Meine heutige Weinempfehlung lautet...

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pimpcoltd

Erfahrenes Mitglied
03.07.2009
3.316
10
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Allgemein gesprochen sind es Petrolnoten. Fachspezifisch gesprochen sind es Carotinoide in den Weintrauben (intensive Sonneneinstrahlung) vermehrt gebildet werden und dann unter anderem zu TDN (1,1,6-Trimethyl-1,2-Dihydronaphtalin) verstoffwechselt werden. Die einen sagen es wäre ein Weinfehler, die anderen sagen es wäre gereifter Riesling.

Mir persönlich gefällt es in reifen Rieslingen mit Honig- und reifen Fruchtnoten... wenn die Farbe und Viskosität langsam ins ölige übergeht...

Vermeiden lässt es sich durch weniger Entblätterung in der Traubenzone - aber dann sind die Trauben durch geringere Belüftung stärker Fäulnisgefährdet - hier helfen dann entweder Chemikalien oder eine aufwendige Traubenteilung (nicht mechanisierbar), was sich dann ggf. im Preis niederschlägt...


Wie "weit" man das jetzt beschreibt ist jedem selbst überlassen, wobei deine exakte Bestimmung für mich zwar zutreffend erscheint, für andere aber sicher schnell abschreckend ist. :)

Für meinen Geschmack gibt es zwei Varianten der Reifenote: eine einladende und eine abstoßende. Die letztere kenne ich vor allem von trockenen Rieslingen, während restsüße Weine erheblich leichter dieses mehr oder minder schwer Ätherische bekommen. Der Wein wird hier - nur gute Weine bringen das Rüstzeug dazu mit - zu einem Geschmackserlebnis eigener Art, das sich von dem Wunder der Fruchtigkeit verabschiedet hat (Trauben können Ananas, Pfirsich, Birnen, Melonen, Lavendel, Kirschen, Brombeeren etc. imitieren, aber keine Ananas, kein Pfirsich, keine Birne etc. pp. duftet und schmeckt jemals nach einer Weintraube). Wer noch nicht das Vergnügen gereifter Weine im schönen Stadium der Reife hatte, der mag sich das vorstellen wie den Geruch eines alten holzvertäfelten Gesellschaftszimmers im Vergleich zu einem Schuppen voll modrigem Holz.

Insofern bin ich überrascht, dass Du die Petrolnote pauschal mit dem Reifegrad der Trauben in Verbindung bringst. Ich bin weder Winzer noch Chemiker, hatte aber im vergangen Jahr das Vergnügen, mich mit Rebholz über einen trockenen 2006er zu unterhalten (den er aufgemacht hat, weil er den Jahrgang ähnlich wie 2013 sah). Dieser Wein war natürlich technisch makellos, hatte aber, da staubtrocken, eben auch eine herbe Petrolnote (allerdings keine schmutzige von Motor-Öl und Gummi). Darauf angesprochen, kam Rebholz sofort auf den Unterschied zwischen gereiften trockenen und restsüßen Weinen zu sprechen, ohne dass ich die Details noch wiedergeben könnte. Auch für ihn war aber klar, dass die Petrolnote bei trockenen Weinen deutlich öfter als störend empfunden wird als bei süßen.

Während ich hier schwadroniere, habe ich übrigens einen Wein mit sehr angenehmer Reifenote im Glas: einen Koehler-Ruprecht 2011 Annaberg Weißburgunder Spätlese trocken. Das ist kein großer Wein, hat sich aber für seine 7 oder 8 € ganz vorzüglich gemacht. Das Barrique ist verarbeitet und die Traube zurückgekehrt - nicht mit dem Damaszener-Schliff wie bei Wehrheim (der ja ohnehin nur Stahl an seinen Weißburgunder lässt), sondern mit der schönen selbstsicheren Kraft der Natur, die ohne Philippi leider nicht mehr zu bekommen ist.
 
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Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
Insofern bin ich überrascht, dass Du die Petrolnote pauschal mit dem Reifegrad der Trauben in Verbindung bringst.

Das dir der gute Rebholz nichts davon erzählt ist klar, einem Kunden erzählt man sowas nicht so "genau".

Aber alle Primäraromen (Fruchtbetonte) und eben Sekundäraromen (bspw. Petrol) stammen eben aus der Traube. Die Primäraromen sind von vornherein da, die Sekundäraromen entstehen durch Stoffwechselprozesse, abhängig von Licht, Temperatur, Sauerstoff usw...

Und bei den meisten Weinen ist eben die Reife im Weinberg entscheidend.

Beim Sauvignon Blanc z.B. lassen sich je nach Zeitpunk der intensiven Sonneneinstrahlung zwei völlig verschiedene Weine produzieren - da das Vorhandensein von Sonne bestimmte Aromastoffe zerfallen lässt und andere begünstigt. Einmal hast du da den grünen, grasigen Paprika-Sauvignon (den "deutschen Stil" so wie ich ihn nenne) und einmal den exotischen, Maracuja-Mango-Litschi-Neuseeland Sauvignon...


Je weniger TDN, desto weniger Petrol. Je heißer das Jahr, desto mehr TDN. -> 2003 viel TDN.

Viel von dem Hokuspokus was die lieben Winzer so erzählen (Biodyn usw) ist und bleiben eben dieser...
 
