Vorankündigung: Demo wegen Fluglärm am Samstag, 04.02.2012 in Frankfurt, Terminal 1!

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Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
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Dann ziehst du die Gegebenheiten im Luftverkehr nicht in Betracht. Ich habe ja oben schonmal darauf hingewiesen, dass das Nachtflugverbot ja quasi über Nacht vom VGH kam. Gerade in Asien sind die Flughäfen aber proppevoll und dort interessiert sich aber gelinde gesagt keiner für irgendwelche deutschen Gerichte, die jetzt nachts Flughäfen schließen. Flugpläne sind etwas, was länger im Vorraus gemacht werden muss und was man wegen Slots&Co mal nicht von heute auf morgen ändern kann. Die Flüge nach CGN haben LH Cargo - wie schon von mir ausgeführt - ne Stange Geld gekostet und das war natürlich auf Dauer nicht Wettbewerbsfähig, sodass klar war, dass man bei entsprechender Slotverfügbarkeit in Asien nach FRA als Tagflug zurückkehrt. Natürlich kann man nun einige Produkte den Kunden nicht anbieten und einiges der "Abendfracht" hat nunmehr keinen Anschluss, dass geht jetzt halt mit der Konkurrenz über ausländische Standorte, womit wir wieder bei den wirtschaftlichen Interessen wären.

Erstmal vorweg, auch an die anderen Diskutanten: danke für die sachliche Diskussion :))

Man kann es so sehen, wie Du: „Das Nachtflugverbot kam über Nacht“.

Man hätte aber als Konzernlenker auch denken können: die Verfahren sind noch nicht endgültig abgeschlossen, daher kann aus dieser Ecke noch etwas kommen. Ich habe davon keine Ahnung, aber wäre es dann nicht möglich gewesen, sich diese Überflugrechte schon im Vorfeld zu sichern? Das wäre dann quasi eine Art Versicherung gewesen. Und wenn die Nachtflüge weiter erlaubt wären, wäre das halt eine Versicherungsprämie ohne Schadensfall gewesen. Entweder hat man diese Gefahr „Nachtflugverbot“ wirklich nicht gesehen – dann würde man wirklich sehr kurzsichtig agieren - oder die Kosten für diese Versicherung waren zu hoch, dann hat man eben eine unternehmerische Entscheidung getroffen, die immer risikobehaftet ist.

Ich versuche hier wirklich sachlich zu bleiben - aber genauso wie du da bei Lärm Schwierigkeiten hast, habe ich da manchmal Schwierigkeiten, wenn man sich anschaut wie wir im internationalen Wettbewerb manchmal unsere wirtschaftlichen Interessen mit Füßen treten - in D gibt es keine großen Rohstoffvorkommen oder ähnliches - wir müssen also woanders punkten.

Ich persönlich bin wirtschaftlichen Argumenten gegenüber ja keineswegs taub. Dafür stehe ich zu lange selbst im Wirtschaftsleben. Aber ab einem bestimmten Punkt kommt ganz einfach die Biologie ins Spiel. So, wie wir nicht permanent 48 Stunden arbeiten können – natürlich am Stück – so kommen Menschen nur eine relativ kurze Zeit ohne Schlaf aus. Und werden bei permanent gestörtem Schlaf nachweislich krank.

Man kann mit diesem Dilemma jetzt verschieden umgehen:
1. Die Betroffenen sollen sich nicht so anstellen, sie müssen ein Sonderopfer bringen und auf Kolateralschäden können wir keine Rücksicht nehmen.
2. Die Wirtschaft soll sich nicht so anstellen, auf wirtschaftliche Einbußen können wir keine Rücksicht nehmen.
3. Man findet Mittel und Wege für einen Kompromiss.

Bis zu den unerwartet massiven Protesten wurde eigentlich nur die Alternative 1) verfolgt. Erst jetzt überlegt man langsam an Alternative 3), wobei mir der Glaube für die Ernsthaftigkeit dieser Bemühungen fehlt. Sonst hätte man diese Überlegungen ja auch schon im Vorfeld der Inbetriebnahme der neuen Landebahn anstellen können. Gerichtlich entschieden wurde jetzt zumindest für eine Übergangszeit Alternative 2), wenn auch zunächst nur für eine „Rumpfnacht“.

