Da kommt Frust auf - der Euro fällt ins Bodenlose

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Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.499
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Wir sind mittlerweile soweit, dass man am Ende mit z.B. minus 10-20% besser dastehen kann, als mit z.B. minus 70%, wenn einen die Währungsreform voll erwischt. Irgendwas bereinigendes wird in den nächsten Jahren passieren müssen, denn ewig geht dies mit massiver Überschuldung nicht gut. Man sieht es ja bereits, die Märkte sind äußerst nervös. Es muss also keineswegs stets darum gehen Rendite zu erzielen. Wichtiger ist es, einen freien Stuhl zu finden, wenn die Musik aufhört zu spielen. My 2 Cents.
Man könnte meinen, das Niveau des Hollywood-Streifens, den Du zitierst, ist höher als das Deines Posts ;)
 

juliuscaesar

Megaposter
12.06.2014
22.028
19.992
FRA
Wir sind mittlerweile soweit, dass man am Ende mit z.B. minus 10-20% besser dastehen kann, als mit z.B. minus 70%, wenn einen die Währungsreform voll erwischt. Irgendwas bereinigendes wird in den nächsten Jahren passieren müssen, denn ewig geht dies mit massiver Überschuldung nicht gut. Man sieht es ja bereits, die Märkte sind äußerst nervös. Es muss also keineswegs stets darum gehen Rendite zu erzielen. Wichtiger ist es, einen freien Stuhl zu finden, wenn die Musik aufhört zu spielen. My 2 Cents.
Dieser „Knall“ wird seit 15-20 Jahren prophezeit - wo ist er?
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.371
4.763
GRQ + LID
Für Politiker ist es wie bei Optionscheinen: wer schreibt, bleibt!
Kannst Du die Börsenweisheit kurz erklären? Die kenne ich noch gar nicht.

Ich finde sie zudem etwas überraschend, da das Risiko des Käufers (der "long" geht) begrenzt ist, das des Verkäufers (der schreibt bzw. "short" geht) prinzipiell unbegrenzt. (Und hedgen kann man natürlich beides.)
Der Käufer kauft Zeit, während des Verkäufers Zeit verkauft. Ist doch immer ein gutes Geschäft?

Etwas Hintergrund: in den Niederlanden gibt es seit 1978 eine Optionsbörse, spätestens seit den frühen 80er auch für Privatanleger nutzbar. Damals gab es nur europäische Optionsscheine, d.h. am Freitagnachmittag (für EOE, später AEX) wurde abgewickelt und in Bar, Optionsscheine für Aktien meist pro Monat oder auch pro Quartal, auch in Bar. Es wurden für Aktien Scheine verhandelt bis zu 5 Jahre in der Zukunft.

Als Alternativ hat man amerikanische Optionsscheine, die können zu jeder Zeit ausgeübt (gestriket) werden und werden auch tatsächlich mit Aktien abgewickelt. Die gab es zu der Zeit, als ich mich damit beschäftigt habe, an der niederländischen Börse nicht.

Eine Strategie die man als Privatanleger nutzen konnte, ist wenn man z.B. 1000 Aktien Philips hat, darauf 10 Calls oder Puts zu verkaufen, natürlich am Liebsten genau unter oder über den Preis die es am 3. Freitagnachmittag um 16:00 (kann auch 15:00 oder 17:00 gewesen sein, so etwas) gibt. Dann streicht man die Prämie ein, muss nicht liefern und hat so extra Rendite auf seinem Besitz (man kann es natürlich auch nackt machen, wenn die Bank das zulässt bzw. man Marge hat). Wenn man liefern muss, hat man sowieso das Resultat gesichert.

Daher diese Börsenweisheit. Zum weiter suchen: Black-Scholes, straddle, strangle, butterly und condor.

Eine andere Strategie war das Kaufen von 3 oder 5-Jährige Calls. Sie waren meist nicht so liquide (denn es muss sie ja auch jemand schreiben), aber auf zyklischen Aktien wie KLM konnte damit richtig cashen. Langjährige Optionsscheine gab es übrigens nicht auf den Indexen, die Prämien wären immens gewesen.
Ich seh es bei einem Freund der seit 2015 oder so in den DAX u.a. Investiert hat als ETF, da ist er ordentlich im Minus und vom Wertverlust durch Inflation gar nicht zu sprechen, daher ist die Weißheit, das man an der Börse immer besser fährt nicht gegeben zumindest auf dem deutschen Markt, da muss man eher Richtung USA, wo man jetzt noch mit dem Dollar zusätzlich einen Schub bekommen hat.
Ich vermute dass im u.a. das Problem liegt, oder vielleicht im DAX (ist eben keine wirklich breite Index).

