Hallo zusammen,
hab hier einen sehr "lustigen" Artikel gefunden.... Manchmal ist die Frage wirklich, ob man diese Karte braucht!
Viel Spaß beim lesen.... Übrigens gibt es den dort genannten Unternehmer wirklich! Also da wird kein Mist erzählt.
Warum ein Centurion-Kunde die rote Karte sah
Mit der schwarzen Kreditkarte will American Express die Kaufkraft der Super-Reichen abschöpfen. Leider gelingt das nicht immer,* weil Amex versagt
So schön kann Shoppen sein: einkaufen ohne Limit, Kreditkarten-Auswahl wie beim Skat, Chauffeur und Butler warten vor der Tür, doppeltes Upgrading bei Sixt & Co, Priority Pass für 350 Airport Lounges, übernachten nach dem Small-Luxury-Hotels-Programm, persönliche Servicenummer mit individueller Betreuung rund um die Uhr – die pralle Dienstleistung der Platinum-Kreditkarte eben. Damit nicht genug, meint Urheber American Express. Der wahre Snob zieht Centurion. Nach Platinum – in der Pyramide der vier hauseigenen Plastikkarten ganz oben – sei die kleine Schwarze das Nonplusultra der Szene.
Flink ein privates Flugzeug mieten, überraschend den Frack für den Ball besorgen, die 50.000-Dollar-Sofortentscheidung im Schmuckgeschäft regeln, 10.000 Rosen über der Stadt abwerfen, Dinge des täglichen Luxusbedarfs, deren Lösung eine Hundertschaft von Amex-Mitarbeitern vorantreibt (Centuria war mit 100 Mann die kleinste taktische Einheit im alten römischen Heer). So verspricht es American Express. Das ist der Grund, warum VIPs wie McCartney, Prinz William, Rod Stewart, Cindy Crawford, Mohamed al Fayed – mal bescheiden, mal mit großer Geste – gern die magische Scheibe auf den Tisch legen.
Genaueres ist nicht offiziell, Diskretion! Aber von den rund 30.000 Reichen, die weltweit zur Crème de la Crème gehören, zücken wohl 2000 die Centurion. Eine würdige Entscheidung, die beim niederen Gold- oder Bluecard-Besitzer Neid aufkommen lässt. Denn: Die elitäre Auslese erfolgt ausschließlich von innen heraus. Die Betuchten und Erlauchten werden von der Organisation selbst auserkoren, ein Ritterschlag der American Express International Inc. für besondere Kunden! Für den doppelten Kurs versteht sich – 1000 Euro nämlich, aber das ist nicht der Rede wert.
Ehre, wem Ehre gebührt. Mit der Centurion in der Brieftasche fühlte sich auch Unternehmer Josef Weikinger geadelt, zugehörig, vor allen Dingen gegen die Unbilden des gemeinen Lebens gewappnet. Nicht weniger als 28 Jahre ist er Vorzeigekunde, ohne die kleinste Reklamation, siebenstellig sein Eurobetrag, der via American Express abgewickelt wurde, Jahresumsatz 2001 von 200.000 Euro, das flutscht. Wie im Unternehmen von Weikinger, der Interfloat Corporation, einer der führenden Importeure von Spezialglas für Sonnenkollektoren. Von Mauren in Liechtenstein aus umrundet Weikinger jährlich mehrfach die Erde, mal im eigenen Sedan, mit und ohne Chauffeur, mal selbst lenkend im eigenen Flugzeug, mal als First-Class-Passagier der großen Airlines. „Kollektoren werden dringend und überall auf der Welt gebraucht, da die fossilen Brennstoffe langfristig ausgehen. Mit der steigenden Nachfrage bin ich heute hier und morgen dort, um meine erklärungsbedürftigen Produkte vorzustellen. Entsprechend perfekt und easy muss das Reisen vonstatten gehen", erklärt Weikinger seine bescheidenen Bedürfnisse.
Aber die Welt ist nicht perfekt. Schon gar nicht die von American Express. Seit Weikinger mit der Centurion-Karte wedelt, häufen sich die Pannen. Und von den vollmundigen Versprechungen bleiben in der Realität nur wenige übrig. So wollte Weikinger seinen Sohn, einen Big-Beat-Fan, überraschen und ihn zum Konzert der Fat Boys Slim nach London fliegen. Problem: Das letzte Konzert des Jahres in Europa war ausverkauft. Damit hätte eigentlich die Stunde der Centurion geschlagen. „Wir kümmern uns", hieß es. Mehr als die drei liebevollen Worte ließ sich die persönliche Assistentin allerdings nicht entlocken * no reply, no tickets, no concert. Ähnlich intensiv kümmerte sich die Centuria um die überhöhte Leihwagenrechnung in Moskau oder um die Organisation des Urlaubs in Slowenien und anderes mehr. Weikinger war frustriert.
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Der Lack von der schwarzen Kartenschönheit blätterte schon, als der Super-GAU sich ankündigte. Ohne sichtlichen Grund wurde bei der HypoVereinsbank in Freilassing, der Hausbank Weikingers, mehrfach angefragt, ob jeweilige Verfügungsbeträge von 50.000 Euro und 100.000 Euro bereitgestellt werden könnten. Sie konnten. Auf Grund der gewohnt guten Liquiditätslage beantwortete die Bank alle Nachfragen sofort positiv. Bis zu jenem Tag, an dem die Häscher von Amex in der Bankfiliale anriefen und der zuständige Betreuer in Urlaub sowie dessen Vertretung eine kurze Mittagspause eingelegt hatte. Niemand war befugt, die Bonität des Kunden Weikinger zu testieren. Kalt erwischt.
Unternehmer Weikinger saß im Firmenwagen mit zwei alten Kunden, als das Bordtelefon klingelte, Centuria in der Leitung. Obwohl Weikinger darauf hinwies, dass er sich in seinem Auto befinde und daher über eine Freisprecheinrichtung mit ihr kommuniziere, eröffnete ihm die Stimme per Lautsprecher, dass Amex mit sofortiger Wirkung die Centurion-Karte gesperrt habe. „Die Bonität könne nicht bestätigt werden", flog es dem Betroffenen und seinen Kunden um die Ohren. Jetzt erst verstand Weikinger, warum die American Express Centurion Card nicht nur die wertvollste, sondern vor allem seltenste American Express Card der Welt sein soll.
Der Form halber hat Weikinger per Rechtsanwalt die Bonität gegenüber der Organisation nachträglich feststellen lassen. Und streitet sich nun, was aus seinen 400.000 Membershippunkten wird. Millionäre können manchmal kleinlich sein.