LH Technik-'Schlamperei' zwingt LH Cargo B777F zur Rückkehr nach FRA (10.10.2020)

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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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Das wird direkt getestet, aber dafür brauchst du zwei Leute. Und Equipment.
In den meisten Ländern ist es vorgeschrieben, das Stau-/Statiksystem einmal im Jahr so zu testen.

In der "Durchblasprozedur" nach längerem Parken ist es aber nicht gefordert.

Und sehr geringe Leckagen findet man damit schlecht, im Druckrumpf genügen aber bereits sehr kleine Leckagen, um ein Problem zu bekommen... Mit derartigen Drücken möchtest du nicht testen!
 
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Xray

Erfahrenes Mitglied
13.04.2017
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.....
Auch die Piloten haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert... Es hat extrem lange gedauert, bis sie kapiert haben, dass die Warnungen nicht vor dem warnen wonach es aussieht, sondern offenbar ein Systemfehler vorliegt. Good Airmanship geht anders. .....

Das allerdings halte ich jetzt doch für arg gewagt. Von take off bis may-day dauerte es genau 1 Minute 49 Sekunden. Bis zur wind shear warning 15 s nach take off war noch so weit alles im Lot. Wann genau der commander meinte ".... ich würd‘ sagen, das is‘ unreliable airspeed" geht aus dem interim report nicht so recht hervor. Aber ungebührlich viel Zeit bis zur Erkennung des dahinter stehenden Problems ist hier wirklich nicht vergangen. Und in der Zwischenzeit haben beide das gemacht, was man machen muss, nämlich behutsam und entsprechend den Umständen und zur Verfügung stehenden Daten das Flugzeug geflogen.

Ich haben mit der hier zitierten Firma nichts zu tun, meine Gedanken stammen aber aus vielen Berufsjahren in einer anderen Branche:

In der jetzigen Situation willst du weder als Techniker, noch als Pilot irgendwie negativ auffallen. Der Impuls gewisse Dinge unter den Tisch fallen zu lassen dürfte eine Rolle spielen, bzw. einer ehrlichen Aufarbeitung im Wege stehen.
Deswegen ist ja eine möglichst straffreie Fehleraufarbeitungskultur so wichtig und deswegen regen sich die Piloten in ihrem offenen Brief ja so auf.



Dass Fehler gemacht werden und passieren ist menschlich und erwartbar. Das Abzeichnen von Arbeiten ohne tatsächliche Kontrolle finde ich aber auch irritierend und erklärungsbedürftig. Nach der Global in Schönefeld sollten die evtl. mal ihre Verfahren überdenken?

Das stimmt schon und das war wahrscheinlich der Knackpunkt für die schnelle Entlassung noch vor Abschluss der offiziellen Untersuchungen. Wobei man als Laie zur Bewertung natürlich die genauen Abläufe wissen müsste. Wie genau erfolgen z.B. die Dichtigkeitsprüfung und Funktionsteste? Nach den zwei Sätzen im interim report dazu klingt es schon so, dass man beides eigentlich nur mit am ADM wieder angeschraubten Luftleitungen machen kann. Und das wäre dann schon blöd, wenn zwei Mann so etwas abzeichnen, was mit offener Leitung nicht gemacht worden sein kann. Aber auch das sind halt Fehler, die passieren, wenn die Umstände ungünstig sind.


edit: Danke an Volume für die weiteren Erläuterungen in den Posts, die erschienen, als ich meine Antwort noch offen hatte. Damit ist zumindest ein Teil meines Posts hinfällig.
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
7.348
Das allerdings halte ich jetzt doch für arg gewagt. Von take off bis may-day dauerte es genau 1 Minute 49 Sekunden.
Die Concorde hat 46 Sekunden geflogen... In 1:49 macht ein Segelflieger drei volle Windenstarts bis zur Ausklinkhöhe. Das sind Ewigkeiten.