Immer schnurstracks einen festen Betrag in einem breiten (weltweiten) ETF anlegen zum gleichen Tag des Monats und vor allem nicht versuchen den Markt zu timen. Geht immer schief. So nach 30 Jahren mein Fazit.
 

Uncle Sam

Erfahrenes Mitglied
03.10.2020
3.809
7.519
Er kommt bald, ganz bestimmt🥱.

Aber was ich nicht verstehe, dass hier der schwache Eurokurs thematisiert wird. Hier werden doch ständig irgendwelche YouTube-Finanzexperten ins Schaufenster gestellt, die den Untergang schon seit Jahren voraussagen. Warum haben deren Gläubigen nicht bei einem Kurs von 1,40 massiv zugeschlagen? Die waren doch gewarnt.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
5.317
5.751
DTM
Der Knall kommt.
In Deutschland ist man halt besonders obrigkeitshörig und glaubt, das ist alles gesund was die EZB und die Regierung(en) da so fabrizieren. Vor den bisher eingetretenen Währungsreformen und das waren in der Geschichte so einige, war dies auch "alles vollkommen unmöglich".
Der Aufschrei wird eben umso größer sein.
Wenn's soweit ist, dann halt bitte nicht weinen.

"Doppelter Bärenmarkt plus Inflation bringt Anlegern in diesem Jahr „die zweithöchsten Verluste seit der Hyperinflation 1923“ - businessinsider.de vom 17.10.2022
 

mb85

Erfahrenes Mitglied
20.06.2021
1.477
1.203
Der neueste Clou bei YouTube ist Panik für Anschluss Finanzierungen bei Immobilien. Was da von sich gegeben wird ist so viel Müll, da frag ich mich, kennen die sich aus damit, glauben die selbst den scheiss den sie reden oder was damals Immobilien gekostet haben und wo der Zins stand.

Wenn ich schon höre 2013 gekauft mit Zins von 1,5% als vollfinanzierung, dann ist alles gesagt 😂😂😂

Aber da merkt man mit Panik lässt sich Kohle machen..
 
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longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.213
9.692
Wer einen meltdown des Finanzsystems gänzlich ausschließt hat aber 2008/2009 massiv gepennt. Da sind wir zwei mal (offiziell bestätigt) ganz knapp dran vorbei geschrammt. Die Musik spielt, solange es einen lender of last resort gibt. Im Moment gibt es diese noch. Ob es die immer(!) geben wird ist allerdings fraglich wenn man sich die Entwicklungen ansieht.

Ergo: die Spinner können gerne weiter spinnen. Nicht verrückt machen lassen. Stattdessen klug in Sachwerte investieren und sich so Bevorraten wie das eigentlich jedem Bürger nahegelegt wird um Engpässe überbrücken zu können. Eine Versicherung in Edelmetallen kann(!) da auch dazu gehören. Nur bitte nicht alles auf den Crash setzen und unter die Dooms Day Prepper gehen…
 

LH88

Erfahrenes Mitglied
08.09.2014
15.394
8.902
Der neueste Clou bei YouTube ist Panik für Anschluss Finanzierungen bei Immobilien. Was da von sich gegeben wird ist so viel Müll, da frag ich mich, kennen die sich aus damit, glauben die selbst den scheiss den sie reden oder was damals Immobilien gekostet haben und wo der Zins stand.
Naja die Anschlussfianzierungen können schon problematisch werden, da wird der ein oder andere blöde schauen.
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.499
Wer einen meltdown des Finanzsystems gänzlich ausschließt hat aber 2008/2009 massiv gepennt.
Das Finanzsystem ist besser geschützt als 2007. Stichwort makroprudentielle Aufsicht, Stichwort Basel III, Stichwort Rettungsschirm. Selbst einen Eurobond gibt es mittlerweile. Und die Zentralbank hat eine größere "Toolbox" als vor der Finanzkrise.

