Hey,
zwei kleine Anmerkungen noch: Beim Pferdefleischskandal ging es ja einerseits um die Falschetikettierung. Diese ist in der Tat nicht so gravierend wenn letztendlich keine gesundheitliche Gefahr ausgeht. Warum auch? Wenn statt Rindfleisch Hühnchen drin ist dann tritt man zwar den Hühnchenverweigerern auf den Schlips aber sie sterben nicht daran und eine Allergie nur gegen Hühnchen- oder Pferdefleisch ist auch sehr selten. Dementsprechend ist es einfach falsch etikettiert, ohne irgendwelche Gefahren.
Ein anderer Punkt ist wenn im Lebensmittel zusätzlich noch Medikamentenrückstände oder Schwermetalle gefunden wurden, die über den Grenzwerten liegen. Dann geht das ganze schon in eine andere Richtung und es sind meines Wissens nach auch massive Strafen möglich. Dieser "Gesetzesfall" deckt ja auch Fälle ab wo Leute durch gesundheitsgefährdende Lebensmittel sterben oder Epidemien auftreten. Hier (aber auch nur falls Rückstände drin sind) sollte und wird vermutlich auch hart durchgegriffen.
Dann wurde in einem Beitrag auf die Beschäftigungszahlen in der Lebensmittelindustrie hingewiesen und durchschnittlich 40 Beschäftigte angenommen. Welcher Metzger, Bäcker oder welches Café, Restaurant oder Imbissbude hat 40 Angestellte? Man muss bedenken, dass ein Großteil der in der Lebensmittelindustrie arbeitenden Betriebe Kleinstbetriebe sind und es nur wenige große Betriebe mit vielen Angestellten gibt. Aus diesem Grund sind die vermuteten 40 Beschäftigten viel zu hoch angesetzt.
Eine letzte Sache noch zur Kennzeichnung: Es ist natürlich begrüßenswert wenn man weiß wo die Produkte oder das Fleisch herkommen. Was jedoch denke ich um einiges wichtiger wäre ist die Auflistung aller in einem Lebensmittel enthaltenen Stoffe, so wie es bereits bei Kosmetika (INCI) der Fall ist. Aktuell kann ich zum Beispiel eine Aprikosenkonfitüre als Zutat für ein Gebäck angeben, ohne die Inhaltsstoffe dieser Konfitüre angeben zu müssen, obwohl sie ja trotzdem letztendlich drin sind. Somit kann ich auch nicht sagen: Ich möchte ein Produkt ohne Konservierungsstoffe; weil in einer verwendeten Zutat ja trotzdem Konservierungsmittel verwendet werden könnten.
Leider hat man es versäumt (oder nicht gewollt) diese Kennzeichnung verpflichtend in die neue EU-Kennzeichnungsverordnung (1169/2011), welche ab 2014 gilt, aufzunehmen. Immerhin ist dann die Angabe der Nährwerttabelle (Brennwert, Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß) verpflichtend, was auch schonmal ein großer Fortschritt ist und insbesondere den Lebensmittelimporteuren viel Freude bereiten wird (z.B. in Asia- oder Russenläden).
In den Medien wird aktuell hauptsächlich Panik verbreitet, allerdings bestürzt es mich wenn ich in einigen Sendungen sensationsheischend darauf aufmerksam gemacht werden kann, dass Kühe nicht mehr glücklich auf der Weide stehen und dann ohne Leid und Schlachten und handvearbeitet als Wurst auf meinem Teller liegen. Wenn vielen Leuten nicht klar ist, wie die Lebensmitteltechnologie (Verarbeitung) erfolgt und dass das ein durchrationalisierter Prozess mit vielen Maschinen ist, dann ist wohl wirklich Bildung das einzig sinnvolle Mittel. Interessanterweise laufen hierbei auch auf den Privaten (N24 oder ähnliches) oftmals interessante Dokus darüber wie ein bestimmtes Produkt lebensmitteltechnisch verarbeitet ist. Alternativ bietet sich auch die "Sendung mit der Maus" an. Für detaillierte Infos stehen darüber hinaus über die Unibibliotheken und (falls nicht vorhanden) dem Fernleihesystem eine Großzahl an Fachbüchern zur Verfügung, die oftmals auch für den Laien verständlich die Prozesse erklären und auch im Detail erläutern.
Da ich aktuell in diesem Bereich studiere, freue ich mich aber natürlich auch über laute Rufe nach mehr Kontrollen; ist ja nicht schlecht für den Arbeitsplatz

. Ob es allerdings dann auch gleich noch mehr Gesetze sein müssen (man könnte ja erstmal die alten etwas entrümpeln, da diese sich oft mit EU-Verordnungen überschneiden), sei dahingestellt.