Hab die Details nicht mehr genau im Kopf: aber im Prinzip muss man für nen ordentlich Trip zur Mauer (Stelle, die nicht so überlaufen ist) im Prinzip von Peking einen ganzen Tag von früh morgens bis abends einplanen. Haben wir uns damals nicht gegönnt, aber auch nicht den Mumm gehabt zu sagen, wir fahren nicht zur Mauer
- im Nachhinein, wäre das aber das Richtige gewesen. Ich war von dem Ding absolut nicht beeindruckt.
/ xanth
Hierzu eine kleine Geschichte, ganz am Rande:
In jungen Jahren und als Italienliebhaber, der ich einmal war, verbrachte ich gerne meine Zeit im absolut verschlafenen und furchtbar überalterten Sorrent, immer gerne im Hotel Presidente (ein furchtbar altmodischer, wunderschöner Kasten) auf den Klippen. Sorrent ist im übrigen sehr genial gelegen, um die herrliche Amalfiküste, Herculaneum, Pompeji, den Vesuv oder aber das absolut grandiose Neapel zu erkunden...
Was wollte ich eigentlich sagen?
Ach ja, natürlich war auch ein Besuch der in den 60/70ern fast schon kulthaften, Sorrent vorgelagerten (ganz nebenbei: wenn die Scharen der Tagestouristen per Luftkissenboot denn endlich abdüsen auch sehr hübschen!) Insel Capri angesagt. Bereits am Hafen wurde man dort abgefangen und sofort auf ein "Schnellboot"
rolleyes
verfrachtet, um die sagenumwobene blaue Grotte zu besichtigen. Müsig zu erwähnen, dass hierfür typisch italienisch ein astronomischer Preis veranschlagt wurde. Auf Druck meiner Reisebegleitung hin erklärte ich mich bereit, den durchschnittlichen Wochenlohn eines sizilianischen Fischers zu zahlen, um eben diese Grotte zu besuchen. Nach einer etwa zehnminütigen Fahrt erreichten wir eben diese. Dort warteten jene eben schon erwähnten sizilianischen Fischer, um uns mit ihren kleinen Nussschalen durch den nur ca. 80 cm hohen Eingang zur Grotte zu schippern. Natürlich zu eben noch einmal demselben Preis wie der "Anlieferung" per Schnellboot bis zum Grotteneingang. Da ich bei diesen Dingen zu sehr Schwabe bin und weder Lust habe, einen faulen Fischer dahingehend zu subventionieren, dass er dumme Deutsche ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, auch nicht bereit bin, den Gegenwert einer Hotelübernachtung im gehobenen Bereich für 5 Minuten Ruderbootfahrt zu zahlen, zudem das Wetter eher mies und rauh und grau war und ich mich auf dem Wasser alles andere als wohl fühle, war ich der Einzige der rund 20 Passagiere an Bord, der die kostenpflichtige Zwangsembarkation auf die wartenden Nussschalen ablehnte.
Und Leute, bei der Rückkehr der Grottenfahrer wurde ich gefeiert wie ein Held!!! Zum einen war die blaue Grotte aufgrund des grauen Himmels und der damit verbundenen Lichtspiegelung an diesem Tag eher grau. Durch den etwas rauhen Seegang hatten sich unzählige "übers-Ohr-gehauene" zusätzlich auch noch den Kopf an der Grotteneinfahrt angehauen und zwei der Bildungsbürger hatten zudem noch ihre Brille bei diesem Abenteuer auf nimmer wieder sehen an die Wogen verloren...
Jedenfalls wurde mir noch die gesamte Rückfahrt auf die Schulter geklopft, mein Wagemut und meine Charakterstärke, den mafiosen Erpressungsversuchen der Nussschalenfahrer zu widerstehen und überhaupt meine Weltläufigkeit und Coolness bewundert.
Und die Moral von der Geschicht?
Na ja, man muss nicht alles gesehen haben. Touristenmassen, landesuntypische und völlig überzogene Preise, sowie eine gewisse Klientel an Reisenden, die bestimmte Dinge unbedingt gesehen haben müssen, sind für mich absolut sichere Kontraindikatoren, genau diese sagenumwobenen Sehenswürdigkeiten zu meiden. Ich bin mir sicher, dass die chinesische Mauer ihren Charme hat. Aber definitiv nicht dort, wo Massen an Menschen hingekarrt werden. Sie ist ja zum Glück lang genug, so dass man sicherlich ein stilles, zugewachsenes und ein wenig zum Nachdenken über das, was dieser Ort einmal bedeutet hat, geeignetes Plätzchen dort finden wird...