Wird es weiter Finanzkrisen geben wie etwa einen Börsencrash oder eine Bankenkrise? Natürlich. Aber was hier Freunde des einarmigen Banditens wenig kohärent zusammenkonfabulieren, erscheint doch recht weit hergeholt.. ;)
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.213
9.692
Das Finanzsystem ist besser geschützt als 2007.
Da bin ich bei dir. Die Wahrscheinlichkeit sinkt dadurch. Aber gänzlich ausschließen kann man es dennoch nicht. Ich sehe die größte Gefahr auch nicht in fehlenden Tools und Mechanismen sondern eher in der Hybris, dass das nicht nochmal passieren kann und, dass man sich eher auf das Bauchgefühl verlässt anstatt auf ein Regelwerk. Hinzu kommt, dass Zentralbanken mittlerweile massive Positionen in Staatsanleihen aufgebaut haben, was sie immer weniger unabhängig agieren lässt. Bei der Bank of Japan bspw. sind es mittlerweile 50%. Wenn das Vertrauen in diese verloren geht ist das Spiel aus.
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.499
Hinzu kommt, dass Zentralbanken mittlerweile massive Positionen in Staatsanleihen aufgebaut haben, was sie immer weniger unabhängig agieren lässt.
Woraus schließt Du das? Ich sehe die Zeichen nicht.
Bei der Bank of Japan bspw. sind es mittlerweile 50%. Wenn das Vertrauen in diese verloren geht ist das Spiel aus.
Auch hier die Frage: Warum sollte das Vertrauen in die BoJ verloren gehen? Mich würde deine Story interessieren, ich komme sehe keine plausible Argumentationskette.

Experten sehen ein ganz anderes Problem im Zusammenhang mit den in der Tat sehr großen Asset Purchase Programs von BoJ, EZB, Fed und co. Da geht es jedoch um die freie Marktpreisbildung auf den Rentenmärkten, nicht um das Vertrauen in die Zentralbank.
 
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longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.213
9.692
Woraus schließt Du das? Ich sehe die Zeichen nicht.
Die zögerliche Reaktion der EZB auf die Inflation bspw.? Die Zinsschritte müssten eigentlich in ähnlich schneller Abfolge wie bei der FED kommen und der Leitzins am Ende ungefähr bei der Hälfte der Inflation liegen um diese effektiv zu bekämpfen. Die Geschwindigkeit der Zinsschritte ist bis jetzt behäbiger. Dass wir am Ende bei 5% Leitzins landen werden halte ich im Moment auch noch für unwahrscheinlich.
Das geschieht (so sehe ich das) aus Rücksicht auf die Staatsfinanzen der Südländer, deren Anleihen man in den vergangenen Jahren kräftig(st) auf die eigenen Bücher genommen hat. Da liegt es schon im ureigensten Interesse, dass diese nicht in den Default gehen.
Auch hier die Frage: Warum sollte das Vertrauen in die BoJ verloren gehen?
Nicht in die BoJ im Speziellen sondern in Zentralbanken weltweit, wenn die Staaten mit der Notenpresse finanziert werden. Die BoJ ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Bei der EZB sieht es ja ähnlich aus. Die USA machen das zwar schon sehr lange aber der Dollar ist halt auch eine Weltreservewährung. Da gelten andere Regeln.
Experten sehen ein ganz anderes Problem im Zusammenhang mit den in der Tat sehr großen Asset Purchase Programs von BoJ, EZB, Fed und co. Da geht es jedoch um die freie Marktpreisbildung auf den Rentenmärkten, nicht um das Vertrauen in die Zentralbank.
Das ist in der Tat ein unmittelbares Problem. Das von mir oben skizzierte Szenario ist bestenfalls ein mittel- wenn nicht eher langfristiges Risiko.
 
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riemann

Erfahrenes Mitglied
03.03.2022
513
719
Dieser „Knall“ wird seit 15-20 Jahren prophezeit - wo ist er?
Schulden machen und Geld drucken, und zwar ohne Pause und Ende, führt irgendwann zum Kollaps.

Das dürfte wohl hoffentlich unbestritten sein?

Fraglich ist nur, wann der Kollaps eintritt. Nach 5 Jahren? Offensichtlich nicht. 10 Jahre? Naja. 15 Jahre? 20 Jahre? Oder gar 50 Jahre?

Aber zu glauben, aus dem vergangenen Nicht-Knall auf die Zukunft schließen zu können, ist falsch. Siehe das Beispiel mit dem Mann, der vom Hochhaus springt und im 5 Stock sagt "bis jetzt ist alles gut gegangen".
 

Fliegersepp

Erfahrenes Mitglied
24.04.2015
714
1.185
Österreich
Die zögerliche Reaktion der EZB auf die Inflation bspw.? Die Zinsschritte müssten eigentlich in ähnlich schneller Abfolge wie bei der FED kommen und der Leitzins am Ende ungefähr bei der Hälfte der Inflation liegen um diese effektiv zu bekämpfen. Die Geschwindigkeit der Zinsschritte ist bis jetzt behäbiger. Dass wir am Ende bei 5% Leitzins landen werden halte ich im Moment auch noch für unwahrscheinlich.

