Aber vor allem geht es hier um die Grundrechte, und zwar die Grundrechte aller, auch der Ungeimpften. Also sowas wie Recht auf körperliche Unversehrheit (welches übrigens NICHT ein Recht auf Infektionsschutz beinhaltet), Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, Bewegungsfreiheit (Quarantäne ist schließlich Freiheitsberaubung) usw.
Daher finde ich die Aussagen von
@Chillán und
@Airsicknessbag ungeheuerlich, weil das auf eine Impf-Apartheid hinausläuft (die übrigens auch für die Geimpften weiterhin nervig ist, weil dann natürlich überall der Impfpass vorgelegt werden muss und man trotzdem keine Normalität hat).
Vor allem aber sieht man an solchen schon, wie stark sich totalitäre Denkweisen inzwischen leider in den Köpfen vieler festgesetzt haben. Da bezeichnet man Ungeimpfte einfach als "Gefahr" (was aber Leute die nicht gegen Influenza, Pneumokokken oder Meningitis geimpft sind gleichermaßen sind), denen man alleine deshalb die Grundrechte weiterhin wegnehmen soll.
Zur Erinnerung: Ursprünglich war mal das Ziel, dass es in den Intensivstationen zu keiner Triage kommt. Diese Gefahr besteht laut der Projektion des RKI (
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/27_21.pdf?__blob=publicationFile) auch bei "nur" 65% Impfrate (die bald erreicht ist) nicht, auch nicht im Winter während der 4. Welle und wenn es gar keine Gegenmaßnahmen gibt.
Im gleichen Dokument ist übrigens anschaulich Berechnet, dass 5%-Punkte mehr Geimpfte über 60 Jahre einen dreimal so starken Effekt zur Reduzierung der Intensivpatienten haben als 20%-Punkte mehr Geimpfte unter 60 Jahren.
Was das zeigt: In der 4. Welle im Winter wird es nahezu ausschließlich solche Menschen auf den Intensivstationen geben, die die Impfung angeboten bekommen haben, sie aber nicht wollten.
Das alleine ist ausreichend "Nachteil" und der einzige gerechtfertigte, weil natürliche Nachteil, den Ungeimpfte haben: Dass sie eben nicht vor einer Infektion geschützt sind, also sie selber, für sich.
Deswegen sind jegliche Forderungen nach Bevorzugung von Geimpften grob Verfassungswidrig und zeugen von einem totalitären Denken: Dass man jede Infektion verhindern will, auch solche von Leuten die sich aktiv gegen die Impfung entschieden haben, und vor allem ohne dass es notwendig ist, im Triage in den Intensivstationen zu verhindern.
Das Grundgesetz sieht nämlich vor, dass jede Grundrechtseinschränkung dauernd erneut einer Verhältnismäßigkeitsabwägung unterzogen werden muss und da ist klar, dass man freilich mit "Triage verhindern" eher eine Verhältnismäßigkeit hat als nur mit "Infektionen verhindern" - zumal letzteres auch bei der Influenza trotz bis zu 20.000 Toten pro Jahr nie auch nur irgendeine Grundrechtseinschränkung gerechtfertigt hat. Die RKI-Daten zeigen klar, dass wir auch bei Aufhebung aller Maßnahmen und Impfungen auf dem aktuellen Stand (da in Risikogruppen eben weit über 80%, oft sogar über 90%) sicher keine 20.000 Toten pro Jahr mehr zu erwarten haben.