Und bedeutet Dein Standpunkt, dass man für die deutsche Wirtschaft statistisch betrachtet auch Menschenleben opfern soll? Ich meine das gar nicht polemisch. Auch die Zigarettenindustrie schafft Arbeitsplätze und die Tabaksteuer jede Menge staatlicher Einnahmen. Hier hat man ja ganz klar entschieden, dass „man“ das will. Und rechnet die Gesundheitskosten nicht dagegen.

Aber sollte man den Opfern nicht wenigstens eine faire Chance auf eine Wahl geben? Einen Raum mit Zigarettenrauch kann ich verlassen und selbst auf Zigaretten verzichten. Wie geht das bei Fluglärm? Und wie würde man diese Wahl organisieren und darstellen?

Ein anderer Punkt was mich persönlich noch interessieren würde: Wie macht ihr Fluglärmgegner das eigentlich untereinander? Das ist doch komisch, dass das als so eine homogene Masse auftritt?? Denn es gibt ja nicht mehr Lärm, der ist jetzt nur teilweie woanders oder breiter verteilt. Sollte das BVerwG jetzt die gesamte Bahn kippen, dann wäre ja der "alte" Flughafen wieder da. Klar dann hätten die konkreten Kläger sicher keinen Lärm mehr, aber es gäbe wieder wie vorher unbegrenzte Nachtflüge, sodass es für andere sicher schlimmer als jetzt wird.

Zunächst ist der Protest gar nicht so homogen, wie es offenbar scheint. In Rhein-Main gibt es inzwischen über siebzig Bürgerinitiativen, die meist sehr lokal organisiert sind. Diese sind wiederrum in einem Bündnis zusammengeschlossen und untereinander eng vernetzt.

Die Aussage, dass es aktuell nicht mehr Lärm gibt, ist so pauschal nicht korrekt, ich hatte es im OT-Thread schon mal geschrieben und setze es hier nochmal her:

Für die Gemeinden im direkten Umfeld des Flughafens trifft der geschilderte Sachverhalt wohl zu, wobei ich dies nicht aus eigener Anschauung beurteilen kann. Aber hier ist es wohl tatsächlich so, dass die Belastung von z.B. Flörsheim mit einer partiellen Entlastung von Raunheim einhergeht. Einfach weil ein Teil der Anflüge über die neue Bahn abgewickelt wird.

Was dabei aber übersehen wird: mit dem Abflug über die Südumfliegung an Mainz vorbei wird eine Vielzahl von Menschen neu belastet.

Und der Punkt, der jetzt zu einer solchen Mobilisierung in der Fläche führt, ist das Anflugverfahren. In Vorbereitung der erwarteten Flugbewegungen wurde der Luftraum neu geordnet und dabei der Gegenanflug massiv abgesenkt. Diese Absenkung ist es, die bei uns ganz konkret für die Probleme sorgt mit Überflughöhen von geschätzten gut 1000 Meter über Grund. Ich wüsste aber nicht, wer dadurch jetzt entlastet sein sollte? Das so neu betroffene Gebiet geht von Bad Orb bis Bad Kreuznach.

Und natürlich soll die partielle Entlastung einiger direkten Flughafenanlieger nicht von Dauer sein. Die neue Bahn ist ja nicht gebaut worden, um den Lärm zu verteilen, sondern um mehr Flugverkehr abwickeln zu können. Insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Lärmpegel an den „alten“ Standorten die alten Spitzen erreichen und an den neuen auch.

Was aber allen "Protestlern" klar ist: erreicht wird nur etwas, wenn wir gemeinsam vorgehen. Darum werden Entlastungen für Ortschaften, die nur mit Belastungen für andere Ortschaften erreicht werden können, keinen Erfolg haben. Und bei uns ganz persönlich: auch wenn wir relativ gute Chancen haben, durch geänderte Anflugverfahren wieder die relative Ruhe vor der Neuordnung des Luftraums zu erreichen, würden wir die unmittelbaren Flughafenanlieger weiter bei Demos & Co unterstützen. Weil wir jetzt aus eigener Erfahrung wissen, wie schlimm es ist.

