Mich haben einige Faktoren an der Grundkonstellation des Films gestört.
Bei der Vorlaufzeit, warum wurde die Option "Räumung des Stadions" gar nicht erst in Erwägung gezogen, die für mich allererste Maßnahme?
So hatte ich dadurch in bestimmten Szenen das Gefühl, die Staatsanwältin ist eigentlich gerade Verteidigerin des Angeklagten.
Zweitens,
so ok ich insgesamt für einen deutschen Film (die ich normalerweise nicht mag) die schauspielerischen Leistungen fand,
so unglaubwürdig ist bei dieser Konstellation für mich, daß der Angeklagte kein Bedauern für die "Maßnahme" und damit den aus seiner Sicht "unvermeidlichen aber nichts desto trotz extrem bedauerlichen und belastenden Tod der Flugzeuginsassen" äußerte.
Egal, wie richtig man persönlich als Handelnder möglicherweise diese Handlung empfindet, so ist doch sicher da auch viel Trauer um die Toten- und auch Schuldgefühle. Unabhängig davon, daß er meinte, damit mehr Menschen retten zu können.
Für mich fast unglaubwürdig, daß das nicht zur Sprache kam.
Das Theaterstück ist von Dezember 2015, schon damals war doch lange bekannt, daß sich Cockpit-Türen nicht mehr so leicht von außen öffnen lassen?
Das ist doch eine Maßnahme der Erfahrungen von 9/11?!
Warum wurde das dann so thematisiert im Film, als hätten die Passagiere da eine realistische Chance- und damit vielleicht eine Chance, die Entführung abzubrechen?
Der Terrorist im Cockpit hätte doch wahrscheinlich ein Eindringen zu verhindern gewußt?
Habe ich da gerade einen Denkfehler bezüglich der Crew, die das könnte?
Ein nicht nennenswerter Bruchteil der 87 % wären möglicherweise mit dem Abschluss des Flugzeuges einverstanden, wenn sie selbst in diesem sitzen würden.
Möglicherweise sogar keine Person der 87 %.
Gut, ich komme beruflich vielleicht aus einer anderen Ecke und sehe das entsprechend relativ emotionslos und rational-
vor allem sehe ich Relationen als nicht unwesentlich, also sind (bei gleichen anderen Faktoren) für mich 70.000 eindeutig schützenswerter als 150, so bedauerlich ich dann den Tod der 150 fände.
Aber ganz klar ist vor allem, ich möchte nicht als Waffe mißbraucht werden und ich wäre froh und dankbar, wenn mein sowieso anscheinend unvermeidlicher Tod nicht noch andere Menschen mit in den Tod reißt.
Ich gehe sogar soweit, daß ich sage, in der Theorie sehe ich ein und akzeptiere das auch, wenn meine Angehörigen drin sitzen-
ich sowieso.
Natürlich wäre das schmerzhaft und furchtbar und ich würde es nicht entscheiden wollen,
aber rational kann ich das akzeptieren.
Das fand ich (bei dieser Konstellation) übrigens auch eher unglaubwürdig, daß der Soldat auf die Frage, was wäre, wenn seine Familie drin säße, keine Antwort wußte bzw. implizierte, dann hätte er es nicht gekonnt.
Dann hätte vielleicht der zweite Kampfpilot entscheiden müssen.
Was mir gut gefiel war die Szene, als gezeigt wurde, wie die Boden-Führungs- und Entscheidungs-Ebene ihrer Verpflichtung eben nicht nachkam, sondern anscheinend ohne Worte davon ausging, daß der Pilot so handeln wird.
Denn sonst, und da wären wir am Anfang, wäre die Stadion-Räumung die erste wichtige Maßnahme gewesen.
Ich habe es so empfunden, daß der Pilot da oben relativ allein gelassen wurde.
Der Befehl hieß "nicht schießen", aber gleichzeitig wurde die Zivilbevölkerung im Stadion nicht geschützt, das finde ich total widersinnig- und es wirkt auf mich eben doch wie eine stillschweigende Aufforderung bzw. Billigung der Befehlsverweigerung.
Und ja, mir ist beim Einsteigen in ein Flugzeug bewußt, daß es entführt werden kann oder abstürzen, das nehme ich bewußt und konkret in Kauf (ebenso wie die Gefahr auf Autobahnen/Straßen, wo viele selten drüber nachdenken).
Falsch fand ich, daß der Zuschauer nur Schuldig oder Nicht schuldig urteilen konnte,
keine abgestuften Möglichkeiten bestanden.
So war ich eindeutig (unter diesen Umständen) für nicht schuldig,
hätte es andere Wahlmöglichkeiten gegeben, dann wäre es sowas wie Schuldig, aber milde Strafe geworden.
Der Fall von Metzler war für mich ähnlich,
natürlich war Herr Daschner schuldig im Sinne der Anklage, aber ich war froh und dankbar, daß es zu einem vergleichsweise milden Urteil kam und wäre ich ein Elternteil gewesen, dann wäre ich ebenso froh und dankbar, daß sich jemand bewußt so entschieden hat, um mein Kind vielleicht noch zu retten.
PS: ich konnte online auch nicht abstimmen, Seite war zu dem Zeitpunkt dicht.
