Wieso wusste ich nur bereits heute morgen, wie sich die Diskussion entwickeln wird?
Ich denke, man sollte doch ein paar Dinge auseinanderhalten.
1. Bengalos
Im Vergleich zum Platzsturm empfinde ich es beispielsweise wesentlich "schlimmer", was die Hertha-Anhänger um die 60. Minute veranstaltet haben. Bengalos sind ja ganz nett, ich schau es mir auch gerne an. Leider sind dicht besetzte Bereiche eines Fußballstadions nicht unbedingt geeignet, um diese kontrolliert abzubrennen (vom Wegwerfen der Benaglos nicht zu sprechen). Die von der Fan-Initiative angeregte Lösung mag ja verschiedene richtige Punkte haben, ist aber nicht völlig durchsetzbar. Zunächst einmal bräuchte man geschulte Personen, die diese abrennen. Das mag noch lösbar sein, da es ja auch vernünftige Pyro-Anhänger gibt. Dann müsste man eine freie Fläche im Stadion finden, von der keine Gefahr für die Zuschauer ausgeht. Das mag in manchen Stadien auch noch lösbar sein. Spätestens aber in Stadien wie Mönchengladbach, Dortmund oder auch in München hat man aber ein Problem mit den Partikeln, die Bengalos im Umkreis versprühen. Die können dort nicht abziehen und sind definitiv gesundheitsschädlich. Und wenn man es dann in Berlin erlaubt, weil das Stadion wesentlich offener gebaut ist, werden sich die Dortmunder, Gladbacher und Münchner beschweren (da kommt dann das "Mami, der darf das auch" ins Spiel
).
2. Pyrotechnik anderer Art
Spätestens nach dieser Aktion, die ich vor Ort mitbekommen habe, hat sowas für alle klar denkenden Leute nichts mehr im Stadion zu suchen:
Derby-Böller beim VfL gegen Preußen Münster: Es geht um ein Verbrechen - Nachrichten, Liveticker, Bilder vom VfL Osnabrück | noz.de
3. Platzsturm:
Joa, das war doch bis vor zehn Jahren noch normal, dass die Fans mit der Mannschaft auf dem Platz feiern wollen. Daher war es ja nicht weiter verwunderlich, dass sich ab der 90. Minute die Leute im Innenraum gesammelt haben. Früher (ja, da war alles besser
) hat man aber zumindest noch gewartet, bis der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Mir sind zwar auch Fälle bekannt, in denen "verfrüht gestürmt" wurde, das waren aber Spiele, in denen es für den Gegner um nichts mehr ging (weil der in der Tabelle im Niemandsland stand). Da muss man aber auch anmerken, dass sich die DFL und der DFB mit den Relegationsspielen selbst das Ei ins Nest gelegt haben. Man wollte Spannung und Emotionen und das hatte man gestern auch. Dass dabei auch übers Ziel hinausgeschossen werden kann, war den Herren in Frankfurt wohl nicht bewusst. Nun wird der ein oder andere einwenden, dass es auch früher Relegationsspiele gab. Damals waren aber häufig Mannschaften wie Saarbrücken, Darmstadt, Fortuna Köln und Stuttgarter Kickers vertreten, die auch zu der Zeit nicht die Zuschauermagneten waren. Dazu kamen die damals weitläufigen Stadien mit Laufbahn, auf der alleine fast die komplette Fanschar eines Teams passte.
Klar ist aber spätestens nach Düsseldorf und Karlsruhe am Tag zuvor, dass solche Spiele neue Sicherheitskonzepte brauchen.
Wer mir jetzt Leid tut, ist die DFB-Sportgerichtsbarkeit: Die können entscheiden, was sie wollen, es wird keine 100%-Lösung sein:
Entscheiden sie für ein Wiederholungsspiel bedeutet dies, dass Zuschauer ab sofort über Spielabbrüche entscheiden können (ich dachte gestern schon daran, was passiert, wenn sich ein Hertha-Fan einen Düsseldorf-Schal schnappt und in der letzten Minute auf den Platz rennt).
Entscheiden sie gegen ein Wiederholungsspiel, bedeutet dies, dass Zuschauer sich nahezu alles erlauben können.
Ein Dilemma.