Ob das die richtige Strategie ist? Zumal ja die meisten Tochterunternehmen vor der Krise profitabel waren. An wen soll man sie jetzt zu welchem Preis in der Krise verkaufen? Und ansonsten muss man sich doch auch fragen, ob es nicht gerade für einen Luftfahrtkonzern auch sinnvoll ist noch ein paar andere Standbeine zu haben als nur den Passagierverkehr.
Jede Strategie ist besser, als eine, die dafür sorgt, dass der Staat das Unternehmen retten muß. Wir haben hier ja so liebevoll von Staatshilfe geschrieben, das trifft es aber nicht: es ist eine Staatsrettung, da das Unternehmen sich selber gar nicht mehr retten kann - was aber vergleichbaren Unternehmen, wie der IAG gelingt. Insofern Urteil aus dem Zuschauersaal: Bad job. Zum Zeitpunkt des Verkaufs von Tochterunternehmen, den richtigen Zeitpunkt hat LH verpaßt und ja, CoVid19 kann man nicht vorhersehen; genausowenig wie 911, Finanzkrise etc. Soll heißen, man war auf eine massive Störung des Geschäftsmodels überhaupt nicht vorbereitet.
Was heißt die meisten Tochterunternehmen waren profitabel? Wollen wir mal schauen in 2019?
LH-Group Adjusted EBIT (2.026 Mio €)
- Network Airlines: 1.805 Mrd €
- Eurowing: -166 Mio €
- Logistik: 1 Mio €
- Technik: 493 Mio €
- Catering: 128 Mio €
Summe: 2.261 Mrd € vs. 2.026 Mrd €, also nochmal die Frage: Was heißt die Mehrzahl der Tochterunternehmen waren profitabel?
Ich weise nochmal darauf hin, dass der Staat aufgrund der durch ihn ergriffenen unnötigen und geschäftsschädigenden Maßnahmen direkt kausal mitverantwortlich an der Situation der LH ist.
Ok, dann muss LH jetzt von Italien, Spanien, Neuseeland, Peru, Südafrika und den USA etc. gerettet werden, da man dort ja nicht mehr oder nur noch begrenzt einreisen darf. Sorry, aber eine größeren intellektuellen Offenbarungseid als dieses Staatsbashing gibt es nicht.
Wenn aber der Staat ... sich wie der übelste Kredithai gebährdet.
Interressant der Aufschrei des Forums als das Verhalten von LH mit dem der Mafia verglichen wurde. Es ist nicht schlimm, wenn Dich die Komplexität des Vorgangs überfordert, man muss nur mangels gewisser Fähigkeiten nicht auf den Staat schimpfen, zumal die die Fähigkeiten der Unternehmensführung in der LH-Group scheinbar eng limitiert ist, dass man gar keine anderen Alternative hat als jene auf den Kredithai zurückzugreifen. Und daraus lernen wir zweierlei: a) Wenn ich auf einen Kreditkai angewiesen bin, ist das mein Problem, weil ich in der Vergangenheit etwas falsch gemacht habe und nicht ein Problem des Kredithais und b) der deutsche Unternehmensführer ist weltweit nicht begehrt, weil er zumeist einfach zu schlecht ist.
here you are: Das genau ist der Punkt.
Wie schon im Vorfeld gewarnt wurde, verhindert der Bund, daß sich LH flexibel auf neue Gegebenheiten einstellt.
Klar, der Bund verhindert jetzt etwas, was LH in den vergangen Jahren selber nicht geschafft hat, den die Problme sind alt - sonst stünde man da wie IAG.
Einige scheinen hier keine Ahnung zu haben, wie eine Bilanz aussieht. Wenn ich morgen meinem Kneipenwirt 100 EUR gebe, und sage, das ist die Anzahlung für die Party, die ich nächsten Freitag mit meinen Kumpels bei Dir schmeisse, klebt der dann ein Post-It auf den Geldschein, auf dem steht, "dieser 100er gehört Goldeneye", bevor er ihn in seine Kasse legt?
Nun, dann ist es jetzt an der Zeit Deine Ahnung einmal rauszulassen. Hast Du die Quelle für den Zinssatz von AF/KLM von 1,25% gefunden?
Die Rettung einer führenden Airline in Zeiten von Corona ist etwas anderes als die Rettung einer Airline, weil dort schlecht gewirtschaftet wurde.
Da gebe ich Dir Recht, leider trifft dies bei der LHGroup nicht zu, man hat sich in allem möglichen verzettelt (Cockpit, Crew, mit so jeder Gewerkschaft, mit den Kunden) ohne etwas entscheidendes zu erreichen und dabei zumindest Strategie und Struktur vernachlässigt - sonst wäre man in der gleichen Position wie IAG; dort Staatsunterstützung 300 Mio, hier LH Staatsrettung 9 Mrd. Und jetzt motzt nicht rum, jeder Bereichsleiter wird mit der Konkurrenz verglichen, wenn Du das nicht aushältst ist dies kein Job für Dich. Der Staat zockt auf Zeit und geht davon aus, dass eine Normalisierung schnell eintritt. Sollte dies nicht geschehen sind weitere Staatsrettungsaktionen erforderlich, und ich bin pessimistisch da:
- Langstrecke kaum Bedarf, Normalisierung zwischen 2022 und pessimistisch 2024 (Betrifft: Network Airlines)
- Hub-Verbindungen abhängig von Langstrecke (Network Airlines)
- Europa peer-to-peer abseits Hub Europ/Deutschland -> Eurowings nicht profitabel
- Catering: siehe Langstrecke
- Technik: siehe Bedarf Anzahl Flugzeuge (Network Airlines), Instandhaltung stillgelegter Flugzeuge ja, und Nein, da geringer Umfang.
- Cargo: Einstandsbarrieren niedrig, viele Flugzeuge und viele Anbieter verfügbar, Umnutzung Passagierflugzeug zu Cargo einfach, spricht erstmal gegen hohe Erträge.
Wenn ich am Ende also 15 oder 20 Mrd € für die Existenz einer LH Basis 2019, die es in das Jahr 2024 schafft, bezahle, sollte ich einmal eine Alternative durchkalkulieren. Habe nichts gegen 5 Mrd € für eine neue Fluggesellschaft in 2024 und 15 Mrd. € für den Ausbau eines Hochgeschwindigkeitsnetz für Züge, insbesondere Rheinland/Ruhrgebiet nach Berlin bzw. Hamburg. (Schnellbahnstrecke CGN-FRA hat 6 Mrd € gekostet und trotz Kostensteigerung bitte nicht vergessen, Tunnel und Brücken werden für meinem Streckenvorschlag nur begrenzt benötigt) Frankreich macht vor wie es gehen kann. Ich wäre gespannt auf das Ergebnis einer Input-Output-Analyse Luftfahrt vs Bau vs. XYZ. Ich hoffe der Staat ist da dran, falls nicht, dies könnte man ihm später kritisch erörtern.