Es hat mindestens 25 Sekunden, eher 30 gedauert (du hast Recht, der Zeitraum zwischen 25 und der unreliable Speed Aussage ist nicht angegeben) bis den Piloten klar geworden ist, das nicht plötzlich 100kt Rückenwind aufgekommen sind... Bis dahin hatten sie bereits auf eine völlig unzulässige Geschwindigkeit beschleunigt (min 300 kt mit Flaps in Startstellung...). Und sind bei Max Thrust mit gerade mal 7° Pitch geflogen (deutlich weniger als bei einer 777 sonst üblich).

Ich bin kein Jetpilot, aber wenn ich bei einem Windenstart im Segelflugzeug ein Problem mit dem Fahrtmesser habe, dann merke ich das vor dem Ausklinken. Sehr deutlich davor, mein Leben hängt davon ab das bereits nach 5-10 Sekunden kapiert zu haben, eher noch deutlich schneller.
Und ja, ich habe das bereits erlebt, ziemlich ähnliche Situation, jemand hatte in der Wartung die Schläuche von Statik und TEK vertauscht, daraufhin zeigt der Fahrtmesser sehr exakt die doppelte Geschwindigkeit...

Wir reden hier ja nicht von Troubleshooting, wir reden davon einfach das Flugzeug zu fliegen. Nicht nach Fahrtmesser, sondern Pitch & Power sowie Referenz nach draussen.

Ich denke "nicht mit Ruhm bekleckert" war eine sehr wohlwollende Beurteilung der Leistung...
 

Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
1.316
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Aber in den 1:49 ist doch auch schon Troubleshooting?!

When the tail wind increased to 100 knots, the commander concluded "this looks odd to me, I conclude this is unreliable airspeed." The captain took control of the aircraft, the first officer assumed the role as pilot monitoring. Shortly after the first officer noticed the integrated standby flight display (ISFD) showed 300 KIAS, the FDR recorded a speed over ground of 300 knots at the same time. Both crew concluded this was unreliable airspeed, the captain decided to declare emergency and to fly the aircraft according to pitch and power.

Im Prinzip haben die sich auch erstmal nur an das "aviate, navigate, communicate" gehalten. Die hätten die Notlage auch nach 5 Minuten kommunizieren können, wichtig ist doch der Zeitpunkt, zu dem das Problem festgestellt wurde und man die Situation wieder unter Kontrolle gebracht hat.

Die Welt ist analog, die Welt arbeitet nach 6 Milliarden Jahre alten Naturgesetzen. Digitalisierung ist nur darauf aufgesetzt und kann natürlich gigantisches leisten, am Ende sind aber die simplen Basics genauso wichtig.

OT: Ob die Welt analog oder digital ist, ist noch gar nicht so klar sondern aktueller Forschungsgegenstand, z.B. in der Schleifenquantengravitation (die von einer Quantisierung, was nichts anderes als "digital" heißt, der Raumzeit ausgeht). :) Die Naturgesetze sind auch schon mindestens 13 Mrd. Jahr alt ;-) Unsere makroskopische Welt ist aber natürlich "analog".
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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7.311
irdisch
Nochmal zum Thema
straffreie Fehleraufarbeitungskultur
Das Konzept gilt für Fehler, die man von sich aus und freiwillig meldet und die sonst unentdeckt geblieben wären. Diese Meldungen will man durch Straffreiheit belohnen, statt sie durch Angst vor disziplinarischen Konsequenzen grundsätzlich zu verhindern.
Deswegen wollen Flugunfalluntersuchungen auch nicht vorrangig die "Schuld", sondern die "Ursache" klären.
 