Außerdem wird immer mehr deutlich: Lärm ist kein regionales Problem. Daher wird eine überregionale Vernetzung der Initiativen angestrebt

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

Chris8181

Neues Mitglied
17.01.2012
13
0
Warum darf eigentlich gleich (ETA 23.23) noch die Tuifly 2259 aus LPA landen? Ist jedenfalls im Anflug

Oder ist das Ganze ein reines Startverbot?
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
21.938
16.081
Hmpf, da ist man mal einen Sonntag nicht in der DB-Lounge ;)

Ich nehme aber an, dass das ohnehin im Frankfurter Lokalteil war, oder?
 

peter42

Moderator
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09.03.2009
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Dass am Montag Schüler für den Protest instrumentalisiert wurden (von den SEBen) find ich ziemlich daneben - sorry!
 

Alligator

Erfahrenes Mitglied
11.07.2011
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FRA
es sind immerhin drei Schulen betroffen, deren Unterricht massiv durch die Lärmbelästigung behindert wird. Dass da auch Schülder (und Lehrer und Eltern) demonstrierern, ist doch verständlich.
 

peter42

Moderator
Teammitglied
09.03.2009
13.315
1.140
es sind immerhin drei Schulen betroffen, deren Unterricht massiv durch die Lärmbelästigung behindert wird. Dass da auch Schülder (und Lehrer und Eltern) demonstrierern, ist doch verständlich.

Genausowenig wie SMVen ein allgemeinpolitischens mandat haben, haben es SEBen.
 

johndoe

Erfahrenes Mitglied
09.09.2009
1.139
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In den letzten Tagen hat Fraport auch Briefe mit Werbung bzw. Argumenten für den Flughafen im Rhein-Main Gebiet an alle Haushalte verschickt.
 

cockpitvisit

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04.12.2009
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FRA
In den letzten Tagen hat Fraport auch Briefe mit Werbung bzw. Argumenten für den Flughafen im Rhein-Main Gebiet an alle Haushalte verschickt.
Habe ich auch bekommen, fand die Werbung lächerlich. Das einzige Argument waren Arbeitsplätze, und als Beispiel der Bürgerbeteiligung wurde das Mediationsverfahren genannt (dessen Ergebnis ja von der Politik verworfen wurde). Die Fraport hätte das lieber der Marketingabteilung der Lufthansa überlassen sollen, sie hätte das bestimmt geschickter gemacht.
 

economyflieger

Erfahrenes Mitglied
22.02.2010
4.977
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Ostsee
Habe ich auch bekommen, fand die Werbung lächerlich. Das einzige Argument waren Arbeitsplätze, und als Beispiel der Bürgerbeteiligung wurde das Mediationsverfahren genannt (dessen Ergebnis ja von der Politik verworfen wurde). Die Fraport hätte das lieber der Marketingabteilung der Lufthansa überlassen sollen, sie hätte das bestimmt geschickter gemacht.

Ich hätte flysurfer engagiert.
 
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west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
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CGN
Habe ich auch bekommen, fand die Werbung lächerlich. Das einzige Argument waren Arbeitsplätze, und als Beispiel der Bürgerbeteiligung wurde das Mediationsverfahren genannt (dessen Ergebnis ja von der Politik verworfen wurde). Die Fraport hätte das lieber der Marketingabteilung der Lufthansa überlassen sollen, sie hätte das bestimmt geschickter gemacht.

Kaum anzunehmen, man hätte das lieber an die LH Sales Abteilung abgeben sollen. Wer eine "Business" Class die eine solche im Wettberwebsvergleich kaum ist zu Höchstpreisen an den Mann kriegt, macht auch die Flughafengegner mundtot ;)
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
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Folgenden Text habe ich in einem anderen Forum als Antwort auf die Postwurfsendung von Fraport gelesen:

Sehr geehrter Herr Dr. Schulte,

Sie haben uns ein wenig Werbung für Ihren tollen Flughafen geschickt. Wir konnten uns darüber allerdings gar nicht freuen, weil wir auch die letzten Tage durch die Auswirkungen Ihrer grenzenlosen Geschäftstätigkeit vor der Zeit geweckt worden sind. Zumal Ihr Brief und Ihr Blättchen aus unserer Sicht neben eher schlichten Argumenten eine Reihe von Lügen enthalten, die Sie vermutlich nicht ohne Absicht so unter das Volk streuen.

