Lufthansa prüft Insolvenz in Eigenverwaltung

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skyblue99

Erfahrenes Mitglied
24.08.2019
4.906
6.540
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Weil Lufthansa kartellrechtlich eine andere Wettbewerbsposition hat als die Alitalia?

Also wird Lufthansa für ihren Erfolg bestraft und Alitalia nicht, mangels Erfolg? Die LH kann doch nichts dafür, dass sie einfach besser wirtschaftet als AZ, da, finde ich, stimmt die Anreizsetzung mal so gar nicht. Ich würde ja auch gerne mal wissen, für welche Routen die EU Slots haben will. Innerhalb DACH würde ich das verstehen, außerhalb nicht, da herrscht mehr als genug Wettbewerb. Oder gibt es keine Slots an den vorgesehenen Zielflughäfen?
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Und warum darf dann Alitalia ohne jegliche Auflagen zu 100% vom Staat geschluckt werden, aber bei LH müssen schon wegen einer 20%-Beteiligung Auflagen erfüllt werden? Das macht einfach überhaupt keinen Sinn.

Hat AZ neues Eigenkapital bekommen? Oder "nur" den Eigentümer gewechselt? Ich weiß es nicht, jedoch könnte das der entscheidende Unterschied sein.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Warum musste etwa die LOT (bei einem Kredit!) ihr Streckennetz massiv kürzen und die Wachstumspläne für ein paar Jahre beiseite legen?! Fände ich ehrlich gesagt ungerecht, wenn die LH nun keine Auflagen bekommen würde...

Von wem stammte die Vorgabe an die LOT? Von der EU? Oder vom Kreditgeber?
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
Aber da wurde jetzt in Italien schon mehrfach gegen elementare EU Regeln verstoßen - zB dass die staatliche Post Anteile / Anleihen kaufen musste.

Im Regeln brechen ist die EU ja ganz groß. Allerdings haben wir Deutschen schlechte Karten, wenn wir das kritisieren wollen. Waren wir doch die ersten, die die Maastricht-Kriterien gebrochen haben. Damals, unter Schröder/Eichel.
 
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Reaktionen: Rudi

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
516
.... Ich würde ja auch gerne mal wissen, für welche Routen die EU Slots haben will. Innerhalb DACH würde ich das verstehen, außerhalb nicht, da herrscht mehr als genug Wettbewerb. ...

Slots sind nicht an bestimmte Routen gebunden. Hat eine Airline einen slot, kann sie fliegen, wohin sie will.... und kann.
 

skyblue99

Erfahrenes Mitglied
24.08.2019
4.906
6.540
Slots sind nicht an bestimmte Routen gebunden. Hat eine Airline einen slot, kann sie fliegen, wohin sie will.... und kann.

Ja, das weiß ich, aber ich wollte wissen, ob zu den Slots in FRA/MUC noch Slots an anderen Airports abgegeben werden müssen, die dann halt zeitlich zu einem Flug nach FRA/MUC passen.
 

wideroe

Erfahrenes Mitglied
13.01.2011
2.540
1.144
Die slot-Regulierung in UK ist vollkommen anders als in D. Dort kann man slots z.B. auch (ver-)kaufen, in D. dagegen fallen sie an den Regulierer zurück.

Die Slot-Regulierung beruht auf einer EU-Verordnung und ist europaweit identisch, da eine EU-Verordnung unmittelbar geltendes Recht in allen Mitgliedsstaaten ist.

Unterschiedlich ist lediglich die Beurteilung der betroffenen Rechtsordnungen, ob an den Slots eigentumsähnliche Rechte bestehen, die die Slots bilanzfähig machen.