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BER Flyer

Erfahrenes Mitglied
23.05.2010
1.440
380
Also nach dem Lesen des BFU Zwischenberichtes und vorallem nach Ansicht der Bilder darin stimme ich der Entlassungsentscheidung zu. Jeder Laie sieht auf den Bildern sofort was da passiert ist, eben etwas was auf keinen Fall passieren darf. Das unter Zeitdruck etwas liegen bleit kann ja passieren - aber spätestens beim ausfüllen des Check Reports hätte demjenigen auffallen sollen das er die letzten Arbeitsschritte vergessen hat. Und dann hat ja jemand auch die Verkleidung wieder angeschraubt und dabei eigentlich direkt auf die losen Leitungen geblickt. Auch übersehen. Und derjenige welcher tatsächlich die korrekte Ausführung der Arbeiten bestätigt hat gehört nun wirklich gefeuert, er hat höchsten bei seinem Handyspiel die Pausentaste gedrückt und den Prüfbericht " ohne Beanstandungen" abzuzeichnen. Wenn das 4 Augen System dermassen ad absurdum geführt wird sind solche Konsequenzen angebracht.
Was die Pilotenleistung angeht habe ich etwas Verständnis. Mit einem solchen Fehler, der auch gleich 2 fach aufftritt (!) rechnest du bei einer Maschine frisch aus der Wartung nicht. Und sie haben ja nach etwa 1 Minute aus der Erfahrung und Bauchgefühl her erkannt das die Angaben nicht stimmen können. Wenn du den pitch verringerst sollte das ja zur Geschwindigkeitserhöhung führen, dazu auch noch mehr Schub und trotzdem passiert nichts - das geht physikalisch nicht es sei denn es tobt gerade ein Orkan mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Knoten da draussen. Und das das nicht der Fall war waren wohl allen 4 klar.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
8.083
5.974
Mal eine Frage an die Techniker hier: beim Takeoff wird doch die Geschwindigkeit permanent monitored und an bestimmten Punkten auch ausgerufen. Wie konnten die das ablesen wenn die Sensoren gar nicht verbunden waren? Hätte der Fahrtmesser dann nicht bei 0 stehen müssen? Oder anders: hätte das nicht bereits vor V1 auffallen müssen?
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
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Dahoam
Ich verstehe das so, die Static Ports waren inaktiv, nicht die Pitotrohre die den Staudruck messen. Das Gerät hat damit den Umgebungsdruck um den Eingang des Geräts gemessen. Der dürfte auch dem statischen Außendruck entsprechen und damit ist die Anzeige solange korrekt solange der Kabineninnendruck dem des Außendrucks entspricht. Erst mit zunehmender Höhe wird es dann falsch.
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
7.348
Das Konzept gilt für Fehler, die man von sich aus und freiwillig meldet und die sonst unentdeckt geblieben wären. Diese Meldungen will man durch Straffreiheit belohnen, statt sie durch Angst vor disziplinarischen Konsequenzen grundsätzlich zu verhindern.
Deswegen wollen Flugunfalluntersuchungen auch nicht vorrangig die "Schuld", sondern die "Ursache" klären.

Naja... mal zurück zu den Englischen Wurzeln der Just Culture:
Just culture is a concept related to systems thinking which emphasizes that mistakes are generally a product of faulty organizational cultures, rather than solely brought about by the person or persons directly involved.
Dieses Konzept hat erstmal nichts damit zu tun, wer den Fehler entdeckt und wie er auffällt (oder eben gemeldet wird).
Es geht generell darum nicht das Individuum zu bestrafen das den konkreten Fehler gemacht hat, sondern das Umfeld zu verbessern in dem der Fehler passieren konnte.
Im Deutschen sind wir da sprachlich recht eingeschränkt, im Englischen gibt es sehr feine Unterschiede zwischen Mistake, Error, Fault, Failure, Lapse etc.
Vorsatz zum Beispiel ist kein Fehler, obwohl der Effekt am Ende der gleiche sein kann.
Etwas abzuzeichnen, dass man nicht gemacht hat ist schon ein sehr grenzwertiges Beispiel für einen Fehler. Das geht schon sehr in Richtung geplantes und bewusstes Handeln. Es kann aber trotzdem ein in der Firma absolut übliches Verfahren sein. Deshalb ist es extrem schwer sich da als Aussenstehender zu zu positionieren.

Im Prinzip haben die sich auch erstmal nur an das "aviate, navigate, communicate" gehalten.
Das Flugzeug ausserhalb des erlaubten Betriebsbereiches zu fliegen ist nun nicht gerade ein Musterbeispiel für "aviate".
Ein Flugzeug zu fliegen bedeutet es auf dem gewünschten Flugweg innerhalb der Betriebsgrenzen zu halten, eine 777 mit Vollgas und nur 7° Pitch auf 300kt bei Klappen in Startstellung zu fliegen ist nicht gerade "good Airmanship".
Über 30 Sekunden zu brauchen beim Instrumentenscan einen Unterschied zwischen der im PFD und ISI angezeigten Fahrt zu entdecken ist keine Glanzleistung! Nase absenken ist auch nicht das Standardverfahren bei Windshear Warnung (obwohl ich mich mit dem Detail noch anfreunden könnte).