Waren wir bislang noch unsicher, ob man Ihren Worten "Man muss die Sorgen und Klagen der Menschen ernst nehmen - und wir tun das" vielleicht doch Glauben schenken sollte und jetzt tatsächlich eine neue Zeit der fairen Kommunikation auf Augenhöhe beginnen könnte, macht Ihr Machwerk deutlich, dass Sie so weiter machen wollen, wie Sie es über den ganzen Prozess des Ausbaus getan haben: vertuschen, lügen und um jeden Preis den eigenen Vorteil sichern. Menschen und ihre Bedürfnisse sind Ihnen dabei hinderlich und dadurch lästig.

Auf einige Ihrer Aussagen wollen wir im Folgenden eingehen.

Sie schreiben, dass es durch die Neuorganisation der Flugrouten auch Menschen gäbe, die entlastet worden seien und erwecken so den Eindruck, dass die "Lärmmenge" als Ganzes sich nicht verändert habe.

Für unmittelbare Flughafenanrainer wie Raunheim mag es aktuell tatsächlich positive Effekte geben, weil ein Teil der Anflüge über die neue Landebahn abgewickelt wird. Aber selbst diese Entlastung gibt es ja nur für eine Übergangszeit, sie haben die neue Landebahn ja nicht aus Menschenliebe gebaut und wollen die Frequenz der Flugbewegungen erheblich steigern.

Und schließlich wurde der kontrollierte Luftraum ja gerade erst für den Ausbau abgesenkt, so dass jetzt eine Fläche von Bad Orb bis Bad Kreuznach unter Ihrem Lärmmüll leiden muss. Bitte erläutern Sie uns ganz konkret für unseren Wohnort, wer durch die immens gestiegenen Belastungen hier bei uns wo genau wie genau entlastet wird. Wir sind sehr gespannt.

Sie schreiben, wie intensiv der Ausbau im Rahmen der Mediation abgewogen wurde. Dabei verschweigen Sie, dass ein "Nein" zum Ausbau nie Gegenstand der Erörterung war.

Und wenn Sie sich schon die Mediation als Verdienst an die Brust heften: warum finden wir unter den vielen Buchstaben Ihres Geschreibsels ein Wort überhaupt nicht: "Nachtflugverbot"?

An dieser Stelle ist schon das Ergebnis der Mediation ein Witz, weil es die biologischen Bedürfnisse des Menschen missachtet. Und selbst diese Minimal-Konzession soll jetzt noch fallen. Wie ist Ihre Position dazu, warum schreiben Sie dazu nichts?

Und warum muss man jetzt eine "Taskforce" einrichten, wenn umfassende Maßnahmen des aktiven Schallschutzes Teil des Mediations-Ergebnisses waren? Warum kann man jetzt schon die Landebahn nutzen und Menschen damit in den Wahnsinn treiben, aber Maßnahmen des Schallschutzes muss man erst entwickeln? Wäre eine umgekehrte Reihenfolge nicht menschengerechter? Oder ist Ihnen das einfach zu teuer?

Sie schreiben, dass die DFS den nördlichen Gegenanflug um 1000 ft angehoben hätte und es liest sich, als wenn auch hier die Fraport heroisch für die Interessen der leidenden Bevölkerung kämpft, die sie in Wahrheit mit Füßen tritt. Sie verschweigen dabei zum einen, dass die Flughöhen überhaupt erst für die Inbetriebnahme der Landebahn massiv abgesenkt worden sind. Und Sie verschweigen, dass die Anhebung der Flughöhe schlicht eine Vorschrift der ICAO ist, weil sich gleichzeitige Anflüge auf neuer und alter Landebahn sonst zu nahe kämen. Und wenn Sie schon so einflussreich sind: wann wird der südliche Gegenanflug angehoben?

Sie schreiben, dass Sie schon 150 Mio Euro für Maßnahmen des passiven Schallschutzes aufgebracht hätten. Und man könnte ja fast denken, dass das eine hohe Summe sei. Aber allein für die Umsiedlung des Chemiewerkes Ticona haben Sie 650 Mio EUR investiert, was sind da ein paar Schallschutzfenster?

