Rezept für eine Martins-/Weihnachtsgans
(vor 2 Jahren in der CL niedergeschrieben)
• die Gans von Innereien und leicht zu lösenden Fettabschnitten befreien
• innen und außen kräftig salzen und weniger pfeffern
• die Schale zweier (am besten BIO-) Boskop-Äpfel rundherum einritzen (Kreuze machen) und in die Gans befördern; wer möchte, legt Beyfuß dazu
• die Gans mit Lebensmittelbindfaden vernähen, alternativ auch mit Zahnstochern
• in einer mit Wasser benetzten Glaspfanne etc. in den auf ca. 230 - 240 Grad vorgeheizten Backofen schieben (unterster Schub)
• beobachten und sich einen gescheiten Rotwein aufmachen, natürlich nur zu Testzwecken, da später noch für die Soße erforderlich
• die Hitze nach einer Stunde auf 220 - 230 Grad reduzieren
• eine rote Zwiebel und einen Boskop-Apfel grob hacken, in wenig Pflanzencreme andünsten
• den Rotkohl von den äußeren Blättern befreien, in Wunschgröße zurecht schneiden und dazugeben
• ein paar Nelken, 2 Lorbeerblätter, eine Prise Salz addieren, mit hochwertigem Apfelsaft (Streuobstsaft ist Klasse!) aufgießen und köcheln lassen
• nach ca. 2 Stunden mit dem inzwischen ausgelassenen Fett die Gans begießen, nach dem Rotkohl schauen, Apfelsaft aufgießen
• nach ca. 2,5 Stunden die Gans aus der Glaspfanne nehmen, mit einem hölzernen Kochlöffel den Bratensatz vom Boden lösen und alles zusammen in eine Schale abgießen
• Gans wieder in den Ofen schieben, sich selbst ein zweites Glas Rotwein eingießen, Hitze auf 200 - 210 Grad reduzieren
• Sportschau gucken, alle weiteren bundesligauninteressierten Personen der Küche verweisen
• das abgegossene Fett aus der Schale nahezu vollständig weggießen, den Bratensatz hüten und mit etwas Wasser aufgießen
• nach ca. 3 Stunden die Hitze im Backofen auf ca. 180 Grad reduzieren, die Gans müßte jetzt auf dem Rücken schon einigermaßen Bräune zeigen
• langsam Kartoffeln schälen und/oder Klöße formen, den Rotkohl nicht vergessen (nochmals mit Saft aufgießen?)
• die Kinder den Tisch decken lassen, für Quengeleien oder ernsthafte Widerrede das Fernbleiben des Weihnachtsmanns in Aussicht stellen
• nach ca. 4 Stunden probehalber an der Keulen wackeln (gehts schon leicht?) und nachsehen, ob die Haut inzwischen kroß geworden und sich anfängt vom Fleisch zu lösen
• wenn ja, noch eine Viertelstunde bei 170º weiterbraten, wenn nein, beobachten und sich noch ein Glas Rotwein einschenken
• der Frau energisch widersprechen und mit der sofortigen Einführung der Scharia drohen, falls sie einen als Säufer bezeichnet
• eine mittelgroße Schalotte sehr fein würfeln, andünsten und danach den Bratensatz mit Wasser und einem Schuß Rotwein zum Kochen bringen
• die nun hoffentlich fertige Gans (pro Kilogramm ca. 1 Stunde Garzeit) mit einer Geflügelschere an der Wirbelsäule aufschneiden, die beiden Äpfel entnehmen
• das Fruchtfleisch des einen zum Bratensatz geben, das des anderen zum Rotkohl
• die Soße reduzieren und mit ein wenig Soßenbinder/Mehlschwitze vorsichtig andicken
• die Gans mit einem scharfen Messer tranchieren (immer die Gelenke trennen!), die ausgelösten Teile warmstellen
• die Familie anschnauzen, warum man wieder alles alleine machen muß
• sich angesichts des nicht enden wollenden Lobes über dieses köstliche Essen versöhnlich zeigen und Weihnachten feiern
Gruß carlo (erklärter Gegner der "Niedrigtemperaturachtstundengansbratmethode")
P.S. Es lohnt sich wirklich sehr, eine Gans zu erwerben, die tatsächlich auf der Wiese spazieren gehen durfte - ich persönlich betrachte die Qualität des von einem erfahrenen Landwirt großgezogenen Exemplars mit dem eines reinen BIO-Bauern als gleichwertig.