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pimpcoltd

Erfahrenes Mitglied
03.07.2009
3.316
10
Aber alle Primäraromen (Fruchtbetonte) und eben Sekundäraromen (bspw. Petrol) stammen eben aus der Traube. Die Primäraromen sind von vornherein da, die Sekundäraromen entstehen durch Stoffwechselprozesse, abhängig von Licht, Temperatur, Sauerstoff usw...

Und bei den meisten Weinen ist eben die Reife im Weinberg entscheidend.

Beim Sauvignon Blanc z.B. lassen sich je nach Zeitpunk der intensiven Sonneneinstrahlung zwei völlig verschiedene Weine produzieren - da das Vorhandensein von Sonne bestimmte Aromastoffe zerfallen lässt und andere begünstigt. Einmal hast du da den grünen, grasigen Paprika-Sauvignon (den "deutschen Stil" so wie ich ihn nenne) und einmal den exotischen, Maracuja-Mango-Litschi-Neuseeland Sauvignon...


Je weniger TDN, desto weniger Petrol. Je heißer das Jahr, desto mehr TDN. -> 2003 viel TDN.

Spannend. :) So wie Du das beschreibst, klingt eine starke oder schon nach wenigen Jahren auftretende Petrolnote fast als handwerklicher Fehler, zumindest aber handwerkliches Pech. 2006 etwa war nun alles andere als ein heißes Jahr - war es dann zuviel Licht, weil man radikal entlaubt hat? Und wieso haben die trockenen Weißen viel mehr mit dem "Benzol" zu kämpfen als die süßen und die roten?
 

Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
Mit handwerklichem Fehler hat das nicht direkt etwas tun - denn wer sagt, dass Petrolnoten was schlechtes sind? Ist eher eine Philosophiefrage des Winzers, vorausgesetzt er ist doch der Möglichkeiten die er hat bewusst.

Die süßen haben es genauso, nur eben kommt es weniger deutlich raus durch den Zucker. Ich tippe jetzt einfach mal, das bei süßen weinen die stoffwechselprozesse verlangsamt sind. So wie bei Marmelade. :)

Bei Rotweinen besteht die Gefahr Ansicht nicht durch die dunklere Beerenhaut mit ganz anderen Inhaltsstoffen.
 
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pimpcoltd

Erfahrenes Mitglied
03.07.2009
3.316
10
Mit handwerklichem Fehler hat das nicht direkt etwas tun - denn wer sagt, dass Petrolnoten was schlechtes sind? Ist eher eine Philosophiefrage des Winzers, vorausgesetzt er ist doch der Möglichkeiten die er hat bewusst.

Gifte sind halt nur in kleinen Mengen anregend. ;) Für die Zwecke dieses Forums sollten wir ohnehin von der "Kerosin-Note" sprechen. Da darf es dann für den einen oder anderen hier bestimmt auch etwas mehr sein.

https://www.awri.com.au/wp-content/uploads/Sept-Oct-2012-AWRI-Report.pdf
 

schlauberger

Erfahrenes Mitglied
17.02.2013
2.438
207
Einmal hast du da den grünen, grasigen Paprika-Sauvignon (den "deutschen Stil" so wie ich ihn nenne) und einmal den exotischen, Maracuja-Mango-Litschi-Neuseeland Sauvignon...

Von welchen Neuseeländern sprichst Du denn da? Cloudy Bay mit seiner Stachelbeere hat für mich jedenfalls nichts exotisches.
 

SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
63
Nordpfalz
Habe ich vor Jahren mal in einer Supermarktkette in Montenegro entdeckt; jedes Mal nehme ich mir davon wieder zwei Flaschen mit. Wobei ich nun in Podgorica die letzten drei (eine für's Hotelzimmer) aus dem Jahr 2009 erwischte; ich weiß nicht, ob der Wein noch so vermarktet wird. Marsellan - eine wenig angebaute Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Grenache, recht kräftig. Angeblich nur jeweils in 2000 Flaschen abgefüllt.

buk1.jpg buk2.jpg

Mein "Standardwein"

weinbauschule.jpg

Heute mal probiert, ist mir zu lieblich. (Anheuser-Riesling ist auch schon mal in den LH-Warteräumen zu finden; das ist übrigens die Familie, die die Anheuser (Busch) Brauerei in den USA gründete.)

anheuser.jpg

Grüße von meiner Zellemochumer Terrasse :)
 

schlauberger

Erfahrenes Mitglied
17.02.2013
2.438
207
... Chateau Senailhac 2008, noch bis Ende Juni im Angebot bei Karstadt für 6 statt 10 Euro/Flasche. Sehr weich mit schon vollständig eingebundenen Tanninen.Toll zu Gegrilltem, beispielsweise zu einem bei Lidl ohne allzu große Erwartung erworbenen Rib Eye, ebenfalls ein overachiever mit überall vorhandenen Fetteinlagerungen, durch das das Messer wirklich wie Butter glitt. Was für ein Sonntag-Abend-Vergnügen!
 
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DrKaos

Erfahrenes Mitglied
An alle Boeing Fans dann mal Prost (y)

Ohne Witz - Der Jacquesson hat mir unheimlich gut gefallen - hat schon eher was von einem Weisswein und kommt nicht wie ein typischer Champagner daher, passt super zu kräftigen Vorspeisen.

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Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
An alle Boeing Fans dann mal Prost (y)

Ohne Witz - Der Jacquesson hat mir unheimlich gut gefallen - hat schon eher was von einem Weisswein und kommt nicht wie ein typischer Champagner daher, passt super zu kräftigen Vorspeisen.

Allgemein macht der Kerl sehr geilen Champagner...