Und überhaupt, der passive Schallschutz: Hausarrest gilt gemeinhin immer noch als eine Form der Strafe. Sehen Sie das anders?

Auch beim Live-Chat des hessischen Rundfunks am 14.2. haben Sie es vorgezogen, in Ihren Antworten beliebig nebulös zu bleiben. Wie kann man z.B. auf die klare Frage "Reichen 6 Stunden Schlaf von 23 bis 5 Uhr für Kinder?" 77 Worte darauf verwenden, sich um die klare Antwort "Ja" oder "Nein" zu drücken? Was Ihnen unserer Meinung nach ganz deutlich fehlt, Herr Schulte, sind die Eier in der Hose wenigstens zu Ihrem grenzenlosen Expansionswahn zu stehen.

Schließlich wäre Ihr Geschreibsel und Geschwafel weniger widerlich, wenn all die hohen Herren, die hier Wasser predigen, endlich mit dem Weinsaufen aufhören würden: Herr Schulte, wann ziehen Sie nach Flörsheim? Über das CASA-Programm müssten Sie hier doch sehr günstig an ein standesgemäßes Haus kommen?

Aber das werden Sie natürlich nicht tun, wer wohnt schon freiwillig unter einem Fluglärmteppich.

Solange Sie weiter versuchen, die leidende Bevölkerung mit Ihren Taschenspielertricks hinters Licht zu führen, werden Sie sich auch künftig mindestens jeden Montag anhören müssen: Lügner! Heuchler! Volkes Mund tut Wahrheit kund.

*Unterschriften*

P.S.: Ihr beliebtes Hauptargument hätten wir ja fast vergessen: die vielen Arbeitsplätze. Dass selbst dieses Todschlagargument einer detaillierten Überprüfung nicht standhält, wissen Sie so gut wie wir. Aber selbst wenn Sie wirklich die ganze Region aus Ihrer Unterentwicklung retten würden: Sollte man diesen Gewinn über biologische Grundbedürfnisse der Menschen stellen? Wenn man dieser Logik konsequent folgt: wann setzen Sie sich für Kinderarbeit ein?
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.017
3.243
CGN
Tut mir leid, aber mir ganz persönlich ist dieser ganze Brief viel zu unsachlich und polemisch. Es geht den Schreibern offensichtlich weniger um eine Diskussion in der Sache als darum, mal Frust abzulassen. Da warte ich doch lieber bis die Herren in Leipzig das ganze entschieden und verschriftlicht haben - da kann ich mir dann die Argumente für und wieder in einem sachlichen Ton zu Gemüte führen.

Eine Sache ist aber doch nochmal anzusprechen: Das Argument Arbeitsplätze. Etwas vereinfacht gesagt ruft Fraport: "Arbeitsplätze! Arbeitsplätze!" und die Flughafengegner rufen "Totschlagargument! Totschlagargument!". Dabei setzen beide Seiten das als Totschlagargument ein. Selbstverständlich sind Arbeitsplätze nicht das einzig berücksichtigenswerte und sind nur Teil der Abwägungsmasse. Wenn also einseitig nur auf Arbeitsplätze geschaut wird, mag das tatsächlich ein "Totschlagargument" sein. Genauso verhält es sich aber mit dem Argument "Totschlagargument" der Gegener. Denn anderseits sind die Arbeitsplätze nun einmal auch ein erheblicher Abwägungsbelang im öffentlichen Interesse, sodass von den Gegnern das nicht einfach immer mit der Behauptung "Toschlagargument" vom Tisch gewischt werden kann.

Ich weiß das leider gerade nicht, aber im gerichtlichen Verfahren wird sicher auch mal die Anzahl der Arbeitsplätze/Gewichtigkeit des wirtschaftlichen Faktos sachverständig begutachtet worden sein. Klar ist aber auch: Wenn es den Flughafen gar nicht gäbe, gäbe es in Frankfurt eine erhebliche Menge weniger Arbeitsplätze. Diese sind einfach in der Abwägung mit anderen Belangen auszugleichen. Weder sind sie das entscheidende Argument für die Landebahn, noch ist es als "Totschlagargument" völlig verboten, dass überhaupt zu nennen oder in die Abwägung einzustellen.
 

