Die Aenderungen im Dienstplan wurden einvernehmlich von Arbeitnehmern und Arbeitgebern ausgehandelt.
Naja, fast...
Die Aenderungen im Dienstplan wurden einvernehmlich von Arbeitnehmern und Gewerkschaften ausgehandelt, wobei letzteren bei entsprechendem Wohlwollen ein netter Posten im Aufsichtsrat winkt...
Ich habe in meinem Berufsleben die Gewerkschaft noch nie als Arbeitnehmervertreter erlebt, die haben ihre ganz eigene Agenda und lerben meist in einer ganz eigenen Welt...
Bei Spartengewerkschaften wie der UFO mag es noch etwas besser sein, als bei einer "one size fits all" Gewerkschaft wie ver.di.
Ist doch klar, wenn Du Privilegien hast, willst Du sie auch behalten.
Naja, der eine nennt es Privileg, der andere eine den besonderen Umständen angepasste Sonderregelung.
In den Zeiten von Standardisierung vergessen die Leute eben oft, dass es spezifische Unterschiede gibt, je nach dem was man nun exakt macht und zu welcher Uhrzeit. Jede dem angemessene Sonderregelung nun als "Privileg" zu bezeichnen, ist völliger Unfug.
Noch ein kleines Beispiel aus meiner Praxis, ich habe das Anrecht auf einen Ruhetag, wenn ich in eine Zeitzone reise, die mindestens 6 Stunden verschoben ist. Wenn ich also nach Japan fliege, habe ich das Anrecht auf einen Ruhetag bevor ich ins Meeting gehen muss. Das ist kein Privileg, das ist eine sinnvolle Regelung, damit ich beim teuer für mich zahlenden Kunden genauso fit ankomme, wie die Kollegen die einen Kunden hier in Deutschland betreuen.
Nun hat unsere Verwaltung beschlossen, dass ein Ruhetag 24 Stunden dauert (unabhängig von Zeitzone und Zeitfenster), somit ist eine Ankunft um 9:20 mit LH 736 bei einem Meetinganfang um 9:30 mehr als 24 Stunden, und damit per Definition 2 Ruhetage. Der extrem stressige Reisetag mit 34 Stunden wach sein, ist also für meinen Arbeitgeber "zwei Ruhetage". Somit ist der LH Flug für mich inzwischen verboten, denn es ist technisch unmöglich in 10 Minuten Immigration, Gepäck, Zoll, Zug zum Kunden zu machen (Taxi ist sowieso seit Jahren verboten wenn es einen Zug gibt), und 24:10 Ruhezeit sind unzulässige zwei Ruhetage.
Mir ist also das "Privileg" zwei Ruhetage gestrichen worden, ich habe jetzt 10 Minuten Ruhezeit, oder im Verwaltungssprech "einen Ruhetag", wie sich das gehört.
Genau, deshalb wurde bei uns Bodenpersonal (FRA/MUC) doch schon seit längerem die Motivation ausradiert.
Traurig aber wahr. Die Mitarbeiter von denen der Kunde nichts merkt, sind als erstes dran. "kein Mehrwert". Willkommen im modernen Wirtschaftsleben.
Ich habe das Gefühl, dass diejenigen, die hier groß schreien, was LH doch für ein Ausbeuterverein sei, genau diejenigen sind, die mit TK/QR/EK und ähnlichen Airlines fliegen, weil diese deutlich preiswerter als Lufthansa unterwegs sind.
??? TK schickt die FAs auf geruhsame Nachtflüge, auf denen die Kundschaft im wesentlichen schläft, man seine Ruhzeiten tatsächlich zum schlafen kommt, und der Tag Aufenthalt im optimalen Zeitfenster liegt.
LH schickt die FAs auf stressige Tagflüge, auf denen die Kundschaft betüdelt werden will, man in den Ruhezeiten nicht wirklich schlafen kann, und der Tag Aufenthalt im stressigsten Zeitfenster liegt.
Deshalb soll ich jetzt TK boykottieren und LH bevorzugen?
Hat sich aber inzwischen erübrigt, da TK den KIX Flug eingestellt hat, und der TYO Flug zu spät ankommt, um den letzten Shinkansen des Tages noch zu errreichen... Ganz zu schweigen vom Umzugschaos in IST und von Erdogan...