Das, was laienhaft als Slothandel wahrgenommen wird, ist aufgrund der Rechtslage in der EU idR tatsächlich ein Slottausch "wertvolle gegen wertlose Slots", begleitet von finanziellen Nebengeräuschen zu Gunsten desjenigen, der die wertvollen Slots in den Tauschhandel einbringt. Denn wertlose, dh kommeriell nicht sinnvoll nutzbare Slots, gibt es selbst an Flughäfen wie LHR. Echten Slothandel gibt es hingegen in den USA, weil dort gänzlich andere Regeln gelten.
 

matmas

Erfahrenes Mitglied
28.07.2013
423
617
GVA
Von wem stammte die Vorgabe an die LOT? Von der EU? Oder vom Kreditgeber?

Der polnische Staat, zu dem ja die Airline gehört, war gleichzeitig Kreditgeber.

Die LOT musste zahlreiche Strecken streichen und Flieger abgeben sowie durfte die neuen Routen aufnehmen, bis der Kredit (zum größeren Teil oder vollständig - *ich kann mich nimmer genau erinnern) zurückbezahlt wurde. Da hat natürlich (v.a.) die LHG zugeschlagen und die Frequenzen erhöht bzw. weitere Regionalflughäfen angeflogen.
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
8.798
13.487
Trans Balkan Express
warum gibt die KfW oder wer auch immer im Auftrag des dt. Steuerzahlers nicht den notwendigen Kredit an LH und warum stört sich die "EU" nicht an der vorhandenen Staatsbeteiligung an Air France??

Zu 1) Auch Kredite müssen notifiziert werden.

Zu 2) Du schreibst es ja selbst. Die Staatsbeteiligungen bestehen schon. Es geht hier um neue Beihilfen.

Na, ich sag mal so: die Situation ist jetzt doch ziemlich weithin in der Öffentlichkeit bekannt.

Wenn LH wirklich pleite geht, wegen der "EU" und dem Unwillen oder der Unfähigkeit unserer Volksvertreter, deutsche Interessen angemessen zu vertreten, so wie die anderen, überwiegend, es im Übermaß mit ihren tun - während die gescheiterte FlintenUschi mit den Nullen jongliert, wie es zuletzt während der großen Inflation ab 1923 der Fall war - dann könnte das der Anfang vom Dexit sein.

Du plauzt eine Stammtischparole nach der anderen raus. Ist Dir das nicht selbst etwas peinlich? Die Regeln für die Beihilfen sind relativ eindeutig und wurden von der Bundesregierung mitgetragen. Die LH Juristen hätten sich an den Vorgaben orientieren können. Die LH "geht nicht wegen der EU pleite". Durch die Hybris von Spohr ist wertvolle Zeit verloren verstrichen. Und wie bereits mehrfach von Mitforisten geschrieben: Einige der Mitforisten gehen davon aus, dass die LH bereits insolvent ist und sich nur durch die nicht ausgezahlten Kundengelder und das Aussetzen der Insolvenzantragpflicht künstlich am Leben hält. In dieser Sitaution wäre der Vorstandchef besser beraten gewesen, wenn er sich vor einigen Wochen in den Staub geworfen hätte und einige Kröten geschluckt hätte. Dies wäre auf jeden Fall billiger gekommen, als das lange Pokern. Mit der EU hat das Verhalten der LH in den vergangenen Wochen aber auch rein gar nichts zu tun.

Über die Fragen, ob es wirklich im Interesse ist, LH zu retten darf diskutiert werden, weil es letztlich um Steuergelder geht (ich bin tatsächlich für rettung).

Im Übrigen musste die Air France auch Kröten schlucken: Umbau im Sinne des Klimschutzes, Wegfall von Strecken auf denen es Alternativen auf der Schiene gibt usw.

Und die Slots, die an andere Fluggesellschaften gehen würden, sorgen dafür, dass es keine Monopole und damit überhöhte Flugpreise gibt.
 

skyblue99

Erfahrenes Mitglied
24.08.2019
4.906
6.540
Im Übrigen musste die Air France auch Kröten schlucken: Umbau im Sinne des Klimschutzes, Wegfall von Strecken auf denen es Alternativen auf der Schiene gibt usw.