Montagsdemonstrant

Reguläres Mitglied
05.02.2012
60
0
Tut mir leid, aber mir ganz persönlich ist dieser ganze Brief viel zu unsachlich und polemisch. Es geht den Schreibern offensichtlich weniger um eine Diskussion in der Sache als darum, mal Frust abzulassen. Da warte ich doch lieber bis die Herren in Leipzig das ganze entschieden und verschriftlicht haben - da kann ich mir dann die Argumente für und wieder in einem sachlichen Ton zu Gemüte führen.

Der Brief bezieht sich direkt auf die Postwurfsendung der Fraport. Und diese Sendung macht nicht den Eindruck, als wenn sich die Fraport AG ernsthaft auf der Sachebene unterhalten will und gewillt ist, Maßnahmen oder Kompromisse zu prüfen, bei denen sie auch nur einen Jota Geschäft aufgeben müsste. Wahrscheinlich kommt daher der giftige Ton.

Die einzelnen Absätze beziehen sich auf Aussagen in der Postwurfsendung. Was genau findest Du inhaltlich unsachlich unabhängig vom aggressiven Ton?

Ich weiß das leider gerade nicht, aber im gerichtlichen Verfahren wird sicher auch mal die Anzahl der Arbeitsplätze/Gewichtigkeit des wirtschaftlichen Faktos sachverständig begutachtet worden sein. Klar ist aber auch: Wenn es den Flughafen gar nicht gäbe, gäbe es in Frankfurt eine erhebliche Menge weniger Arbeitsplätze. Diese sind einfach in der Abwägung mit anderen Belangen auszugleichen. Weder sind sie das entscheidende Argument für die Landebahn, noch ist es als "Totschlagargument" völlig verboten, dass überhaupt zu nennen oder in die Abwägung einzustellen.

Zum Argument Arbeitsplätze:

Im Rahmen der Planfeststellung wurde das Argument "Arbeitsplätze" natürlich gewürdigt. Dabei prognostizierte die Fraport tatsächlich 100.000 _zusätzliche_ Arbeitsplätze(!). Dies war das Ergebnis einer Berechnung, die wohl diverse positive Effekte mit einschloss.

Zunächst und ganz klar: am Flughafen und drumherum finden viele Menschen Arbeit, gar keine Frage. Bezogen auf die Gesamtzahl der Beschäftigten im Rhein-Main-Gebiet dürfte sich die Zahl dennoch im einstelligen Prozentbereich bewegen. Nur, um die Relationen mal deutlich zu machen.

Nun wurde aber auch für den Ausbau mit _zusätzlichen_ Arbeitsplätzen argumentiert. Dabei wurden die Prognosen im Laufe der Jahre stetig reduziert und die Prognosen in der Vergangenheit letztendlich nie erreicht.

Schließlich hat das Magazin Report aus Mainz mal überprüft, ob den jetzt, wo die neue Landebahn in Betrieb ist, bereits neue Arbeitsplätze entstanden sind (Beitrag findet sich bei youtube, lief erst vor ein paar Tagen). Dabei entsteht der Eindruck, dass die Fraport auch jede Arbeitsplatzverlagerung an den Flughafen als neuen Arbeitsplatz sieht

Es entsteht so der Eindruck, dass das Hauptargument für den Ausbau - Arbeitsplätze - immer wieder überhöht wurde und das mit Absicht.

Aber selbst, wenn die Prognosen stimmen würde, sind wir wieder bei der Frage: darf man dafür die Gesundheit von Menschen schädigen?

Frau Karesch, Geschäftsführerin des Vereins pro-flughafen, postulierte in einer Talkshow, dass es neben dem grundgesetzlich verbrieftem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit auch ein Grundrecht auf Arbeit gäbe. Nur finde ich das im Grundgesetz nicht. WIMRE war das lange eine Forderung der Linken, die nicht erfüllt wurde.

Daher kommt die Bezeichnung der Gegner als Totschlagargument. Nachvollziehbar?

Grüße
Der, der Montags auf die Demo geht
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
5.347
3.042
FRA
Nun wurde aber auch für den Ausbau mit _zusätzlichen_ Arbeitsplätzen argumentiert. Dabei wurden die Prognosen im Laufe der Jahre stetig reduziert und die Prognosen in der Vergangenheit letztendlich nie erreicht.
Hast Du irgendwelche Referenzen zu Prognosen in der Vergangenheit? Ich will Deine Aussage nicht anzweifeln, bin bloss neugierig wie die Zahlen waren.