Alles was nach dem Entdecken der "unreliable Airspeed" passiert ist, war soweit OK. Aber 30 Sekunden das Flugzeug ausserhalb seines Betriebsbereichs zu fliegen bevor man ein klar vor einem angezeigtes Problem erkennt ist keine Meisterleistung. Vielleicht fällt es heute noch gerade under die Mindestanforderungen...

Und von den Boeing Systemen die klare Diskrepanzen in den Luftdaten nicht erkennen und eine Windshear Warnung geben obwohl das Flugzeug sauber im zugelassenen AoA Bereich und auf einer Planmäßigen Flugbahn ist, wollen wir gar nicht mal reden... Offenbar gibt es auch keine Plausibilitätsprüfung der Geschwindigkeitsdaten verglichen mit den Trägheitsdaten.
Bin mal auf die Details gespannt, aber die Overspeed Warning ist ja auch nicht gekommen. Vielleicht tatsächlich eine Mehrheitsentscheidung von 3 Computern, wobei zwei identische falsche Daten hatten und einer abweichende korrekte. Was soll man machen, als Software? Die 3 AoA Sensor Diskussion der Max lässt grüßen.

Was die Pilotenleistung angeht habe ich etwas Verständnis.
Mit dieser Formulierung kann ich leben. Verständnis bedeutet aber nicht gutheißen.
Ich kann viele Pilotenfehlentscheidungen bei vielen Unfällen nachvollziehen und verstehen, damit werden sie aber noch nicht korrekt. Und natürlich müssten wir uns im Sinne von Just Culture auch vom Begriff Pilotenfehler trennen. Auch Pilotenfehler sind ein Produkt des Gesamtsystems. Um so wichtiger sie offen als solche zu diskutieren.
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.782
7.311
irdisch
Welche Speeds hatten die eigentlich beim Startlauf? Gibt es da nicht einen Check, schon alleine ob beide Seite korrekt anzeigen?
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
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Hätten Sie die Pausetaste drücken sollen, als es (bereits in der Luft) aufgefallen ist?
Ich wusste gar nicht, dass die 777 eine Pausentaste hat?
Alternativ hätte man sich einfach an die Handbuchverfahren können. Bei Windshear Warnung nach dem Abheben:
Vollgas
15° Pitch
Nicht versuchen Fahrt aufzunehmen ("Do not attempt to regain lost airspeed until windshear is no longer a factor")

Weder Groundspeed checken, noch Nase auf 7° Senken ist normales Verfahren.
Sie hatten Zeit die Rückenwindkomponente mehrfach zu checken, aber nicht die Anzeige des Ersatzfahrtmessers...

Welche Speeds hatten die eigentlich beim Startlauf? Gibt es da nicht einen Check, schon alleine ob beide Seite korrekt anzeigen?
Ja, gibt es.
Den halben Starlauf über ist die angezeigte Fahrt der entscheidende Parameter. Je nach Flugzeugtyp/Airline wird bei bestimmten Geschwindigkeiten (typischerweise deutlich unter V1) mal ein Abgleich der beiden PFD Fahrtanzeigen gemacht. Mir ist kein Flugzeughersteller/keine Airline bekannt, die auch den Standby Fahrtmesser mit abgleicht.
Von daher wäre es nachvollziehbar, das der Vergleich der beiden nicht angeschlossenen Fahrtmesser völlig unauffällig war.

