Nach langem Mitlesen nun auch einmal 'was von mir.
Am Freitag bin ich zu meiner ersten OBC Mission gestartet. Wobei „OBC Abenteuer“ wohl treffender ist… Aber der Reihe nach:
Am Donnerstag erhalte ich, 'mal wieder, eine Anfrage für eine OBC Mission. Bislang konnte ich bei keiner Mission zusagen, weil entweder terminlich nicht passend oder zu kurzfristig, oder mit Abholung im Ausland. Am Donnerstag nun eine Anfrage für ZRH-MEX über’s Wochenende, von Freitag bis Montag. Ankunft in MEX am Samstag früh, und Rückflug am Sonntag Abend. Somit genug Zeit für etwas Sightseeing - Perfekt. Also spontan zugesagt, und 2 Stunden später auch tatsächlich den Auftrag erhalten.
Ursprünglich sollte es am Freitag um 15 Uhr von Zürich via London und Madrid nach Mexiko gehen. Das Routing wurde dann aber noch etwas vereinfacht / optimiert auf ZRH - CDG - MEX, mit Start um 18 Uhr. Prima.
Noch am Donnerstag Abend erhalte ich die Info, dass ich das Paket nicht selber abholen muss, sondern es mir am Freitag Morgen um 8 Uhr per Kurier nach Hause geliefert wird. Handgepäck, nur etwa so gross wie ein Schuhkarton, nur 1 Kg Gewicht. Wunderbar.
Der Auftrag ist dann auch schon am Flughafen in MEX für mich zu Ende, wo ein Kurierfahrer das Paket übernehmen soll.
Auch die Zollpapiere erhalte ich noch in der Nacht auf Freitag - alles perfekt organisiert und vorbereitet. Kann also losgehen.
Am Freitag Nachmittag also fahre ich mit meiner Sendung zum Flughafen nach Zürich, zeige das Paket kurz beim Zoll, und warte auf das Boarding des Fluges nach Paris. In CDG habe ich 3 Stunden für den Transit, also mehr als ausreichend. Und so werde ich noch nicht nervös, als die geplante Abflugzeit zuerst um 15 Minuten, dann um 50 Minuten, und schliesslich um 90 Minuten verspätet ist. Irgendwann kommt das Flugzeug dann auch an, aber kurz darauf folgt die Meldung auf’s Handy: Flug annulliert. Warum weiss vor Ort niemand. Möglicherweise würde jedoch mit dem Rückflug nach Paris die Dienstzeit der Crew überschritten, so die Vermutung des Gate-Agents.
Mit dem Auftraggeber stehe ich über WhatsApp ständig in Kontakt, und ich werde auf den Air France Morgenflug am Samstag umgebucht. Weiterflug nach MEX dann kurz vor Mittag. Am Transfer-Desk nach 1 Stunde Warterei einen Hotelvoucher bekommen, und um 23 Uhr dann endlich im Hotel. Kein optimaler Start…
Am nächsten Morgen um 5:30 Uhr beim Check-In dann die nächste Panne: keine Reservierung vorhanden, Flug überbucht... Keine Chance noch rechtzeitig nach Paris zu kommen. Na toll…
Innert 30 Minuten dann Umbuchung auf BA via London. Los geht’s nun um 11 Uhr nach London, weiter dann um 15 Uhr nach Mexiko. Ankunft MEX erst Samstag Nacht. Mist.
Diesmal hält sich die Verspätung in Grenzen, und wir boarden den Flug nach London (fast) pünktlich. Nach dem Push-Back stehen wir allerdings 20 Minuten auf dem Vorfeld. Dann die Ansage: Hydraulikproblem. Techniker werden aufgeboten, aber nach rund einer weiteren Stunde auf dem Vorfeld steht fest: kann nicht repariert werden. Also mit dem Bus zurück zum Terminal, und die Info erhalten, alle müssen sich Landside beim Service-Desk zur Umbuchung melden.
Die dadurch notwendige Schengen-Einreise, Anstehen am Servicedesk und Umbuchen, Security-Check, und wieder Schengen-Ausreise dauern aber vermutlich viel zu lange. Stattdessen versuche ich mein Glück direkt am Gate für den 13:10 Uhr Flug nach London. Die Chance, dass ich dann überhaupt noch den Anschlussflug nach MEX erwische, sind zwar gering, aber den Versuch ist’s wert. Der hilfsbereite Gate-Agent schafft es dann nach viel Telefonieren tatsächlich, mich auf diesen Flug zu buchen, zusammen mit einem weiteren Passagier, der auch diesen „Shortcut“ gewählt hat.
Kurz vor Boarding dann eine Ansage: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass aufgrund eines technischen Problems…“ An dieser Stelle schwindet langsam meine Hoffnung, überhaupt noch irgendwann mit meinem Schuhkarton aus diesem verd****** Zürich wegzukommen. Die Technische Störung betrifft dann aber nur die Toiletten. Kein Grund, nicht zu fliegen. Läuft.
London erreiche ich dann 25 Minuten vor der planmässigen Schliessung des MEX Gates. Knapp, aber machbar. Viel Zeit kostet allerdings die Bordkarten-Kontrolle vor der Security. BA hat wohl nicht mehr damit gerechnet, dass ich es noch rechtzeitig nach London schaffe, und hat mich aus dem Flug entfernt… Nach 5 Min. Telefonieren (die mir wie 20 Minuten vorkommen) ist aber auch dieses Problem gelöst, und ich renne zum Sicherheitscheck, danach zum Zug für die C-Gates, und wieder die Treppe hinauf und zum Gate, wo ich’s tatsächlich als Letzter noch auf den Flug schaffe.
An Bord dann jedoch die Überraschung: Auf „meinem“ Gangplatz sitzt jemand. Und dieser Jemand hat auch eine Bordkarte für diesen Platz. Der Purser hat für mich nur eine Option: Letzte Reihe, Mittelblock, Mittelsitz. Links ein stattlicher Mexikaner, rechts ein sehr stattlicher Mexikaner. Toll. Flug ansonsten komplett voll. Meine Begeisterung ist mir wohl in’s Gesicht geschrieben. Der Purser und die Crew kümmern sich jedenfalls rührend um mich. Und über die Flasche Champagner (aus dem Duty-Free Sortiment, oder vielleicht von weiter vorne, keine Ahnung) freut sich mittlerweile der Kurierfahrer, der das Paket am Flughafen MEX abgeholt hat.
Der Flug verläuft ansonsten ausnahmsweise ohne technische Probleme, und die Ankunft in MEX ist fast pünktlich. Die Zoll arbeitet gemütlich und die Abwicklung dauert eine Weile, klappt aber wie die Abholung des Pakets direkt im Ankunftsbereich ohne weitere Zwischenfälle. Danach mit dem Taxi ins Hotel.
Oh mann, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Hat mir allerdings als eine Art Therapie trotzdem gut getan…
Nun freue ich mich auf wenigstens ein paar Stunden Mexiko, bevor es heute Abend, hoffentlich mit ein paar Pannen weniger, wieder zurück nach ZRH geht…