Schließlich hat das Magazin Report aus Mainz mal überprüft, ob den jetzt, wo die neue Landebahn in Betrieb ist, bereits neue Arbeitsplätze entstanden sind
Es ist viel zu früh, ein paar Monate nach der Eröffnung neue Arbeitsplätze zu zählen. Nach 5-10 Jahren kann man darüber reden. Hat sich denn die Gesundheit der Menschen seit dem Nachtflugverbot messbar verbessert? Ist die Zahl der Schlaganfälle im Rhein-Main-Gebiet gesunken, und ist die Zahl der Kranktage gesunken? Sollte man prüfen (mit Zahlen), und dann ggf. das Nachtflugverbot aufheben, wenn keine klare Verbesserung der Gesundheit feststellbar ist :D

Aber selbst, wenn die Prognosen stimmen würde, sind wir wieder bei der Frage: darf man dafür die Gesundheit von Menschen schädigen?
Ja. Natürlich muss man sehr genau abwägen, aber die Gesundheit der Menschen hat für mich keinen absoluten Vorrang vor dem Wirschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Alleine schon aus dem Grund, dass auch Arbeitslosigkeit und Armut der Gesundheit schaden. Der Wirtschaftswachstum fördert also die Gesundheit. Schliesslich haben Industrieländer mit einer starken Wirtschaft (und entsprechend viel Auto-, Bahn- und Fluglärm) besonders hohe Lebenserwartungen, und das dürfte kein Zufall sein. Auch in Deutschland steigt die Lebenserwartung, obwohl die Belastung u.a. durch Lärm angeblich ständig zunimmt.
 

west-crushing

Erfahrenes Mitglied
03.08.2010
8.017
3.243
CGN
Der Brief bezieht sich direkt auf die Postwurfsendung der Fraport. Und diese Sendung macht nicht den Eindruck, als wenn sich die Fraport AG ernsthaft auf der Sachebene unterhalten will und gewillt ist, Maßnahmen oder Kompromisse zu prüfen, bei denen sie auch nur einen Jota Geschäft aufgeben müsste. Wahrscheinlich kommt daher der giftige Ton.

Die einzelnen Absätze beziehen sich auf Aussagen in der Postwurfsendung. Was genau findest Du inhaltlich unsachlich unabhängig vom aggressiven Ton?

Ich finde zunächst einmal genau diesen agressiven Ton völlig unsachlich. Unsachlich fand ich darber hinaus, zum Beispiel Formulierungen wie, "Sie haben uns ein wenig Werbung für Ihren tollen Flughafen geschickt.", "Geschreibsels", "Hausarrest gilt gemeinhin immer noch als eine Form der Strafe. Sehen Sie das anders?", "haben Sie es vorgezogen, in Ihren Antworten beliebig nebulös zu bleiben", "Geschreibsel und Geschwafel". Diese Liste kann man ja bei Durchlesen dieses "Briefes" noch beliebig erweitern. Ansonsten täte den Verfassern des Briefes auch mal ein Kurs in Rechtscheribung und vor allem Zeichensetzung gut, dass soll ja doch ein offizieller Brief und kein Beitrag in nem Forum oder so sein, aber das nur am Rande.

Wo wir jetzt aber doch über diesen Brief reden, doch nochmal mein absolutes Leblingszitat daraus:

Für unmittelbare Flughafenanrainer wie Raunheim mag es aktuell tatsächlich positive Effekte geben, weil ein Teil der Anflüge über die neue Landebahn abgewickelt wird. Bitte erläutern Sie uns ganz konkret für unseren Wohnort, wer durch die immens gestiegenen Belastungen hier bei uns wo genau wie genau entlastet wird. Wir sind sehr gespannt.

