Warum sind hier eigentlich so viele/fast alle für den Vorstand, bzw. deren Konzept? Die Meinung der meisten ist doch, dass für den Nutzer das Konzept 4U/EW alles andere als rosig ist. Nicht auf Umsteigeverbindungen ausgelegt, dann aber dennoch dieses Konzept in der Anwendung. Gepäck zwischen 4U/EW und anderen Airlines ein Chaos. Chaos bei Verspätungen/Ausfällen/Streiks, welches bei der Mutter nicht ganz so schlimm ausfällt. Personalmangel an allen Ecken und Enden, so dass die Einführung auf der Langstrecke gelinde gesagt suboptimal war.
Oft wird auch vorgetragen, das Management folgt wie die Lemminge den Kraftpunktpräsentationen ahnungsloser, nüchterner, externer Zahlendreher, alles zum Unwohl des Kunden. Hier was einsparen, da was einsparen, sei es Verpflegung im Flieger, Meilen oder Sitzabstand. Alles zum Unwohl der Kunden, so ist jedenfalls das hier gezeichnete Bild des Managements und der vermeintlich verantwortlichen externen Berater. Und genau diese Gruppe wird jetzt als Retter des Konzerns verehrt. Ist doch deren geniales Konzept, auch noch die Zitronen im eigenen Unternehmen auszuquetschen.
Mal Hand aufs Herz, ging es bei euren Flugausfällen um Leben und Tod? Ich selbst war auch betroffen, nicht dieses Mal sondern 2014 beim ersten langen Streik. Letztlich hat alles irgendwie geklappt, anders als geplant, aber es hat geklappt. Geburtstag von Mutti (diesmal meine) gerettet. Die streikerprobten von euch wissen doch auch, dass sich letztlich immer eine Lösung gefunden hat und selbst wenn es die Feststellung war, überlebensnotwendig war der Grund für den Flug nicht, so dass er auch ersatzlos ausfallen konnte. Sicherlich, es ist ärgerlich, wenn die eigene Planung fremdgesteuert über den Haufen geworfen wird. Aber das steht doch jetzt auch den Piloten ins Haus und gerade in der Situation fordern alle: draufhauen. Dann fliegen zu können, wann ihr es wollt: Besitzstandswahrung/Bewahrung dieses Luxus', nichts anderes ist das.
Betrachtet es mal andersherum: Die KTVler setzen sich auch für euch ein. Sie fordern einen Fortbestand der Mainline wie ihr sie jetzt kennt und wollen verhindern, dass das von vielen gelobte Wingskonzept weiter ausgebaut wird. Fällt die LH weg, müssen sich viele von euch aus der eigenen Komfortzone bewegen, sprich weniger Direktflüge mit einem bekannten Produkt. Das Gespenst mit dem schrumpfenden Markt, schrumpfender Gewinne, Sparen-Sparen-Sparen wird doch auch wiederum vom geliebten Management und deren Zahlendreher gemalt. Die Zukunft kann von denen auch keiner mit Sicherheit voraussagen, allerdings wird genau das erwartet. Geschenkt, Veränderung wird es immer geben, aber wer pachtet den Anspruch darauf, mit seiner Prophezeiung nun richtig zu liegen? Mal ist es der eine, mal der andere.
Thema Insolvenz: würde die wirklich durchgehen oder spränge da nicht wieder die Politik ein um einen Rettungsschirm aufzuspannen? Stünden doch viel zu viele Arbeitsplätze auf dem Spiel. Auf der anderen Seite: in den letzten Tagen fielen x * 800 Flüge aus. Was spart das an CO2, sprich welchen Dienst hat es der Umwelt erwiesen? Wäre ausbaufähig. Wenn jeden Tag 3000 Flüge ausfielen, wäre es für die Umwelt noch besser. Ihr lebt noch alle, keiner ist ob der Flugausfälle der letzten Tage ums Leben gekommen. Ergo kann man sich wohl auch auf die geänderte Marktsituation beeinflussen. In eine ähnliche Kerbe schlägt die Frage, warum die Piloten unbedingt lieber gestern denn morgen weg automatisiert werden sollten, eure Reisen aber so unbedingt wichtig sind, dass diese nicht durch eine andere Art der Begegnung (Schriftverkehr, Video-/Telefonkonferenz, Telepräsenz, ...) ersetzt werden könnten?
Ich stimme Jim vor allem in dem Punkt zu, dass keiner von uns wirklich Einsicht in den aktuellen Ablauf hat. Wir sind alle außen stehend. Auch wenn der eine oder andere glaubt, ob persönlicher Kontakte etwas tiefer drin zu stecken. Wer in einem großen Konzern arbeitet, weiß evtl. wie es um das eigene Geschäftsfeld steht, aber wie es bei den anderen aussieht? Den Anspruch, die Zukunft voraussagen zu können hat auch weder die VC noch der Vorstand gepachtet. Aus diesem Grund ist es eine Verhandlung darüber, welches Simulationsmodell das bessere ist. Und dazu kommt, dass davon auszugehen ist, dass die beiden Akteure eine deutlich bessere Modellbeschreibung vornehmen können, als wir dies als Außenstehende tun können.
Gewiss, dies ist ein Diskussionsthread, jeder darf seine Meinung äußern, keiner hat die Weisheit mit Löffeln gefuttert, so auch ich. Und da es ein öffentliches Forum ist, in dem die Einschränkungen, wer nicht mit diskutieren darf, recht gering sind, so muss man dann auch akzeptieren, dass Diskussionsteilnehmer der ungeliebten Gegenseite dabei sind.