Diese Kröten standen lustigerweise aber allesamt im Strategieplan von Air France und werden jetzt etwas schneller und rabiater durchgezogen, als ohnehin geplant. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Lufthansa vor hatte, dem irischen Sklaventreiber Slots zur besten Zeit an den eigenen Hubs zu schenken.
 
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Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
20
Farewell City
(...) Stammtischparole (...) Ist (...) das nicht (...) peinlich?

Ich finde Stammtischparole, gelinde gesagt, eine massive Untertreibung. Dazu kommt die permanente Einflechtung aus meiner Sicht übelster Meinungs/Stimmungsmache aus extrem anmutenden Weltansichts-Positionen. Das gilt aber nicht nur im speziellen Fall.

(...) Durch die Hybris von Spohr ist wertvolle Zeit verloren verstrichen (...) In dieser Sitaution wäre der Vorstandchef besser beraten gewesen, wenn er sich vor einigen Wochen in den Staub geworfen hätte und einige Kröten geschluckt hätte (...)

Ich glaube, dass der Vorstand der Lufthansa im festen Glauben ist, sich bereits längst "in den Staub" geworfen zu haben. Aus deren Selbst-Verständnis, und dem grundsätzlichen Selbstverständnis.

Mich erinnert die aktuelle Entwicklung ein bißchen an Donald Trumps Ungläubigkeit / Unwilligkeit, als er sich damit konfrontiert sah tatsächlich die Präsidentschaft erlangt zu haben:

Die Lufthansa und ihre Unternehmensleiter haben selbst das Bild der "Unfehlbarkeit" und "Unverwundbarkeit" seit der Privatisierung befeuert. Mit Zügen von "Hybris" - so sehe ich das auch.

Nun findet sich die Firma in einer Lage wieder, in der ihr sozusagen alles auf die Füsse fällt - wirklich alles. Der Grund dafür spielt dabei gar keine Rolle - es muss psychologisch ein Schock und Einschnitt sein, wie man ihn seinem größten Feind nicht wünscht.

Der Vorstandsvorsitzende weiss doch längst das er "verloren" hat - und zwar vollkommen unabhängig davon, was passiert.

Geht die Rettung gut, wiederum egal unter welchen Bedingungen, muss der Vorstand liefern - und er weiss dass er das nicht hinkriegen wird.

Er wird es nicht hinbekommen, weil er für diese fundamentale Aufgabe nicht gerüstet ist - weder personell, noch erfahrungsmaessig, noch von seinem Standing im Haus.

Ein Scheitern der Rettung aufgrund Dritter wäre "Gesichtswahrend" - und irgendwie kann man sich die sachlichen Argumente auch für diese Variante zurecht legen.

Ich habe hier schon oft über den Unterschied zwischen "Leitern" und "Führern" geschrieben - Letztere sind eben rar.

Höchstbedauerlich für die Mitarbeiter.

Ihnen und den auf die Lufthansa angewiesenen Dritten (sei es als Kunde / Supplier usw) wäre eine Unternehmensfühung zu wünschen, die in der Krise "über sich hinauswächst".


@unseen_shores: Danke für die differenzierte Einschätzung!
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
25.212
11.069
irdisch
LH müsste jetzt mal ein paar Polit-Rosinen raussuchen, die sie der EU feierlich servieren kann: Klimaschutzorientierte Weiterabnahme der bestellten Jets bei Airbus, Rausrücken von Slots (natürlich nur ein paar unbenötigte), hoch und heilige Rückzugsplanung des Staates. Dann ist doch die Sache geritzt? Nur nicht weiter rumzicken. Dann wird es immer schlimmer. Da wächst dann sowieso Gras drüber.
 
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Rennip

Erfahrenes Mitglied
28.02.2016
1.467
411
Schuld an dem Desaster sind diejenigen in Berlin, die unbedingt mehr wollten, Aufsichtsratpöstchen pp, und damit eine frühere Rettung verhindert/verzögert haben.
Denn die Brüsseler Bedenken gibt es erst seit 2 (zwei) Wochen
"Vor zwei Wochen hat die Kommission ein Spezialstatut für staatliche Beteiligungen eingeführt, das die „allgemeinen“ Corona-Sonderregeln ergänzt.

https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...r-bruessel-kritik-zurueckhalten-16787390.html

Tolle Leistung Genossen von der SPD.
 