3 Stunden Ruhe beim Flug sollen auch kein Ersatz für 8 Stunden Schlaf in der Nacht sein.
Die
8 Stunden Schlaf in der Nacht werden aber nun mal bei diesem Flug durch
Uhr 8 Stunden vorstellen ersetzt. Die 8 Stunden Schlaf sind ersatzlos gestrichen, wenn die 3 Stunden Ruhe ihn nicht ersetzen. Genau das ist der spezifische Punkt bei diesem Flug. Du bekommst in 52 Stunden Reise nur 8 Stunden Schlaf, das ist nicht der Standard für den dein Körper gebaut ist.
Als ich vor einigen Jahren von FRA nach NRT mit Abflug um die Mittagszeit herum geflogen bin, haben mir zumindest zwei Flugbegleiterinnen erzählt, dass sie lieber nach einer Nacht wieder nach FRA fliegen würden, weil sie (und angeblich auch der Großteil ihrer Kolleginnen und Kollegen) in der zweiten Nacht ohnehin nicht schlafen könnten und daher auf dem Rückflug unausgeschlafen seien.
Sowas ist nun mal individuell, jeder Körper reagiert etwas anders. Deshalb muss man den Leuten zugestehen was sie brauchen, jegliche poauschale Regelung wird dem Problem nicht gerecht.
Ich hatte nun schon zweimal das Glück (das Privileg?), dank eines Taifuns das Meeting eben nicht Montag morgen, sondern erst Dienstag morgen anzufangen, und es macht für meinen Körper einen extremen Unterschied, 48 Stunden nach dem Flug mit zwei Nächten Schlaf (66 Stunden nach dem letzten Schlaf mit 2 x 8 Stunden Schlaf) bin ich signifikant fitter, als nach einer Nacht (42 Stunden nach dem letzten Schlaf mit 8 Stunden Schlaf). Und das Zeitfenster für mein Meeting entspricht vom Anfang her genau dem Zeitfenster der FAs für den Rückflug.
Die jungen wollen die zweite Nacht bleiben und noch ein bisschen was vom Zielort sehen.
Vom Unterhaltungswert eines Tages in Nagoya würde ich nicht allzuviel erwarten...
Nagoya: The most boring city in Japan
OK, für Ingenieure ist das
Toyota Commemorative Museum of Industry and Technology noch ein ganz netter Zeitvertreib... Und Nagoya Castle kann man sich auch einmal im Leben angucken.
Abstimmung unter den FBs zwischen zwei Varianten:
A: es bleibt bei den alten Zeiten. Dafür können wir den Hotel Standard etwas runterschrauben und sparen dadurch Geld, aber ihr hab eure Ruhezeiten. Hotel ist nicht mehr downtown, sondern in Buxtehude bzw. nicht 4/5* sondern nur noch 3/4*
B: Hotels bleiben in guter Lage auf gehobenem 4/5* Standard, dafür verkürzte Zeit vor Ort
Ihr stimmt alle ab und gem. Mehrheitsvotum verfahren wir dann.
Wenn beide Lösungen äquivalent sind, warum brauchen wir dann eine Pauschallösung? Lass es doch jeden für sich selbst entscheiden.
Man muss nicht alles auf Teufel komm raus standardisieren.
Ich würde im Zweifelsfalle lieber zwei Nächte in einem einfachen Hotel an der Küste südöstlich vom Flughafen verbringen, als eine in einem 4/5* Hotel im Molloch Nagoya/Tokyo. Mal abgesehen davon, ist das Hilton in Nagoya nun wirklich nichts besonderes, und preislich schon für normalsterbliche absolut erschwinglich, auf dem Niveau von B&B in Schottland... Seit Japan in der Krise steckt, ist das Leben dort mehr als bezahlbar geworden. Nagoya ist deutlich billiger als z.B. Montreal oder Philadelphia.
Es würde mich absolut nicht wundern, wenn LH für eine Nacht in New York mehr hinlegen muss als für zwei Nächte in Nagoya. Wer also hat das Privileg, das er verteidigen will?
Hier haben wieder mal Leute ohne Detailwissen eine völlig praxisfremde Lösung erdacht ohne mit den betroffenen zu reden. Wilkommen in der modernen Wirtschaftswelt.