Man kann nur froh sein, dass das so nicht gekommen ist. Mal ehrlich, wer sowas forderd und somit für gut befindet, kann nicht ganz normal sein.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
5.317
5.751
DTM
"Wer so etwas fordert kann nicht ganz normal sein?" -
Warum bitte?
10% Inflation über einen längeren Zeitraum sind für die einfache Bevölkerung ganz sicher nicht gut. Es gibt zahlreiche Menschen die bereits auf dem Zahnfleisch gehen. Da hilft auch das dauernde Übertünchen mit Entlastungspaketen nichts. Das ist lediglich das Zukleistern von Problemen mit Steuergeld.
Die FED ist dabei auch nicht das Problemkind. Die EZB hat mit den überschuldeten EU-Südstaaten ganz andere Probleme und agiert daher maximal vorsichtig. Ein Rettungsschirm spricht erstmal auch nicht für die Stabilität des europäischen Finanzmarkts und auch bei der Bank of England scheint es zu kränkeln.

 
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longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.213
9.692
Man kann nur froh sein, dass das so nicht gekommen ist. Mal ehrlich, wer sowas forderd und somit für gut befindet, kann nicht ganz normal sein.
Die Methode Erdogan also? Zinsen runter bei hoher Inflation? Ja, das hat hervorragend funktioniert wie wir alle wissen. Ich würde ja fragen wieso du dich zu dieser fragwürdigen Aussage versteigst aber da ich nicht mit substantiellen Argumenten rechne, kürzen wir doch einfach ab und schenken uns das. Wäre auch schwierig Jahrzehnte der Wirtschaftsforschung ernsthaft zu widerlegen. Aber es soll ja auch Leute geben die noch immer glauben die Erde sei eine Scheibe.
 

NeaeraMS

Erfahrenes Mitglied
19.04.2022
370
563
Das Finanzsystem ist besser geschützt als 2007. Stichwort makroprudentielle Aufsicht, Stichwort Basel III, Stichwort Rettungsschirm. Selbst einen Eurobond gibt es mittlerweile. Und die Zentralbank hat eine größere "Toolbox" als vor der Finanzkrise.

Wird es weiter Finanzkrisen geben wie etwa einen Börsencrash oder eine Bankenkrise? Natürlich. Aber was hier Freunde des einarmigen Banditens wenig kohärent zusammenkonfabulieren, erscheint doch recht weit hergeholt.. ;)

Man sieht an der Geschichte dass es den "großen Crash" schon mehrfach gab, man sieht auch dass vorher immer prophezeit wurde dass man so gut geschützt sei dass es unmöglich einen großen Crash geben könne. Und trotzdem sind heute erneut viele an sich sehr schlaue Leute davon überzeugt dass sich sowas nicht wiederholen kann, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten. Ist es Arroganz, übertriebener Optimismus oder schlicht religionsähnlicher Glaube der zu solchen Schlüssen führt? Sehr interessantes Thema ;)
 

riemann

Erfahrenes Mitglied
03.03.2022
513
719
Das Problem ist ja wohl, dass die
Man sieht an der Geschichte dass es den "großen Crash" schon mehrfach gab, man sieht auch dass vorher immer prophezeit wurde dass man so gut geschützt sei dass es unmöglich einen großen Crash geben könne. Und trotzdem sind heute erneut viele an sich sehr schlaue Leute davon überzeugt dass sich sowas nicht wiederholen kann, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten. Ist es Arroganz, übertriebener Optimismus oder schlicht religionsähnlicher Glaube der zu solchen Schlüssen führt? Sehr interessantes Thema ;)
Kann ich nur zustimmen. Nach der Lektüre sehr, sehr vieler Bücher zum Thema Märkte einerseits und den Grenzen menschlicher Kognition andererseits kann man nur das bittere Resümee ziehen: Es ist unmöglich, die Welt in dieser Form vorherzusagen. Wobei ich rein gefühlsmäßig die schlauen Systemgläubigen noch für eine Spur lächerlicher halte als die ewigen Crashpropheten, aber das ist wohl auch nur ein Bias bzw. Sympathiefrage.
 

Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.499
Man sieht an der Geschichte dass es den "großen Crash" schon mehrfach gab, man sieht auch dass vorher immer prophezeit wurde dass man so gut geschützt sei dass es unmöglich einen großen Crash geben könne. Und trotzdem sind heute erneut viele an sich sehr schlaue Leute davon überzeugt dass sich sowas nicht wiederholen kann, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten. Ist es Arroganz, übertriebener Optimismus oder schlicht religionsähnlicher Glaube der zu solchen Schlüssen führt? Sehr interessantes Thema ;)
Interpunktion üben wir noch ein bisschen, gelle? ;)

Im Ernst: Es ist schön, das sich die Erkenntnis von Reinhart und Rogoff, dass Blasen/Krisen in der Entstehungsphase oftmals unterschätzt werden und fundamental nicht gerechtfertigter Optimismus vorherrscht, sich mittlerweile so verbreitet hat. Ihr Research ist nun mittlerweile etwa 14 Jahre alt (das zirkulierte erst in Form von NBER Working Papers, das Buch erschien dann im Herbst 2009).

Es wird allerdings teils trivialisiert. Historisch betrachtet sind etwa Entwicklungsländer und Emerging Markets deutlich häufiger von Finanzkrisen betroffen als führende Industrienationen wie Deutschland. Außerdem (siehe Vorpost) sind die Institutionen in Euroland heute besser auf eine Krise vorbereitet als während der Finanzkrise ab 2007 oder der Eurokrise ab 2010.

Und ich habe das bereits weiter oben im Thread geschrieben, meiner Meinung nach droht in Deutschland keine Finanzkrise. Und es droht auch keine große Inflation auf Jahre hin.

Es gibt durchaus ernstzunehmende Gefahren, z.B. dass ein Anstieg der Zinsen Länder wie Italien noch stärker in Bedrängnis bringen könnte. Und da man nicht ein zweites Mal so untätig dastehen wird wie in der Eurozonenkrise, würde das mit Kosten für den Rest von Euroland verbunden sein.

Insgesamt wird halt ziemlich viel Unfug verbreitet gerade über die Inflation. Erstens bedeutet die Inflation keine permanenten Kaufkraftverluste. Zweitens kann und wird die EZB die Inflation unter Kontrolle bringen. Drittens wird sich eine Rezession in naher Zukunft vermutlich nicht verhindern lassen.

Und wer glaubt, dass die EZB die Inflation nicht unter Kontrolle bringen wird (was ich für wenig plausibel halte), steht hoffentlich dem 200 Mrd. Euro-Paket kritisch gegenüber (welches uns auf Sicht der nächsten 2-3 Jahre durchaus mehr Inflation bringen könnte).


EDIT: Der obligatorische Punkt, den man zur jetzigen Inflation immer wieder wiederholen muss, weil Laien sich dessen meines Eindrucks nach nicht bewusst sind: "Monetary changes have an effect with long and variable lags". Wie Milton Friedman bereits vor über 60 Jahren postulierte. Diese Behauptung wurde seitdem sehr umfassend empirisch bestätigt.
 
Zuletzt bearbeitet:

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
10.213
9.692
Erstens bedeutet die Inflation keine permanenten Kaufkraftverluste.
Zustimmung zu den anderen Punkten. Dieses Argument würde mich aber tatsächlich nochmal näher interessieren. Denkst du das wird alles durch Lohn- und Gehaltserhöhungen aufgefangen werden Oder gehst du schlicht davon aus, dass die Preise wieder sinken werden wenn sich die Angebotsseite wieder normalisiert? Und von welchem Zeithorizont sprechen wir hier? Temporär kann auch einen sehr langen Zeitraum bezeichnen.
 
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Barry Egan

Erfahrenes Mitglied
12.01.2022
2.408
3.499
Zustimmung zu den anderen Punkten. Dieses Argument würde mich aber tatsächlich nochmal näher interessieren. Denkst du das wird alles durch Lohn- und Gehaltserhöhungen aufgefangen werden Oder gehst du schlicht davon aus, dass die Preise wieder sinken werden wenn sich die Angebotsseite wieder normalisiert?
Der Rohstoffpreisschock könnte natürlich theoretisch permanent sein. Wobei selbst hier die Wirtschaftsakteure kurzfristig inflexibler sind als langfristig und daher die Wohlfahrtsverluste langfristig kleiner sind. (Einfaches Beispiel: Kurzfristig können viele Arbeitnehmer nicht auf das Auto verzichten, mittel- und langfristig könnten sie aber eine Fahrgemeinschaft bilden, näher an den Arbeitsort ziehen, auf Rad oder ÖPNV umsteigen oder ein energieeffizienteres Fahrzeug nutzen.)

