Liebes ZDF
"Zeit heilt alle Wunden" oder " Über die Sache Grass wachsen zu lassen" wäre eine noch schlechtere Herangehensweise.
Beginnen Sie schon heute damit, den ausgefallenen Showablauf umzugestallten, dass er entweder als Aufarbeitung des Geschehenen oder als Benefiz dienen könnte. Selber Ort, selbe Showacts /Gäste, ausgefallene Wettangebote (nicht wirklich leicht zu organisieren und sehr anspruchsvoll, zugegeben). Aber ein deutliches Zeichen für und von allen Beteiligten.
Wer jetzt meinen Beitrag hier für verfrüht und pietätlos hält. Es mag sein das dieses so ist. Ein kurzes darauf eingehen in Gottschalks Jahresrückblick oder ein Eingehen auf das Geschehene am Anfang der nächsten planmässigen Wetten Dass Sendung empfinde ich jedoch als nicht ausreichend und der Sache gerechtwerdend!
Ich nehme an oder hoffe zumindest, du schreibst das alt gutmenschliche Realsatire. Musste jedenfalls herzlich lachen.
Im Ernst: Das Ganze war ein Zirkusakt, bei dem ein Unfall passiert ist. Sowas gibt es leider immer wieder, trotzdem geht die Show natürlich weiter – weil die Zirkusartisten nicht arbeitslos werden wollen, und weil das Publikum gern in den Zirkus geht.
In Deutschland passieren gleichzeitig noch viel schlimmere Dinge: Kinder werden auf dem Schulweg überfahren, weil Straße glatt – sie sind dann entweder tot oder schwer verletzt, es gibt bleibende Schäden. Niemand spendet für sie, niemand bringt sie in irgendwelche Jahresrückblicke, und niemand macht für sie gar Sondersendungen mit Spendenaktion. Und niemand bietet ihnen eine Anstellung, damit sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt haben.
Der verunglückte Herr Koch hat die Sendung als kostenlose Publicity-Plattform benutzt, um als Stuntman und Schauspieler bekannt, erfolgreich und wohlhabend zu werden. Ein typisches Bartering-Geschäft: Du gibst mir eine große Öffentlichkeit (Werbeeffekt), ich gebe dir und dieser Öffentlichkeit ne gute Show. Win-win. Bis halt mal was schiefgeht. Dass die Sendung gut und sicher gemacht ist, sieht man daran, dass trotz vieler packender Stunts sehr lange nichts schiefgegangen ist. Ganz im Gegensatz zum Autoverkehr, wo es tagtäglich kracht und wirklich Unschuldige ihre Existenz verlieren.
Ganz ähnlich machen es die Hollywood-Sternchen, die sich auf Tommys Couch setzen, ihren neuen Film/Song vorstellen und als Gegenleistung ein wenig aus dem Nähkästen plaudern, damit das Publikum "die private Seite" ihres Stars ein wenig kennenlernen kann. Nur dass Singen und Plaudern nicht so gefährlich ist wie über fahrende Autos hopsen, trotzdem hat sich auch hier schon manch einer um Kopf und Kragen geredet und seiner Karriere einen Knick verpasst.
Es ist ganz einfach: Wie bei jedem Unfall wird man analysieren und sehen, ob man noch etwas verbessern kann. Und mit dem Restrisiko leben müssen. So wie man es auch nach jedem Flugunfall macht. Da gibt's auch einen sachlichen Bericht mit Erklärungen, Analysen und Empfehlungen. Dass die verursachenden Airlines den Schwerverletzten im Anschluss eine Anstellung geben sollen, wäre allerdings neu. Dabei haben sich die Paxe nichtmal absichtlich oder unnötig in Gefahr begeben – ganz im Gegensatz zu dem Herrn Koch, der offensichtlich stark erhöhte Risiken zu seinem Job (Stuntman) machen und die Sendung dafür als Werbeplattform nutzen wollte.