BOB58

Neues Mitglied
02.12.2019
13
0
Das Grundproblem ist die eigene Unehrlichkeit mit unserem politischen und rechtlichen, tatsächlichen und gefühlten Verhältnis zur EU.
Wir sprechen weiterhin von deutschen Airlines oder der deutschen Automobilindustrie - und das entspricht auch dem ehrlichen Verständnis. Wir fliegen natürlich auch andere Gesellschaften und fahren andere Autos, aber es wäre große Augenwischerei anzunehmen, dass uns in Deutschland eine Insolvenz von Air France oder Renault genauso nahegehen würde wie eine von Lufthansa oder VW - und sicherlich umgekehrt bei den Franzosen.
Aber genau dies ist ja das konsequente Leitziel einer EU: europäische Airlines und andere Unternehmen im Wettbewerb, aber ohne besondere nationale Identität. Und damit auch ohne eine nationale Regierung, die sie bevorzugt gegenüber anderen EU-Unternehmen unterstützt.
In der Vergangenheit haben die Politiker diese EU-Regeln selbst geschaffen, gleichzeitig aber immer an Ausnahmen gedacht, wie man sie im nationalen Interesse umgehen kann. Insbesondere die großen EU-Staaten sind immer davon ausgegangen, dass sie Brüssel nicht nur bezahlen, sondern auch unter Kontrolle haben - nicht aber, dass die EU sie bei ernsthaften Angelegenheiten in ihre Schranken weist. Das gilt selbst für eine Merkel, die ja hinsichtlich der EU-Einmischung beim LH-Deal auf ihrer persönlichen Emotionsskala geradezu explodiert ist.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
25.212
11.069
irdisch
Die EU wird der Angelegenheit zustimmen müssen. Das lamentieren über die EU als solche bringt dabei nichts. Es muss EU-konform gemacht werden und es wird ein Kompromiss sein. Also vielleicht schon mal besser Punkte auflisten, bei denen man der EU entgegen kommen kann? Trotzverhalten geht nur nach hinten los. Das sind nun auch andere Kaliber als mal ein Ministerpräsident hier und da. LH läuft die Zeit weg, wenn das jetzt nicht mal endlich unter Dach und Fach kommt.
 
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skyblue99

Erfahrenes Mitglied
24.08.2019
4.906
6.540
Aber genau dies ist ja das konsequente Leitziel einer EU: europäische Airlines und andere Unternehmen im Wettbewerb, aber ohne besondere nationale Identität.

Schönen Dank, aber so eine EU brauche ich so dringend wie Fußpilz und ich bin mir sicher, dass ich damit keine Spinnermeinung vom rechten Rand vertrete. Die EU-kritischen Stimmen werden in allen möglichen Newsforen gerade extrem laut (ja, laut ist nicht gleich viel, aber trotzdem ein Indikator) und selbst die meisten, die ruhig sind, werden sich mit Deutschland mehr identifizieren als mit der EU. Warum sollte es auch anders sein?
 
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Ratinger

Erfahrenes Mitglied
09.11.2013
338
74
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300x250
Interessanter Artikel in der FAZ:

https://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/streit-um-lufthansa-rettung-schaut-auf-alitalia-16789235.html

Bemisst man die Staatshilfen für Europas Fluglinien nach der Zahl der Mitarbeiter, müsste nach der Kapitaleinlage und dem Zuschuss für Alitalia in Höhe von insgesamt 3,35 Milliarden Euro der deutsche Wettbewerber Lufthansa stolze 40 Milliarden Euro erhalten – und zwar nicht rückzahlbar. So sind die aktuellen Größenverhältnisse zwischen den Unternehmen.
 
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