohol, die ich aber nicht genutzt habe. Mich hat die Lounge nicht überzeugt.
Das Boarding sollte eine Stunde vor Abflug erfolgen. Das Gate wird teilweise erst zu dieser Zeit angezeigt oder bekanntgegeben. Mein Flug verschwand etwa zehn Minuten vor Boarding von der Anzeige. Auf Nachfrage beim Loungedrachen solle ich mir keine Sorgen machen, keine Panik haben – welche Panik? – und später einfach nochmal nachschauen. Später war er dann auch wieder gelistet. Das Boarding erfolgte per Bus zu einer Aussenposition und begann etwa 40 Minuten vor Abflug. Es war chaotisch und langsam. Es wurde trotz vier Mitarbeitern über eine Spur von einem Mitarbeiter abgewickelt, und bei jedem wurden Pass und Visum nochmal kontrolliert. Ich wurde von 1A auf 1F umgesetzt, weil 1A defekt war. Die Busse wurden komplett voll gemacht, Paxe mussten vor dem Bus warten, bevor sie wieder zurück ins Gebäude geschickt wurden. Es hatte etwas von Realsatire.
Das Produkt im A312Neo hat mich dann sehr überrascht und überzeugt. In der Business sind sechs Reihen mit Lie-Flat-Sitzen verbaut, zwei je Reihe, alle mit direktem Gangzugang. In Reihe 1 ist es sehr grosszügig mit viel Platz. Den Sitzplatz konnte ich bei der Buchung mit meinem M&M-Status kostenfrei und ohne Probleme wählen. Ansonsten ist im preiswertesten Tarif keine Sitzplatzreservierung enthalten. Es gab genügend Ablageflächen. Decke und Kissen lagen bereits aus. Das Kissen erwies sich später als etwas klein und dünn, mir wurde aber auf Nachfrage ohne Probleme ein zweites von 1A gebracht. Den Sitz empfand ich nach einigen Stunden als etwas hart, eine Einstellung der Sitzhärte war nicht möglich. Das ist das einzige Negative, das mir aufgefallen ist. Zum Entertainment kann ich nichts sagen, da ich grundsätzlich nur die Flight-Map nutze. Der Bildschirm war gross und in einer ansprechenden Auflösung. Internet war kostenfrei und funktionierte gut.
Der Bordservice war sehr zuvorkommend und sehr gut, einer Business angemessen und in keiner Weise von einem Langstreckenflug in einem Widebody zu unterscheiden. Ich hatte erst geschlafen und so den Mittagsservice verschlafen. Zusätzlich dazu konnte man Snacks jederzeit ordern. Aus dieser Option hatte ich zwei Sandwiches sowie einen Walnuss-Brownie, die sehr gut geschmeckt hatten. Die Crew bot mir auch den Mittagsservice noch an, den ich aber ablehnte. Mir wurde dann das Dessert gebracht, da ich es versuchen sollte, weil es wirklich gut sei – war es auch.
Der Flug war pünktlich. Ein Bodenservice in JED gab es nicht; wurde auch nicht erwartet. Das Gepäck war schnell ausgeliefert. Der Flug war sehr gut gebucht, die Business bis auf 1A ausgebucht.
Der Rückflug erfolgte mit derselben Crew (diese war also auch 3½ Nächte in JED). Abflug war 2:45 Uhr in der Nacht bei einer Flugzeit von 4:30 h, ein echter „Red-eye“. Bei der Lounge in JED wurde ich „Opfer“ des Wechsels von ITA vom SkyTeam zur Star Alliance. Es gab keinen Zugang zur SkyTeam-Lounge mehr, obwohl diese auf der ITA-Webseite angezeigt wurde. Die Star-Alliance-Lounge habe ich gar nicht versucht und dann meinen Priority Pass gezückt. Diesmal erfolgte das Boarding schnell und effizient nach Gruppen am Finger. Ich hatte diesmal statt 1F den Platz 1A am Gate bekommen; der Grund war mir nicht ersichtlich. Die Business war ausgebucht, und ich hatte den kompletten Flug geschlafen. Die Crew weckte die Paxe in C erst 20 Minuten vor der Landung, was ich als angenehm empfand. Dadurch wurde es aber auch etwas hektisch, und die Kabine war sechs Minuten vor der Landung fertig.
Beim Umstieg in FCO erfolgte die Sicherheitskontrolle in einer Spur, ohne Fast Lane. Wir sind zeitig gelandet, da ging es noch. Später hat man hier sehr angestanden. Ich bin wieder in die Piazza di Spagna Lounge, weil ich vermutete, die Welcome Lounge sei überfüllt (ich war nicht dort). Der Zugang wurde mir gewährt, nachdem ich meine Besorgnis geäussert hatte. Das Boarding für FCO-FRA war wieder eine Aussenposition. Auf den letzten Bus mussten wir dann 15 Minuten hinter dem Boarding-Schalter warten. Dies scheint in FCO aber Standard zu sein, da es auch am Nachbargate so war. Da gibt es wirklich Verbesserungspotenzial.
Der Flug FCO-FRA war dann in C mit neun Paxen besser gebucht, und der Service war herzlich und zuvorkommend. Ich hatte auf das Catering verzichtet. Es wurde mehrere Male nach Getränken und weiteren Wünschen gefragt. Kurioserweise war es derselbe Cabin Manager, der mich auf FRA-FCO vor fünf Tagen so schlecht gelaunt und lustlos betreut hatte – diesmal komplett wie ausgewechselt.
Meilen sind bis jetzt weder vom Hin- noch vom Rückflug gutgeschrieben.
Fazit für mich: Das Produkt der AZ ist eine wirkliche Alternative auf der Mittel- und kurzen Langstrecke. Ich bin jemand, der auf dem Klappstuhl nur sehr ungern bis CAI oder TLV fliegt und es als Frechheit empfindet, dies als Business zu bezeichnen – ehrlicher wäre (auch in Europa) es Premium Economy zu nennen. Man muss aber auch sagen, dass ein Widebody mehr Komfort und vor allem Ruhe bietet. Es ist durch den einen Gang und die nicht abgetrennte Galley teilweise recht laut. Das Bordprodukt hat mich überzeugt. Der Service steht einer SN oder LX nicht nach. Das Bodenprodukt in FCO empfand ich als einer Business nicht angemessen. Das wird auch der Grund sein, warum ich bei meinem nächsten DSS-Flug eher die SN mit BRU statt AZ mit FCO wählen werde.