Was die übrige Inflation angeht, denke ich sehr wohl, dass wage und price setting dies auffangen wird. Bzw., wir beobachten das derzeit ja schon. Wir haben überdurchschnittliche Tarifabschlüsse. Und die Unternehmen setzen höhere Preise.
Und von welchem Zeithorizont sprechen wir hier? Temporär kann auch einen sehr langen Zeitraum bezeichnen.
Bezieht sich das auf die Rückkehr der Realeinkommen? Das ist schwer zu sagen. Der genaue Zeitraum ist auch unter Experten strittig. Gerade jedoch der Teil der Inflation, der auf zu lockere Geldpolitik zurückzuführen ist, sollte spätestens nach 4 oder 5 Jahren real komplett verschwunden sein. Konservativere Ökonomen schätzen die reale Wirkung der Zentralbankpolitik geringer und kurzfristiger ein (also würden eher von 1-2 Jahren als von 4-5 Jahren ausgehen), New Keynesians würden von 3, 4 oder 5 Jahren ausgehen.

Oder beziehst Du Dich auf meine Aussage, dass Geldpolitik mit langen und variablen Zeitverzögerungen wirkt? Mit diesen Verzögerungen sind Zeiträume von 4 bis 12 Quartalen gemeint. D.h., der inflationssenkende Effekt der Leitzinserhöhungen der EZB in diesem Jahr wird sich frühestens 2023 materialisieren.

EDIT - Schönes Zitat von Greg Mankiw: "some of that inflation surge was due to temporary supply-side events. (Team Transitory was wrong, but not entirely wrong.)" Damit sagt er, dass die Angebotsschocks viele Ökonomen in ihrer Persistenz überrascht haben. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass sich die Angebotskurve noch zurückschieben wird..
 
Zuletzt bearbeitet:

Fliegersepp

Erfahrenes Mitglied
24.04.2015
714
1.185
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Die Methode Erdogan also? Zinsen runter bei hoher Inflation? Ja, das hat hervorragend funktioniert wie wir alle wissen. Ich würde ja fragen wieso du dich zu dieser fragwürdigen Aussage versteigst aber da ich nicht mit substantiellen Argumenten rechne, kürzen wir doch einfach ab und schenken uns das. Wäre auch schwierig Jahrzehnte der Wirtschaftsforschung ernsthaft zu widerlegen. Aber es soll ja auch Leute geben die noch immer glauben die Erde sei eine Scheibe.

Auf das fällt mir nur Folgendes ein:

Du kannst mich mal.
 
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DFW_SEN

Erfahrenes Mitglied
28.06.2009
16.007
14.232
IAH & HAM
"Wer so etwas fordert kann nicht ganz normal sein?" -
Warum bitte?
10% Inflation über einen längeren Zeitraum sind für die einfache Bevölkerung ganz sicher nicht gut. Es gibt zahlreiche Menschen die bereits auf dem Zahnfleisch gehen. Da hilft auch das dauernde Übertünchen mit Entlastungspaketen nichts. Das ist lediglich das Zukleistern von Problemen mit Steuergeld.
Die FED ist dabei auch nicht das Problemkind. Die EZB hat mit den überschuldeten EU-Südstaaten ganz andere Probleme und agiert daher maximal vorsichtig. Ein Rettungsschirm spricht erstmal auch nicht für die Stabilität des europäischen Finanzmarkts und auch bei der Bank of England scheint es zu kränkeln.

Was genau erwartest Du was passiert, und waist die Lösung des Problems (individuell und kollektiv).
 

190th ARW

Erfahrenes Mitglied
02.07.2015
1.540
1.011
Was genau erwartest Du was passiert, und waist die Lösung des Problems (individuell und kollektiv).
Soll das jetzt eine Frage sein? Nach Fragen setzt man ein ''?''.

Abgesehen davon, nimm dir doch zukünftig die Zeit zum Korrekturlesen bevor du hier abfeuerst, deine Rechtschreibung (wenn man das noch so nennen kann) ist wirklich nur schwer erträglich und dazu die Posts nicht selten inhaltlich unverständlich...
 
Status

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Geschlossene Themen können, müssen aber nicht, veraltete oder unrichtige Informationen enthalten.
Bitte erkundige dich im Forum bevor du eigenes Handeln auf Information aus geschlossenen Themen aufbaust.

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