Die meisten Klimaanlagen blasen den Rumpf am Boden etwas auf. Damit hätten beide Fahrtanzeigen zu Anfang des Startlaufs negativ sein müssen.
Gut möglich, das elektronische Fahrtmesser dem Piloten diese Information vorenthalten...
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.091
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Dahoam
Naja... mal zurück zu den Englischen Wurzeln der Just Culture:

Dieses Konzept hat erstmal nichts damit zu tun, wer den Fehler entdeckt und wie er auffällt (oder eben gemeldet wird).
Es geht generell darum nicht das Individuum zu bestrafen das den konkreten Fehler gemacht hat, sondern das Umfeld zu verbessern in dem der Fehler passieren konnte.
Im Deutschen sind wir da sprachlich recht eingeschränkt, im Englischen gibt es sehr feine Unterschiede zwischen Mistake, Error, Fault, Failure, Lapse etc.
Vorsatz zum Beispiel ist kein Fehler, obwohl der Effekt am Ende der gleiche sein kann.
Etwas abzuzeichnen, dass man nicht gemacht hat ist schon ein sehr grenzwertiges Beispiel für einen Fehler. Das geht schon sehr in Richtung geplantes und bewusstes Handeln. Es kann aber trotzdem ein in der Firma absolut übliches Verfahren sein. Deshalb ist es extrem schwer sich da als Aussenstehender zu zu positionieren.

Das Problem beginnt dann, wenn Meldungen schlechter Nachrichten zu Konsequenzen für denjenigen führen der sie überbringt. Gibt ja genügend Beispiele dass noch was abgezeichnet werden muss weil sonst ein großer Auftrag platzt. Man muss nur an die MAX denken bei der man eine Lösung gewählt hat die fatal war um sie auch zu dem Zeitpunkt zu realisieren wo der Großauftrag möglich war.


Ich wusste gar nicht, dass die 777 eine Pausentaste hat?

PAUSE ins FMS tippen... :D
 

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
122
Ich sehe auch das Verhalten der Mitarbeiter untereinander als "gefährlich" an.
Der Prüfer muss Distanz zum Überprüfenden wahren.
Wenn das ganze Verhältnis untereinander zu geschmeidig ist und der Prüfer, vielleicht noch im Zeitdruck, attestiert dem Kollegen blind eine sehr gute Arbeitsleistung...
Der Überwachende muss einfach seine Rolle als Wachhund ausfüllen, weder Freund noch Feind kennen und bei seinem Check so vorgehen als wenn sein Leben davon abhängt.
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
7.348
Der Überwachende muss einfach seine Rolle als Wachhund ausfüllen, weder Freund noch Feind kennen und bei seinem Check so vorgehen als wenn sein Leben davon abhängt.
Das ist die Egoistenversion...

Andere Leute müssen so vorgehen als wenn ein Leben davon abhängt! Bei dem eigenen Leben kann jeder machen was er will.
In diesem Fall waren es wohl 4 Leben. Mindestens.

Ich kenne mehrere Prüfer die Segelflugzeuge durch Handauflegen auf den Transportanhänger abnehmen. Und die glauben auch noch, sie täten den Haltern etwas gutes. Bei Wirtschaftprüfern ist das wohl ähnlich (Keiner Prüft Mehr Genau und so), je weniger sie finden desto eher werden sie im Folgejahr wieder gebucht.
Ich erwarte, dass ein Prüfer kein Stein auf dem anderen lässt, und wenn er etwas findet das mich zwar Zeit und Geld kostet, dann hatt er erstrecht seinen Job gut gemacht.

Das Konzept, Prüfer im Betrieb hoheitliche Aufgaben machen zu lassen hat sicher seine Vorteile, sauberer ist es wenn die Prüfer 100% unabhängig sind.
 

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
122
Das ist die Egoistenversion...

Andere Leute müssen so vorgehen als wenn ein Leben davon abhängt! Bei dem eigenen Leben kann jeder machen was er will.
Wir meinen beide das gleiche!
Wobei ich (als Angsthase) davon ausgehe das andere auch so am Leben hängen wie meine Wenigkeit.
 

mbraun

Erfahrenes Mitglied
09.07.2011
1.754
2.230
Und derjenige welcher tatsächlich die korrekte Ausführung der Arbeiten bestätigt hat gehört nun wirklich gefeuert, er hat höchsten bei seinem Handyspiel die Pausentaste gedrückt und den Prüfbericht " ohne Beanstandungen" abzuzeichnen. Wenn das 4 Augen System dermassen ad absurdum geführt wird sind solche Konsequenzen angebracht.