Das ist genau das "not in my backyard" Argument, dass mich persönlich nervt. Ja Fliegen wollen wir, Wirtschaftswachstum wollen wir auch, weniger Steuern zahlen wollen wir auch, aber doch bitte keinen Lärm an UNSEREM WOHNORT! :censored:

Zum Argument Arbeitsplätze:

Im Rahmen der Planfeststellung wurde das Argument "Arbeitsplätze" natürlich gewürdigt. Dabei prognostizierte die Fraport tatsächlich 100.000 _zusätzliche_ Arbeitsplätze(!). Dies war das Ergebnis einer Berechnung, die wohl diverse positive Effekte mit einschloss.

Zunächst und ganz klar: am Flughafen und drumherum finden viele Menschen Arbeit, gar keine Frage. Bezogen auf die Gesamtzahl der Beschäftigten im Rhein-Main-Gebiet dürfte sich die Zahl dennoch im einstelligen Prozentbereich bewegen. Nur, um die Relationen mal deutlich zu machen.

Nun wurde aber auch für den Ausbau mit _zusätzlichen_ Arbeitsplätzen argumentiert. Dabei wurden die Prognosen im Laufe der Jahre stetig reduziert und die Prognosen in der Vergangenheit letztendlich nie erreicht.

Schließlich hat das Magazin Report aus Mainz mal überprüft, ob den jetzt, wo die neue Landebahn in Betrieb ist, bereits neue Arbeitsplätze entstanden sind (Beitrag findet sich bei youtube, lief erst vor ein paar Tagen). Dabei entsteht der Eindruck, dass die Fraport auch jede Arbeitsplatzverlagerung an den Flughafen als neuen Arbeitsplatz sieht

Es entsteht so der Eindruck, dass das Hauptargument für den Ausbau - Arbeitsplätze - immer wieder überhöht wurde und das mit Absicht.

Aber selbst, wenn die Prognosen stimmen würde, sind wir wieder bei der Frage: darf man dafür die Gesundheit von Menschen schädigen?

Frau Karesch, Geschäftsführerin des Vereins pro-flughafen, postulierte in einer Talkshow, dass es neben dem grundgesetzlich verbrieftem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit auch ein Grundrecht auf Arbeit gäbe. Nur finde ich das im Grundgesetz nicht. WIMRE war das lange eine Forderung der Linken, die nicht erfüllt wurde.

Daher kommt die Bezeichnung der Gegner als Totschlagargument. Nachvollziehbar?

Ich kann nachvollziehen, woher die Bezeichnung "Totschlagargument" kommt, dass macht es aber nicht besser. Ich kann mich da nur cockpitvisit anschließen, auch mich würden konkrete Zahlen interessieren, auch mir liegt nur die Entscheidung des VGH Kassel nicht aber der PFB vor.

Auf deine Frage "Darf man für Arbeitsplätze/Wirtschaftswachstum und damit für die Erhaltung des Wohlstandes unserer Gesellschaft die Gesundheit riskieren" kann ich leider nur etwas polemisch antworten. Ich versuche einfach mal die Implikation aufzugreifen, die ich in deinem Beitrag als rethorische Frage erkenne: Du impilzierst, dass man das gerade nicht darf. Wenn du das aber so siehst, müsstest du direkt die Abschaltung sämtlicher Kraftwerke, das Verbot von motorgetriebenen Fahrzeugen, insbesondere dem Straßenverkehr, wo täglich die gesundheit tausender Menschen, insbesondere durch die dort Fahrzeuge führenden Amateure, gefährdet wird. Konsequent gedacht dürfte es auch keine Lärm emittierenden Betriebe u.ä. mehr geben.

Jetzt wirst du wahrscheinlich sagen, naja gut, dass muss man halt abwägen. Und da sind wir genau wieder am Punkt zurück. Deine Aussage "auf Kosten von menschlicher Gesundheit?? - Niemals" ist eben nicht haltbar. Arbeitsplätze sind ein valides Argument und vor allem ist Wirtschaftskraft ein valides Argument. Der britischen Wirtschaft gehen nach Studienergebnissen ca. 900-1.1bn Pfund durch die harsträubenden Kapazitätsengpässe in Heathrow verloren.
Der Flughafen Frankfurt ist nun mal ein bedeutender Infrastruktur- und Wirtschaftspunkt in Deutschland. Natürlich kannst du jetzt die Abschaffung des Kapitalismus fordern, was aber in einer solch globalisierten Welt auch wieder schwierig wird.
 
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