Nein?
Du mich vielleicht auch nicht?
Wenn ich 2x innerhalb 10-15 min. sage, das mein Schalter geschlossen wird- während ich mich aber noch um Gäste kümmere- sich die Leute aus der "line" aber nirgendwo anders anstellen...
WO liegt da die Schuld bei mir?
Und leider steht an den Monitoren nicht geschrieben, wer wann schliesst.
Also nochmals im Klartext. Wenn ich unverschuldet irgendwo als Fluggast strande, erwarte ich, dass die Airline alle verfügbaren Kräfte mobilisiert, um meinen Schaden und den Schaden der anderen Fluggäste zu minimieren. Die Durchsage "Wir schliessen in wenigen Minuten vier Schalter!" ist hier völlig fehl am Platz. Eine adäquate Ansage wäre "Alle Fluggäste gebucht auf LH 0815 mit Ziel XYZ, welche nicht bereits eine Unterkunft in FRA gefunden haben, begeben sich bitte mit Ihrer Boardkarte zu Schalter 325. Nach Registrierung werden in 90 Minuten Busse vor Terminal 1 bereitstehen, welche sie dann zum Hotel 'Radieschen Blau' bringen werden. Sie werden selbstverständlich auf die ersten Flüge am Morgen umgebucht. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir nochmals um Ihr Verständnis." Mit etwas vernünftiger und transparenter Kommunikation kann man leicht grössere Tumulte vermeiden.
Zur Illustation wie es wirklich gut laufen könnte, hier mal ein kleines Besipiel:
Wir schreiben den 10.10.2010. Ich komme mit TP 929 (A320, CS-TNS, Sitz 05 A) aus ZRH in LIS an einer Aussenposition an. Bei knapper Umsteigezeit steht bereits ein Kleinbus bereit um Passagiere nach FNC bzw. HOR schnellstmöglich zum Terminal 2 zu bringen, damit die Anschlüsse erreicht werden. Ausser mir haben noch zwei weitere Passagiere aus ZRH das Endziel HOR und wir kommen bereits etwas ins Gespräch.
TP 1843 (A320, CS-TNG, Sitz 28 A) startet pünktlich in LIS. Ja, ich habe mich in die letzte Reihe gesetzt, weil beim Online-Check-In das hintere Drittel des Flugzeuges noch komplett leer war, ausserdem kann man von hier besser fotografieren, ohne dass der Flügel im Weg ist. Wie auch immer, das Flugzeug war rasch voll und im hinteren Drittel jede Menge Familien oder alleinreisende Mütter mit Kindern. Alles kein Problem, ich hatte mich ja selbst hinten plaziert. Es gab in Y wie bei TP zu dieser Zeit üblich das warme Baguette mit Wurst und Käse, dazu Kaffee, Mineralwasser und meinen Lieblings-Tomatensaft von
Compal (nicht mal LX hat Tomatensaft auf Kont-Strecken). Business as usual.
Nachdem wir auf unserem Weg gen Westen die Grupo oriental der Azoren (São Miguel und Santa Maria) passiert haben, wurde ich etwas stutzig, denn normalerweise geht es ab hier für die nächsten 150 Meilen gemächlich in den Sinkflug in Richtung Inseln der Grupo central. Wie auch immer, wir passierten Pico und aus dem Cockpit kam eine Ansage, dass man aufgrund der Witterungsbedingungen nicht in HOR landen könne. Man werde daher TER anfliegen. Ich denke, wir waren zu dem Zeitpunkt nördlich der Inseln und sind in in einigen Schleifen auf Sinkflug für etwas 25 Minuten gegangen. Beim Durchbrechen der Wolkendecke waren bereits das Ufer von Teceira und Lajes Airfield, RWY 15 in Sicht. Kurz vor Touch Down (ca. 50 ft) erfasste das Flugzeug ein kräftiger Scherwind und die Piloten entschlossen sich zu einen TOGA, was gerade auf den hinteren Plätzen ziemlich eindrücklich war.
Nachdem das Flugzeug wieder einiges an Höhe gewonnen hatte und offensichtlich reger Funkkontakt im Cockpit herrschte, wurde die nächste Destination bekannt gegeben: PXO. Es gab dann einige Diskussion unter den Passagieren, wieso man nicht PDL anfliege, aber schlussendlich einigte man sich darauf, dass da wohl ähnliche Bedingungen wie in HOR und TER herrschen würden. Wie sich später herausstellen sollte, hätte es bei einem weiteren missed approach in PDL ein Treibstoffproblem gegeben und es wäre kein Alternate mehr erreichbar gewesen. Auch in PXO war es ordentlich windig, aber die Piloten haben die Landung im ersten Anlauf geschaftt. Die Flughafenfeuerwehr präsentierte zur Begrüssung stolz ihr gesamtes Equipment. Wir wurden darüber informiert, dass wir das Flugzeug nicht verlassen dürften und dass nach dem Auftanken zurück nach LIS geflogen werde. Ich denke, viele Passagiere wären gern einmal in PXO ausgestiegen, um sich die Beine zu vertreten, nur ist das wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen während des Betankens nicht möglich. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Kabinen-Crew wirklich einen hervorragenden Job geleistet hat. Getränke wurden solange gereicht, bis alles aufgebraucht war. Gerade die im hinteren Drittel des Flugzeuges zuständige Flugbegleiterin, eine rothaarige Anfang-Dreissigerin mit Zahnspange, die ja auch irgendwo für den Kindergarten um mich rum verantwortlich war, hat absolut professionell und umsichtig agiert. Sie hat den Nachwuchs beaufsichtigt, wenn die Eltern mal auf die Toilette mussten, hat ständig irgendwelche Kindernahrung aufgewärmt und - was ich LH noch nie gesehen habe - sie schien dabei noch Spass zu haben und ihre Arbeit zu geniessen.
Der anschliessende Rückflug nach LIS gestaltete sich relativ ereignislos, nach sechs Stunden an Bord haben die meisten (ja, auch die Kinder) dann gschlafen. Kurz vor Landung gab es noch die Durchsage, dass wir unser Gepäck in LIS abholen sollten und dort weitere Informationen bekommen sollten.
Und so war es dann auch. Am Gepäckband standen zwei TP-Mitarbeiterinnen, die die 120 Passagiere binnen einer halben Stunde auf drei Busse verteilt hatten. Gemeinsam ging es dann nach etwa zehnminütiger Fahrt ins Marriot Lisboa, wo nach etwa einer weiteren Stunden dann auch der letzte Passagier eingecheckt war. Zum Abendessen im Hotel war ein riesiges Buffet aufgebaut, natürlich mit Bacalhau, jeder Menge Seafood und Salaten. Es gab noch die Ansage, wann am nächsten Morgen Frühstück ist und wann Check-Out.
Am 11.10.2010 ging es dann mit dem Ersatzflug TP 3845 (A319, CS-TTJ, Sitz 16 A) halt einen Tag später nach HOR.
Ja, es gibt noch Airlines, bei denen man sich als Kunde wertgeschätzt fühlen kann, und das unabhängig, ob man mit einem silbernen, goldenen oder schwarzen Kärtchen rumfuchtelt. Und nein LH gehört aus meiner Sicht nicht dazu und wahrscheinlich liegt es nur zum geringsten Teil an Robotern wie
FRA_Ground, sondern vielmehr natürlich an der Unternehmenskultur bei dem gelb-blauen Dinosaurier.