Da ist man am Startflughafen in besseren Händen.
Also ich strande lieber 1 Flugstunde von meinem Endziel entfernt (mit 20 Flügen pro Tag zu meinem Ziel, und bestenfalls sogar noch einer Zugoption), als 12 Stunden entfernt (mit einem Flug pro Tag)...
Die Situation am Startflughafen ist bestenfalls eindeutig: Ich weiss die Reise fällt aus und ich kann wieder nach Hause fahren. Macht meinen Kunden aber nicht gerade glücklich.
Ich habe auch schon erlebt, dass wir HNL-DEN in LAS zwischengelandet sind, eine Stunde auf das Ende des heftigen Schneefalls gewartet haben, und dann nach DEN weitergeflogen sind.
War wesentlich zielführender, als gleich in HNL aufzugeben. Bei wetterbedingten Problemen ist es völlig unsinnig, schon 12 Stunden vorher wissen zu wollen, was einen am Ziel erwartet, und bereits 12 Stunden im Voraus eine Entscheidung zu treffen, die sich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit als falsch herausstellt.
Eine Airline die über 24 Stunden vor einem eventuellen Problem (mit einigen Rückfalloptionen) bereits den Flug streicht, disqualifiziert sich für mich als kundenfreundliche Airline.
Im speziellen Fall war KIX schon wieder offen, ehe NRT und HND überhaupt zu gemacht haben. Aus Europa kommend, hätte man alle Kunden zumindest schonmal nach Japan bekommen können.
Aus den USA kommend war die Situation in der Tat schwerer, da hätte man in jedem Fall zumindest durch Ausläufer des Taifuns fliegen müssen, wenn man hätte diverten wollen.
Ich finde es völlig absurd einfach mal auf Verdacht loszufliegen in der Hoffnung dass die Ausnahmesituation am Zielflughafen sich vielleicht ändert. wie kann man auf eine solche schwachsinnige Idee kommen?
Ich finde es völlig absurd einfach mal auf Verdacht zuhause zu bleiben, aus Angst es könne sich vielleicht eine völlig unvorhersehbare Ausnahmesituation am Zielflughafen entwickeln, solange ich eine Hand voll Alternates habe...
Am Ende war keiner der 4 großen Flughäfen auf Honshu auch nur 24 Stunden geschlossen. In Suzuka konnte man ja im Fernsehen live miterleben, was in NGO (10 Kilometer entfernt) abgegangen ist. Natürlich ein paar Stunden richtig Sturm und enormer Regen, aber wo ist das Problem? Dann macht man halt mal Pause und zieht sich in sichere Räumlichkeiten zurück. Danach geht das Leben weiter.
Zugegeben, ich habe noch keinen Taifun erlebt, aber Hurrikane. Ich kann mir nicht vorstellen dass es da riesige Unterschiede gibt und die ersten Stunden nach Durchzug eines Taifun/Hurrikan sollten dem Aufräumen und Absichern dienen und nicht dem Empfang eines wagemutigen Piloten.
Auf den meisten Japanischen Flughäfen braucht man danach wenig aufzuräumen. Japan hat jedes Jahr 10-20 Taifune (das war ja jetzt Nr. 19 in dieser Saison, In Japan benutzt niemand die Namen sondern nur die Nummern), die haben weitestgehend dafür geplant, die kennen das. Das ist der größte Unterschied.
Im Bergland sieht es ein wenig unvorhersehbarer aus (Schlammlawinen, Erdrutsche...), und auch die Shinkansen-Strecke Nagoya-Tokyo quert zumindest zwei Flüsse die aus dem Bergland allerlei Überraschungen parat haben können, deshalb wurde die durchaus nachvollziehbar komplett geschlossen. Da läuft aber auch schon lange wieder alles planmäßig.
Mit wagemutig hat das gar nichts zu tun, eher mit Erfahrung und solider, kundenorientierter Planung. Das Risiko einzugehen, im besten Fall etwas Gas rausnehmen und um 1 Stunde verzögern, im schlimmsten Fall in ICN mal ein wenig nachzutanken und 2 Stunden auf den Flug zum endgültigen Ziel warten zu müssen ist nun kein echtes Horrorszenario. Vor allem, wenn man es bereits so voll durchgeplant und 10 Stunden vorher mit dem Flughafen abgesprochen hat.
Da habe ich schon wagemutigere Piloten erlebt, die in Richtung einer angesagten schweren Gewitterfront (Mit Sturm, Hagel und Tornadowarnung) im Nordosten der USA losgeflogen sind, die wesentlich schlechter vorhersagbar ist und auf breiter Front gleich eine Menge Alternates auf einmal lahmlegt, und die einem vor allem entgegenzieht und einen draussen auf dem Atlantik verhungern lässt. Einem abziehenden Taifun über China/Korea hinterherzufliegen ist dagegen nichts.