Schaffen wir es sachlich zu bleiben? Ansonsten lasse ich es nämlich lieber.
Niemand hat gesagt, dass Liquidität keinen Schutz bietet. Im Vergleich zu zusätzlichen Sachwerten ist er aber halt begrenzt wenn es das einzige Standbein ist.
Oder wie erklärst du dir, dass momentan ein erklecklicher Teil der Bevölkerung auf der letzten Rille läuft und ein Rettungspaket nach dem anderen braucht wenn doch die Sparquote seit 2020 so hoch war?
Die Hand aufhalten tun auch viele, die nicht "auf der letzten Rille" laufen. Und dass es ein Rettungspaket nach dem anderen "braucht", ist strittig.
Und außerdem ist es in diesem Kontext nicht zielführend, von
der Sparquote zu sprechen. Die Sparquote variiert beträchtlich von Haushalt zu Haushalt. Die gesamtwirtschaftliche Sparquote mag hoch sein, aber etwa 30% der privaten Haushalte (ganz grob) haben fast überhaupt kein Nettovermögen. Ihr Konsum ist in etwa gleich mit ihrem Einkommen und ihre Sparquote approximativ null.
Es ist nicht sinnvoll, hier auf einen Mangel an Sachwerten abzustellen. Wenn die Krise nicht gerade ein Krieg auf deutschem Boden oder eine Hyperinflation ist, sind viele Sachwerte aufgrund ihrer Illiquidität problematisch. Du bist da auf dem Holzweg. Einem Teil der Haushalte fehlt nicht speziell Sachvermögen, sondern sie haben wenig bis überhaupt kein Nettovermögen und darüber hinaus noch niedriges Einkommen. Ein Haushalt, der Nettovermögen in einer Höhe hat, die dem Median Deutschlands entspricht (etwa 90k Euro), hat in der aktuellen Situation kein Problem, selbst wenn dieses Nettovermögen ausschließlich in Form von nicht inflationsgeschütztem Finanzvermögen wie Bargeld oder Sichtguthaben gehalten werden sollte.
Du setzt die Menge der Immobilieneigentümer mit der Menge derer gleich die sich bewusst für Sachwerte als Teil ihrer Anlagestrategie entscheiden. Das ist ein Trugschluss. Die allermeisten in Deutschland besitzen genau eine Immobilie und diese wird zum größten Teil aus emotionalen Gründen gekauft und (fast) nie aus finanziellen Erwägungen heraus. Das ist mehr Glück als Verstand.
Das halte ich für eine sehr steile, exzentrische These. Wir wissen aus mikroökonometrischen Studien, dass das Entscheidungsverhalten der Haushalte gut durch die Theorie der rationalen Wahlhandlungen approximiert werden kann, wonach ihr Kalkül eben ökonomisch ist.
Das ist kein perfektes Modell. Ein Modell soll auch gar nicht perfekt, sondern eine möglichst praktikable Vereinfachung sein (->Ockams Rasiermesser). Es wurden in empirischer und experimenteller Forschung Abweichungen von Rationalverhalten gefunden. Insofern kann man sagen, dass menschliche Entscheidungen nicht von streng ökonomisch-rationalem Kalkül allein abhängen. Die Abweichungen hängen teils mit emotional-psychologischen Faktoren zusammen, teils jedoch auch nicht (sondern vielmehr mit Dingen wie begrenzter Informationsverarbeitungskapazität).
Jedoch spricht die Literatur dafür (und dies ist ja nun wirklich eines der Kernthemen der Mikroökonomie), dass ökonomisches Kalkül dominiert. Mit der von mir gefetteten Behauptung in Deinem Zitat bist Du leider ebenfalls auf dem Holzweg.