Ich zitiere mal das Zitat von oben:

Ich zitiere mal aus den Kommentaren:

Not connected airspeed pressure lines
By Fred Bruggeman on Tuesday, Jan 12th 2021 11:50Z

(...)As AEI has indicated already since 2015 that in Lufthansa and its subsidiaries, the need to "hand-on" inspect work is no longer required but is made into an administrative action instead of inspection by qualified B1 /B2.
This has been denied by Lufthansa (...)​

Wenn das tatsächlich "state of the art" bei Fluggesellschaften ist, dass die Überprüfung von Arbeiten nur noch ein Verwaltungsvorgang ist und nicht mehr explizit draufgeschaut wird, finde ich das kritisch. Klingt für mich als Laie nach "der Ingenieur hatte alle Scheine, wird schon stimmen".
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.091
8.195
Dahoam
Wenn wirklich nur die Überprüfung einer Bestätigung der Arbeit kontrolliert werden muss, dann gehört der gefeuert der diesen Schwachsinn eingeführt hat.
Bei solch elementaren Arbeiten an sicherheitskritischen Systemen muss zwingend ein 4-Augen-Prinzip her mit einem unabhängigen Kontroll-Augenpaar, ansonsten können sie sich die bürokratische Alibikontrolle zur Sündenbocksuche gleich sparen.
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
7.348
Bei solch elementaren Arbeiten an sicherheitskritischen Systemen muss zwingend ein 4-Augen-Prinzip her mit einem unabhängigen Kontroll-Augenpaar, ansonsten können sie sich die bürokratische Alibikontrolle zur Sündenbocksuche gleich sparen.
Und das ist nicht nur deine Meinung sondern Gesetzeslage!
In diesem Fall wurde ja auch noch gleichzeitig an zwei redundanten Systemen gearbeitet, das fällt definitiv unter die Kategorie "Critical Maintenance Task" bei der zwingend eine zweite Inspektion verlangt wird.

Immerhin war irgendwer weise genug, nicht auch noch am dritten Sensor (dem für die Standby-Instrumente) die Leitung im gleichen Anlauf zu spülen...
Effizienz im Sinne der BWLler und im Sinne der Flugsicherheit sind zwei völlig unterschiedliche Ansätze!

Wo man glaube ich nochmal sehr genau drüber nachdenken muss, ist wie viel Sinn es macht immer nur 2 von 3 redundanten Systemen auf einmal anzufassen, wenn die nachgeschalteten Computer am Ende eine Mehrheitsentscheidung treffen :eek:

Wer es nicht kennt: Tolles Lehrstück zum Thema Redundanz und wie man sie ad absurdum führt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Eastern_Air_Lines_Flight_855
 

BER Flyer

Erfahrenes Mitglied
23.05.2010
1.440
380
Wir haben doch allerhand Fachleute hier im Board: es es nicht Teil der Zertifizierung eines Instandhaltungsbetriebes ( nicht nur die Techniker, auch die Firma selbst muss zertifiziert werden bevor sie Arbeiten an Luftfahrzeugen und sicherheitskritischen Teilen durchführen darf )? Das 4 Augen Prinzip wurde vor über 50 Jahren verpflichtend eingeführt um genau solche Sachen wir hier zu verhindern. Das könnte noch ganze andere Folgen für die LH Technik haben.
Ich kann ein aktuelles Beispiel aus der Flugzeugproduktion bei Airbus nennen: sicherheitskritische Verbindungen aller Art müssen vor der Kontrollabnahme von mindestens zwei verschiedenen Monteuren überprüft werden erst dann erfolgt die Endkontrolle ( nochmal von einer dritten Instanz ). Das geht soweit das bei Verschraubungen mit vorgegebenem Drehmoment der 2. Monteur der prüft nicht den gleichen Drehmomenten-Schlüssel des 1. Monteuers verwenden darf!
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
9.916
7.348
Das könnte noch ganze andere Folgen für die LH Technik haben.
Ich gehe sehr davon aus, dass die zwei Mechaniker nicht die letzten sein werden, die die Firma "in gegenseitigem Einvernehmen verlassen" werden, oder wie man gefeuert bei Managern heute bezeichnet...